Cakewalk Sonar X2 Testbericht
Was taugen die Neuerungen?

Cakewalk Sonar X2 Testbericht
Der Cakewalk Sonar X2 Testbericht folgt.

Felix Baarß Von Felix Baarß

Cakewalk Sonar X2 Test-Fazit

4.5

DELAMAR
SCORE

Kräftig erweiterte DAW.

Neben neuen Effekten können vor allem die ergonomischen Optimierungen überzeugen.

zum detaillierten Cakewalk Sonar X2 Testfazit

PRO

  • Sinnvolle Optimierungen der Ergonomie
  • Gelungene Lanes für Takes & Automationen
  • Vielfältige Darstellungsarten für MIDI-Clips
  • Neue Effekte, insbesondere guter algorithmischer Hall

CONTRA

  • Noch gelegentliche Abstürze zu verzeichnen

Für wen?
Musiker & Produzenten, die mit einem großen Paket von Instrumenten & Effekten loslegen wollen.

Preis: 499,00 Euro
UVP: 499,00 Euro

Was ist es?

In der DAW-Software Cakewalk Sonar X2 – wir testen hier die vollausgestattete Variante »Producer« – wurde laut Hersteller fast jeder Aspekt überdacht und bei Bedarf umgekrempelt. Performance, Workflow, Ästhetik und Stabilität seien verbessert worden. Am Rande: 64-Bit-Versionen aller drei Varianten des Programms stehen nun zur Verfügung, also auch für Studio und Essential.

Das bereits in der Vorgängerversion Sonar X1 eingeführte User Interface »Skylight« wurde optimiert, außerdem soll sich das Multifunktionswerkzeug zur Spurenbearbeitung noch besser einpassen. Weiterhin gibt es eine erweiterte Matrix-Ansicht mit Clips, Lanes (separate Spuren für die Takes und Automationskurven einer Spur) wurden eingeführt und SoundCloud integriert. Auch neue Effekte sind an Bord, als da wären ein virtueller Gitarrenverstärker und ein algorithmischer Hall von Overloud, eine stark vereinfachte Version von Roland R-Mix und Emulationen der Klangcharaktere dreier legendärer Mischkonsolen.

Für das Update berechnet der Hersteller 99,- Euro. Bei einem Neukauf schlägt die DAW mit 499,- Euro zu Buche.

In diesem Testbericht soll es hauptsächlich um die Neuerungen gehen, die in Cakewalk Sonar X2 Producer zu verzeichnen sind. Dafür habe ich die Windows-Version für 64 Bit gewählt.


PASSEND DAZU


Cakewalk Sonar X2 Testbericht
Der Cakewalk Sonar X2 Testbericht folgt.

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Cakewalk Sonar X2 Test

Erster Eindruck

Die Installation verlief problemlos. Es lässt sich bestimmen, welche Komponenten des Programms installiert werden sollen, so kann Sonar schön entschlackt werden. Positiv zu vermerken ist die Online-Hilfe – der erfreulichste Punkt ist zunächst einmal, dass die Dokumentation in deutscher Sprache vorliegt. Auch im Detail stimmt es, denn die Anleitungen sind in gut verdauliche Häppchen strukturiert, mit Bildschirmfotos untermalt, leserlich gestaltet und in gutem Deutsch geschrieben. Hier entdeckte ich auch einen Download einer Sonar-Projektdatei mit einem kompletten Song, welcher als Anschauungsmaterial für diverse Tutorials dient.

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Spuren und Selektion

Nicht gerade mind-blowing, aber fesch: Eine soeben selektierte Spur kann wird auf Wunsch automatisch von der kompakten Darstellung auf die Größe der von dir zuvor selektierten Spur geschaltet.

Der horizontale Zoom der Wellenformdarstellungen lässt sich nun ohne Begrenzung vornehmen, bis Du zur mikroskopischen Ebene vorstößt, in der Du die einzelnen Sample-Punkte einer Audiospur siehst. Richtig interessant wird das Ganze aber dadurch, dass sich die Ansicht gleichzeitig nach links und rechts scrollen lässt. Diese volle Ausnutzung der Maus stellt sich nach kurzer Eingewöhnungszeit als sehr ergonomisch heraus. Zur Relativierung: Studio One 2 (und wie bei den weiter unten folgenden Quervergleichen sicher noch ein, zwei andere DAWs) kann das ebenfalls, auch wenn sich das dort nicht ganz so smooth anfühlt.

