Best Service Galaxy X Testbericht
Virtuelles Instrument mit Faltungseffekten
Von Felix Baarß
Best Service Galaxy X Test-Fazit
3.5
DELAMAR
SCORE
Komplexe Sounds in ungewöhnlichen Kombinationen. Mit diesem Sample-basierten Synthesizer sind vielschichtige und experimentelle Klänge möglich, aber die Handhabung ist recht umständlich.
PRO
- Sehr interessante, abgefahrene Sounds
- Unzählige Presets, die das volle Potential des Instruments abrufen
- Sehr tiefgreifende Klangformung, flexibel für Einzelklänge und Layer einstellbar
- Viele Effekte aller Art integriert
- Umfangreiche Surround-Einstellungen
CONTRA
- Samples lassen sich nicht vorhören
- Sackgassen bei der Programmierung von Sounds
- Teilweise zu chaotische Zusammensetzungen von Klängen
- PDF-Kurzanleitung nur auf Englisch
Für wen?
Freunde experimenteller Klänge.
Was ist es?
Der Best Service Galaxy X ist ein virtueller Synthesizer für Windows und Mac OS X, der die Schnittstellen VST, AU und RTAS unterstützt. Die Software ist auch eigenständig lauffähig. Alle genannten Formate sind für 32 Bit verfügbar, lediglich die VST-Variante für Windows gibt es auch für 64 Bit.
Es handelt sich um einen sogenannten »Convolution Synthesizer«, also ein virtuelles Instrument, welcher das Prinzip des Faltungshalls anwendet. Hier wird dieser aber nicht für Halleffekte genutzt, sondern zum Filtern, Verdrehen, Umkehren, Vertiefen, Morphen und Zerstören der Basisklänge. Die Grundsounds sind teilweise sehr ungewöhnlich: Unter anderem sind die Flügel-Obertöne, gestrichene Ventilatoren, Waterphones oder Mini-Celesta enthalten. Über 15 GB solcher Instrumente und mehr als 1.400 Faltungseffekte sind enthalten.
So kannst Du ganz unterschiedliche verschiedene Welten miteinander kollidieren lassen – lass eine Sitar in einem Glasklirren zerschellen oder forme einen Dance-Loop aus einer Kalimba.
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Best Service Galaxy X Test
Installation
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Die Installation der drei DVDs, die die Libraries enthalten, hätte etwas komfortabler gestaltet werden können. Es gibt keine ausführbare Setup-Datei, so müssen die Inhalte manuell auf die Festplatte kopiert werden. Zudem sind einige Inhalte auf zwei DVDs verstreut sind und manuell in den Zielordner auf deiner Festplatte kopiert werden müssen. Für routinierte Nutzer kein Problem, dennoch darf man als Hersteller auch blutige Anfänger an die Hand nehmen.
Ich bin nicht darauf erpicht, für jedes Testobjekt eine eigene Software zum Lizenzmanagement zu installieren, doch immerhin verliefen deren Einrichtung und die Übermittlung der Seriennummern schmerzlos.
Zu guter Letzt liegt der Packung ein Hinweis bei, dass der Galaxy X ab Ende Februar auch bei try-sound.com zum bequemen Testen im Browser verfügbar ist.
Erster Eindruck
Die graphische Oberfläche ist auf der obersten Ebene sinnvoll in zwei Abschnitte unterteilt – links ist das virtuelle Rack, in die Du mehrere Libraries gleichzeitig laden kannst, und rechts befindet sich die Hauptansicht zum Editieren der Sounds.
Letztere ist zur besseren Übersicht unterteilt in Seiten für das schnelle Justieren der wichtigsten Parameter, die tiefgreifende Klanggestaltung, den Browser, den Mixer und schließlich die Optionen. Wie von vielen virtuellen Instrumenten gewohnt, prangt unten ein Keyboard nebst Modulationsrädchen. Soweit so gut.
Erste Schritte der Klanggestaltung
Grundsätzlich gibt es drei Libraries, die Presets mit unterschiedlichem Zuschnitt enthalten. Da wären FX mit ausgefallenen Soundeffekten, KEYS hauptsächlich mit Tasteninstrumenten (Töne werden in Halbtonschritten über das gesamte Keyboard gemappt) und LOOPS mit, na klar, Loops aller Art.
Wenn Du einen Sound von Grund auf neu basteln willst, musst Du zunächst ein bis drei Samples laden. Dabei gibt es die Unterteilung in Sounds für Attack, Sustain und Release, will heißen: Klänge, die unmittelbar nach dem Anschlag einer MIDI-Note, über die gesamte Länge des MIDI-Events hinweg oder direkt nach dem Ende des Events abgespielt werden. Interessante Idee, allein dadurch sind schon ausgefeilte Klanggebilde möglich.
