Beat Thang Testbericht
Portable Groovebox
Von Felix Baarß
Beat Thang Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Tragbare Beat-Station.
Diese vollständig portable Grooveox ist exzellent verarbeitet, tadellos bedienbar, mit sehr guten Wandlern ausgestattet und liefert viele feine Sounds mit. Jetzt fehlt noch ein ausführliches und speicherbare Effekte.
PRO
- Erstklassige, absolut straßentaugliche Verarbeitung
- Schlüssige Bedienstruktur
- Guter Workflow
- Kleine, sehr gute Pads im Oktavlayout
- Gute Wandler für alle Ein- und Ausgänge
- Feines, hochauflösendes Farbdisplay
- Vielfältige Auswahl modern klingender Kits und Patterns an Bord
- Virtuelle Groovebox (Plugin und Standalone)
- Software ohne Hardware nutzbar
- Als MIDI-Controller verwendbar
- Viele gute Lehrvideos für alle Grundfunktionen
CONTRA
- Kein ausführliches Handbuch erhältlich
- Keine Einzelausgänge (Hardware/Software)
- Effekte werden nicht mit Patterns/Songs gespeichert
Für wen?
Anspruchsvolle Beat-Produzenten bzw. alle, die eine voll ausgestattete und gleichzeitig voll portable Groovebox suchen.
Was ist es?
Beim Beat Thang handelt es sich um eine kompakte Groovebox, mit der Du dank Batteriebetrieb mobil Beats produzieren kannst. Deine Beats kannst Du über 13 Drum Pads auf 16 Spuren programmieren, wobei 60 Effekte zur Veredelung der Sounds bereitstehen. Diverse Audio- und MIDI-Anschlüsse stellen die Verbindung zur Außenwelt dar, es sind ein Modulations- und ein Pitch-Rad integriert, zudem lässt sich an der Rückseite ein Fußschalter anschließen. Über 3.200 Sounds sind im internen Speicher des Beat Thang vorhanden, weitere Klangpakete findest Du auf der Website des Herstellers. Eigene Samples lassen sich über USB-Datenträger bzw. SD-Karten auf die Groovebox transferieren. Das Gerät lässt sich auch als Sampler im eigentlichen Sinne nutzen, über den Stereo-Klinkeneingang oder die XLR-Buchse für Mikrofone kannst Du Signale aufzeichnen.
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Zwei symmetrische Hauptausgänge (6,3 mm) und zwei Kopfhörerbuchsen sowie fünfpolige MIDI-Ein- und Ausgänge und ein Fußschaltereingang sind integriert. Das Gerät ist in ein Metallgehäuse gekleidet, belegt eine Grundfläche von etwa einer DIN-A4-Seite und wiegt knapp 2,5 Kilogramm.
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Beat Thang Test
Erster Eindruck
Mit dem erstklassig verarbeiteten Metallgehäuse, den durch Manschetten verstärkten Klinkenbuchsen und weiteren konstruktionstechnischen Details wird das Beat Thang professionellen Ansprüchen gerecht. Der Startvorgang ist nach etwa 25 Sekunden erledigt. Gleich fällt die hervorragende horizontale Blinkwinkelstabilität des Farbdisplays auf, so kannst Du im wahrsten Sinne des Worts ganz zurückgelehnt jammen.
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Mit dem »Blang«-Knopf wird die Beleuchtungsart der Knöpfe und Pads geändert – nichts/alles/nur aktiver Modus plus gespielte Pads beleuchtet, Letzteres wahlweise sehr leuchtstark oder abgeschwächt . Prima: In ihrem strahlkräftigsten Modus gleißen die blauen LEDs regelrecht und sind auch bei stärkerem Umgebungslicht noch außerordentlich hell.
Im Support Center – nicht auf bketech.com, der Seite des Herstellers, aber auf der Tochterseite beatthang.com – findet sich ein Link zu einem leider nur in englischer Sprache erhältlichen PDF-Handbuch. Später mehr dazu.
