Cubase 9.5 Pro Test
DAW schneidet alte Zöpfe ab (und lässt neue wachsen)
Von Felix Baarß am 17. November 2017
Cubase 9.5 Pro Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Umfangreiche DAW-Software für Windows & Mac OS X.
Cubase 9 brachte keine spektakulären Neuerungen mit sich, schließt aber eine wichtige Lücke in puncto Workflow auf dem Weg zum 1-Fenster-System – endlich sind Mixer und Timeline vereint. Weiterhin überzeugen das Undo/Redo für den Mixer, der smarte Sampler und der potente 8-Band-EQ. Leider werden nur noch 64-Bit-Plugins unterstützt. Der Hersteller lässt sich sowohl Updates als auch die Vollversion entsprechend bezahlen. Insgesamt betrachtet reicht es locker für ein »Sehr gut« ... auch nach dem Update auf Version 9.5 gilt dieses Urteil.
PRO
- Sehr umfangreiche DAW-Software
- Vielseitiges Musikprogramm für Profis
- Sehr viele Instrumente, Effekte, Samples & Construction Kits
- Verbesserter Workflow
- Mixer & Timeline vereint
- Historie mit Undo/Redo für die MixConsole
- Einfach bedienbarer, guter integrierter Sampler
- Neuer parametrischer 8-Band-EQ mit spannenden Extras
- Stabiler Betrieb
- Version 9.5 mit vielen nützlichen Verbesserungen im Detail
CONTRA
- Nur noch für 64-Bit-Plugins
- Preis gestiegen
Für wen?
Fortgeschrittene und Profi-Musiker bzw. Produzenten, die eine vollausgestattete, lang gereifte DAW-Software suchen.
Was ist es?
Bei Cubase 9 Pro handelt es sich um eine DAW-Software (»Digital Audio Workstation«). Sie ermöglicht das Aufnehmen und Bearbeiten von Klängen sowie deren Arrangement, Mischung und Mastering zu einem fertigen Musikstück. Songwriting wird durch Kompositionshilfen zur Akkorderstellung und mehr unterstützt. Die hier getestete Version: 9.5.0 (Build 55).
Die Vollversion von Cubase 9.5 Pro kostet 579,- Euro (inkl. MwSt.) und ist im Fachhandel bzw. via Steinberg Online Shop zu haben. Das Update von Version 9 kostet 59,- Euro, das von Version 8.5 beläuft sich auf 159 Euro. Die Update-Angebote reichen bis Version 4 zurück, dieses kostet dann 299,- Euro.
Lies auch: Cubase 11 Test
Kunden, die eine ältere Version von Cubase (ab Version 6) ab dem 18. Oktober 2017 aktiviert haben, erhalten von Steinberg einmalig (!) ein kostenloses Update auf die zu dem Zeitpunkt der Aktivierung verfügbare Version. Alles Weitere siehe Hersteller-Website.
Wenn Du mit abgespeckter Funktionalität zurechtkommst, sind für dich die günstigeren Versionen dieses Musikprogramms interessant – Cubase Artist 9.5 oder das noch günstigere und schlankere Cubase Elements 9.5.
PASSEND DAZU
- Steinberg Cubase Pro 14 Test: Neue und verbesserte Features für die DAW
- Cubase
- Steinberg Cubase iC Pro: DAW Controller App jetzt auch für Android
- 10 Tricks für das effektive Arbeiten in Cubase
- Native Instruments Traktor Pro Test
Was taugen die Neuerungen in der neunten großen Version dieser Musiksoftware? Das erfährst Du hier im ausführlichen Cubase 9 Pro Review, jetzt mit Addendum zu Cubase 9.5 Pro. Am Ende weißt Du, ob sich ein Upgrade für dich lohnt. Im Fazit folgt dann eine kompakte Einschätzung dieses jüngsten Entwicklungssprungs und des Produkts an sich im Vergleich zu den Mitbewerbern.
ANZEIGE
Cubase 9.5 Pro Test
Neue Kernfunktionen in Cubase 9 Pro
Zonen – Ein weiterer Schritt zur Ein-Fenster-Lösung
Zu den prominentesten Neuerungen von Cubase 9 zählt das Zonenkonzept. Dabei handelt es sich um einblendbare Sektionen bzw. Felder in der graphischen Oberfläche. Die Zonen befinden sich am unteren sowie am linken und rechten Rand des Projektfensters und lassen sich mit Knöpfen in der oberen Leiste separat ein- und ausblenden.
