Digigram CANCUN 442-Mic Test
Mobiles Audio Interface für Live & Broadcast
Von Felix Baarß
Digigram CANCUN 442-Mic Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Mobiles Audio Interface. Anschlussvielfalt, sehr guter Sound und geringe Latenz auf kleinstem Raum – ein sehr leistungsfähiges portables Interface.
PRO
- Sehr guter Klang dank hochwertiger Wandler & Vorverstärker
- Analoge & digitale I/Os simultan nutzbar mit bis zu 192 kHz
- Relativ niedrige Latenz praktikabel
- Gut ansprechendes Touch-Paneel und klare Mixer-Software
- Schlank neben dem Laptop platzierbar
- Gepolsterte Tasche, Staubtuch, USB-Kabel
CONTRA
- Gehäuseteile könnten fester sitzen
Für wen?
Fortgeschrittene und Profis im Außeneinsatz für Recording, Soundsystem-Setup, akustischer Einmessung und mehr.
Was ist es?
Das Digigram CANCUN 442-Mic ist ein USB Audio Interface, das sich vor allem im Live- und Broadcast-Bereich positioniert und für den mobilen Einsatz am Laptop (PC & Mac) konzipiert ist. Das Gerät bietet Lösungen für Aufnahmesituationen wie Meetings und Konferenzen, das Setup von Soundsystemen bei Events, Field Recording mit bis zu vier externen Mikrofonen, Surround-Aufnahme, akustischer Einmessung und mehr. Die kompakte Hardware wird über zwei Drehregler und diverse Punkte auf der berührungsempfindlichen Oberfläche bedient.
An der mitgelieferten Kabelpeitsche findest Du je vier XLR-Ein- und Ausgänge für Mic/Line sowie zwei XLR-Pärchen für AES. Am Gerät finden sich ein Kopfhörerausgang (6,3 mm), I/Os für AES/EBU (TOSLINK) und ein XLR-Eingang. Die Wandlung geschieht mit maximal 24 Bit & 192 kHz.
Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 1.178,- Euro (inkl. MwSt.) – Stand 2017 haben wir das Gerät bei keinem Händler entdeckt, können also auch keinen aktuellen Straßenpreis nennen. Eine günstigere 2-Kanal-Variante des Interfaces gibt es für unverbindliche 821,- Euro.
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Digigram CANCUN 442-Mic Test
Lieferumfang & erster Eindruck
In der Packung entdecke ich neben dem Digigram CANCUN 442-Mic das Breakout-Kabel (die Kabelpeitsche), ein USB-Kabel und eine gepolsterte Tragetasche mit zwei Fächern, in der noch ein Staubtuch zu finden ist. Eine schöne Ausstattung, die den portablen Charakter des Interfaces unterstreicht.
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Das Gerät ist außergewöhnlich flach und nur etwa 10 cm breit, so dass es sehr gut neben einem Laptop platziert werden kann. Ein kompaktes Gerät angesichts der vielen Anschlussmöglichkeiten – zugegeben, diese werden über die Kabelpeitsche realisiert, die via Sub-D an die Rückseite gesteckt und festgeschraubt werden kann. Sie macht einen guten Eindruck, die Kabelummantelung erscheint ausreichend robust.
Die Standfestigkeit auf glattem Untergrund ist hoch, da an der Unterseite vier kleine Gummifüße sitzen. Das Mini-USB-Kabel verschwindet komplett in einer Mulde an der Unterseite des Geräts, so besteht keine Gefahr, dass die Verbindung während des laufenden Betriebs unterbrochen wird.
Die Verbindung der oberen und unteren Kunststoffgehäuseteile mit dem eigentlichen Hardware-Kern ist nicht fest, beide Komponenten lassen sich um einige Millimeter nach oben bzw. unten biegen. In der Praxis wird das die Einsatztauglichkeit wohl nicht beeinträchtigen, aber ich kann hier nicht von »ultra-robust« sprechen, wie es der Hersteller in der Produktbeschreibung tut.