Pads & Wheels
Im System-Menü gibt’s gleich ganz oben eine der wichtigsten Optionen, nämlich die Justierung der Anschlagsempfindlichkeit. Neben der kompletten Deaktivierung gibt es drei Modi: sanft, mäßig und hart. Für die höchste Velocity im Soft-Modus genügen schon relativ weiche Schläge, während es die härteste Einstellung erforderlich macht, regelrecht auf die Pads einzudreschen – mit dem Vorteil einer sehr kontrastreich spielbaren Dynamik. Medium fühlt sich für mich wie ein guter Kompromiss aus beidem an.
Nach hunderten von Testschlägen kann ich sagen, dass ich hier sehr schnell reagierende, gleichdosierte Anschläge verlässlich umsetzende Pads vor mir habe. In einem der wichtigsten Kriterien für eine Groovebox kann das Gerät also klar punkten. Ich hatte anfangs einige Bedenken, da die Pads im Vergleich zu Maschine und MPC verhältnismäßig klein geraten sind, aber das hat sich beim Beat Making dann gar nicht bemerkbar gemacht. Außerdem kommt es der Ergonomie zugute, dass die Pads wie eine Reihe spitze Zähne ineinandergreifen. Zudem ist für das Einspielen von melodischen Licks die Anordnung der Pads wie bei einer Klaviatur von Vorteil, wie sich herausstellte.
Die Modulations- und Pitch-Wheels fühlen sich gut an und setzen genug Widerstand entgegen.
Bedienung
Die Struktur ist schlüssig unterteilt in Modi für Song, Pattern, Kit und Instrument. Die zwei Jog-Wheels laufen in einer haptisch angenehmen Rasterung mit sanften Klicks, präzise Einzelschritte und schnelles Drehen sind in gleichem Maße gut möglich. Alternativ gibt es je zwei kleine Cursor-Tasten und vier Tasten unter dem Bildschirm lösen grundlegende kontextabhängige Befehle aus, je nach gerade angewählter Sektion.
Für die wichtigsten Befehle gibt es dedizierte Tasten (etwa für die Effekte und die Anwahl der Spuren) und mit dem Undo-Knopf machst Du den letzten Bearbeitungsschritt rückgängig. So ist das Gerät in seinen grundlegenden Aspekten gut bedienbar.
Auch die fortgeschrittenen Einstellungen kommen nicht zu kurz, so wird etwa eine differenzierte Kontrolle über den In- und Output von MIDI via 5-Pol und/oder USB möglich, Letzteres sogar getrennt für beide Port A & B einstellbar. Zudem ist das Gerät in der Lage, MIDI-Clock-Daten zu senden und empfangen.
Patterns & Songs
Jede der 16 Spuren kann bei Bedarf ein eigenes Kit beinhalten. Alternativ lassen sich auf zwei Spuren dieselben Kits laden, jedoch unterschiedliche Bänke dieses Kits auswählen. Hier kannst Du viel erforschen, da es eine recht große Auswahl mitgelieferter Kits Pads für Hip Hop, Dubstep, Trap, House, Electro und weitere Genres gibt, die allesamt mit mehreren Bänken bestückt sind.
Mir gefällt der nahtlose Wechsel zwischen Playback und Aufnahme eines Patterns, letzteres wahlweise per Overdubbing und mit Einzählen. Zur Orientierung dient nicht nur das Metronom, sondern auch die durchlaufenden numerischen Anzeigen für Bar und Beat; sie sind gut lesbar, da sie in sie großer Schriftart dargestellt werden und wie alle anderen Elemente der Benutzeroberfläche von der hohen Auflösung profitieren. Auch Mute und Solo für einzelne Tracks gehen gut von der Hand.
Kits, Instrumente und Sampling
Die mitgelieferten Sounds klingen fett, erweisen sich als sehr durchsetzungsfähig und sind überwiegend für Hip Hop, Urban Music, R’n’B & Co. geeignet; am Rande finden sich auch Klänge für elektronisch angehauchte Beats. Hier dürfte für jeden etwas dabei sein, der sofort loslegen will. Wer möchte, kann die einzelnen Samples über Stellschrauben für Layer, Lautstärke, Panning, Pitch und Cutoff anpassen.