Doch leider ist die so einfache, aber essentielle Funktion zum Vorhören der Samples nicht vorhanden. So gestaltet sich das Kreieren eigener Sounds leider als recht umständlich. Äußerst schade, denn der Fundus aus mitgelieferten Samples ist umfangreich, vielfältig und originell.
Als kleines Trostpflaster für die fehlende Vorhörfunktion gibt es natürlich die Möglichkeit, eigene Samples zu importieren, wobei es diverse Funktionen zum Mapping einer ganzen Schar von Sounds auf die Tasten der Klaviatur gibt.
Next step: »PRE X«, was bedeutet, dass die hier gewählten Effekte im Signalfluss vor den Faltungseffekten (siehe nächster Absatz) appliziert werden. Hier stehen drei Effekte zur Verzerrung und »Zerstörung« zur Verfügung. Weiterhin gibt es einen Sequenzer/Arpeggiator, einen Klangkonturregler und eine Funktion zur Notenwiederholung.
Einschub: Nachdem ich einen Sound von Grund auf neu gestalten wollte und dafür erst einmal alles auf Null stellte, funktionierten viele der eben erwähnten Regler nicht. Nach einiger Zeit dämmerte es mir, dass es an der bereinigten Insert-Effekt-Liste in der Sektion »Pro-Edit« (siehe unten) lag. Hier hätte man den Nutzer nicht in eine Sackgasse führen müssen, in der weder das Programm, noch das Handbuch darüber aufklärt, woran es hakt.
X-File & nachgeschaltete Effekte
Nun zum wohl spannendsten Part des Galaxy X. In der Sektion »X-FILE« lassen sich die Effekte regulieren, die wie bei einem Faltungshall durch Impulsantworten generiert werden. Filter mit wilden Sweeps, Klänge urtümlicher Geräte (Radios, Telefone, Bandechos & Co.), langsamen Verwandlungen in elektronisch, natürliche oder orchestral anmutende Klänge, Loops und generell schwer zu verbalisierende Klangtexturen aller Art – hier tut sich ein Kosmos auf.
Unter anderem lässt sich die Impulsantwort per Time-Stretching stauchen oder dehnen, ohne dass die Tonhöhe verändert wird. Nützlich: Zusätzlich gibt es eine Funktion zur Synchronisation mit dem Host-Tempo. Das ist naturgemäß bei rhythmischen Impulsantworten sinnvoll. Auch die Tonhöhe des Faltungseffekts lässt sich hier verstellen – für abgefahrene Effekte oder einfach zum Stimmen auf eine andere Tonart. Schließlich gibt es noch einen Reverse-Knopf. Swooosh!
Nachdem die Impulsantwort appliziert wurde, wird das Signal durch einen letzten Abschnitt geschickt. Hier gibt es noch einmal diverse Effekte – mehrere Faltungshalltypen, ein Multimodefilter, ein EQ und Stereo/Panning-Effekte. Schließlich kannst Du hier die Ausgangslautstärke, die Verarbeitung der Anschlaghärte und MIDI-Zuweisungen für Controller.
Erweiterte Klangkontrollen
In der Sektion »Pro Edit« lassen sich die Layer und die darin befindlichen Quellsamples im Detail bearbeiten. Neben Lautstärke, Panning, Stimmen in Halbtonschritten und Verzögerung um x Millisekunden gibt es hier weitreichende Kontrollmöglichkeiten, die in diesem Abschnitt zur Sprache kommen sollen.
Die Engine des Galaxy X lässt theoretisch unendlich viele auf einmal gespielte MIDI-Noten zu, doch um deinen Rechner nicht in die Knie zu zwingen, ist eine nützliche Funktion zur Begrenzung auf eine bestimmte Anzahl von Noten eingebaut. Zudem lässt sich die Release-Zeit der ältesten Noten bestimmen, die durch die Limitierung ausgeblendet werden. Dies gilt im Übrigen auch für überlappende MIDI-Events mit einer bestimmten Note, die sich mit hoher Polyphonie stark aufsummieren würden.
Sofern mich mein Erinnerungsvermögen nicht im Stich lässt, ist die AHDSR-Lautstärkenhüllkurve der Engine die umfangreichste, die ich je gesehen habe. Nur einige der Funktionen: Bei Attack, Decay und Release lässt sich die Kurvenform stufenlos regulieren. Für Hold und Sustain kannst Du die zur Gesamtlautstärke wahlweise relative oder absolute Absenkung/Anhebung der Lautstärke bestimmen. Obendrein gibt es Presets für charakteristische Lautstärkenverläufe von diversen Instrumenten wie Orgel, Streicher und Synthies. Ausgezeichnet.
Hinzu gesellen sich ausgefeilte Optionen zum Umschalten der Layer oder deren Unterabteilungen während des Spiels, Einstellungen für das Klaviaturverhalten (Triggern bestimmter Sounds abhängig von der Spielrichtung, Keyboard-Splits, Notenwiederholungen) und eine Funktion zum Simulieren der leicht verzögerten/verfrühten Abspielens bestimmter Sounds (»Humanzing« für einen natürlicheren Klang).
