ESI planet 22x Test
Dante Audio Interface
Von Kai Chonishvili am 08. November 2019
ESI planet 22x Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
ESI planet 22x ist ein Audio Interface mit einer Dante-Schnittstelle. Mit dem ESI planet 22x bekommst Du ein Audio Interface, welches Du über ein Ethernet-Kabel in ein Dante-Netzwerk integrieren kannst.
PRO
- sehr gute Klangqualität
- hochwertige Wandler
- gerasterte Potis
- Dante-Schnittstelle
- großer Dynamikumfang
CONTRA
- Phantomspeisung nicht getrennt einstellbar
Für wen?
Musikproduzenten und Tontechniker
Was ist es?
Das ESI planet 22x ist ein Audio Interface mit zwei Kanälen, welches aus der Feder des deutschen Herstellers stammt. An diesem kannst Du zwei Audioquellen anschließen und in deiner DAW aufzeichnen. Neben der zuschaltbaren Phantomspeisung für Kondensator-Mikrofone findest Du auch Hi-Z-Schalter, womit der Betrieb von E-Gitarren gewährleistet wird.
Die Besonderheit liegt jedoch in der Ethernet-Schnittstelle des Interfaces, da Du das ESI planet 22x nicht über USB oder Thunderbolt mit dem Computer verbindest. Stattdessen benötigst Du ein gewöhnliches Netzwerk-Kabel, dessen Kabellänge weit über das hinausgeht, was bei USB und Konsorten üblich ist. Die Kommunikation erfolgt dann über die sogenannte Dante-Schnittstelle und einer speziellen aber mitgelieferten Software, die im Laufe dieses Testberichts noch ausführlich erläutert wird.
Der Vorteil dieser Audio-über-Netzwerk-Technik liegt unter anderem darin, dass man weite Wegstrecken zuverlässig und sehr kostengünstig zurücklegen kann. Doch auch die Erweiterungsmöglichkeiten spielen für dich eine Rolle, doch dazu später mehr.
ESI planet 22x Features
- Audio-Interface
- Anschluss: Dante Netzwerk
- 2x XLR-/Klinke Combo-Eingänge
- 2x XLR-Ausgänge
- Mikrofonvorverstärker
- Hi-Z zuschaltbar
ANZEIGE
ESI planet 22x Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
In diesem ESI planet 22x Test wirkt das Audio Interface auf den ersten Blick minimalistisch, robust und edel. Die Gehäuseoberfläche ist aus gebürstetem Aluminium und in schwarz gehalten. Das Gehäuse fällt mit seinen Maßen von 17,5 x 12,0 x 4,5 cm äußerst kompakt aus.
PASSEND DAZU
- Focusrite Scarlett Solo 4th Gen Test: Neue Generation des Audio Interfaces
- Arturia MiniFuse 2 Test: Next Generation Audio- und MIDI-Interface
- Arturia MiniFuse 1 Test: Das ultimative portable Audio Interface?
- Omnitronic GNOME-202P Test: Mini-Mixer für Party & Co.
- Native Instruments Komplete Audio 6: Audio Interface jetzt im Handel
Die Gewichtung ist genau richtig: nicht zu schwer und nicht zu leicht. Dank der gummierten Füße sitzt es auch absolut rutschfest auf dem Tisch.
Bei den Bedienelementen gibt es keinen Grund zur Beanstandung, denn sowohl beim Drücken der Taster als auch dem Drehen der Regler bekommst Du ein klares Feedback. Die leicht zu drückenden Taster geben einen „Klick“ von sich, während die Regler gerastert sind. Diese ist sehr praktisch, weil Du beide Eingänge auf exakt die gleiche Lautstärke einstellen kannst.
Anschlussmöglichkeiten
Hinsichtlich der Anschlüsse zeigt sich das ESI planet 22x ebenfalls reduziert: auf der Geräterückseite findest Du zwei symmetrische Eingänge in kombinierter XLR-Klinken-Ausführung sowie zwei symmetrische XLR-Ausgänge. Obwohl keine offensichtlichen Verriegelungen vorhanden sind, rasten die Stecker dennoch richtig ein.
Die Eingänge sind beide absolut identisch und nehmen Line-, Instrumenten- und Mikrofon-Signale an. Das Umschalten zwischen den unterschiedlichen Pegeln erfolgt über die Hi-Z- und Mic-Schalter pro Kanal.
