Drumagog 5 Platinum Testbericht
Drum Replacement für alle Fälle
Von Felix Baarß
Drumagog 5 Platinum Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Stark verbesserte Version der Drum Replacement Software. Diese Version überzeugt mit weitreichender Kontrolle über Artikulation und Dynamik sowie der Möglichkeit, externe Plugins einzubinden.
PRO
- Übersichtliche Benutzeroberfläche
- Überzeugende Ergebnisse
- Umfassende Kontrolle über Dynamik und Artikulation
- Automatische Hihat-Erkennung funktioniert gut
- Plugin-Hosting
CONTRA
- Mitgelieferte Samples überzeugen nicht
- Effekte eher Zugabe als wirklich nützlich
Für wen?
Alle, die live oder im Tonstudio Drum Sounds nachträglich ändern wollen.
Was ist es?
Drumagog 5 Platinum ist ein Plugin, das für das so genannte Drum Replacement eingesetzt wird. Es ist eine Software, mit der Du einzelne Instrumente innerhalb einer Schlagzeugaufnahme nachträglich durch andere Klänge ersetzen kannst. Ganz so, als würde derselbe Drummer den gleichen Rhythmus spielen, dabei aber ein völlig anderes Schlagzeug benutzen. Auch zum Drum Layering ist das Plugin geeignet.
Mitgeliefert werden 6 GB an Samples. Drumagog 5 Platinum ist für Windows (ab XP) und Mac OS X (ab Version 10.4.11) verfügbar, wobei die Schnittstellen VST, RTAS und AU unterstützt werden.
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Drumagog 5 Platinum Test
Einleitung
Lange war Drumagog das einzige ernst zu nehmende Plugin, mit dem Du Drum Replacement betreiben konntest. Mittlerweile gibt es eine Handvoll ähnlich fähiger Software von anderen Herstellern und so musste der Hersteller WaveMachine Labs mit Drumagog 5 wieder eine Schippe drauflegen, um nicht in’s Hintertreffen zu geraten. So kommt die neueste Version nun noch besser mit schnellen, komplexen Aufnahmen zurecht und bietet (endlich!) eine aufgeräumte Oberfläche.
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Sehr erfreulich ist auch, dass das Plugin mittlerweile eingedeutscht wurde und obendrein ein deutsches Handbuch beiliegt.
Drumagog 5 ist in drei Varianten erhältlich. In diesem Testbericht nehme ich die Platinum-Version genau unter die Lupe, welche mit zusätzlichen Effekten wie einem Faltungshall, authentischeren Samples mit Raumklang und der Funktion des Plugin-Hostings aufwartet. Weitere Details findest Du im Verlauf dieses Artikels „Drumagog 5 Testbericht“.
Installation
Die Installation verlief auf meinem Testrechner mit Windows 7 reibungslos. Im Gegensatz zur 5.0 Version kannst Du nun auch bestimmen, in welches Verzeichnis Du das Plugin und (!) die Drum Library auf deiner Festplatte installieren möchtest. Das schont die Festplatte mit der Windows-Installation und verringert die Größe der benötigten Backups. Die Autorisierung des Plugins kann sowohl per iLok als auch mithilfe einer Lizenzdatei erfolgen.
Auf zum Drum Replacement
Nach dem Laden des Plugins in einen Insert-Slot ist der nächste Bearbeitungsschritt das Festlegen der Eingangslautstärke. Bei leisen Signalen solltest Du sicherstellen, dass diese genügend verstärkt werden, um später mehr Spielraum bei der Bearbeitung zu haben. Allerdings muss auch darauf geachtet werden, dass keine Übersteuerung (Clipping) auftritt. Leider kannst Du anhand des eingebauten Pegelmessers im Plugin nicht erkennen, ob das der Fall ist – hier fehlen schlicht zwei kleine rote Leuchten zur Anzeige auftretender Übersteuerungen.