Das Selektieren beliebig vieler Clips gleichzeitig funktioniert nun auch über mehrere Spuren hinweg. Sehr nützlich, aber keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal von Sonar X2. So verhält es sich auch mit der Möglichkeit, die Punkte einer Automationskurve anwählen und dann per Copy & Paste woanders vervielfältigen zu können. Dazu passend ein kleiner Spoiler: Ja, es gibt jetzt separate Spuren (»Lanes«) für Automationskurven, siehe unten.

Schon seltener gesehen (etwa auch bei Reaper) ist das Lasso zum gemütlicheren Clip-Selektieren (egal, von welchem Starpunkt aus geklickt wird). Sehr, sehr cool: Die Stärke der »magnetischen Anziehungskraft« bei den Snap-Funktionen, die die Clips und sonstige Elemente am Gitter ausrichten, lässt sich bestimmen.

Alles in allem bietet X2 endlich einen hohen Komfort beim Arbeiten in der Spurenansicht, was bei der Arbeit mit einer DAW kaum hoch genug geschätzt werden kann. Es würde sehr schmerzen, zur alten Version zurückgehen zu müssen.

 

Clips

Die Kopfzeilen von Clips sind nicht nur zur Beschriftung gut: Audioclips werden damit per Drag & Drop verschoben, während bei MIDI-Clips ein kleiner, verheißungsvoller Button am rechten Rand zu sehen ist. Damit kannst Du für jeden einzelnen MIDI-Clip separat (!) bestimmen, ob er per Doppelklick in Form einer Pianorolle, eines Notensatzes (»Partituransicht«), einer Step-Sequenzer-Ansicht oder einer trockenen MIDI-Event-Liste dargestellt werden soll. Dieses in der Form einzigartige Feature ist mein persönlicher Liebling.

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MIDI-Clips lassen sich in vier Arten anzeigen

In der Pianorolle wird das Zielen und Zeichnen von Noten durch ein Fadenkreuz erleichtert, das aus einer blau unterlegter Pianotastenzeile und einer dünnen vertikalen Linie besteht. Abermals unspektakulär, aber hilfreich, das nehme ich gerne mit.

 

Lanes

Eine gravierende Schwäche von Sonar war bisher, dass es keine Lanes gab. Klar, für verschiedene Takes und Automationskurven auf einer Spur gab es bisher (und gibt es auf Wunsch immer noch) direkt über die Spur gelegte Ebenen, doch das empfinde ich als weitaus weniger gut handhabbar, als es jetzt mit den separaten Zeilen der Fall ist.

Das Handling ist hier gut gelungen. Ob das Hinzufügen und Entfernen neuer Lanes, deren vertikaler Zoom und das nachträgliche Zuweisen anderer Parameter für schon gezeichnete Kurven, alles ist mit je ein bis zwei Klicks erledigt. Schön zu sehen, dass Cakewalk die Lanes nicht einfach hastig dazu gebastelt hat.

 

Automationskurven

Durch das gleichzeitige Drücken von Shift oder Alt während des Zeichnens von Automationskurven kannst Du im Handumdrehen Linien ziehen, freihändig zeichnen etc., ohne dass Du dafür jeweils erst den entsprechenden Modus einstellen musst. Alles geht schneller, was naturgemäß das Vergnügen erhöht, die Technik in den Hintergrund treten lässt und das kreative Moment nicht abwürgt.

Während des Zeichnens einer Automationskurve stürzte die Bude einmal ab. Durch die komplette Ummodelung der Automationsbearbeitung in Sonar X2 ist das nicht wirklich verwunderlich und bei der Fertigstellung dieses Testberichts war auch erst ein Patch nach der Version X2.0 erschienen; wie bei jeder Software, die gerade eben einen großen Versionssprung gemacht hat, sind Fehler nichts Exotisches.

Was meine Stimmung gleich wieder etwas aufgehellte, war das kleine Fehlerberichterstattungsfenster, in dem ich eine Anfrage erhielt, ob der Fehlerreport an Cakewalk gesendet werden soll. Auch wird angeboten, eine Sicherungskopie des gerade über den Jordan gehenden Projekts zu erstellen. Gut gerettet.

 

Matrix View

Die Matrixansicht, die schon in X1 präsent war, wurde überarbeitet. Hier lassen sich Samples abfeuern (ob als One-Shot oder als Loop) und MIDI-Spuren zur Ansteuerung von Klangerzeugern (auch externe Hardware) starten. Praktisch: Es gibt eine globale Taktung, doch lässt sich auch für jede einzelne Zelle die Quantisierung innerhalb eines bestimmten Zeitrasters setzen. Schließlich lassen sich die Performances auch direkt aufzeichnen und fortlaufend in gewöhnliche Audio- und MIDI-Spuren schreiben.

