Cubase Artist 8 Testbericht
Schlanke und fähige DAW
Von Felix Baarß
Cubase Artist 8 Test-Fazit
5
DELAMAR
SCORE
Software zur Musikproduktion. Cubase bietet auch in seiner aktuellen abgespeckten Variante viele interessante Neuerungen. Attraktiv für die meisten Musiker und Produzenten, die keine exorbitanten Riesenprojekte mit mehr als vier Dutzend Audiospuren erstellen wollen.
PRO
- Ausgereifte DAW-Software wie eh und je
- Gesteigerte Performance
- Render-in-place zum Bouncen nach Maß
- Chord Pads als gelungene Komponierhilfe
- Plugin-Manager mit frei zusammenstellbaren Kollektionen
- Stabiler Betrieb in der aktuellen Version 8.0.20
CONTRA
- —
Für wen?
Ambitionierte Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis, die eine umfangreiche DAW für bis zu 64 Audiospuren suchen.
Was ist es?
Bei Cubase Artist 8 handelt es sich um die leicht abgespeckte Version einer populären DAW-Software (»Digital Audio Workstation«). Sie dient zum Songwriting, zur Audioaufnahme und -bearbeitung sowie zum Arrangement, Mixing und Mastering.
Die hier getestete Version: 8.0.20.
Lies auch: Cubase 11 Test
Im anschließenden Kapitel bekommst Du einen Überblick darüber, wie gut dieses vergleichsweise schlanke Musikprogramm bestückt und für welche Art von Musikern/Produzenten es geeignet ist. Danach geht es vor allem um die wichtigsten Neuerungen gegenüber der Vorgängerversion Artist 7.
PASSEND DAZU
- Video Tutorial: Cubase 4 Basics – Werkzeuge 2
- Video Tutorial: Cubase 4 Basics – Werkzeuge 1
- Video Tutorial: Cubase 4 Basics – Die Track-Presets
- Video Tutorial: Cubase 4 Basics – Spuren und Spurtypen
- Video Tutorial: Cubase 4 Basics – Projekteinstellungen
Diese Variante der DAW kostet 299,- Euro (inkl. MwSt.) und ist über den Fachhandel oder den Online-Shop des Herstellers erhältlich. Ein Update von Version 7 kostet 99,- Euro, während sich Version 7.5 für 49,99 Euro aktualisieren lässt.
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Cubase Artist 8 Test
Was kann Cubase Artist 8 und was kann es nicht?
Recht umfangreiche Produktionen auf professionellem Niveau sind auch mit der Artist-Version von Cubase möglich. Schließlich sind alle grundlegenden Werkzeuge zur Audio- und MIDI-Bearbeitung enthalten, zudem wurden sie über die Jahre perfektioniert und zählen zum Besten, was der DAW-Markt zu bieten hat. So ist die Mischsektion »MixConsole« fast unverändert enthalten und bietet alle klassischen Kanalzugeffekte (Equalizer, Gate & Co.), genau wie bei Cubase 8 Pro.
Zum Cubase Elements 8 Testbericht »
Mit HALion Sonic SE 2 steht ein Sample-Player und Synthesizer mit sehr vielen Klängen aller Art zur Verfügung. So kannst Du allein daraus Stücke basteln oder zumindest deine Projekte um bestimmte Klänge bereichern. Auch der Drum Sampler Groove Agent SE 4 ist an Bord – für Beats aller Art à la MPC oder Maschine.
Die mitgelieferten Effekt-Plugins decken alle klassischen Aspekte beim Abmischen von Klängen ab, 53 Stück sind es insgesamt – zahlreich und vielfältig für alle Szenarien und Genres. Für den Fall der Fälle kannst Du mit Plugins von Drittherstellern fehlende Effekte, virtuelle Instrumentenklänge und Sonstiges nachrüsten. Oft sehr günstig oder gar kostenlos in Form von Free VST Plugins.
In Cubase Artist 8 können stolze 64 Audio- und 128 MIDI-Spuren verwendet werden, zudem können maximal 32 Ein- und Ausgänge für Aufnahme bzw. Wiedergabe über ein Audio Interface genutzt werden. In 99,9% der Anwendungssituationen reicht das völlig aus, nicht nur Neulinge und Quereinsteiger brauchen keinerlei Bedenken zu haben.
Vergleichsweise ausgefeilte Techniken wie das Drum Replacement (Ersetzen einzelner Anschläge von Trommeln/Becken durch alternative Samples in einer einspurigen Schlagzeugaufnahme) sind ebenfalls der Pro-Version vorbehalten. Auch eine Handvoll der neuen Pro-Features wie die Verbesserungen bei der Automatisierung von Spuren sind nicht vorhanden. Den genauen Vergleich der Versionen findest Du auf der Website von Steinberg, allerdings leider nur auf Englisch.
