Band in a Box Testbericht
Das UltraPak im Hands-On
Von Felix Baarß
Band-in-a-Box Test-Fazit
3.0
DELAMAR
SCORE
Umfangreiche Kompositionssoftware mit vielfältigen Sounds und komplizierter Bedienung.
Mächtiges Werkzeug für die Erstellung von Instrumentals, das unübersichtlich aufgebaut und gewöhnungsbedürftig zu bedienen ist.
PRO
- Riesige Klangbibliothek für die meisten Instrumente
- Sehr großer Stilkatalog für die meisten Genres
- Passable Ergebnisse sind schnell erzielt
- Umfangreiche Extras
- Realstyles klingen gut
CONTRA
- Sehr unübersichtlich gestaltet
- Anfänger werden von der Funktionsvielfalt erschlagen
- Verwirrendes, schlecht lesbares Handbuch
Für wen?
Alle, die oft Begleitmusiken benötigen, wie Musiklehrer und Solisten
Was ist es?
Bei Band-in-a-Box handelt es sich um eine Software zum Komponieren und Arrangieren. Wenn Du als Solist, Alleinunterhalter oder Musiklehrer eine musikalische Begleitung brauchst, kommt dir das Programm zu Hilfe. Das Ziel ist es, musikalische Gedanken weiterzuentwickeln.
Mit den üblichen Akkordsymbolen aus der Harmonielehre C, Fm7 oder C13b9 setzt Du die Akkorde eines Songs. Alternativ importierst Du eine MIDI-Datei. Dann wird ein Musikstil gewählt und Band-in-a-Box macht den Rest – Instrumentenparts für Klavier, Bass, Schlagzeug, Gitarre, Streicher und zahlreiche andere Instrumente werden automatisch für eine große Vielfalt von Musikstilen erstellt. Zur Auswahl stehen Jazz, Pop, Country, Blues, Klassik, Latin, Rock oder zahlreiche andere.
Im Laufe der Jahre wurde Band-in-a-Box um Funktionen wie eine Notenblattansicht, Liedtexte und Melodiespuren erweitert, um nur das Wichtigste zu nennen.
Band-in-a-Box gibt es in 5 verschiedenen Ausbaustufen für PC oder für Mac. Das hier getestete UltraPlus Pak wird auf einer externen USB-Festplatte vorinstalliert geliefert und enthält mit knapp 50 Gigabyte alle RealTracks, also sämtliche Instrumentenaufnahmen zur realistischen Vertonung deiner Kompositionen.
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Band-in-a-Box Test
Vorbemerkung
In diesem Test werde ich mich vor allem auf die grundlegenden Funktionen konzentrieren, die die meisten Nutzer für einen schnellen Einstieg brauchen. Ich werde damit natürlich der Komplexität des Programms lange nicht gerecht – das wäre in keinem Artikel möglich, es wäre ein Buch. Vielmehr soll es hier um eine Schilderung meiner Erfahrungen mit den wichtigsten Features des Programms gehen.
Installation
Band-in-a-Box wird auf einer kleinen externen Festplatte angeliefert, die über den USB-Anschluss an Deinen Computer angesteckt wird. Du kannst das Musikprogramm installieren, wobei die Vorgehensweise im Handbuch ausführlich beschrieben wird. Band-in-a-Box lässt sich aber auch direkt von der mitgelieferten Festplatte aus starten. Bei meinem Test habe ich mich als Freund portabler Programme für letztere Variante entschieden.
Für den Anschluss der externen Festplatte stehen zwei USB-Stecker zur Verfügung. Theoretisch soll ein Stecker für die Stromversorgung ausreichen – die USB-Ports mancher Rechner liefern wohl nicht genug Saft, wodurch es erforderlich wird, zwei Buchsen zu belegen.
Erster Eindruck
Die Programmoberfläche, die mich nach dem Starten begrüßt, empfinde ich als überwältigend – leider nicht im positiven Sinne. Standardmäßig werden gleich vier Werkzeugleisten angezeigt, die ihrerseits mit so vielen Elementen bestückt sind, dass von intuitiver Bedienung anfangs keine Rede sein kann.
Ich werfe also einen Blick in das Handbuch, in dem mir bereits aufgefallen ist, dass es ein Kapitel mit der Überschrift »Schnell-Einstieg« gibt. Dabei empfinde ich es als unhandlich, dass sich in meinem Testpaket zwei getrennte Handbücher befinden – ein dickes, das noch auf Version 2010 gemünzt ist, und eine 32-seitige Broschüre für die Neuerungen in Version 2011. Hier wird anscheinend noch auf Material aus der letzten Produktion zurückgegriffen. Wahrscheinlich betrifft das auch nur unser Testpaket, das offensichtlich schon durch zahlreiche Hände gegangen ist.