In den Versionen zuvor gab es bereits die Seitenleisten für den Inspector links sowie die VST-Instrumente und die MediaBay rechts. Diese Bereiche bleiben in kaum veränderter Form bestehen, heißen aber jetzt Zonen. Die »Lower Zone« unter dem Arrangement-Fenster stellt die eigentlich interessante Neuerung dar. Sie erinnert an das Konzept von PreSonus Studio One oder Ableton Live.
Sie wurde multifunktional umgesetzt, denn Du kannst zwischen vier »Tabs« (Karteireitern) umschalten:
- MixConsole – der Mixer von Cubase 9
- Editor – z.B. Pianorolle des selektierten MIDI-Clips
- Chord Pads – das Hilfswerkzeug zur Akkorderstellung
- Sampler Control – der neue fest integrierte Drum Sampler, siehe Kapitel unten
Cubase 11 Review
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
MixConsole als Zone
Die wichtigsten Funktionen des virtuellen Mixers stehen als Zonenversion im Projektfenster von Cubase 9 Pro zur Verfügung. Die wichtigsten, leider aber nicht alle:
- Lautstärke
- Panning
- Mute, Solo & Listen
- Spurenverlinkung
- Automation
- Spurenname & -farbe
Auf Knopfdruck wechselst Du von a) dieser einfachen Mixeransicht zu b) einer Sektion mit den Insert-Effekt-Slots oder c) zum Bereich für die Send-Effekte. Bist Du auf der Ansicht mit den Inserts oder Sends, hast Du über den Zonenmixer keinen Zugriff mehr auf den Fader und vice versa. Hier bleibt nur der Weg über den Inspector oder das Mixerfenster.
Für meinen Geschmack ist das noch nicht konsequent genug umgesetzt. Ich hätte gerne alle drei Sektionen auf einen Blick direkt unter der Timeline sitzen. Zu oft musste ich hier zwischen den Ansichten hin- und herwechseln beim Einstellen von Plugins. Bei vielen anderen Musikprogrammen ist das anders umgesetzt.
Dennoch begrüße ich diese Schritte zur Vereinheitlichung der Benutzeroberfläche in Richtung eines Ein-Fenster-Systems. Ich habe nicht mehr so oft mit zerstreuten Einzelfenstern zu kämpfen – vor allem für den Mixer habe ich mir das schon lange gewünscht, auch wenn es bei der jetzigen Implementierung (wie erwähnt) noch Luft nach oben gibt.
Historie für den Mixer
Du kannst jetzt sämtliche Aktionen rückgängig machen oder wiederherstellen, die Du in der MixConsole UND in all deinen Plugins (auch von Drittherstellern!) tätigst. Das ist Klasse!
Im Software-Neudeutsch heißt das Undo/Redo, bekannt aus Programmen wie Photoshop, aber eben auch aus einigen anderen DAWs wie beispielsweise Reaper. Gut (und für meinen Geschmack höchste Zeit), dass Steinberg hier mit Cubase 9 Pro nachgezogen hat.
Alle Zustände werden zudem in einer Historie als Liste gespeichert. Du hast die Möglichkeit, zu jedem Punkt »zurückzuspulen« oder wieder nach vorne zu springen, falls Du zwischenzeitlich keine Änderungen vornimmst. So kannst Du verschiedene Mischungen eines Projekts sehr schnell vergleichen. Und wenn Du etwas »verschlimmbessert« hast, ist der Weg zurück komfortabel möglich.
(Noch) keine Snapshots
Das Sahnehäubchen wäre gewesen, wenn die Steinberger hier eine Speicher- und Ladefunktion für Snapshots wie in Sonar implementiert hätten (siehe Sonar Platinum Testbericht: »Mix Recall«). Damit hättest Du nicht nur eine Historie, sondern die Option, bestimmte Zustände zu speichern und schnell abzurufen. Für bequeme A/B-Vergleiche mehrerer Mix-Versionen, Remixe und mehr … alles innerhalb von einer Projektdatei mit schnellem Umschalten.
Die Historie wird hier nur für die jeweilige Session erzeugt – nach dem Schließen und Neuladen des Projekts ist sie wieder leer. Das ist verständlich (über die Zeit müssten sonst riesige Datenmengen in der Projektdatei untergebracht werden). Ein Feature wie das angesprochene Mix Recall von Sonar würde hier allerdings in gewisser Weise Abhilfe schaffen.