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Die Matrix

Das Ganze ist vor allem dank der einfachen MIDI-Learn-Funktion, die über das Kontextmenü jeder Zelle zu erreichen ist, schnell eingerichtet. Der performative Aspekt der DAW erhält mit der erweiterten Matrix einen weiteren kräftigen Schub, was ich nur begrüßen kann.


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Overloud Breverb 2 – der Halleffekt

Bei den neuen Effekten möchte ich mit meinem persönlichen Favoriten anfangen – der Overloud Breverb 2 ist ein an klassische Lexicon-Hallgeräte erinnernder algorithmischer Halleffekt, der meiner Ansicht nach alles bietet, um Hallräume ganz nach Wunsch zu erschaffen.

Zu den unabhängigen Dry- und Wet-Reglern kommt eine für das Sounddesign nützliche Besonderheit: Die im Stereobild ursprünglich links und rechts liegenden Hallanteile kannst Du separat pannen (vgl. Screenshot: die vier kleinen horizontalen Schieberegler unter Dry und Wet), was viel Freude bereitet und zusätzliche Möglichkeiten beim Mixing verschiedener Instrumente schafft. Die Länge der Hallfahnen reicht von 600 Millisekunden bis 20 Sekunden, dürfte also für 99,9% aller Anwendungen ausreichen. Das Pre-Delay ist stufenlos verstellbar, ein EQ und ein Tiefpassfilter sind am Start.

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Overloud Breverb 2

Über die feinsten Qualitätsunterschiede im Vergleich zu anderen renommierten Effekten möchte ich hier kein Fass aufmachen. Nur so viel: Der Breverb 2 ist samtig und dicht genug, um nicht den Eindruck der Künstlichkeit zu erwecken. Das Interface ist klar strukturiert und gut lesbar. Presets gibt es en masse, gruppiert in Hall, Plate, Room, Inverse und 80s-90s. Gefällt mir.

 

Overloud TH2 – das virtuelle Rig

Hier haben wir es mit einem virtuellen Amp zu tun, besser gesagt mit deren acht. Beliebige zwei der acht nachempfundenen Verstärkermodelle lassen sich mischen, um hybride Sounds nach deinem Geschmack zu erzielen. Effekte wie Flanger, Phaser, Chorus, Fuzz, Overdrive, Delay und Co. dürfen nicht fehlen.

Bis auf die Tatsache, dass Du dich mit jeweils einem virtuellem Effektgerät in den genannten Kategorien begnügen musst (in der Vollversion gibt es insgesamt 145 Bodentreter), bin ich mit TH2 zufrieden. Sehr schön ist die Möglichkeit, bis zu acht Parameter stets sichtbar auf eine Leiste am unteren Rand des Bildschirms zu legen, um sie jederzeit kontrollieren zu können.

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Overloud TH2

Das Ganze erinnert mit den putzig gestalteten Abbildungen der Geräte übrigens stark an Line 6 POD Farm, das den Audio Interfaces von Line 6 beiliegt.

 

R-Mix – Spiel mit Spektrogrammen

In dieser stark abgespeckten Version siehst Du eine spektrographische Darstellung des Eingangssignals auf einer Stereoprojektionsfläche in Echtzeit animiert – laute Anteile blinken gelb und rot auf, leise Anteile blau bis grün. Nun kannst Du einen rechteckigen oder ovalen Bereich darin markieren, um diese leiser oder lauter zu machen (-60 bis +10 dB) oder im Panning zu regulieren. Außerdem stehen Rauschunterdrückungseffekte (4 Typen) und Raumklangeffekte (8 Typen) zur Verfügung, jeweils für das Gesamtsignal.

Cakewalk Sonar X2 Testbericht
Roland R-Mix

Zur rudimentären Klangrestauration dürfte sich das Tool einigermaßen eignen, auch für unvorhersehbare kreative Spielereien könnte es dienlich sein.

Zur Durchsetzung exakter Zielvorstellungen geht mir das Tool nicht weit genug (ein Hüllkurvengenerator oder bessere Kontroll- und Filtermöglichkeiten der Spektralanzeige wären nett gewesen), während sich auf der anderen Seite auch die spielerischen Möglichkeiten in Grenzen halten.