Die Phantomspeisung aktivierst Du über einen Schalter an der Vorderseite, allerdings für beide Kanäle parallel. Das ist ärgerlich, denn wenn Du beispielsweise ein Kondensator- und ein Bändchenmikrofon gleichzeitig betreiben willst, ist dies schlicht nicht möglich. Der Grund liegt eben in der Phantomspeisung, die vom Kondensator-Mikrofon verlangt und vom Bändchen-Mikrofon nicht vertragen wird.
Ebenso vorzufinden ist ein Kopfhörerausgang inklusive Volume-Regler an der Gerätefront, der im 6,3mm-Klinkenformat ausgeführt ist. Dieser Drehregler ist übrigens nicht gerastert, damit Du das Signal stufenlos einstellen kannst.
Dante spoken im ESI planet 22x Test
Das besondere am ESI planet 22x ist zweifellos die Dante-Schnittstelle, denn hierbei werden die Audiodaten in Echtzeit über Netzwerk transportiert. Echtzeit ist in diesem Kontext das Zauberwort, denn Audiodaten werden natürlich schon lange über Netzwerk übertragen.
Doch mittlerweile gibt es mehrere Audio-zu-Netzwerk-Schnittstellen, die eine nahezu latenzfreie Übertragung in optimaler Qualität gewährleisten können. Und Dante zählt zu den etablierten Schnittstellen, die von Focusrite, Yamaha, Avid, SSl, ESI und vielen anderen Herstellern unterstützt werden.
Der Clou besteht darin, dass in der Theorie bis zu 512 Kanäle über ein einziges Netzwerk-Kabel übertragen werden können. Das ist natürlich im Live-Betrieb ein echter Mehrwert, wenn die Signale von der Stagebox zum Digitalpult gelangen sollen. Mit Dante kannst Du auf teure Multicores verzichten und stattdessen ein herkömmliches Ethernet-Kabel nutzen.
Und wenn Du ein redundantes Backup-System aufbauen willst, legst Du eben ein zweites Ethernet-Kabel daneben (und kein weiteres Multicore)
Außerdem kannst Du bestehende Netzwerke verwenden und neben dem Datenaustausch zusätzliche Audiosignale in Echtzeit übertragen. Wenn der Studiokomplex also bereits über eine Ethernet-Struktur verfügt, ist es möglich, diese auch für die Audioübertragung zu nutzen.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Modularität: wenn Du zu wenige Ein- und Ausgänge haben solltest, bindest Du eben einen weiteren Dante-fähigen Wandler ins Netzwerk ein. Auch das Routing der Ein- und Ausgänge ist in Form einer Matrix eine sehr übersichtliche Angelegenheit.
ESI planet 22x und Audinate
Das klingt natürlich alles ziemlich klasse und auch einfach in der Umsetzung, doch da gibt es einiges zu beachten. Zunächst einmal ist Dante von Audinate entwickelt worden, dessen Software (Dante Virtual Soundcard und Dante Controller) Du im Verbund mit dem planet 22x benötigst. Natürlich ist eine Lizenz für diese Software im Lieferumfang enthalten.
Das Handbuch des ESI Interfaces ist zwar sehr minimalistisch gehalten, bietet aber eine klar strukturierte Anleitung für die Dante-Konfiguration – in deutscher Sprache natürlich. Die Installation der speziellen Software Dante Virtual Sound Card und Dante Controller verlief im Test ohne Beanstandungen.
Ab dann müssen die physikalischen I/Os des Interfaces in der Software Dante Controller mittels Routing-Matrix verbunden werden. Bedeutet also: bis Du mit diesem Interface startklar bist, musst Du dich zwangsläufig mit dem Thema Dante beschäftigen. Es ist zwar sehr spannend, aber eben nicht in fünf Minuten getan.
Beispielsweise liefen zu Beginn die Dante-Software und das ESI-Interface nicht mit der gleichen Sample-Rate, weshalb das Routing vorerst nicht funktionierte. Nach dem manuellen Umstellen verlief dann alles ohne Probleme, nur muss man solche Zusammenhänge eben wissen. Ebenso muss man wissen, wo man solche Dinge in der Dante-Software ändern kann.
Für den Praxistest habe ich das Audio Interface direkt via Ethernet mit dem Computer verbunden und unterschiedliche Kabellängen und DAWs ausprobiert. Hier gab es aber keinerlei Probleme, alles funktionierte wie erwartet einwandfrei.