Vielleicht sehen wir hier in einem künftigen Update noch weitere Verbesserungen mit Snapshots und getrennt gespeicherter Historie?
Nur noch 64 Bit Plugins
Alte Zöpfe werden abgeschnitten – je nachdem, wie viele alte Audio-Plugins Du nutzt, wird der Umstieg mehr oder minder schmerzhaft. Denn ab jetzt ist Schluss mit der Unterstützung von 32-Bit-Plugins und Cubase 9 Pro ist nur noch in einer Version als 64-Bit-Host erhältlich. Die Bridge, die bisher dafür sorgte, dass auch 32-Bit-Plugins liefen, ist nicht mehr enthalten.
Bei den bisherigen Nutzern dieses Musikprogramms stößt dieser Umstand auf gemischte Reaktionen. Viele hätten gerne weiter die Unterstützung für 32-Bit-Plugins gesehen, doch im Grunde ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Zum einen kann sich der Hersteller so ganz auf die Weiterentwicklung mit 64 Bit fokussieren. Zum anderen darf im Jahr 2016 durchaus davon ausgegangen werden, dass die Plugin-Hersteller in der Lage sein sollten, mit der Zeit zu gehen.
Tipp: Zur Not verwendest Du die Software JBridge für Windows oder JBridgeM für Mac OS. Als unser Cubase 9 Testbericht verfasst wurde, kosteten diese Programme 14,99 Euro bzw. 9,90 Euro.
Neuer Plugin-Scanner mit Blacklist
Die frisch integrierte Komponente namens »PlugIn Sentinel« scannt beim Programmstart wie gehabt deine virtuellen Instrumente und Effekte. Neuerung: Wenn ein Plugin nicht erfolgreich geladen werden kann, landet es auf einer schwarzen Liste (Blacklist), die später jederzeit über den bewährten Plugin Manager einsehbar ist.
Von hier gelingt bei Bedarf auch die manuelle Reaktivierung solcher widerspenstiger Plugins – sofern das gewünscht ist. Das spart Zeit und Nerven.
Gut gelöst, gerade bei Systemen mit Unmengen von Plugins. Oder solchen, die lange nicht angetastet wurden bzw. nach einem System-Umzug neu registriert werden müssten. So wie bei unserem Redaktionscomputer. :)
Zwischenfazit: Ich sehe Cubase 9 mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegen. Letzteres überwiegt, da die Blacklist nicht nur bei erkannten Inkompatibilitäten mit 32-Bit-Plugins zum Einsatz kommt, sondern generell bei widerborstigen Plugins. Außerdem sind die allermeisten (guten) Free VST Plugins mittlerweile auch für 64-Bit-Hosts zu haben! Und was kommerzielle Plugins angeht, liegt die Abdeckung bei gefühlten 99,9%.
Sampler Control – Tief integrierter, unkomplizierter Sampler
Cubase 9 Pro hat jetzt einen einfachen internen Sampler. Er findet sich in einer der vier Untersektionen der Lower Zone. Ziehe hier per Drag & Drop Audiodateien hinein, bearbeite sie und feuere sie per MIDI-Controller bzw. über programmierte MIDI-Clips auf der entsprechenden Spur ab.
Typisches Beispiel: Lade einen Drum Loop, lege die Loop-Start- und Endpunkte fest, bestimme den Wiedergabemodus (in Schleife, einmalig aka »One Shot«, alternierend etc.) und nutze bei Bedarf das Multimode-Filter sowie die Anpassung an das Projekttempo per Time Stretching. Letzteres klang in meinen Tests zumindest bei geringen Abweichungen zum Originaltempo sehr überzeugend.
Sind andere Sampler-Plugins noch notwendig?
Das Ganze ist längst nicht so umfangreich, dass es einen Kontakt oder HALion ersetzen könnte. Aber das muss es auch nicht – diese Neuerung ist wertvoll, weil höchst intuitiv bedienbar, nahtlos integriert und mit allen Essentials bestückt.
Selbst wenn Du mehr willst, liefern die Onboard-Lösungen in Cubase einiges: Du kannst das geladene und ggf. bearbeitete Samplematerial mit einem Klick im mitgelieferten Drum Sampler Groove Agent SE 4 laden, um dann dort so richtig im Stil von MPC und Maschine loszulegen. Die Filter-Einstellungen, Loop-Markierungen etc. werden übernommen.
