Eventide Tverb Testbericht
Reverb der etwas anderen Art – in memoriam David Bowie

Eventide Tverb Testbericht
Einen ungewöhnlichen Hall, nein, vielmehr eine ganze Produktionstechnik holst Du dir hier in deine DAW - erfahre im Eventide Tverb Testbericht, womit dieses Plugin punktet

Henry Kresse Von Henry Kresse

Eventide Tverb Test-Fazit

5

DELAMAR
SCORE

Reverb der etwas anderen Art inklusive Dynamikeffekten für deine DAW unter Windows & Mac OS X. Ein Plugin, das dir die Produktionstechnik von David Bowies Gesang im Song »Heroes« bereitstellt. Ein sehr gelungenes Lehrstück für dynamischen Raumklang, der Vintage-Enthusiasten voll überzeugen wird und allen Produzenten die Augen für Hall der etwas anderen Art öffnet.

zum detaillierten Eventide Tverb Testfazit

PRO

  • Hochwertige, einzigartige Raumklangeffekte möglich
  • Komplette Produktionstechnik inkl. Dynamikeffekten
  • Nachbildung des Original-Setups … in Stereo
  • Vielfältige Einsatzmöglichkeiten (nicht nur Vocals)

CONTRA

Für wen?
Mixing-Engineers und Produzenten in professionellen Tonstudios sowie fortgeschrittene Homerecorder.

Preis: 220,00 Euro
UVP: 220,00 Euro

Was ist es?

Das Eventide Tverb ein Reverb-Plugin für Windows & Mac OS X. Es ahmt eine Produktionstechnik nach, die sich Tony Visconti bei den Aufnahmen zu David Bowies Song »Heroes« ausgedacht hat. Der Hall des Meistersaals in den Berliner Hansa-Tonstudios, Bowies Gesangstechnik und die Anzahl der freien Spuren auf der Bandmaschine spielten dabei die entscheidenden Rollen.

David Bowies Lead-Gesang wurde mit jeder Zeile des Songs lauter. Dadurch schnappte das verwendete Mikrofon den Raumklang kaum noch mit auf. Also fügte Tony Visconti zwei zusätzliche Mikrofone für den Raumklang sowie Gates und Kompressoren hinzu – die gemischten und dynamikbearbeiteten Signale landeten schließlich auf der einzigen verbliebenen Spur der Bandmaschine.

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Das Plugin ist für 249,- US$ über die Website des Herstellers erhältlich. Eine 30 Tage lang voll funktionsfähige Demoversion steht zur Verfügung.


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Eventide Tverb Test

Pult, Raum und Mikrofone

Die graphische Oberfläche versetzt dich mitten ins Geschehen. Du schaust auf ein Mischpult mit den Kanalzügen der Raummikrofone und den Effektmodulen. Die Mikros entdeckst Du gleich darüber in einer Darstellung des Meistersaals.


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Hier lassen sich zwei der drei Mics mit der Maus verschieben, um den Klang zu variieren. Für Mikrofon 1 kannst Du mehrere Richtcharakteristika wählen, um das Ambiente des Raumes gegebenenfalls zusätzlich miteinzufangen.

Kompressor

kom

Der Kompressor, der an Mikro 1 (direkt vor David Bowies Nase) hängt, entspricht laut Eventide dem, den Toni Visconti benutzt hat. Leider konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, welcher Kompressor das war. Über eine Info wäre ich an dieser Stelle dankbar.

Alle wichtigen Parameter sind vorhanden: Threshold, Ratio, Attack, Release und Gain. Der Kompressor lässt sich für schnelle A/B-Vergleiche separat deaktivieren.

Gates

Die Gates verfügen über Threshold, Attack, Hold und Release. Sie wirken auf den Mikrofonen 2 und 3, wobei auch eine Verlinkung möglich ist – das führt dazu, dass sich ein Gate auch dann öffnet, wenn nur der Pegel des jeweils anderen Gates den Schwellenwert überschreitet. Auch für die Gates gibt es je einen Bypass-Schalter.

Der Pre-Schalter stellt die Gates von Post-Reverb auf Pre-Reverb um – sie wirken also wahlweise vor oder nach dem Halleffekt. Damit kannst Du ein paar besondere Effekte erzielen, etwa einen für Phil Collins typischen Drum-Sound (»Gated Reverb« wie z.B. bei »In The Air Tonight«).

Eventide Tverb Testbericht
Die Dynamiksektion, eine Besonderheit des Eventide Tverb

Reverb

Der Algorithmus des Reverbs ist von Eventide speziell für dieses Produkt entworfen worden. Es wurde sehr darauf geachtet, diesen Raum bis ins letzte Detail nachzubilden.