Alles in allem taugt die Artist-Version tatsächlich für fast jeden ambitionierte Produzenten – sie ist bestens ausgestattet. Wer auf wirklich alles vorbereitet sein möchte, schaut sich den großen Bruder an.
Steinberg Cubase 11 Test Video
Besseres Bouncen – Render in-place
Wenn Du dir einen einfacheren Weg zum Ad-hoc-Rendern bestimmter Teilstücke deines Projekts gewünscht hast, wirst Du mit Cubase Artist 8 bedient. Die Funktion »Render in-place« ermöglicht es, beim Bouncen einzelner MIDI- und Audio-Clips a) nur Audiodaten oder b) die Audiodaten mit den eingestellten Mixing- und Mastering-Effekten (bei Bedarf auch Master-FX) zu verarbeiten.
Ferner bestimmst Du, ob die Ausgabe ein- oder mehrspurig sein soll und die Quellspur(en) nachträglich gelöscht werden sollen. Die entstandenen Clips werden dann auf neu erstellte Spuren gelegt, natürlich genau am Zeitstempel der Ursprungsdaten.
Render-in-place ist praktisch, wenn bei komplexem Effekteinsatz Rechenleistung gespart werden soll. Oder zum kreativen Sounddesign, etwa mit der Zerstückelung des entstandenen Samples. Klassiker wie ein umgedrehter Halleffekt lassen sich in Cubase Artist 8 also auch schnell zaubern.
Akkordhilfen – Chord Pads, Proximity Chord Assistant etc.
Die Chord Pads ermöglichen einen spielerisch-kreativen Umgang mit Akkorden. Bei der Eingabe per MIDI-Keyboard gibt es diverse Echtzeitparameter zur Improvisation.
Der Proximity Chord Assistant liefert Vorschläge für passende Akkorde, ausgehend von einem Referenzakkord. Dabei werden verschiedene Regeln der Harmonik angewandt. Die angezeigte Entfernung zum Referenzakkord verdeutlich die komplex (und ggf. überraschend/von Hörgewohnheiten abweichend) der jeweils vorgeschlagene Akkord ist. Ein Quintenzirkel ist an Bord.
Es gibt Modi für Pianisten und Gitarristen – Erstere spielen ja im Vergleich weniger Töne gleichzeitig als Letztere. Eigens kreierte Voreinstellungen können gespeichert und dann (natürlich auch in anderen Projekten) schnell abgerufen werden.
In Sachen Improvisations- und Kompositionshilfen baut Cubase seinen Vorsprung damit noch etwas weiter aus – insbesondere für Songwriter ist der Routinier auf dem DAW-Markt also mit am interessantesten.
Der Plugin-Manager bei Cubase Artist 8
Eine der herausragenden Neuerungen von Cubase Artist 8 ist der renovierte Plugin-Manager. Bis dato war die Ordnerstruktur teils durch die VST3-Plugins von Steinberg vordefiniert und konnte nur bedingt modifiziert werden. Nun kannst Du beliebig viele eigene Zusammenstellungen von Plugins (»Kollektionen«) erstellen. Das Verschieben der virtuellen Instrumente und Effekte von einer Kollektion zur anderen ist per Drag & Drop möglich.
Das ist ein großes Plus für alle, die Dutzende Plugins auf ihrem System haben, und die konkrete Umsetzung dieses Management-Systems ist sehr gut gelungen. Lediglich der Suchfilter für Plugin-Namen verhält sich manchmal ein wenig merkwürdig. Bei längeren Begriffen spuckt er teils übervolle Listen aus.
Frische Effekte
Mit dem VST Bass Amp bekommst Du bei Cubase Artist 8 sechs Verstärker, vier Gitarrenboxen und 21 Effektgeräte für den E-Bass. Von klassischem Rock-Crunch bis hin zu nuancenreichen, »cremigen« Sounds für Funk und mehr ist alles möglich. Im Signalfluss vor und nach dem Amp lassen sich die Effekte nutzen, außerdem gibt es acht Nachbildungen von Mikrofonen, von denen Du zwei stufenlos mischen kannst.
Der VST Bass Amp klingt wirklich gut und taugt für alle Spielarten, auch Abgefahrenes wie gefilterte Sounds mit Envelope-Follower und Synthie-Bässe. Erwartungsgemäß wird er die Platzhirsche wie AmpliTube, Guitar Rig & Co. nicht verdrängen.
Der Quadrafuzz v2 ist ein flexibler (Röhren-)Verzerrer, Bandsättigungseffekt, Verstärker und Bit-Crusher in einem. Auf bis zu vier Frequenzbändern steht dir je einer der erwähnten Effekte zur Wahl.
Das Plugin punktet mit seinen ausgefeilten separaten Kontrollen pro Frequenzband und seiner Vielseitigkeit im fortgeschrittenen »Aufrauen« des Sounds. Klangtechnisch ist es für mich aber nicht so herausragend wie die besten spezialisierten Plugins in den einzelnen Effektkatsparten.