Im Auslieferungszustand reicht der interne Speicherplatz laut Beat Thang für gut 50 Minuten Sampling – diese im Sampling-Modus angezeigte Prognose ändert sich jedoch nicht nach dem Verstellen von Mono auf Stereo, so dass unklar bleibt, wie viel Platz nun wirklich noch vorhanden ist.
Schade, dass kein Voice Recording möglich ist, während ein Pattern läuft. Die Aufzeichnung läuft über den dedizierten Sample-Modus ab und Du musst »trocken« ins Mikrofon hineinsprechen, singen oder rappen.
Klangqualität
Die Klangqualität der Outputs ist hervorragend, so kommen die vielen punchigen Samples richtig gut zur Geltung und einem Einsatz im Tonstudio steht nichts im Wege. Auch die Kopfhörerausgänge versorgen die angeschlossenen Geräte mit einem satten Sound, wie er zum Beats selber machen gerade recht kommt. Und die Analog-Digital-Wandlung? Die Sounds, die über den kombinierten XLR-Klinken-Eingang eingespeist werden (Stereo-Line oder Mikrofonsignale, letztere wahlweise mit Phantomspeisung), klingen nach der Wandlung ebenfalls sehr gut.
Die Effekte sind gut. Vom Halleffekt (hier wird der bekannte kostenlose FreeVerb eingesetzt) bin ich nicht allzu begeistert, aber der Rest geht in Ordnung. Hier ist noch Luft nach oben, vor allem weil die Effekteinstellungen nicht mit einem Pattern bzw. Song abgespeichert werden.
Beat Thang Virtual
Die zugehörige Software Beat Thang Virtual für Windows und Mac OS kommt in etwa mit der Funktionalität, die die Hardware bietet, und weist quasi dieselbe Bedienoberfläche auf; gut, dass links zusätzlich noch ein komfortabler Browser zur Verfügung steht. Du hast die Wahl zwischen dem Plugin-Betrieb (VST & AU für 32 Bit) und der Standalone-Nutzung.
Absoluter Pluspunkt ist, dass die Hardware nicht per USB angeschlossen sein, damit die Software läuft. Du kannst sie also autonom in deinen Projekten als Plugin nutzen. Doch ohne den Anschluss an den Audio PC würdest Du etwas verpassen: Die Groovebox kann als Controller für die Software genutzt werden und umgekehrt lassen sich in der Software MIDI-Sequenzen erstellen, um die Hardware zur rhythmischen Klangerzeugung anzuregen. Auch kannst Du Projekte zwischen Beat Thang Virtual und der Hardware-Groovebox austauschen.
Zusätzlich zu den gut 500 MB Sounds, die mit Beat Thang Virtual standardmäßig installiert werden, steht nun noch eine EDM-Erweiterung (»Electronic Dance Music«) zur Verfügung, ebenfalls etwa 500 MB groß. Prima, damit wird der Umfang erweitert.
Leider gibt es keine Möglichkeit, Performances von Hard- und Software synchron zu gestalten. Zudem gibt es für das Plugin keine separaten Outputs – ein Manko, dass auch bei der Hardware zu verzeichnen ist und dem sonst so professionell ausgerichteten Feature-Set nicht gerecht wird.
Sonstiges
Auf meinem Windows-Testrechner installierten sich die die Treiber zur Nutzung des Beat Thang als USB-Verbundgerät automatisch und zur Nutzung als Massendatenträger nach Aufruf eines Menübefehls. Daraufhin und nach der Aktivierung entsprechender Optionen im System-Menü stand auch der MIDI-In und Output über USB zur Verfügung, der auf Anhieb einwandfrei funktioniert – es hat schon was, in der DAW Beats schmieden zu können und diese auf Wunsch parallel zum manuellen Pad-Getrommel einzuspeisen. Gerade, weil es auf dem Beat Thang leider keine Step-Sequenzer-Ansicht zum Editieren intern programmierter Patterns gibt.
Übrigens hat der Hersteller reagiert und im Zuge der letzten Updates einige Ungereimtheiten beseitigt, die einige Kollegen in ihren Testberichten vorbrachten. So werden jetzt beispielsweise die Systemeinstellungen gespeichert und nach einem Neustart nicht immer wieder zurückgesetzt.
