Chameleon Labs 7602 MKII Testbericht
Preamp mit EQ für Verwöhnte
Von Felix Baarß
Chameleon Labs 7602 MKII Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Für 19 Dieser Preamp verstärkt mit bis zu 80 dB, ist stark verarbeitet, bietet wunderbar große Potis und punktet vor allem mit seinem erstklassigen Equalizer. Preislich überraschend moderat, das Ganze.
PRO
- Sauberer, neutraler Sound
- Gute bis sehr gute Verarbeitung und tolle Haptik
- Flexibler, musikalisch stimmiger 3-Band-EQ mit weiten Regelbereichen
- Bis zu 80 dB Gain – auch für alte Bändchenmikros tauglich
- Variable Impedanz für Mikrofone
CONTRA
- Externes Netzteil
Für wen?
Hochambitionierte Anfänger, Fortgeschrittene und preisbewusste Profis, die einen Preamp mit exzellentem Equalizer suchen.
Was ist es?
Der Chameleon Labs 7606 MKII ist ein Vorverstärker (»Preamp«) für Mikrofone aller Art, Klangerzeuger mit Line-Pegel und E-Gitarre/E-Bass – jeweils ein Eingang für die genannten Klangquellen bietet dieses Gerät für 19-Zoll-Racks. Zur Klangformung findest Du einen Hochpassfilter (vier Frequenzen wählbar) und einen semiparametrischen 3-Band-Equalizer.
Es handelt sich eine Neuinterpretation des Neve 1073, eines bei unzähligen Produktionen verwendeten Preamp- und EQ-Moduls, das seit den 1970er-Jahren in Mischkonsolen desselben Herstellers zum Einsatz kommt.
Beim Verfassen dieses Tests lag der günstigste Straßenpreis für diesen Preamp bei 849,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten).
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Chameleon Labs 7602 MKII Test
Erster Eindruck, Verarbeitung und Haptik
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Die dicke Frontblende und die Potis sind aus Aluminium gefertigt. Letztere sind griffig, sitzen bombenfest und laufen sehr weich bzw. rasten satt in ihren Positionen ein. Auch die kleinen Schalter machen einen recht robusten guten Eindruck.
Die Klinkenbuchse ist per Manschette fest mit der Frontblende verschraubt und den beiden XLR-Eingänge wurde eine Verriegelung spendiert. Kurzum: Haptisch und verarbeitungstechnisch ist alles erstklassig.
Schade, dass das Netzteil nicht intern verbaut wurde. Andere Hersteller finden bei ähnlich gut bestückten Geräten mit geräumigem Gehäuse (Bautiefe hier: ~31 cm) Platz für ein internes Netzteil mit Kaltgerätebuchse.
Eingangsstufe
Hier findest Du zunächst alles, was ein fortgeschrittener Preamp haben muss: An/Aus-Schalter, Gain-Regler und ein Schalter für Phantomspeisung (+48 Volt). Das Mic-Gain reicht bis +80 (!) dB, so dass Du selbst alte Bändchenmikrofone zur Genüge verstärken kannst.
Bonus: Ein großer, hochohmiger Klinkeneingang für E-Gitarre und E-Bass (schnell zu- oder abschaltbar mit einem dedizierten Switch) und ein Wahlschalter für die Impedanz – die 1.200 Ω stellen den Standard dar, doch für manche Mikrofone bietet sich der niedrigere Wert von 300 Ω an.
Equalizer
Drei Bänder stehen zur Verfügung. Es handelt sich um einen semiparametrischen EQ, pro Band gibt es also je einen Regler zur Wahl der Zentral- bzw. Grenzfrequenz (siehe Infokasten) sowie zur Verstärkung/Abschwächung. Letzterer umfasst mit ±20 dB einen weiten Regelbereich, so dass Du den Klang bei Bedarf sehr stark umkrempeln kannst.
Wie üblich haben wir es bei den Bändern für Bass und Höhen mit Shelving-Filtern (»Kuhschwanzfilter«) zu tun, während das Mittenband einen Peak-Filter (»Glockenfilter«) nutzt. Die Bänder überschneiden sich teilweise.
Sonstiges
Die Polarität des Signals lässt sich umkehren, was insbesondere bei der Mehrfachmikrofonierung Gold wert sein kann. Denn so können ungewünschte Phasenauslöschungen vermieden werden.
Eine mehrfarbige 3-Wege-LED zur Visualisierung des Ausgangspegels steht zur Verfügung. Die vierte LED ganz links signalisiert, dass das Gerät angeschaltet ist.
Klang
Klangqualitativ spielt der 7602 MKII sehr weit vorne mit. Sehr sauber, rund und neutral, ohne steril zu wirken. Sofern Du auf die Sättigung von Röhren verzichten kannst, wirst Du hier bestens bedient.