Übrigens wird mit der »Caleidoscope Library« ein relativ übersichtliches Sample-Paket mitgeliefert. Darin finden sich viele industriell anmutende, verhallte elektronische Sounds, imposante Bässe, metallische Percussion-Hits und mehr. Gelungene Bonusinhalte zum Experimentieren mit der Sampler Control.
Mehr Futter findest Du in unserer Sektion Free Samples.
Marker-Spuren – 10 separate Spuren für (Cycle-)Marker + Export
Mit Cubase 9 Pro kannst Du nun bis zu zehn Marker-Spuren nutzen, die wie gehabt sowohl normale Marker als auch Cycle-Marker enthalten können. Bisher musste man den Blick auf den gesamten Songkontext richten (Chorus, Vers, Solo & Co.) und konnte keine Anmerkungen zu den klanglichen Geschehnissen mehrerer überlappender Einzelspuren machen.
Die Marker-Spuren lassen sich in der vertikalen Abfolge der Arranger-Spuren beliebig verschieben, aber am sinnvollsten sind sie natürlich jeweils direkt unter bzw. über genau der Audio-/MIDI-/Sampler-Spur, die sie beschreiben sollen. Außerdem lässt sich nun jeweils eine der maximal zehn Marker-Spur aktivschalten – setze ein Häkchen auf dem entsprechenden Spurenkontrollfeld im Arranger. Nun funktionieren die Tastaturkommandos zum Springen zwischen den Markern 1, 2, 3 etc. auf der jeweils aktiven Marker-Spur.
Der wohl wichtigste Mehrwert dieser Neuerung: Du kannst Einzelspuren oder den Gesamtmix im Zeitfenster des im Exportdialog gewünschten Cycle-Markers exportieren. Oder in den Zeitfenstern von mehreren Cycle-Marker-Bereichen gleichzeitig – einfach die Häkchen setzen.
Bisher mussten dafür die Cycle-Marker entsprechend verschoben und mehrere Exportvorgänge angestoßen werden. Jetzt kannst Du von vornherein mehrere Loop-Bereiche für den Export festlegen, die sich wie erwähnt auch überlappen können. Du kannst das Projekt jederzeit neu abmischen, dann wieder innerhalb der markierten Bereiche Einzelspuren (Stems) oder den Gesamtmix exportieren und so weiter. Sehr cool für vielbeschäftigte Produzenten von Loops & Sample Packs.
Audio-Ins – Sekundäre Inputs von VST-Instrumenten nutzen
In Cubase 9 Pro können nun prinzipiell Audiosignale an die sekundären Eingänge eines virtuellen Instruments gesendet werden – bisher klappt das immerhin schon mit dem hauseigenen Synthesizer Retrologue 2, der in Cubase 9 Pro enthalten ist (weitere Produkte sollen folgen). Hier lassen sich das gute Multimode-Filter und die internen Effekte nutzen, um von anderen Spuren stammende Klänge zu bearbeiten.
Update: Was virtuelle Instrumente von Drittherstellern mit dieser Funktionalität betrifft, hat uns der Hersteller den FabFilter Twin 2 genannt. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass es sich um Plugins mit der VST3-Schnittstelle handeln muss, damit dieses Feature genutzt werden kann.
Hast Du schon weitere Synthesizer-Plugins & Co. von anderen Herstellern ausprobiert? Mit welchen funktioniert das schon? Wir freuen uns auf deine Rückmeldung, gleich hier in der Kommentarsektion unter dem Cubase 9 Pro Testbericht auf delamar.
VST Connect & VST Transit – Jamme mit Musikern weltweit
Exklusiv in Cubase 9 Pro findet sich die Komponente VST Connect SE 4. Sie ermöglicht Video- und Audiokonferenzen mit Menschen in allen Winkeln der Erde, um gemeinsam mit dir an einem Projekt arbeiten zu können. In dieser Beziehung ist Steinberg Cubase einsame Spitze, wenn wir mal von kleinen Nischenspezialisten wie Ohm Studio absehen.
Hier wurde der Zugang erleichtert: Der Service funktioniert jetzt auch mit der E-Mail-Adresse deines Steinberg-Nutzerkontos, wobei der Login direkt über die Benutzeroberfläche möglich ist.
Der Austausch von Projekten ist wiederum mit VST Transit möglich – das klappt übrigens auch in der Artist-Version von Cubase 9. Frisch hinzugekommen ist die Unterstützung von VST3-Plugins von Drittanbietern.