Nachdem ich angefangen habe zu experimentieren, wurde mir klar, wie viel so ein einziger Raum doch hergeben kann. Sicher, es ist eine Einschränkung gegenüber den meisten anderen Halleffekten mit ihren variablen Räumen aller Art, aber durch eine gewisse Beschränkung kann die Kreativität auch stark befruchtet werden. Und es ging hier nun mal um die Nachbildung von genau dieser legendären Recording Session.

Der Klang lässt sich mittels parametrischem 2-Band-EQ sowie Reglern für Diffusion und Decay beeinflussen. Die Dichte und Natürlichkeit klingen toll in meinen Ohren.

Kanalzüge

Die Kanalzüge sind einfach, aber mit allen wichtigen Bedienelementen bestückt. Du findest Knöpfe zur Stumm- und Soloschaltung sowie zur Polaritätsumkehr. Letzteres ist naturgemäß praktisch beim Verschieben der Mikrofone, da Phasenauslöschungen auftreten können. Schließlich ist noch ein Balance-Regler an Bord, um die erwähnte Stereofonie auskosten zu können.

Anders als das originale Setup gibt das Plugin Stereosound aus. Tony Visconti meinte, dass er sich erst jetzt bewusstwurde, was da geschaffen wurde – eine erhebliche kreative Erweiterung der Möglichkeiten, die damals herrschten.

In der Praxis mit dem Eventide Tverb

Mit den mitgelieferten Presets wirst Du sicher schnell zu guten Ergebnissen kommen. Visconti selbst hat diverse Voreinstellungen beigesteuert, zudem finden sich Sounds von anderen erfahrenen Tontechnikern.

Wähle ein Preset mit einem passenden Hallcharakter, dann justiere Threshold, Attack und Release deinem Klangmaterial entsprechend – schnell breiten sich die verschiedensten Klangräume mit »atmenden« Gates vor dir aus. Bei Sängerinnen und Sängern, die wissen, was sie tun, lassen sich die Gates schön sauber einstellen. Hier wirst Du mit einem einzigartigen Effekt belohnt.

Das Plug in beschränkt sich selbstverständlich nicht nur auf Vocals. A- und E-Gitarren, Flöten, Schlagzeug und mehr lassen sich mit Gewinn in dieses Plugin speisen. Unten findest Du meine Klangbeispiele und die offiziellen Demos von Eventide.

Die CPU-Belastung ist sehr gering, was für ein Reverb dieser Qualität beachtlich ist.

Ich habe durch Eventide Tverb wieder gelernt, mit weniger auszukommen, und darauf zu achten, dass vor allem die Qualität der Quellen stimmen muss. Manchmal vergisst man das und nimmt, was man kriegt.

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Eventide Tverb Test-Fazit

Die 60er- und 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts waren für mich die kreativsten, was Musik und Musikproduktion angeht. Ich finde es klasse, dass man von Tontechnikern aus dieser Zeit noch so viel lernen kann.

In diesem Fall geht es eben nicht um einen hyperkomplexen Halleffekt mit zig Raumsimulationen und Parametermodulationen, sondern um die Verquickung von mehreren Mikrofonpositionen für Direkt- und Raumklang mit Dynamikeffekten. Ja, es ist »nur« ein einziger Raum, aber nicht mehr und nicht weniger sollte hier verwirklich werden. Das Resultat ist der charakteristische Sound des Meistersaals, der je nach Gate-Einstellung zum Leben erwacht und allein durch die Mikrofonpositionen skulpturiert wird.

Dieses Plugin hat mir deutlich vor Augen geführt, was man wirklich braucht. Wer sich darauf einlässt, dass er hier keinen Alleskönner-Reverb, sondern eine Produktionstechnik für dynamischen Raumklang mit dem Charakter eines bestimmten Saals bekommt, wird belohnt. Ob auf Vocals oder Instrumenten, der Mix der Raummikrofone und das »Atmen« der Gates bilden eine sehr willkommene Alternative zu gewöhnlichen Reverb-Effekten.

Alles in allem stehen im Eventide Tverb Testbericht auf delamar exzellente fünf von fünf Punkten zu Buche.

Features Eventide Tverb Review

  • Hersteller:   
  • Algorithmischer Reverb
  • Plugin für Windows 7+ & Mac OS X 10.7+
  • VST, AU, AAX Native
  • Raum des Meistersaals in den Berliner Hansa-Tonstudios nachgebildet
  • 1 statisches + 2 bewegliche Raummikrofone mischbar
  • 2-Band-EQ + Decay & Diffusion für den Halleffekt
  • Kompressor + 2 Gates

PASSEND ZUM Eventide Tverb Test


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