Sobald die Lautstärke vernünftig ausgesteuert ist, kannst Du dich mit dem Empfindlichkeitsregler (Sensitivity) beschäftigen. Dieser bestimmt den Schwellenwert, ab wann ein Schlag als solcher erkannt wird und dann ersetzt werden soll. Alles unterhalb des Schwellenwerts ist beispielsweise das Übersprechen anderer Spuren und darf getrost ignoriert werden.
Der Triggerverlauf-Parameter regelt das zeitliche Intervall, in dem die Erkennung stattfinden soll – praktisch, um auch schnellere Trommelwirbel und dergleichen korrekt zu ersetzen. Hier gibt es auch eine Automatik, die in den meisten Situationen meines Tests zuverlässig arbeitete.
Schiebe den Regler für die Transientendetails nach links, wenn Drumagog mehr Anschläge erklingen lässt, als es soll. Umgekehrt solltest Du die Details unbedingt aufdrehen, um subtile Zwischenschläge wie Ghost Notes in das Drum Replacement einzubeziehen. Die Grundregel lautet, dass Du zunächst alle Details erfassen solltest (Regler ganz nach rechts), um dann nach und nach den Beat luftiger zu machen und von störenden Elementen zu befreien.
Mit diesen grundlegenden Einstellungen kommst Du mindestens so weit, Kick Drums oder Snare Drums zu triggern bzw. zu ersetzen. Das klappt sehr gut und Du kannst den Sound in feinen Abstufungen regeln.
Fortgeschrittene Bedienung
Die Dynamik gemächlicher Rhythmen lässt sich mit Drumagog 5 sehr gut kontrollieren. Doch schnelle, komplizierte Beats überfordern das Plugin zuweilen. Gerade mit lauten Übersprechungen (Bleeding) kommt die Software nicht gut klar. Das ist aber angesichts der Komplexität solcher Signale auch nachvollziehbar und lässt sich dank der Trigger-Filter meistens weitgehend beheben.
Mit den Trigger-Filtern (Low-Cut, High-Cut, Bandpass) kannst Du bestimmte Frequenzbereiche des Eingangssignals abschwächen oder anheben – so kannst Du alle irrelevanten Anteile des Inputs außen vor lassen. Beispiel: Beim Ersetzen der Snare Drum filterst Du alle tieffrequenten Anteile der Kick Drum heraus.
Der Algorithmus Auto Align 2.0 sorgt dafür, dass die Samples genau zum richtigen Zeitpunkt abgespielt werden. In der Vorgängerversion war solch eine Phasenkorrektur nur manuell möglich. Das Überblenden der originalen Sounds mit den ersetzenden Samples funktionierte gut – alles erschien mir passend, ohne dass ich die Polarität oder die Phase ändern musste.
Es gibt einen Live-Modus mit einer festen Latenz von zwei Millisekunden. Dieser ist für den Einsatz auf der Bühne gedacht und soll das Eingangssignal nicht ganz so detailliert analysieren können. Ich habe das allerdings nicht weiter überprüfen können, sondern nur im Studio mit dem Plugin gearbeitet.
Im Stealth-Modus wird das originale Signal für kurze Zeit ausgeblendet, sobald ein Hit registriert wird. Der übrige Sound (Release & Bleeding) wird hingegen durchgelassen. So kannst Du allein die Transienten der Drums in einer Spur ersetzen, während der ganze Rest – also Übersprechungen und sonstige Nebengeräusche – nicht verändert wird und ungehindert passieren kann. Das könnte sich in einigen Situationen als sehr nützlich erweisen, um die Lebendigkeit der Aufnahmen zu erhalten.
Auto Hihat Tracking
Bisher war es oft frustrierend, die Artikulation und Dynamik einer Hihat gut zu erkennen und dann auch noch passend zu ersetzen. Die Neuerung des automatischen Aufspürens von Hihats (»Auto Hihat Tracking«) soll Abhilfe schaffen. Drumagog 5 erkennt, ob es sich um eine geschlossene, halboffene oder offene Hihat handelt und ermöglicht so das akkurate Ersetzen mit Samples der entsprechenden Artikulationsformen.