 

Console Emulator

Im den Kanalzügen findet sich nun ein neuer Effekt, der die typische Klangfärbung von drei analogen Mischkonsolen emulieren will – »S-Type«, »N-Type« und »A-Type« stehen wohl für die klanglichen Fingerabdrücke von SSL, Neve und API.

Die klangfärbenden Eigenschaften, Elemente des Zufalls und die Unsauberkeiten der analogen Domäne sind spürbar und bringen etwas Knistern und Wärme ins Spiel. Allerdings ist der Effekt naturgemäß sehr subtil. Der Console Emulator ist in meinen Ohren jedenfalls kein Überfeature, aber wie so oft eine willkommene Ergänzung.

 

Sonstiges in Cakewalk Sonar X2

Je nach Kontext, in dem sich der Mauszeiger bewegt, ändert sich das Werkzeug zur Bearbeitung der jeweiligen Objekte. Dieses Konzept wurde nun voll ausgereizt, so dass es sehr selten nötig ist, das Bearbeitungswerkzeug manuell zu wechseln. Das ist alles sehr bequem gelöst, keine Frage, allerdings gibt es diesen Komfort genauso in den meisten Mitbewerbern auf dem Markt für DAW-Software. In diesem Video wird das gut verdeutlicht:

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SoundCloud wurde ins Boot geholt – nach Studio One, energyXT und Co. infiltriert das Berliner Unternehmen immer mehr DAWs. Mir soll’s recht sein, allerdings halte ich das eher für ein Gimmick, dementsprechend werde ich es bei der bloßen Erwähnung dieses Features belassen.

Bleibt noch zu erwähnen, dass ich beim Stöbern im Browser reproduzierbare Abstürze zu beklagen hatte. Beim des Abspielens einer REX-Datei stürzte Cakewalk Sonar X2 in der mir vorliegenden Version (QuickFix vom 28. September) unweigerlich ab. Ärgerlich, aber sicher eine Sache, die schnell zu beheben sein wird.

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Cakewalk Sonar X2 Test-Fazit

Die Vorzüge von Cakewalk Sonar X2 sind nicht zuletzt auch jene, die schon X1 schmückten. Dazu gehören das weitgehend frei konfigurierbare, entschlackte Interface und die imposante Ansammlung von Instrumenten und Effekten. Doch wie sieht es mit den Neuerungen aus?

Die komfortable Zoomfunktion, die automatische Größenanpassung selektierter Spuren und die konsequent fortgeführte Kontextsensitivität der Smart Tools sind vielleicht keine aufsehenerregenden Features, für mich aber die eigentlichen Stars des jüngsten großen Updates.
Und endlich gibt es auch separate Zeilen – »Lanes« – für Takes und Automationsdaten. Diese sind gut gestaltet und nicht einfach nur der Vollständigkeit halber mit der heißen Nadel gestrickt worden. Eine weitere beachtliche Neuerung sind die vier Darstellungsarten von MIDI-Clips – ob Notationsansicht, Pianorolle, Step-Sequenzer oder MIDI-Event-Liste, hier ist für alles gesorgt.

Schließlich noch ein zufriedenes Nicken in Richtung des von Overloud stammenden algorithmischen Halleffekts. Klingt seidig und ist auch für fortgeschrittene Ansprüche mehr als ausreichend konfigurierbar. Die abgespeckten Versionen eines virtuellen Gitarren-Rigs desselben Unternehmens, Roland R-Mix (ebenfalls funktionsreduziert) sowie die emulierten Konsolenklänge à la Neve, API und SSL sind auch nicht zu verachten.

Leider gab es einen vereinzelt aufgetretenen und einen reproduzierbaren Programmfehler, beide führten zum Absturz. Nach einem so großen Versionssprung kann noch nicht alles glatt laufen, das möchte ich Cakewalk zugestehen.

Alles in allem gibt es ein »sehr gut« – viereinhalb von fünf Punkten hat sich das Update in seiner Gesamtheit im Cakewalk Sonar X2 Testbericht durchaus verdient, wie ich meine. Und der Update-Preis für die Producer-Variante ist vollkommen berechtigt.

Features Cakewalk Sonar X2 Review

  • Hersteller:   
  • DAW-Software
  • Windows & Mac OS X
  • 32 & 64 Bit
  • 20 virtuelle Instrumente
  • 59 Audio- und MIDI-Effekte
  • Frei gestaltbares Interface

PASSEND ZUM Cakewalk Sonar X2 Test


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