Neue Effekte in Cubase 9 Pro
Frequency – Parametrischer 8-Band-Equalizer
Ein neuer Equalizer namens »Frequency« bereichert Cubase 9. Es handelt sich um einen parametrischen 8-Band-EQ, der funktional gesehen mit vielen fortgeschrittenen Dritthersteller-Plugins mithält und diese teilweise überflügelt. Im Vergleich mit den besten EQs aus anderen DAWs hat er für meine Begriffe sogar knapp die Nase vorn.
Es gibt pro Band die Möglichkeit, den Frequency als Linear Phase EQ (linearphasiger bzw. phasenlinearer Equalizer) zu betreiben. Das sorgt unter Umständen für einen saubereren, weniger »kolorierten« Sound, was beim gerade Mastering nützlich sein kann. Ferner steht zur Wahl, ob beide Kanäle des Stereosignals bearbeitet werden sollen oder nur die Mitten- bzw. Seitenanteile (siehe unser Artikel zum Thema M/S-Stereofonie bearbeiten) – ebenfalls pro Band.
Abgerundet wird das Ganze durch einen integrierten Spectrum Analyzer. Dessen Kurvendarstellung lässt sich zur besseren Übersicht glätten. Außerdem wird bei Bedarf neben der Echtzeitkurve noch eine zweite Kurve angezeigt, die sich aus den Maximalpegeln speist (»Peak Hold«).
Der Sound ist tadellos und die Möglichkeiten sind vielfältig, gerade auch durch die flexible Filterauswahl für jedes einzelne Band.
Ein bisschen Feinschliff könnte der Frequency noch vertragen. Ich vermisse eine Input-Pegelanzeige, eine Q-Faktor-Justierung per Mausrad oder das Zurücksetzen eines Bands auf ±0 dB bzw. den Standardwert per Doppelklick.
Doch das sind nur Kleinigkeiten, die nicht an meinem Urteil rütteln: Die Chancen stehen gut, dass Du als Neueinsteiger kein EQ-Plugin von einem anderen Hersteller mehr brauchst. Das konnte ich bisher nicht von Cubase behaupten.
Maximizer
Einer der bordeigenen Limiter von Cubase 9 – der »Maximizer« – ist gründlich überarbeitet worden. Nicht nur das Design ist neu, auch ein frischer Algorithmus ist wählbar: Im Modus »Modern« hast Du dank zweier Regler für das Kompressions-Timing mehr Kontrolle über den Sound.
Der Maximizer ragt klanglich weder positiv noch negativ hervor. Ich würde im Allgemeinen eher auf die Limiter-Algorithmen von Sonnox oder ähnlichen Mastering-Spezialisten vertrauen. Aber vielleicht bin ich hier auch etwas alt eingesessen.
Wie der Hersteller selbst betont, sind während der Produktion »konservative« Pegel (um die -10 dBFS) ratsam – siehe unser Artikel über Gain Staging. Doch ganz am Ende auf dem Master-Bus können viele Tracks zumindest einen Hauch mehr Lautheit (und entsprechend weniger Dynamik) vertragen. So können sie genauso durchsetzungsfähig wie andere zeitgenössische Produktionen gemacht werden.
Weitere überarbeitete Effekte
Neben dem Maximizer wurde mit dem AutoPan noch ein weiterer Effekt funktional stark erweitert. Schön für kreative Eskapaden: Die Kurvenform für den Panning-Verlauf im gewählten Zeitfenster ist sehr frei mit Knotenpunkten gestaltbar. Außerdem lässt sie sich per Smooth-Regler wieder etwas glätten. Dazu kommen alle Freiheiten bei der Synchronisation und Panoramabreite.
Lediglich eine graphische Generalüberholung – für meinen Geschmack eine gelungene – gab es für …
- Brickwall Limiter
- Compressor
- Expander
- Gate
- Envelope Shaper
Samplematerial für Cubase 9 Pro
Mehr als 400 Grooves für zahlreiche Musikstile sind hinzugekommen – das sind Presets für den integrierten Drum Sampler Groove Agent SE 4. Wohlgemerkt: Es sind nicht nur einfache Drum Loops, sondern komplette »Construction Kits« (so heißt das oft bei anderen Herstellern) aus einzelnen Drum Samples (alle Trommeln, Becken etc.) und einem passenden Rhythmus als MIDI-Clip. Sehr schön.
