Eventide 2016 Stereo Room Test
Algorithmisches Reverb Plugin
Von Felix Baarß
Eventide 2016 Stereo Room Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Emulation eines Hallgeräts. Dieser Reverb überzeugt in seiner natürlich anmutenden Nachbildung von Hallräumen geht; der Workflow ist zügig, allerdings wäre eine umfassendere Pegelkontrolle wünschenswert.
PRO
- Dichter, weicher Halleffekt
- Flexibel genug einstellbar, dabei stets musikalisch
- Guter Workflow ohne Spielereien
CONTRA
- Mehr Parameter zur Pegelkontrolle, Parameter-Lock etc. wünschenswert
Für wen?
Alle, die einen einfachen Reverb für natürlich klingende Halleffekte suchen und nicht vor der Nutzung eines iLok2 zurückschrecken.
Was ist es?
Der algorithmische Reverb Eventide 2016 Stereo Room ist ein Halleffekt in Form eines Audio-Plugins für PC & Mac (Formate siehe Infokasten). Die Grundlage bildet das im Jahre 1981 veröffentlichte Hallgerät Eventide SP2016, dessen Effekte auf zahlreichen Hit-Produktionen zu hören sind.
Auch das Plugin möchte mit einer vergleichsweise überschaubaren Menge an Parametern auskommen – in der Sektion für Hallfahne & Pre-Delay finden sich lediglich vier Regler, dazu kommt ein 2-Band-EQ mit fest eingestellten Flankensteilheiten.
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Eventide 2016 Stereo Room Test
Basics
Den Anfang macht die Levels-Sektion, in der sich eine Doppelreihe à zehn Pegel-LEDs nebst Übersteuerungsanzeige findet. Die ist für die Überwachung des Eingangssignals gedacht, der Output-Pegel lässt sich damit leider nicht visualisieren. Hier gibt’s keine Extras wie Peak-Hold-Anzeigen, aber das ist kein Beinbruch. Die Regelung des Inputs ist von -99 bis ±0 dB möglich – genug Spielraum und in 1-dB-Schritten gerade fein genug aufgelöst. Der Kill-Button schaltet den Input sofort stumm.
Am Ende des Signalflusses habe ich aber eine Regelung für die Ausgangslautstärke vermisst, manchmal auch eine Möglichkeit zum Boost des Input-Signals.
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Ein Mix-Regler für die Mischung des trockenem und des Hallsignals darf nicht fehlen. Vielleicht bin ich ein wenig pingelig, aber hier fehlt mir die beispielsweise aus dem Exponential Audio Phoenix Verb [Test] gewohnte Verhaltensweise, dass das Mischverhältnis auch nach einem Preset-Wechsel bestehen bleibt.
Nun gut, andererseits ist eine bestimmte Dry/Wet-Einstellung durchaus ein wichtiger Bestandteil der mitgelieferten Presets. Aufgrund der angesprochenen, eher spartanischen Gain-Kontrollen hätten mich hier separate Potis für Dry & Wet versöhnen können, aber sei’s drum.
Der Reverb des Eventide 2016 Stereo Room Test
Zur Hauptsache – dem Reverb-Bereich. Das Pre-Delay reicht von 0 bis 125 Millisekunden und das Decay (die Länge der Hallfahne) von 0,2 bis 30 Sekunden. Das ist zur Genüge flexibel. Der Position-Regler ist fabelhaft für die schnelle Positionierung eines Sounds im räumlichen Gefüge eines Mixes geeignet – für eine interessante Tiefenstaffelung mehrerer Klänge lässt sich hier bequem werkeln, denn der Regler bestimmt das Mischverhältnis aus den frühen Reflexionen und der Hallfahne.
Die Diffusion ist für die »Schärfe« der Hallfahne zuständig, wobei am einen Ende flache, harte Reflexionsflächen und am anderen Ende des Regelbereichs irregulär geformte, den Klang chaotisch zurückwerfende Flächen simuliert werden. Hier ist das klanglich gut umgesetzt worden.
Der 2-Band-EQ ist eine nette Dreingabe, um den Klang final zu formen und besser in einen Mix einzupassen. Die Bandbreite der Filter ist hoch (es finden sich keine genauen Angaben im PDF-Handbuch), so dass der Sound auch bei drastischen Absenkungen (max. -8 dB) nicht unnatürlich verbogen wird.
Drums Dry
Drums Dry/Wet
Drums Wet
Vocals dry
Vocals Dry/Wet
Vocals Wet
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Eventide 2016 Stereo Room Test-Fazit
Das Handbuch weiß von den zur Verfügung stehenden Parametern und deren Regelbereichen Folgendes zu berichten: »And, while they allow the user to vary the effect dramatically, the controls can’t be set in a way that will create an unnatural sounding effect«. Das kann ich guten Gewissens unterschreiben. Der Sound ist eigentlich nie unnatürlich und in Produktionen aller Art brauchbar. Die Hallfahne ist so dicht, weich und »musikalisch«, wie ich es von einem guten Plugin in dieser Preisklasse erwarte.
Dabei ist der Workflow angenehm zügig. In der Gegenüberstellung mit dem angesprochenen Mitbewerber von Exponential Audio, den Hall-Plugins von Flux und anderen könnte die Beschränkung auf wenige Parameter dem einen oder anderen zu rigoros sein. Manchmal hätte ich mir mehr Eingriffsmöglichkeiten gewünscht, gerade in Sachen Pegelkontrolle. Der Katalog mit 39 Presets ist auch nicht allzu üppig geraten. Dennoch wage ich zu prognostizieren, dass die meisten Produzenten hier sehr wohl ein ausreichend ausgestattetes Werkzeug zur Klangformung an die Hand bekommen und klanglich ist wie erwähnt eh alles in Butter.
Der Preis ist angemessen, jedenfalls wenn sich der Umrechnungskurs zwischen US-Dollar und Euro nicht schlagartig ändert. ;)
Features Eventide 2016 Stereo Room Review
- Hersteller: Eventide
- Algorithmischer Halleffekt (»Reverb«)
- Audio Plugin für Windows & Mac OS
- Plugin-Schnittstellen: VST, AU, RTAS, AAX
- Lizenzierung via iLok License Manager erforderlich
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