Chandler Limited REDD Microphone Test
Röhrenmikrofon aus Tradition
Von Felix Baarß am 15. November 2017
Chandler Limited REDD Microphone Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Erstklassiges Großmembran-Kondensatormikrofon mit Röhrentechnik. Das Chandler Limited REDD Microphone beweist klangqualitative Exzellenz – luftig und transparent, aber vollmundig. Der integrierte 2-Röhren-Vorverstärker überzeugt mit niedrigem Rauschen, kurzen Signalwegen und optionalem Drive für subtiles, aber belebendes Obertonkolorit. Allerdings gibt es klanglich fast genauso gute Alternativen für deutlich weniger Geld gibt (sofern ein hochwertiger externer Preamp genutzt wird), etwa das Mojave MA-1000.
zum detaillierten Chandler Limited REDD Microphone Testfazit
PRO
- Außerordentlich klarer, luftiger, aber doch voller Sound
- Sehr transparent und detailfreudig durch starke Impulstreue
- Integrierter (und perfekt abgestimmter) Vorverstärker vom Typ REDD.47
- Drive-Modus für lebendigen Sound durch toll abgeschmeckte Obertonanreicherung
- Ohne Schnörkel und tadellos konstruiert
- Sehr hochwertiges, langes Mikrofonkabel von Mogami mitgeliefert
CONTRA
- Nur Kugel und Niere als Richtcharakteristika
Für wen?
Profis im anspruchsvollen Tonstudio, die ein erstklassiges, luftig und offen klingendes Mikrofon mit flexibler Vorverstärkung und Sättigung suchen.
Was ist es?
Das Chandler Limited REDD Microphone (auch »REDD.MIC« genannt) ist ein Röhrenmikrofon für höchste Ansprüche. Dieses Großmembran-Kondensatormikrofon bietet eine integrierte Vorverstärkerschaltung (für bis zu +33 dB) vom Typ REDD.47, die auf zwei Röhren basiert. Diese Schaltung ist direkt an die eigens angefertigte, Platinmembran-bestückte Kapsel angebunden. Das Mikrofon kann wahlweise mit oder ohne zusätzliche Vorverstärkung durch ein Drittgerät genutzt werden.
Dazu kommen ein optionaler DRIVE-Modus für mehr Sättigung sowie Schalter zur Wahl von Nieren- oder Kugelcharakteristik, Vorabschwächung (-10 dB) und Polaritätsumkehr. Am externen Netzteil kannst Du den Ausgangspegel stufenlos regeln und einen alternativen, eher höhenakzentuierten Klang zuschalten.
Dieses Mikrofon ist in Zusammenarbeit von Chandler Limited und den Abbey Road Studios entstanden. Es ist das erste mit dem legendären EMI-Label nach mehr als einem halben Jahrhundert. Die technischen Daten und den Lieferumfang findest Du im hier:
Chandler Limited REDD Microphone: Features
- Großmembran-Kondensatormikrofon mit Röhrenverstärkung
- Handgefertigte Kapsel mit Platinmembran
- Integrierter Röhrenverstärkung aus dem REDD.47 (Ausgangsimpedanz: 200 Ω)
- Richtcharakteristika: Kugel oder Niere
- Handgefertigt in den USA
- Regler und Schalter am Mikrofon
- Richtcharakteristik
- Vorverstärkung: von +4 bis +33 dB in 9 Stufen
- DRIVE-Modus: zusätzliche färbende Verstärkung mit max. +33 dB
- Pad: -10 dB
- Polaritätsumkehr
- Regler und Schalter am externen Netzteil
- Ausgangspegel (stufenlos von -10 bis ±0 dB)
- Low Contour (alternatives Voicing)
- Lieferumfang
- Chandler Limited REDD Microphone
- Externes Netzteil
- Mikrofonkabel von Mogami (7,62 Meter)
- Mikrofonspinne
- Schraubenzieher für die eingelassenen Schalter am Mikrofon
- Hartschalen-Transportkoffer
Meinungen zum Chandler Limited REDD Microphone [Video vom Hersteller]
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Chandler Limited REDD Microphone Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
Vintage-Charme in Mausgrau: Das Design wirkt fast schon etwas schrullig, unser Neumann U 87 Ai macht im Vergleich dazu mehr auf filigraneren Chic. Wie zu erwarten war, lässt die Verarbeitung keine Wünsche offen, auch wenn die Konstruktion recht einfach wirkt. Die Schalter und Regler sitzen fest und der dicht geflochtene Mikrofonkorb ist sehr stabil.