Enthalten sind einfache Schlagzeugbegleitungen für das Songwriting, elektronische Rhythmen und Drum-Grooves akustischer Schlagzeuge. Die Qualität ist durchweg sehr gut und größtenteils auf einem Level mit dem, was ich von Toontrack EZdrummer 2 [Testbericht] kenne und schätze.
Das Musikprogramm wird immer kompletter, sehr gut.
Stabilität & Performance von Cubase 9
Über den gesamten Testzeitraum hinweg lief Cubase 9.0.1 mit gewohnt guter Performance, auch bei aufwändigen Projekten. Ferner hatte ich keinerlei Programmfehler oder Abstürze zu beklagen.
Aufbauend auf einer Version, die mit ».0.1« endet, können wir freilich noch eine Menge Feinschliff erwarten. Doch wie erwähnt: Stand jetzt bin ich mit der Programmierleistung und Qualitätssicherung des renommierten Hamburger Unternehmens rundum zufrieden.
Natürlich könnte das ein verfrühtes Urteil sein, doch der Test läuft weiter. Sollten in einem Marathontest bzw. nach ein paar Wochen der normalen Nutzung noch ein paar Ungereimtheiten zutage treten, tragen wir die Erkenntnisse an dieser Stelle nach. Ein weiterer Blick in unser Review lohnt sich also.
Update: Neu in Cubase 9.5 Pro
Im Folgenden findest Du alle Neuerungen unter der Lupe, die die Version Cubase 9.5 Pro ausmachen. Los geht’s …
64-Bit Mixing-Engine
Die Mixing-Engine – gewissermaßen das »Uhrwerk« oder die »Innereien« zur Berechnung der Audioströme in Cubase – läuft jetzt mit einer 64-Bit-Fließkomma-Berechnung. Das virtuell-analoge Summieren der Spuren, die Mischkalkulationen und die Effektberechnung werden jetzt mit doppelter Genauigkeit ausgeführt.
Ich kann nicht sagen, dass das eine sofort und in jedem Projekt hörbare Verbesserung der klanglichen Transparenz bringt, wie es der Hersteller stolz verspricht. Trotzdem gilt: Mehr = (potentiell) besser. Ich vermute jedoch, dass Plugins, die nur mit 32-Bit-Fließkommaberechnung arbeiten, einen Flaschenhals darstellen. Bei gesicherten Erkenntnissen liefern wir die Infos hier nach …
Mehr Inserts + flexibler Pre/Post-Fader
Es gibt jetzt doppelt so viele Insert-Slots für Audio-Plugins pro Mixerkanal – 16 an der Zahl, um konkret zu sein. Das bietet sich gerade bei komplexen Setups an, wo zusätzlich zu ohnehin schon ausufernden Effektverschaltungen noch die Bearbeitung mit drei, vier in Reihe geschalteten Kompressoren gewünscht wird. Oder wenn darüber hinaus schnelle A/B-Vergleiche mit sehr vielen unterschiedlichen Plugins einer Kategorie gemacht angestellt werden, um deren charakterliche Eignung für die jeweilige Spur zu begutachten.
Weiterhin – und das ist für mich noch spektakulärer – kannst Du ganz einfach bestimmen, an welcher Position zwischen den 16 Slots die Grenze zwischen Effekten liegen soll, die mit dem Pegel vor (Pre-Fader) oder nach (Post-Fader) der Beeinflussung den Spurenfader arbeiten. Perfekt für Mischungen aus »pegelagnostischen« Effekten und solchen, bei denen der Eingangspegel eine entscheidende Rolle spielt (allen voran sämtliche Dynamikeffekte). Super!
Automationskurven
Endlich lassen sich für Automationen Bézier-Kurven zeichnen – das sind die rundgelutschten, teils wie Sinuswellen anmutenden Kurven, die in vielen Fällen für deutlich natürlichere Klangverläufe und Übergänge sorgen.
Auch Spuren, die per VCA-Fader gesteuert werden, enthalten die Automationsdaten der mit diesen verknüpften Spuren.
Bis auf die Tatsache, dass die Geschichte einfach und wie erwartet zu bedienen ist, gibt es nicht mehr zu sagen. Das ist nun wirklich nicht revolutionär, aber immer, wenn eine (bereits sehr ausgereifte) schön Features aus anderen DAWs hinzufügt, ist das ein Gewinn für alle.
