Camel Audio Alchemy Testbericht
Umfangreicher Synthesizer plus Sampler
Von Alexander Geibel
Camel Audio Alchemy Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Mächtiges Tool zur Synthese und Samplemanipulation. Dieses virtuelle Instrument bietet fast alle gängigen Syntheseformen und ungeheuer viele Möglichkeiten zum Verfremden von Samples.
PRO
- Guter Workflow
- Umfangreiche Sounddesignmöglichkeiten
- Sehr gute Presets
CONTRA
- Keine Standalone-Version
- Keine Sidechain-Funktion
Für wen?
Anspruchsvolle Sounddesigner, Filmmusiker und Musikproduzenten
Was ist es?
Der Camel Audio Alchemy ist ein Software-Synthesizer für Windows & Mac OS X, der fast alle gängigen Syntheseformen beherrscht. Eine seiner Stärken ist die Granularsynthese, die es ermöglicht, Audio-Samples vielfältig zu manipulieren. Dank umfangreicher Modulationsmöglichkeiten, diverser Wellenformen und 31 unterschiedlicher Filtertypen steht Dir ein großes klangliches Spektrum zur Verfügung. Neben der Musikproduktion ist der Camel Audio Alchemy dank der Möglichkeit zum Import von Multisamples im .sfz-Format und der internen Effekte bestens für Filmmusik und Effektsounds geeignet.
Weiterhin sind acht frei zuweisbare Kontrollen vorhanden, die einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Parameter erlauben und sich in ihrer jeweiligen Einstellung auf acht Remix-Pads als Snapshot speichern lassen, vorhanden. Auch der Einsatz von bis zu 16 Hüllkurven und LFOs trägt entscheidend zum großen Potenzial dieses Plugins bei.
Für den schnellen Einstieg erhältst Du 675 Presets, die sich deutlich von den Werksounds anderer Klangerzeuger unterscheiden. Der Alchemy ist für die gängigen Schnittstellen VST, AU und RTAS verfügbar, eine Standalone-Version wird indes nicht angeboten.
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Camel Audio Alchemy Test
Erster Eindruck
Nachdem man sich einen User-Account bei Camel Audio angelegt und den Alchemy gekauft hat, steht er zum Download bereit. Zum Plugin werden zusätzlich mehr als 5,5 GB an Samples mitgeliefert. Die Installation des Alchemy und der Soundbänke lief problemlos ab.
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Die Oberfläche ist in zwei Kategorien geteilt; den Simple- und den Advanced-Mode. Im Simple-Mode sind die wichtigsten Parameter zugänglich. Im Advanced-Mode stehen Dir alle Funktionen des Alchemy zur Verfügung. Auf den ersten Blick könnte man den Synthesizer unterschätzen, denn auch der Advanced-Mode ist sehr übersichtlich und zu weiten Teilen selbsterklärend, sodass man sich nur schwer vorstellen kann, all die versprochenen Funktionen auf dieser verhältnismäßig kleinen Oberfläche zu finden. Die Bedienung ist logisch und ermöglicht es Dir, Vorkenntnisse vorausgesetzt, auch ohne Manual sofort einsteigen zu können. Auch der Workflow könnte kaum effektiver sein.
Laut Hersteller wurde der Alchemy von einem Team von sechs Programmierern und 25 Sounddesignern über einen Zeitraum von vier Jahren entwickelt. Bei so einer langen Entwicklungszeit wurden natürlich auch kleinere Features wie der eigene Name unter dem Alchemy-Logo sowie drei unterschiedliche Skins eingebaut. Diese Features sind eigentlich unnötig, geben mir aber ganz klar den Eindruck, dass der Alchemy bis ins letzte Detail durchdacht ist.
In der Praxis
Das 144 Seiten lange Manual lässt schnell erahnen, dass dieser Synthesizer sehr viele Funktionen bereitstellt, die sicherlich nicht alle erwähnt werden können. Aus diesem Grunde gehe ich im Folgenden nur auf die wichtigsten Funktionen ein.