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Die Waage zeigt 736 Gramm – diese verteilen sich so weiträumig über das gewaltige Volumen des REDD.MIC, dass ich auf deutlich weniger getippt hätte. Ein zuverlässiges Mikrofonstativ ist Pflicht, aber das sollte bei einem Modell dieser Klasse selbstverständlich (und im Budget reserviert) sein.
Leuchtende LED nicht Retro
Ein ästhetischer Aspekt findet sich so auch beim Mojave MA-1000 [Test] – einem Röhrenmic, das teils auch in den Gewässern des Chandlers fischt, auch wenn es »nur« 3.000 Euro kostet. Gemeint ist die beim Betrieb rot aufleuchtende LED im Inneren der Kapsel. Die empfinde ich als kitschig und unpassend zum sonst vorherrschenden Retrostil, aber das ist natürlich nicht von Belang für die Wertung im Chandler Limited REDD Microphone Review.
Lieferumfang
Mitgeliefert werden eine in Fertigung und Funktion sehr gute Mikrofonspinne à la Neumann, ein 7,62 (!) Meter langes Mikrofonkabel aus dem renommierten Hause Mogami und ein exzellent gefertigtes externes Netzteil, das den urigen Stil des Mikrofons fortführt.
All das steckt in einem einfachen, aber vertrauenerweckenden Hartschalenkoffer mit großzügiger Schaumstoffauspolsterung.
Ausstattung des Chandler Limited REDD Microphone
Dieses Kapitel fällt länger aus als bei jedem anderen Mikrofon Test auf delamar – vor allem das REDD.MIC ist außergewöhnlich gut bestückt, aber auch das Netzteil birgt eine Überraschung …
Richtcharakteristika
Schalte das Mikrofon in eine Nierencharakteristik oder alternativ wählst Du die Kugelcharakteristik für den »Rundumblick«. Für meine Begriffe sind dies die zwei wichtigsten Richtcharakteristika für den Studiogebrauch, mit denen sich die meisten Szenarien ohne Verrenkungen meistern lassen.
Dass beim Chandler Limited REDD Microphone nur auf zwei Charakteristiken optimiert wurde, wird nicht jedem ins (bisherige) Konzept passen.
Vorverstärkung mit Drive
An Bord ist eine (Vor-)Verstärkerschaltung des hauseigenen Preamps REDD.47. So findest Du am Fuß des Mics einen Drehregler mit neun angenehm schwergängig gerasterten Positionen: Wähle +4, +8, +12, +16, +20, +24, +27, +30 oder +33 dB.
Spätestens durch den stufenlos justierbaren Ausgangspegel am Netzteil (siehe unten) wird man wohl keinen Vorverstärker eines Drittherstellers mehr vermissen. Es sei denn, man möchte unbedingt dessen spezielle Sättigung bei moderaten bis hohen Gain nutzen, um den Groundsound des Chandler Limited REDD Microphone anzureichern.
Doch auch das erledigt unser Kandidat bei Bedarf gleich selbst! Wer die Röhren schwerer schuften lässt, spielt ihr Potential aus: Im DRIVE-Modus werden Obertöne im Signal verstärkt bzw. hinzugefügt. Das Resultat ist ein mehr oder minder lebhafter, unmittelbarer Sound mit mehr Punch und Präsenz.
Pad & Polarität
Die zuschaltbare Vorabschwächung (»Pad«) von -10 dB ist dienlich gegen Übersteuerungen durch Schallquellen mit hohen Pegeln. Zum Beispiel Blasinstrumente oder weit aufgerissene Gitarrenverstärker.
Bleibt nur noch ein Werkzeug zur Klangformung am Mikrofon selbst zu erwähnen: die Polaritätsumkehr (landläufig und technisch irreführend »Phasendrehung« genannt). Sie ist praktisch, um einen Kammfiltereffekt in der Signalmischung mehrerer Mikrofone zu beseitigen.