Ebenso konnte ich das ESI planet 22x an einen gewöhnlichen Switch anklemmen und im Netzwerk als Audio Interface in meiner DAW verwenden. Wie sich das Interface jedoch in größeren Netzwerken mit mehreren Dante-Geräten verhält, konnte ich leider nicht testen.
Audioqualität und Latenz
Die spannende Frage bei einem Audio Interface ist natürlich immer: Wie klingt es denn nun? Als Vergleichsobjekt diente das RME Fireface UC, dementsprechend hörte ich Musik über Lautsprecher (Focal Shape Twin) und Kopfhörer (Sennheiser HD600) über beide Interfaces im Wechsel ab.
Generell empfinde ich den Klang des ESI planet 22x ebenso neutral, detailliert und transparent, wie beim Fireface UC. Auch hinsichtlich der Vorverstärker habe ich den Eindruck, dass beide Kontrahenten in einer Liga spielen. Ich konnte keine Überbetonungen im Frequenzgang feststellen. Das Grundrauschen ist erst bei sehr hohen Pegeln wahrnehmbar, sodass man auch leise Mikrofone ohne Weiteres auf einen Arbeitspegel bringen kann.
In puncto Latenz gibt mir das Interface unter Windows 10 in der DAW Bitwig Studio eine Latenz von 2,9ms aus, bei einer geringen Puffergröße von 128 Samples. In der Praxis kann ich also ohne spürbare Latenz meine virtuellen Instrumente anspielen oder das Mikrofon anklemmen und den Sound in der DAW effektieren.
Das Tolle an dieser Stelle ist natürlich der Umstand, dass das Audio Interface über Ethernet auch mal eben 50 Meter vom Computer entfernt sein könnte – und die Latenz gleich bleibt.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
ESI planet 22x Test-Fazit
Das ESI planet 22x ist der kompakte aber nicht ganz günstige Einstieg in die Dante-Welt, mit dem Du zwei hochwertige Wandler in ein Audio-Netzwerk einbinden kannst. Dabei eignet sich das Interface auch als professionelle Erweiterung einer bestehenden Dante-Umgebung.
Wenn Du also bereits ein Dante-Interface in Verwendung hast und zwei weitere I/Os benötigst, wäre das ESI planet 22x eine mögliche Ergänzung. Ebenso denkbar: Du hast mehrere Räume per Netzwerk verbunden und brauchst ein flexibles Interface, dass Du je nach Bedarf in Raum X oder Y betreiben kannst – auch dann wäre das planet 22x ein geeigneter Kandidat.
Generell sehe ich das Audio Interface weniger im Homerecording-Bereich, da die Dante-Anbindung – wie im entsprechenden Abschnitt angesprochen – viele Vorzüge mit sich bringt, die erst in einer professionellen Umgebung aufgehen.
Alles in allem ist es ein gutes Audio Interface mit sehr guten Wandler, das sich im ESI planet 22x Test klar eine sehr gute Wertung verdient.
Features ESI planet 22x Review
- Hersteller: ESI
- Dante Netzwerk-Audio-Interface
- 2x symmetrische XLR-/Klinke Combo-Eingänge
- 2x symmetrische XLR-Ausgänge
- 24-bit / 96kHz AD-Wandler mit 118dB(a) Dynamikumfang
- 24-bit / 96kHz DA-Wandler mit 123dB(a) Dynamikumfang
- pro Kanal Low-Noise Mikrofonvorverstärker zuschaltbar mit regelbarem Gain
- +48V Phantomspeisung für angeschlossene Mikrofone
- pro Kanal Hi-Z Insrumenten-Eingangsstufe zuschaltbar
- präziser Step-Potentiometer für die Steuerung des Masterpegels über den Line-Ausgang
- regelbarer Kopfhörerausgang
- Stromversorgung über Netzwerkkabel möglich (PoE / Power over Ethernet)
- 12V DC Netzteil mitgeliefert
- Lizenz der Dante Virtual Soundcard für Mac / PC mitgeliefert
- unterstützt Windows 7/8.1/10 mit WDM und ASIO 2.0
- unterstützt macOS mit CoreAudio
- Software-Paket enthalten (Deckadance LE, Bitwig Studio 8-Track, inTone 2 ESI Edition)
- Abmessungen: ca. 17.5cm x 12.0cm x 4.5cm
PASSEND ZUM ESI planet 22x Test
- ESI Amber i1 Test
- Tascam US-1x2HR Test
- Universal Audio Apollo Twin X USB Test
- Focusrite Scarlett Solo 4th Gen Test
- Zoom UAC-232 Test