Die Verwaltung der Presets ist sehr userfreundlich. Zuerst wählst Du die Soundbank aus, dann eine Kategorie wie »Arpeggiator«, »Bass«, »Lead« etc. und schließlich bleibt noch der Sound auszuwählen. Pro Patch stehen Dir vier Layer zur Verfügung. Diese können sowohl aus Einzelsamples, Multisamples oder aus jeweils einer der 49 verfügbaren virtuell-analogen Wellenformen bestehen.
Wer schon einmal probiert hat, einen gescheiten Supersaw-Sound zu programmieren, wird sich über die Unisono-Funktion freuen, welche bis zu 600 Oszillatoren simuliert.
Interessant ist die Spektralanalyse, für die sogar Bild-Dateien im PNG-Format geladen werden können. Darüber hinaus kann man mit einem Pinsel und einem Radiergummi – ähnlich wie in Photoshop – im Spektrum zeichnen und die Ergebnisse hörbar machen. Auf den ersten Blick ist das ein interessantes Feature, das jedoch selten zu brauchbaren Ergebnissen führt. Um die Spektralanalyse wirkungsvoll nutzen zu können, bedarf es viel Erfahrung.
In der additiven Synthese kann für jeden einzelnen der 600 Oszillatoren die Amp-, Pitch- und Pan-Hüllkurve separat bearbeitet werden. Jedem Layer können drei der 31 Filtertypen zugewiesen werden, bevor alle Layer durch die zwei »Main-Filter«, die stufenlos zwischen serieller und paralleler Schaltung eingestellt werden können, laufen. Sollten Dir die drei Filter pro Layer nicht reichen, kannst Du weitere Filter in der Effektsektion aktivieren. Pro Patch können fünf der 16 Effekte benutzt werden. Es finden sich zwei Reverbs, zwei Delays, Distortion, Filter und Modulationseffekte.
Modulation
Die Modulationsmöglichkeiten im Alchemy sind ein echtes Highlight, denn es können beinahe alle Parameter des Alchemy moduliert werden. Dabei kannst Du so ziemlich jeden Parameter auch als Source auswählen. Jeder Parameter kann von bis zu fünf Modulationsquellen moduliert werden.
Sehr reizvoll finde ich die Möglichkeit, einzelne Parameter der verfügbaren Effekte zu modulieren. Damit lassen sich in kurzer Zeit ungewöhnliche Spezialeffekte programmieren, wie sie sonst nur mühevoll mit Automationen in der DAW zu realisieren wären. Das einzige, was es zu bemängeln gibt, ist der fehlende Sidechain-Eingang.
Der Alchemy stellt Dir bis zu 16 AHDSR-Hüllkurven zur Verfügung. Die Kurven der Parameter Attack, Decay und Release können jeweils unabhängig voneinander aus fünf Verlaufsformen ausgewählt werden. In den 16 verfügbaren MSEG-Hüllkurven (»multi segment envelope generator«) kannst Du Hüllkurven selbst einzeichnen und zum Songtempo synchronisieren. Damit erhältst Du Modulationsmöglichkeiten, die ich in dieser Form bisher noch nirgends gesehen habe. Weiterhin kannst Du bis zu 16 LFOs verwenden. Selbstverständlich stehen Dir auch hier wieder eine Vielzahl von Bearbeitungsmöglichkeiten und Wellenformen zur Verfügung. Insgesamt hast Du die Wahl zwischen 41 Wellenformen.
Wem diese Modulationsmöglichkeiten immer noch nicht reichen, der kann bis zu 16 interne Step-Sequenzer mit bis jeweils zu 128 Steps einschleifen oder den Arpeggiator mit ebenso vielen Steps einsetzen.
Abschließend kann ich feststelen, dass die angebotenen Modulationsmöglichkeiten – bis auf den fehlenden Sidechain-Eingang – keine Wünsche offen lassen.
Sound
Sicherlich standen die Funktionen für das Sounddesign bei der Entwicklung im Vordergrund. Dennoch ist der Sound nicht zu kurz gekommen. Der Alchemy wurde nicht dafür entwickelt, bestimmte Klangeigenschaften zu imitieren. Nichtsdestotrotz kann ihm definitiv ein eigener Klangcharakter bescheinigt werden. Auch wenn der metallische Eigenklang nicht jedermanns Geschmack trifft, ist der Sound sicherlich nicht schlecht und fügt sich gut in vorhandene Mischungen ein.