Original:
Mit Auto Hihat Tracking:
Zusätzlich zum Schwellenwert für die automatische Hihat-Erkennung (unter »Einstellungen«) solltest Du den oben erwähnten Empfindlichkeitsregler und den Triggerverlauf justieren, um die Hihat fest bei den Hörnern zu packen. Zudem musst Du die durch das Auto Hihat Tracking entstehende Latenz manuell ausgleichen; die meisten DAW-Programme verfügen über einen Parameter, mit dem Du das erledigen kannst: Oftmals »Track Delay« (Spurenverzögerung) genannt. Alternativ verschiebst Du einfach die Hihat-Spur in der Spurenansicht etwas nach links.
Sobald Du all dies mit ein wenig Fingerspitzengefühl geregelt hast, verrichtet dieses Feature zuverlässig seinen Dienst. Großes Kino! Hieran wirst Du sicher viel Freude haben und mit etwas Feinarbeit kommen auch verhältnismäßig gute Ergebnisse heraus.
Bleed Reduction
Eine Funktion, die neu im Update auf 5.1 herausgekommen ist, nennt sich Bleed Reduction. Dahinter versteckt sich eine sehr einfach gestrickte Sidechain-Funktionalität bei Drumagog. Ziel ist, das Übersprechen anderer Spuren zu minimieren. Dazu lasse ich beispielsweise das Plugin auf der Kick Drum an die Instanz auf der Snare Drum senden, wann die Kick spielt. Damit wird dann der entsprechende Hit bei der Snare Drum ignoriert und nicht mehr ersetzt.
Was bei Snare und Kick Drum bestens funktioniert, wird bei der Ersetzung der Hihat schon wesentlich komplexer, zumal diese auch noch häufig zusammenspielen. In meinem Recording war es kaum möglich, hier eine gute Balance zu finden – nicht, dass eine andere Methode bessere Ergebnisse erzielen hätte können. Übrigens kann die Hihat-Spur auch nur dann mit Bleed Reduction genutzt werden, wenn die Funktion „Auto Hihat Tracking“ deaktiviert ist.
Dynamik
Wenn Du die Funktion »Dynamische Multisamples« aktivierst, werden die Samples, mit denen das Ursprungssignal ersetzt wird, per Zufall ausgewählt. Für diesen Zweck beinhaltet die mitgelieferte Klangbibliothek passende Sets mit mehreren Samples. Diese bestehen aus den Aufnahmen einer bestimmten Drum mit verschiedenen Anschlaghärten und subtilen Variationen in der Spielweise.
Dadurch entsteht ein wesentlich lebendigeres, natürlicheres Spiel – die Illusion einer echten Schlagzeugaufnahme rückt damit näher.
Zudem lässt sich die Dynamik in der Gruppensektion regeln. Zur weiteren Bearbeitung des Dynamikverlaufs kannst Du auf den Knopf »Dynamisches Tracking« drücken – nun werden die Lautstärken jedes Samples angepasst und auf ein annähernd einheitliches Level gebracht.
Sample Library, Plugin-Hosting, Synthesizer und Effekte
Im Lieferumfang sind 6 GB Samples enthalten, darunter Kicks, Toms, Snares und Becken. Viele der Samples kommen als Multisamples für verschiedene Anschlaghärten, Spieltechniken (z.B. Rimshots) oder (leider sehr wenigen) Overhead- und Raumklangvariationen daher. Im Großen und Ganzen sind die Sounds zufriedenstellend, aber eben auch nicht brillant. In Sachen Realismus können die Samples von Drumagog mit spezialisierten Libraries von Drittherstellern nicht mithalten. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die spezialisierten Plugins können ja schon alleine mehr kosten als Drumagog.