Zwar erlaubt der Gain-Regler eine Abschwächung, allerdings nur für Line-Signale (-20 bis +10 dB). So könnte dem einen oder anderen auffallen, dass der übliche Pad-Schalter fehlt.
Das Zusammenspiel aus den verfügbaren fixen Frequenzen und den Flankensteilheiten der Filter ließ mich nie im Stich – stets konnte ich den Sound schnell und ansprechend aufpolieren. »Chirurgische« Eingriffe sind nicht möglich, aber das ist auch nicht wirklich die Aufgabe eines Preamps.
Bei moderat starken Anhebungen (Boosts von mehr als +12 dB würde ich bei einem EQ ohnehin nicht empfehlen), kam mir der Sound noch nicht unnatürlich vor. Insofern hoffe ich, dass Du mir diese Zusammenfassung gestattest: Dieser gut bedienbare Equalizer ist von hoher Musikalität.
In der Praxis
Bei den großen Potis und der ansehnlichen Feature-Fülle bleibt leider kein Platz für ein VU-Meter. Das wäre sicherlich noch etwas fescher als die LEDs gewesen, aber diese sind zur Überwachung des Eingangspegels genauso zweckmäßig. Die MKI-Version hatte übrigens noch keine LEDs – eine sehr willkommene Neuerung.
Schließlich findest Du den Output-Regler, der ausschließlich eine Abschwächung erlaubt. Das passt, denn wie erwähnt machen die Gain- und EQ-Regler ordentlich Dampf, so dass wohl Du nie in die Verlegenheit kommen wirst, ein zu leises Signal zu bekommen.
Klangbeispiele
Drums – unbearbeitet
Drums – 35 Hz + 7 dB | 700 Hz + 2 dB | 7.000 Hz + 2 dB
Vocal – unbearbeitet
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Chameleon Labs 7602 MKII Test-Fazit
Der Chameleon Labs 7602 MKII ist ein Preamp für Mic-, Line- und Hi-Z-Signale mit attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis – Du bekommst ein hochklassiges Gerät mit klarem, neutralem Klang, starker Verarbeitung und erstklassigen großen Potis.
Die größte Stärke stellt der Equalizer dar. Er punktet mit souverän tönenden Filtern und viel Flexibilität – fast immer wirst Du den Klang so umbiegen können, wie Du ihn haben willst, wobei der Sound abgesehen von Extremeinstellungen stets natürlich anmutet. Lediglich chirurgische Eingriffe sind nicht möglich.
Gewaltige 80 dB Gain stehen für das Mikrofonsignal zur Verfügung. Somit können auch alte, exotische Bändchenmikrofone verwendet werden. Ebenfalls nicht selbstverständlich ist die Möglichkeit der Impedanzanpassung. So wirst Du jedem Mikrofon gerecht.
Nur die Tatsache, dass das Netzteil nicht im (voluminösen) Gehäuse Platz findet, trübt den Gesamteindruck leicht. Wer sich damit abfinden kann, erhält eine in dieser Preisklasse kaum ein zweites Mal anzutreffende Kombination aus gutem Preamp und herausragendem Equalizer. Somit halte ich viereinhalb von fünf Punkten im Chameleon Labs 7602 MKII Testbericht für angemessen – sehr gut für alle mit moderaten Budgets.
Features Chameleon Labs 7602 MKII Review
- Hersteller: Chameleon Labs
- Mikrofonvorverstärker für 19″-Racks (1 HE)
- Diskret aufgebaute Class-A-Schaltung mit Fairchild-Transistor
- Eingänge:
- Mic (XLR)
- trafosymmetriert
- Impedanz wahlweise 1.200 oder 300 Ω
- geschirmt gegen HF-Einstreuungen
- Line (XLR)
- trafosymmetriert
- Hi-Z (6,3 mm)
- Ausgang: Line (XLR)
- trafosymmetriert
- galvanisch getrennt)
- Eingangsverstärkung in 20 Stufen verstellbar:
- +20 bis +80 dB (Mic)
- -20 bis +10 dB (Line)
- Hochpassfilter
- Flankensteilheit: -18 dB/Oktave
- Frequenzen: 50, 80, 150 oder 300 Hz
- Semiparametrischer 3-Band-Equalizer
- ±20 dB (stufenlos) für alle Bänder
- Low: 35, 60, 110 oder 220 Hz
- Mid: 360, 700, 1.600, 3.200, 4.800 oder 7.200 Hz
- High: 3.400, 4.900, 7.000, 12.000 oder 16.000 Hz
- Stahlblechgehäuse mit Aluminium-Frontblende (6 mm)
- Gewicht: ~4,5 kg
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