Der Windows-Treiber wird auf einem flachen, verchromten USB-Stick geliefert. Bis der Hersteller seine Website auf den neuesten Stand bringt, machst Du am besten eine Sicherungskopie von der aktuelleren Installationsdatei (Version 1.63.03), die sich auf dem USB-Stick befindet. Die Installation verlief schnell, reibungslos und ohne die Notwendigkeit eines Neustarts.
Bedienoberfläche
Phantomspeisung und Pads für alle Eingänge sind nach einem Fingertippen sofort aktiv, wobei rote/grüne LEDs die Zustände visualisieren. Fast genauso schnell geht die Zusammenstellung der In-/Outputs von der Hand, die über den oberen Drehregler eingepegelt werden können. Auch hier ist die gewählte Konfiguration gleich über LEDs ersichtlich, die hinter »1«, »2«, »3« und »4« aufleuchten.
Die Touch-Bedienung des Digigram CANCUN 442-Mic spricht äußerst akkurat an, schon bei der zartesten Berührung. Eine flinke, zuverlässige Bedienung ist die Folge und ich vergesse beinahe, dass ich eigentlich das haptische Feedback bevorzuge, das ein traditioneller Knopf mit Druckpunkt bietet.
Die Drehregler weisen eine sanfte Rasterung, sind dank einer kleinen Mulde ausreichend griffig und erlauben schnelle Pegeländerungen. Für meinen Geschmack und den geforderten Preis könnten die Regler etwas hochwertiger gefertigt sein. Sechs LEDs pro Kanal verraten die Pegelstärke für ein paar Sekunden nach einer Reglerbewegung, ganz klassisch von grün über gelb bis rot.
Mixer-Software
Das Kontrollpaneel der Software kommt in einem minimalistischem Design mit guter Benutzerführung daher – die grundsätzliche Unterteilung: Eingänge, Ausgänge, Kopfhörermischung und Konfiguration. Sinnvoll: Um die Klarheit des Paneels nicht zu kompromittieren, können die Sektionen für die Phantomspeisung & Pad sowie die Pegelanzeigen der digitalen I/Os in separate Seitenfenster ausgeklappt werden. Die Sektion für die Kopfhörermischung erlaubt die beliebige Mischung und das Panning sämtlicher analoger und digitaler Input-Kanäle, bei den Monitoring-Signalen stehen dir also alle Möglichkeiten offen.
In einer Leiste finden sich alle Knöpfe zur (De-)Aktivierung bzw. Stereoverlinkung der Kanäle, die Anzeige aktiver Phantomspannungen und ein Button zur (Ent-)Sperrung des Paneels. Wieder eine gute Entscheidung, denn so ist alles auf einen Blick ersichtlich, was abseits der Kanalkontrollen interessant ist.
Bei der Stromversorgung via iPad oder über ein USB-Netzteil kannst Du das Interface auch im Standalone-Betrieb nutzen, also eigenständig ohne Computer. Derzeit gibt es diese zwei Modi:
- Formatwandlung: analog > AES oder AES > analog
- Durchschleifen: analog > analog oder AES > AES
Die Master-Clock wird auf Wunsch intern oder extern geregelt. Zu guter Letzt ist positiv zu vermerken, dass Du Konfigurationen als XML-Dateien speichern und laden kannst.
Klang & Latenz im Digigram CANCUN 442-Mic Test
Die Klangqualität ist durchweg sehr gut. Bei der Speisung meiner Studiomonitore erwartete mich ein neutraler, transparenter, impulstreuer Sound mit differenziert lokalisierbaren Einzelklängen in Panorama und Tiefenstaffelung. Auch der Kopfhörerausgang zeigt sich klanglich kompetent und er lässt sich für jedes Gerät laut genug aufdrehen. Die Vorverstärker arbeiten sauber.