Die mitgelieferten Sounds sind erstklassig und heben sich deutlich von der Masse ab. Dies ist nicht zuletzt dem Mitwirken einiger der weltbesten Sounddesigner geschuldet. Für alle Presets wurden die acht Performance-Controller sowie Remix-Pads belegt, sodass die Sounds binnen weniger Sekunden drastische Änderungen erfahren können.
Praktisch finde ich es, dass Du auf der Website von Camel Audio weitere Soundbänke kaufen kannst. Es ist bereits eine üppige Auswahl vorhanden, die mit Sicherheit weiter wachsen wird. Weiterhin gibt es einige Dritthersteller, die ebenfalls Bänke verkaufen. Wenn Du also nicht alle Sounds von null an selber machen willst, wirst Du permanent mit neuen inspirierenden Sounds, die Du deinen Bedürfnissen anpassen kannst, versorgt.
Die mitgelieferten Effekte machen einen guten Job, insbesondere was Spezialeffekte angeht. Wenn es um den Mix geht, war jedoch nichts dabei, was ich mir als einzelnes Effekt-Pugin wünschte.
Weltmusik
Film
Hard Dance
Acoustic Pop
Synth Drum Samples
Pad
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Camel Audio Alchemy Test-Fazit
Mit dem Camel Audio Alchemy hat der Hersteller einen Synthesizer entwickelt, der in Sachen Samplemanipulation und Sounddesign seinesgleichen sucht. Jedem, der auf der Suche nach ungewöhnlichen Sounds ist, kann ich das Plugin wärmstens empfehlen. Insbesondere für experimentelle sowie Filmmusik können viele interessante und brauchbare Sounds generiert werden.
Wenn es dir »nur« um klassische Synthesizer-Sounds oder um einen besonders analogen Klang geht, wirst Du auch für weniger Geld fündig. Denn der Preis von 199,- Euro ist für ein Plugin sicherlich alles andere als gering. Doch in Hinblick auf die Tatsache, dass Du mit dem Kauf des Alchemy nahezu alles bekommst, was Du in Sachen Klangsynthese brauchst und dass es viele Jahre intensiven Arbeitens bedarf, bis Du an die Grenzen dieses Plugins stößt, sind knapp 200 Euro sicherlich eine weise Investition.
Als großen Nachteil empfinde ich die fehlende Standalone-Version, denn für einige Musiker könnte der Synthesizer & Sampler alleine für die Bühne schon genügen. Erst recht, weil er genauso gut als Sampler Verwendung finden kann. Stattdessen muss der Livemusiker einen zusätzlichen Host mitlaufen lassen, der sowohl die Absturzsicherheit als auch die Leistung mindern könnte.
Bis dato sind mir keine vergleichbaren Produkte bekannt, die all diese Funktionen in einem Plugin beinhalten. Im Simple-Mode ist der Camel Audio Alchemy auch für Einsteiger sehr schnell und einfach zu bedienen. Wer tiefer in das Sounddesign einsteigen möchte, dem stehen im Advanced-Mode alle Möglichkeiten offen. Möchte man den ihn ausschließlich als »Preset-Schleuder« nutzen, so bietet der Hersteller den kostenlosen Alchemy-Player an. Das ist nichts anderes als der Alchemy im Simple-Mode. Dieser ist auch mit den optional erhältlichen Soundbanks kompatibel.
Abschließend kann gesagt sein, dass der Camel Audio Alchemy mich auf ganzer Linie überzeugt hat. Wegen des hohen Preises sowie der fehlenden Standalone-Version gibt es einen halben Punkt Abzug – somit vergebe ich viereinhalb von fünf Punkten im Camel Audio Alchemy Testbericht und spreche meine besten Empfehlungen für dieses Plugin aus.
Features Camel Audio Alchemy Review
- Hersteller:
- Virtueller Synthesizer
- Windows & Mac OS X
- VST, AU, RTAS
- 675 Presets
- Sampler und Samplemanipulation
- Unisono (bis zu 600 Oszillatoren)
- 49 virtuell-analoge Wellenformen
- 31 Filtertypen
- Max. 16 LFOs, Hüllkurven & Sequenzer
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