Ein weiteres Gimmick: Du kannst nun externe VSTi-Plugins wie Toontrack EZdrummer bzw. Superior Drummer und Konsorten direkt in Drumagog laden und ansteuern. Dazu musst Du die MIDI-Note bestimmen, die an das Plugin gesendet werden soll. Sehr cool ist hier der Mix-Regler, mit dem Du den Output von Drumagog und dem entsprechenden Plugin stufenlos überblenden kannst. So muss das sein – zumindest für alle, die dieses Plugin im Live-Einsatz verwenden möchten.
Der eingebaute Drum Synthesizer ist eine nette Idee, aber nicht wirklich ausgereift. Der Morph-Effekt ist meines Erachtens eher überflüssig. Was hier stellenweise an einen Kammfiltereffekt erinnert, kannst Du mit externen Effekten besser bewerkstelligen. Schließlich ist noch ein sehr einfach gehaltener Faltungshall integriert. Schön, dass Du auch eigene Impulsantworten nutzen kannst und nicht auf die integrierten beschränkt bist.
Die Effekte mögen für den Live-Einsatz taugen, im Tonstudio würde ich jedoch immer auf spezialisierte Plugins und Effekte zurückgreifen.
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Drumagog 5 Platinum Test-Fazit
Eins steht felsenfest: Seit Version 4 hat sich enorm viel zum Guten bewegt. Die Kernkompetenz des Plugins ist nach wie vor das Erkennen und Ersetzen von Drums. Hier lässt Drumagog 5 die Muskeln spielen – die Kombination aus den Reglern für Schwellenwert, Transientendetails und Co. ermöglicht es dir, auf die meisten kniffligen Situationen zu reagieren und ein mindestens akzeptables, oft hervorragendes Ergebnis zu erzielen (und das, nachdem ja das Problem oftmals eine verhunzte Aufnahme im Vorfeld ist).
Die Oberfläche bei Drumagog5 ist klar strukturiert und gut lesbar, was das Experimentieren und Arbeiten erleichtert. Nach Version 4 war das auch bitter nötig.
Die Effekte sind vernachlässigbar, ich würde sie jedenfalls nicht vermissen. Die mitgelieferte Sample-Bibliothek begeistert mich nicht – Raum- und Overhead-Aufnahmen sind Mangelware. Das ist schon deswegen schade, weil es gerade diese Teile sind, die einer Schlagzeugaufnahme den nötigen Charakter und das Leben einflößen. In Kombination mit Drum Libraries von Drittherstellern spielt Drumagog 5 dann aber seine wirkliche Stärke aus – das klingt gut, das macht Spaß.
Die automatische Erkennung von Hihats verschiedener Spielartikulationen ist sehr hilfreich und dabei nur ein Puzzleteil bei der Kontrolle über die Dynamik einer Aufnahme. So können natürlich anmutende Drums entstehen – wohl das größte Kompliment, das man einer Software dieser Art machen kann.
Die Platinum-Version kostet derzeit 309,- Euro beim deutschen Vertrieb dbsys, die Pro-Version 229,- Euro. Ich würde hier auf die Zugabe von Hihat-Tracking, Reverb, Morph-Engine und Plugin-Hosting verzichten und mir die 90,- Euro einfach sparen. Die Pro-Version sollte gerade in Tonstudio-Umgebungen bestens geeignet sein und das beste Preis-/Leistungs-Verhältnis bieten.
Features Drumagog 5 Platinum Review
- Hersteller: Wavemachine Labs
- Plugin zum Drum Replacement
- Automatische Hihat-Erkennung
- 6 GB (Multi-)Samples
PASSEND ZUM Drumagog 5 Platinum Test
- Drumagog Test
- HOFA IQ-Series Limiter V2 Test
- HOFA IQ-Series Transient Test
- Noiseworks GainAim Test
- D16 LuSH 2 Test