Support & Dokumentation
Die englischsprachige Bedienungsanleitung ist äußerst sparsam. Es gibt an zahlreichen Stellen Links zu gut gestalteten YouTube-Videos mit Einführungen in diverse Bedienvorgänge, wie zu erwarten sind diese allerdings abermals nur in englischer Sprache verfügbar. Außerdem lässt sich eines der auf learnbeatthang.com verlinkten YouTube-Videos (»How To Sample On The Beat Thang«) aufgrund der GEMA-Restriktionen in Deutschland nicht abspielen.
Eine echte PDF-Bedienungsanleitung mit durchsuchbarem Text und vollständigen, wasserdichten Infos würde vieles erleichtern. Und der Verweis auf den Support-Bereich von bketech.com führt ins Leere – dort gibt es eben keine »full documentation«. Ich weiß zum Beispiel immer noch nicht, wo meine eigenen, per USB auf die interne Festplatte des Beat Thang kopierten Samples zu finden sind – in der Kategorie »USER« sind sie schon mal nicht.
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Beat Thang Test-Fazit
Das Beat Thang ist hervorragend verarbeitet, sehr kompakt und wartet mit einer guten Batterieleistung von ca. vier Stunden auf. Damit ist es die einzige Beat-Produktionsstation auf Profiniveau, die Du überallhin mitnehmen kannst; die portablen Modelle von Akai sind bei Weitem nicht so umfassend ausgestattet.
Die Pads sind groß genug und reagieren sehr akkurat. Die Bedienung geht gut von der Hand – Trümpfe sind hier das das exzellente hochauflösende Farbdisplay sowie die dedizierten Tasten für die grundlegenden Sektionen und die Buttons bzw. Jog-Wheels zur Navigation/Befehlssteuerung.
Mit seinen hochwertigen Wandlern hinter bzw. vor allen Ein- und Ausgängen macht das Beat Thang auch klangtechnisch eine gute Figur. Das macht sich folglich sowohl bei den Aufnahmen über Kombibuchse als auch beim Output der internen Samples bemerkbar. Für Letzteres steht eine große Auswahl frischer und modern angehauchter Kits und Patters zur Verfügung, wobei vor allem Hip Hop, R’n’B und die aktuell angesagten Mischformen mit elektronischer Musik bedacht werden.
Als Bonus gibt es noch die virtuelle Groovebox, die als Plugin oder im Standalone-Modus betrieben werden kann und praktisch alle Funktionen der Hardware bietet. Praktischerweise kann die Software mit dem Beat Thang als Controller angesteuert werden…eine Synchronisierung der Daten und Performances wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen.
Es gibt viele anschaulich gestaltete Videos, die die Funktionen des Geräts demonstrieren, wenn auch nur in englischer Sprache. Was mich angesichts des sonst so professionellen Anstrichs des Geräts verwundert, ist das Fehlen eines ausführlichen Handbuchs.
Am Produkt selbst vermisse ich Einzelausgänge, das gilt sowohl für die Hardware als auch für das Plugin. Nachholbedarf besteht auch darin, dass die Effekteinstellungen nicht als Teil eines Patterns bzw. Songs gespeichert werden.
Ein stellenweise ausgezeichnetes, alles in allem gutes Produkt, das mit etwas Schliff noch besser werden kann – im Beat Thang Testbericht auf delamar gibt es vier von fünf Punkten.
Features Beat Thang Review
- Hersteller: Beat Kangz Electronics
- Portable Groovebox
- 13 Pads mit Velocity & Aftertouch
- Tap-Tempo, Roll & Hold
- Wheels für Pitch-Bend & Modulation
- Outputs: 2x 6,3 mm (L/R)
- Kopfhörausgänge: 2x 6,3 mm
- Sampling via XLR/6,3 mm Stereo
- Phantomspeisung zuschaltbar
- Fußschalteranschluss
- MIDI I/O
- 2x USB (Typ A & B)
- Zwei SD-Kartenslots
- Betrieb per Batterie oder Netzteil
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