Effekte und Modulationen
In einem Effekt-Rack stehen EQs, Filter, Dynamikbearbeitungseffekte (Kompressor, Limiter, Gate), Modulationseffekte (Chorus, Phaser, Flanger etc.), Verzerrer, Delays, zahlreiche Helferlein wie Phasenumkehr, Metronom, Referenzton & Co., Reverbs und Modellierungen von Cabinets, Preamps und Mikrofonklangprofilen. Alle eingehend zu bewerten, würde den Rahmen dieses Testberichts sprengen, also belasse ich es bei der Bemerkung, dass die meisten Signalverarbeiter in Galaxy X sehr brauchbar sind und gute Resultate liefern. Wie so oft stellen sie jedoch keine wirkliche Konkurrenz zu spezialisierten Plugins dar. Sollen sie auch nicht. Alle Effekte lassen sich schnell mit einem kleinen Button deaktivieren und per Drag & Drop im Signalfluss umordnen.
Als wären die Möglichkeiten nicht schon überwältigend genug (das kann positiv oder nicht gewertet werden), bietet der Mixer der Engine auf sämtlichen Spuren für Layer, virtuelle Kanäle, Busse sowie Stereo- und Monoausgänge noch weitere Slots für Insert-Effekte in unbegrenzter Anzahl.
In einer Modulationsmatrix kannst Du alle möglichen Modulationsquellen (Anschlaghärte, Host-Automation, Modulationsrad, Arpeggiator, Zufallsgenerator und mehr) mit beliebigen Destinationen verknüpfen, also vor allem mit einer Unmenge von Parametern der zuvor beschriebenen Effekte. Die einzelnen Modulationseinheiten lassen sich umordnen und bequem aktivieren/deaktivieren. Sehr schön.
Zur Erinnerung: Alle in diesem Abschnitt genannten Funktionen sind für jedes der drei Quellsamples eines Layers oder den Layer insgesamt einstellbar. So auch die Wahl der Output-Kanäle, wobei Mono-, Stereo- und Surround-Konfigurationen (bis zu 8.1 in mehreren Varianten) möglich sind. Der Mixer (siehe weiter unten) wird entsprechend umgestaltet.
Sonstiges
Bei der Arbeit mit Galaxy X ist mir ab und zu unangenehm aufgefallen, dass viele Bedienelemente und Beschriftungen sehr klein sind. Außerdem gibt es keine Möglichkeit zur Anpassung an die heute üblichen hohen Bildschirmauflösungen gibt. Gerade während der erweiterten Klanggestaltung in der Pro-Edit-Sektion hätte ich mir etwas mehr Komfort gewünscht.
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Best Service Galaxy X Test-Fazit
Es ist dem Hersteller hoch anzurechnen, dass der Galaxy X seinem Namen gemäß eine ganze Galaxie voller ungewöhnlicher Klänge bereithält – atmosphärische Texturen, geschichtete Sequenzen, Soundeffekte, Instrumente mit ungewöhnlichen Effektkombinationen. Da sind teilweise sehr interessante und originelle Sounds. Die Faltungseffekte sind eine tolle Idee. Von radikalen Filter-Sweeps, den Klangprofilen alter Radios, Telefone und Federhalleffekte über Morphings und Texturen bis hin zu diversen schwer zu beschreibenden Effekten ist viel Stoff zum Experimentieren vorhanden.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, wie nützlich die Presets für die Einbindung und Weiterbearbeitung in deinen Produktionen sein können. Sie bestehen meist aus stark »vorgekauten«, langen Sequenzen und Kombinationen verschiedenster Sounds, die sich aufgrund ihrer Komplexität und den teils überladenen Effekten nicht so recht in bestehende Projekte einfügen wollen.
Wenn Du aus den integrierten Quellsamples von Grund auf eigene Sounds erstellen willst, kommt dir der Umstand in die Quere, dass sich diese Samples nicht vorhören lassen. Ich würde sie gern erst einmal bequem in einer Liste durchhören wollen, bevor ich sie lade.
Der Galaxy X ist in der Lage, beeindruckende und vielschichtige Klänge zu erstellen. Aber aufgrund der genannten Ungereimtheiten und kleinerer Schwächen wie der englischen Kurzanleitung, den Engpässen bei der Programmierung und den teilweise sehr kleinen Bedienelementen beschließe ich meinen Best Service Galaxy X Testbericht mit einer überdurchschnittlichen Wertung von dreieinhalb von fünf Punkten.
Features Best Service Galaxy X Review
- Hersteller: Best Service
- Virtuelles Instrument
- Windows & Mac OS X
- VST, RTAS, AU
- Faltungseffekte
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