Stufenloser Ausgangspegel & Low Contour
Das externe Netzteil hält zwei weitere Goodies bereit. Zum einen die stufenlose Ausgangspegelregelung über einen sehr smooth laufenden Drehregler im klassischen »Chickenhead«-Stil. Der sorgt im Zusammenspiel mit dem gerasterten Gain-Regler (und ggf. dem DRIVE-Modus) am REDD.MIC für Freizügigkeit in Sachen Lautstärke und Sättigung.
Last, but not least: Im Modus »Low Contour« – aktivierbar durch das Herausziehen des Pegelreglers – wird der Sound tighter. Die musikalisch weniger relevanten Tiefbässe werden beschnitten (so klingen die höheren Bässe fokussierter) und die Höhen rücken etwas mehr in den Vordergrund.
Dieses alternative Voicing wirkt etwas charakterstärker als der übliche Low-Cut-Filter anderer Mics. Eine sehr praktische Alternative zu dem Szenario, in dem man die Kugelcharakteristik nur nutzt, weil mit ihr kein Nahbesprechungseffekt auftritt (wobei die erhöhte Präsenz der Raumakustik in Kauf zu nehmen ist).
Klang des Chandler Limited REDD Microphone
REDD.MIC – Gesang
Mojave MA-1000 – Gesang
REDD.MIC – Shaker
Mojave MA-1000 – Shaker
REDD.MIC – Sprache, männlich
REDD.MIC – Sprache, weiblich
Grundrauschen
Das Eigenrauschen ist so niedrig, dass es in Aufnahmen mit hohem Nutzpegel bei moderater Abhörlautstärke nie zu hören ist. Selbst in den Momenten, in denen die eingefangenen Signale zwischendurch einmal flüsterleise sind, ist da praktisch nichts zu merken.
Maximaler Schalldruck
Nicht nur beim Eigenrauschen, auch beim maximalen Schalldruckpegel hat der Hersteller für das Chandler Limited REDD Microphone bislang keine Spezifikationen veröffentlicht. Ich habe es nicht allzu wild getrieben und mir stand kein Messgerät für THD bzw. Klirrfaktor zur Verfügung, aber bei einem sporadischen Test mit einem stark aufgedrehten 50-Watt-Gitarrenverstärker klang alles prima.
Frequenzgang
Mein genereller Eindruck von der Klangfarbe des Chandler Limited REDD Microphone: glasklar, voll und offen, mit gut präsenten Höhen (aber stets so gezügelt, dass Sibilanten nicht zu scharf werden) und auch sonst ohne nennenswerte Abweichungen im Frequenzgang.
Dasselbe lässt sich vom schon erwähnten Mojave MA-1000 sagen. Allerdings klingt dieses spürbar matter und teils etwas fülliger in den höheren Bässen. Der direkte Mikrofonvergleich bestätigte denn auch dessen kräftigeren Bässe (v.a. zwischen ~100 und ~250 Hz) und die milderen Hochmitten und Höhen (ab ~7 kHz aufwärts).
Wer es eher luftig, hauchend und offen mag, tendiert stärker zum Chandler Limited REDD Microphone, während alle auf der Suche nach wärmerem, runderem Sound auch das Modell von Mojave in Betracht ziehen sollten. Die Unterschiede in der Nuancierung bewegen sich in einem sehr interessanten Spannungsfeld zwischen zart und unverkennbar. Dabei weicht weder das eine, noch das andere Modell nennenswert vom natürlichen Klang ab.
Off-Axis-Verhalten
Beim Abweichen von der vorgesehenen Einsprechrichtung der Nierencharakteristik kommt es recht schnell zu Änderungen im Klang, der »Sweet-Spot-Kegel« ist nicht besonders groß. Allerdings ist der Sound dann nicht so stark entstellt wie bei einigen anderen Mikrofonen. Insgesamt lässt sich also gut und recht unbeschwert mit der Nierencharakteristik arbeiten.
Impulsverhalten
Kurze, perkussive Schallereignisse mit klar hervorstechenden Transienten registriert das Chandler Limited REDD Microphone in jeder Lage vorbildlich akkurat. Die Schnelligkeit, mit der die Membran ein- und ausschwingt – auch Impulstreue oder Impulsfestigkeit genannt –, resultiert in knackig klingenden Fellanschlägen, klar umrissenen Saitenzupfern, feinsten Details aller Art ohne Verwaschungen und generell einem äußerst transparenten Klang. Nicht mehr (das wäre auch kaum vorstellbar) und nicht weniger habe ich von einem Mikrofon der Oberklasse erwartet.