Sounds & Instrumente
Im Groove Agent SE 4 stecken diverse Funktionen des Acoustic Agent aus der Vollversion dieses virtuellen Schlagzeugs. Zudem findet sich eine kompakte, auf einem akustischen Kit basierende Library. Für mich eine der gelungensten, klangstärksten Erweiterungen von Cubase Artist 8.
Ferner stehen 30 frische Construction Kits für Rock & Pop bereit. In einem Kit stecken hier 24 bis 30 Loops und MIDI-Spuren, Channel-Strip-Konfigurationen und Mixereinstellungen. Insbesondere für Einsteiger ist das eine veritable Fundgrube, aber auch Fortgeschrittene und Cracks können sich inspirieren lassen.
Nach und nach werden also auch bei den Extra-Inhalten die verbleibenden Lücken im Portfolio geschlossen. Im Rennen der DAWs ist Cubase also mindestens in der Breite sehr gut aufgestellt.
Performance & Stabilität von Cubase Artist 8
Die Neuigkeit, dass sich der Programmbetrieb nun flüssiger gestalte, war eine der Hauptbotschaften des Herstellers. Und in der Tat werden große Projekte schneller geladen und Komponenten wie die MixConsole flinker geöffnet.
Der Zwischenspeicher für die Live-Audiobearbeitung – ASIO-Guard – bietet nun drei Stufen mit unterschiedlichen Einstellungen für Latenz und Speicherverbrauch. Weiterhin funktioniert der ASIO-Guard nun auch bei multitimbralen Instrumenten und jenen, die Samples per Disk-Streaming verarbeiten.
In meinen Tests lief das Programm auch bei komplexeren Projekten stabil. Bei Gelegenheit werde ich abweichende Befunde hier nachtragen.
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Cubase Artist 8 Test-Fazit
Wenn Du eine ausgewachsene DAW suchst und dich mit 64 Audio- und 128 MIDI-Spuren begnügen kannst (das dürfte für 99,9% aller Interessenten gelten), ist Cubase Artist 8 ein heißer Kandidat.
Die Einschränkung der Funktionalität gegenüber der Vollversion von Cubase ist für meine Begriffe sehr verträglich. Die meisten der für mich interessanten Neuerungen – höhere Performance, Render-in-place und der frische Plugin-Manager – sind an Bord. Zudem schmerzt mich die reduzierte Instrumenten- und Effekt-Beigabe nicht, stattdessen freue ich mich über eine schlankere DAW und nutze meine Lieblings-Plugins von Drittherstellern. Darunter sind überdies so einige Free VST Plugins, das Nachrüsten kostet gegebenenfalls also auch nichts.
Die gesteigerte Performance ist spürbar, etwa beim schnelleren Öffnen der MixConsole oder geschrumpften Projekt-Ladezeiten. Auch sind mehr Plugins nutzbar, bevor dein Rechner ins Schwitzen kommt. Die Chord-Pads greifen dir musiktheoretisch und -praktisch unter die Arme, stimmige Akkordfolgen sind sehr schnell gezaubert. Der Plugin-Manager erlaubt ein deutlich besseres Management von virtuellen -Instrumenten und Effekten.
Nach einigen Updates der Version 8.0.0 – beim Verfassen dieses Testberichts war 8.0.20 aktuell – läuft das Programm stabil und einige Ungereimtheiten würden ausgebügelt. Prima, dass nun auch ein deutsches Handbuch zur Verfügung steht.
Nennenswerte Alternativen fallen schwer, denn Cakewalk Sonar Professional (199,- US$) ist von den Funktionen und der Ausstattung mit Effekten/Instrumenten her insgesamt ähnlich gelagert, hat aber ein Abomodell, das nicht jedem schmeckt (Details siehe Sonar Platinum Testbericht). Ein zweiter starker Mitbewerber wäre Studio One 3 Professional – ja, dabei handelt es sich um die Vollversion, die mit 392,70 Euro zwar spürbar mehr kostet, aber dafür in allen Aspekten unbeschnitten ist und mit ein paar innovativen Funktionen aufwartet.
Ergo: Es gibt keinen klaren Gewinner. Alle ermöglichen mehr als nur den Einstieg in die Musikproduktion und bieten in etwa dasselbe Preis-Leistungs-Verhältnis, von den komplizierten Fußnoten des Abomodells bei Sonar mal abgesehen.
So oder so: In Abwesenheit nennenswerter Kritikpunkte beschließe ich den Cubase Artist 8 Testbericht auf delamar mit exzellenten fünf von fünf Punkten.
Features Cubase Artist 8 Review
- Hersteller: Steinberg
- DAW Software
- Für Windows & Mac OS X
- Für 32 & 64 Bit
- Für Komposition, Recording, Editing, Arrangement, Mixing & Mastering
- Mit virtuellen Instrumenten, Effekten und Samples
- USB-Dongle vom Typ eLicenser nötig
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