Direkte Offline-Bearbeitung
Offline-Bearbeitung umfasst die Anwendung von Effekt-Plugins oder sonstigen Bearbeitungen auf eine oder mehreren Audioclips, ohne dass diese live berechnet werden. Das kann eine Menge Rechenpower sparen und man müllt sich nicht die Inserts in den Mixerspuren unnötig zu. Das geschieht non-destruktiv, Du kannst also immer zu den ursprünglichen Audiodaten zurückkehren.
Das Ganze ist recht komfortabel gestaltet mit einer loopbaren Vorhörfunktion und einer automatischen Applizierung jedes Handgriffs in den eingeblendeten Plugin-Oberflächen.
Rechte Zone mit neuen Gadgets
In der rechten Zone gibt es nun drei neue Sektionen:
- Datei-Browser – Mediendateien durchforsten, Sounds vorhören, Projekte importieren
- Metering-Sektion – Pegelmesser mit Loudness-Anzeigen
- Control Room – direkter Zugriff auf Cue- und Monitor-Mixes
Schön, dass die Zonen nun mit mehr Leben gefüllt werden – so sind jetzt auch das Preset- und Dateimanagement in den entlegensten Winkeln, die Monitoring-Kontrolle und die Pegelüberwachung in dem kleinen abgesteckten Arbeitsbereich möglich. Das kommt nicht nur, aber vor allem beim Einsatz von einem extrabreiten Bildschirm für Musiker wie gerufen!
Metronom deluxe
An den Basics, die seit jeher eine Sequenzer-Software bzw. eine DAW ausmachen, wurde auch gefeilt: Das Metronom hat ein Update erfahren.
So folgt der Click jetzt automatisch den Taktratenänderungen. Noch besser: Eigene Click-Patterns im Takt nach Gusto lassen sich erstellen und frei managen (inkl. (Um-)Benennung und mehr). Dabei wählst Du für jeden Click aus einem von vier verschiedenen Betonungspegel (Akzentuierungen) bzw. fünf, wenn man den stummen Schlag dazurechnet.
Auch sind jetzt benutzerdefinierte Click-Sounds möglich. Ganz bequem stehen dafür auch viele vorinstallierten Sounds ab Werk bereit – und Presets mit Sets von vier unterschiedlichen Sounds je nach Betonung. Am knuffigsten finde ich ja die kleine Drum Machine.
Alles in allem eine feine kleine Neuerung, die Musikern beim Einspielen der verschiedensten Stile so weit entgegenkommt wie bei keiner anderen DAW.
FLUX – Wavetable Synthesizer
Für HALion Sonic SE, den abgespeckten Sampler bzw. Player virtueller Instrumente, gibt es nun den FLUX. Das ist ein Wavetable-Synthesizer auf der Basis von 70 Wellenformen und mit 100 Presets für elektronische Musik. Leads, Bässe, Flächen und Effektsounds sind am Start. Absolut gelungenes neues Soundfutter, ohne weltbewegend zu sein. Hier sind die Demos:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
🎬 Sonstiges im Video
Wie so oft gibt es diverse weitere Optimierungen im Detail, die kein großes Hallo verursachen, manchem Producer im Alltag aber Gold wert sein können. Ein paar davon sind hier im Video von Steinberg kurz (auf Englisch) portraitiert – alles gut und nützlich, da gibt es nichts dran zu rütteln:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere (kommende) Neuerungen kurz angerissen
- Softube Console 1 wird bald unterstützt
- Neue Interfaces für Vintage & Tube Compressor sowie Magneto III
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
Cubase 9.5 Pro Test-Fazit
Steinberg Cubase 9 Pro ist – so viel war klar – immer noch eine der bestausgestatteten und vielseitigsten DAWs. Die zahlreichen erweiterten Funktionen und Möglichkeiten im Detail zeugen vom Fokus auf die professionelle Arbeit und von der Reife dieses Produkts, das es nun schon seit 27 Jahren gibt.
In den letzten Jahren hat man das Sortiment der mitgelieferten Instrumente und Effekte sowie des klanglichen Contents für Erstere immer weiter aufgebohrt. Nicht alle, aber doch die große Mehrzahl dieser Komponenten können überzeugen und ziehen nur im Vergleich mit der Crème de la crème in Sachen Dritthersteller-Plugins bzw. Libraries den Kürzeren.