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Chandler Limited REDD Microphone Test-Fazit
Das Chandler Limited REDD Microphone spielt definitiv um die Krone in der Königsklasse – die Transparenz, Unmittelbarkeit und Überzeugungskraft des Klangs sind erste Sahne. Wie sollte es auch anders sein bei diesem Preis? Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem Charakter und in diesem Fall gerade auch nach dem Mehrwert der ungewöhnlichen Ausstattung im und am Mikrofon.
Der Sound ist sehr klar und so »luftig« wie bei kaum einem anderen mir bekannten Mikrofon. Zart gehauchte Vocals klingen betörend und die »Offenheit« des Klangs im Allgemeinen ist bemerkenswert. All das geschieht ohne dass Sibilanten über die Stränge schlagen oder der »Körper « des Klangs in den unteren Frequenzregionen in den Hintergrund rückt. Die charakterlichen Eigenheiten zeigen sich gut in der Gegenüberstellung mit dem kürzlich von mir getesteten Röhrenkontrahenten Mojave MA-1000 [Test], das spürbar wärmer, runder, kompakter tönt.
Kein Wunder, dass dieses Mikrofon so voluminös ist – hier ist ein dedizierter Vorverstärker an Bord, der von zwei Röhren befeuert wird. Es handelt sich um keine geringere Schaltung als die des edlen hauseigenen Preamps REDD.47. Selbstredend ist alles ringsherum perfekt darauf abgestimmt und die Signalwege konnten denkbar kurz gestaltet werden. Immerhin ist eine Vorverstärkung von bis zu +33 dB möglich und mit dem zuschaltbaren Drive-Modus wird das Signal obertonreicher, lebendiger gefärbt.
Das Mikrofon ist schnörkel- und tadellos gebaut, nur die rote LED im Mikrofonkorb ist ästhetisch fragwürdig. Die mitgelieferte Spinne steht der Güte des Mikros in nichts nach. Weiterhin bekommst Du ein sehr hochwertiges, gut siebeneinhalb Meter (!) langes Mikrofonkabel von Mogami.
Schade, dass nur zwei Richtcharakteristika gewählt werden können. Von Röhrenmikrofonen und ihren externen Netzteilen bin ich mehr Flexibilität gewohnt, teils sogar mit stufenloser Überblendung der Charakteristika. Zugegeben: Mit Niere und Kugel sind die wohl wichtigsten Polarisationen für den Studioeinsatz an Bord.
Die integrierte Vorverstärkung inklusive Drive-Modus ist ein exzellent umgesetztes technisches Kleinod, für meine Arbeit aber nicht hinreichend gewinnbringend. Ich meine, dass das für sehr viele potentielle Käufer ebenso gelten wird. Insofern entferne ich sie aus der Gleichung und sehe ein sehr kostspieliges Mikrofon mit überragender Klangqualität, die jedoch nicht bis nicht nennenswert besser als bei guten Modellen für ~3.000 Euro ist (siehe etwa das schon erwähnte Mojave MA-1000). Es ist ein offenes Geheimnis: Die Kurve im Koordinatensystem aus Preis (x-Achse) und Klangqualität/funktionalem Mehrwert (y-Achse) flacht ab einem gewissen Niveau beträchtlich ab.
Alles in allem verleihe ich das Prädikat »Gut« im Chandler Limited REDD Microphone Test auf delamar, denn unsere Wertung orientiert sich stark am Preis-Leistungs-Verhältnis. Vier von fünf Punkten sind aufgrund der herausragenden Qualität dieses Mikrofons mühelos drin. Ein tolles Mikrofon für alle mit hohem Budget und höchsten Ansprüchen.
Features Chandler Limited REDD Microphone Review
- Hersteller: Chandler Limited
- Großmembran-Kondensatormikrofon
- Richtcharakteristika: Niere oder Kugel
- Röhrenvorverstärker aus dem hauseigenen Preamp REDD.47 integriert
- DRIVE-Modus für Obertonanreicherung
- Alternatives Voicing schaltbar
- Vorabschwächung und Polaritätsumkehr schaltbar
- Kabel, Spinne und Koffer mitgeliefert
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