Für den Latenzcheck in der Praxis mit unserem Audio PC nutzte ich zunächst die niedrigste Puffereinstellung (Preset »min latency«, 64 Samples). Dabei zeigte die DAW für Input und Output jeweils eine Latenz von 4,76 ms (44,1 kHz) bzw. 4,44 ms (48 kHz) an. Sowohl beim Abspielen mäßig komplexer DAW-Projekte als auch bei Mehrspuraufnahmen konnte ich keine Knackser, Störgeräusche, Aussetzer feststellen.
Bei CPU-hungrigeren Projekten musste ich eine Stufe höherschalten (»min latency« mit 128 Samples). Nun standen bei 44,1 kHz immerhin noch 7,21 ms und bei 48 kHz 6,77 ms zu Buche. Das ist noch ein guter Wert, mit dem Du in den vorgesehenen Einsatzszenarien professionell arbeiten kannst.
Unser Messprogramm RightMark Audio Analyzer PRO zeigte beim Loopback-Test schließlich einen kumulierten Wert von 12 Millisekunden an. Sehr bemerkenswert: Dieser Wert zeigte nicht die geringsten Schwankungen nach oben oder unten, das Timing ist felsenfest.
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Digigram CANCUN 442-Mic Test-Fazit
Auf engstem Raum bietet das Digigram CANCUN 442-Mic sehr viele Anschlussmöglichkeiten (analog & digital gleichzeitig) bei hoher Qualität der Wandlung und Vorverstärkung. Es ist schon erstaunlich, was sich aus dieser kleinen Kiste effektiv herausholen lässt. Dabei sind bei diesem USB Audio Interface bis zu 192 kHz drin – mit niedriger, stabil bleibender Latenz.
Die Bedienung per Touch-Paneel geht akkurat und flink von der Hand. Die Mixer-Software ist erfrischend klar designt und sinnvoll unterteilt, wodurch sich auch hier ein guter Workflow einstellt. Alle Funktionen, die über die Hardware bedienbar sind, können auch über die Software kontrolliert werden.
Das Gerät ist sehr schlank und findet neben einem Laptop sehr gut seinen Platz. Zum einfachen und schonenden Transport dient die mitgelieferte gepolsterte Tasche. Auch ein Staubtuch, ein USB-Kabel und ein USB-Stick mit den neuesten Treibern sind im Lieferumfang enthalten. Ohne die Kabelpeitsche lassen sich immerhin der Kopfhörerausgang, die digitalen I/Os sowie der einzelne XLR-Eingang am Gerät selbst nutzen.
Als einziges Manko sehe ich die zweiteilige Gehäuseverschalung aus Kunststoff. Am oberen Ende lässt sie sich stark verbiegen und es stellt sich die Frage, ob diese Art der halboffenen Konstruktion nicht durch eine robustere Lösung ersetzt werden sollte, da das Gerät für den portablen Einsatz ausgelegt ist.
Aufgrund der erwähnten Qualitäten stehen im Digigram CANCUN 442-Mic Testbericht auf delamar sehr gute viereinhalb von fünf Punkten zu Buche. Wer gut auf das Gerät Acht gibt, wird im Außeneinsatz vor allem als Live-Tontechniker, Broadcaster und Akustiker mit tollen Features und bemerkenswerter Performance belohnt. In dieser Kompaktheit und Mobilität gibt es das sonst nicht und so empfinde ich den Preis als gerechtfertigt.
Features Digigram CANCUN 442-Mic Review
- Hersteller: Digigram
- USB 2.0 Audio Interface
- Wandlung mit max. 24 Bit & 192 kHz
- ASIO-Treiber für Windows & Mac OS X
- Eingänge am Gerät:
- 1 x Mic/Line (XLR)
- 2 x AES (TOSLINK)
- Eingänge an der Kabelpeitsche:
- 4 x Mic/Line (XLR)
- 2 x AES (XLR)
- 2 x Line für Kopfhörer (6,3 mm Stereo)
- 2 x AES (TOSLINK)
- 4 x Line (XLR)
- 2 x AES (XLR)
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