So viel zur Gesamtwetterlage, nun zu den Neuerungen. Zunächst sind hier die Zonen positiv zu erwähnen, stellen sie doch einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung einer 1-Fenster-Oberfläche dar. Ich kann und will mich nicht mit dem in Einzelteile zerpflückten Interface abfinden, also begrüße ich das sehr – insbesondere die Verquickung von Timeline und Mixer. Hier ist noch Luft nach oben (Details siehe Haupttext), aber immerhin.
Auf dem Papier ebenso wenig spektakulär, aber von vergleichbar großem Nutzen dürfte die Historie für die MixConsole sein. Primär bietet sich hier die Möglichkeit, Änderungen rückgängig zu machen oder wiederherzustellen. Sekundär weiß ich die Historie ich zu schätzen – sie ist wie eine »Zeitmaschine« in Form einer Liste mit allen Änderungen, auch an den Parametern von Dritthersteller-Plugins.
Spielerischer wird es mit dem frischem Sampler, von dem ich nur Gutes zu berichten weiß. Er ist einfach aufgebaut, bietet aber alles Nötige und ist sehr gut in Cubase 9 Pro integriert (auch dank 1-Klick-Export des Samplematerials in den Groove Agent SE 4). Fast genauso cool ist der EQ: acht parametrische Bänder mit M/S- und Linearphasen-Optionen pro Band (!) stehen hier zu Buche.
Schließlich erwiesen sich die Performance und Stabilität auf meinem System überzeugend. Unsere intensiven Stresstests aller Art absolvierte Cubase 9.0.1 souverän. Es wird sich zeigen, ob doch noch der Teufel irgendwo im Detail steckt, doch bis jetzt lässt sich das sehr gut an.
Der Abschied von der nativen 32-Bit-Unterstützung und der Plugin-Bridge für die nun allein verbleibende 64-Bit-Variante kann als konsequente, nachvollziehbare Zäsur gesehen werden. Dennoch wird der erzwungene Verzicht auf alte, liebgewonnene 32-Bit-Plugins einen gewissen Teil der Nutzer verärgern – zumindest haben sich schon ein paar delamari dahingehend zu Wort gemeldet. Auch ich persönlich nutze immer noch ausschließlich 32-Bit-Plugins und habe keine Verwendung für virtuelle Instrumente, die von riesigen Sample-Bibliotheken befeuert werden.
Update: Cubase 9.5 Pro bringt eine 64-Bit-Engine, mehr Slots für Insert-Effekte plus bequeme Pre-/Post-Fader-Anordnung für diese, neue Gadgets in der rechte Zone, einen Wavetable-Synthie und mehr. Ein gelungenes Addendum, bitte mehr von solchen Optimierungen im Detail!
Das Produkt selbst ist sehr gut bis exzellent, also halte ich viereinhalb von fünf Punkten im Cubase 9 Test in Anbetracht von Preis und Leistung für angemessen. Was das jüngste Update betrifft, tendiere ich »nur« zu einem »Gut« für diesen Preis. Das bleibt natürlich ein subjektiver Eindruck. Wie wichtig dir die Updates sind, musst Du selbst entscheiden.
Features Cubase 9.5 Pro Review
- Hersteller: Steinberg
- DAW Software für Windows & Mac OS
- Engine mit 64-Bit-Fließkommaberechnung
- Sample-Rate von max. 192 kHz
- 5.1 Surround
- Flexibles Routing
- Automatischer Latenzausgleich
- Unbegrenzte Audio-, Instrumenten- und MIDI-Spuren
- Max. 256 physikalische Ein- und Ausgänge nutzbar
- Virtuelles Mischpult mit Channel Strip, VCA-Fadern, Lautheitsanzeige und mehr
- 90 Audio- und MIDI-Effekte
- 8 VST-Instrumente (z.B. HALion Sonic SE 2, Groove Agent SE 4, Retrologue 2)
- Kompositionshilfen wie Akkordspur, Chord Pads und Chord Assistent
- VariAudio: Monophone Klänge automatisch harmonisieren, Auto-Tuning etc.
- VST Expression 2: Musikalische Artikulationen pro MIDI-Note
- VST Connect SE & VST Transit: Musikalischen Kooperation »über die Cloud«
PASSEND ZUM Cubase 9.5 Pro Test
- Steinberg Cubase Pro 14 Test
- Steinberg Cubase Elements 13 Test
- Steinberg Cubase Artist 13 Test
- Steinberg Cubase Pro 13 Test
- Steinberg Cubase 12 Test