Zudem muss angemerkt werden, dass das Handbuch schlecht lesbar ist. Warum? Schlicht und ergreifend aufgrund von fehlenden Leerzeilen zwischen den zahlreichen Abbildungen und den Textpassagen. Im Tennis hieße so etwas »unforced error« – ein vermeidbarer Fehler.
Grundlagen der Band aus der Kiste
Zuerst steht das Eingeben der Akkorde auf dem Programm. Dazu gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Per Tastatur, über ein MIDI-Keyboard, einem Controller oder mit dem Akkordgenerator »ChordBuilder«. Alternativ kannst Du MIDI-Dateien importieren oder die Melodien aus Audiodateien extrahieren. Für den schnellen Einstieg importierte ich eine MIDI-Datei.
Weiter geht es mit der Auswahl eines Stils. Das Style-Fenster ist mit seinen mannigfaltigen Optionen ziemlich überfrachtet – wie sich noch herausstellen wird, ist dies eine von vielen Situationen, in denen klar wird, dass Band-in-a-Box keinen Preis für Benutzerfreundlichkeit gewinnen kann.
Nicht übel: 2855 Stile sind implementiert. Diese sind zur besseren Übersicht in etablierte Genrekategorien wie Blues, Country, Jazz und dergleichen unterteilt. Passend zur importierten MIDI-Datei wählte ich unter »Country [Bluegrass]« gleich den ersten Stil namens »Gerader Bluegrass 130RS« mit 165 bpm.
Dann weiter mit den Einstellungen zum Abspielen des Arrangements. Dazu muss der Start- und Endpunkt des Songs festgelegt werden. Das wird in diesem Fall automatisch eingestellt, da ich ja eine MIDI-Datei importiert habe. Lediglich das Tempo stelle ich noch auf 165 bpm, um der Empfehlung des von mir gewählten Stils zu folgen. Nun drücke ich auf Start, warte zunächst einige Sekunden verdutzt, um dann zu bemerken, dass sich in der Titelleiste des Programms etwas tut – die komplette Instrumentalisierung für den fertigen Song wurde anhand der mitgelieferten Styles berechnet, was nach gut fünf Sekunden erledigt war.
Nach den ersten Takten, die Band-in-a-Box ausspuckt, löst sich meine anfängliche Skepsis ein wenig. Banjos, eine Nylonsaitengitarre, ein Kontrabass und eine Geige schraddeln vergnügt drauflos, wobei die Artikulationen der Instrumente sehr manierlich klingen. Es ist erstaunlich, was die Software hier aus der erstbesten MIDI-Datei macht, die mir in die Finger kommt und ohne dass ich irgendwelche Einstellungen getätigt hätte.
Nun fehlen wirklich nur ein paar manuelle Einstellungen an den einzelnen Instrumenten und ein herzhaftes »Yeeehaaa« aus der Kehle eines Rednecks und das Stück wäre perfekt. À propos Instrumenteneinstellungen: Um etwas weiter in das Detail zu gehen, kannst Du für jedes Instrument unter anderem die Lautstärke und das Panning einstellen – MIDI-mäßig halt.
Der richtige Einsatz
Band in a Box ist ein hochkomplexes Musikprogramm, das sehr vielfältig eingesetzt werden kann. Einerseits kannst Du es als Playback-Maschine für das Solieren, beispielsweise mit der Gitarre nutzen. Mit wenigen Klicks und Tastatureingaben ist ein Arrangement eingegeben und der richtige Stil gewählt. Andererseits könnte es für einen Karaoke-Abend herhalten.
Mit integriert ist weiterhin ein Gehörtrainer, mit dem Du dein Gehör schulen kannst. Zur Verfügung stehen Akkord-Tutor, Intervall-Tutor sowie die beiden Spiele Pitch-Invasion (an Space Invaders angelehnt) und Music Replay (in welchem Notenfolgen nachgespielt werden sollen).
Effekte
In Band in a Box kannst Du zahlreiche Effekte verwenden, darunter Kompressor, Gate, Verzerrung, Echo & Hall, Chorus & Flanger, Tremolo, Parametrischer & Graphischer Equalizer, De-Esser, Auto-Wah, Tonhöhenänderung und Exciter. Anscheinend greifen diverse Styles darauf zu.
Sie sind nicht herausragend, aber durchaus brauchbar und bieten viele Voreinstellungen, um den gewünschten Sound schnell zu bekommen.
Doch Du kannst auch DXi- und VSTi-Plugins einbinden. Zumindest theoretisch – das reine Hinzufügen zu einer Liste verfügbarer Plugins funktionierte, doch leider war über das Stichwortverzeichnis des Handbuchs nicht zu finden, wo und wie ich denn nun die externen Instrumenten-Plugins einsetzen kann. Das Stichwort »VST« verweist auf das einleitende Kapitel »Schnell-Einstieg«, wo lediglich die Einrichtung der Plugins besprochen wird, nicht aber deren Nutzung. Auch unter dem Stichwort »Audio Plugins« geht es nicht um virtuelle Instrumente, sondern Effekte.
Audio-Export
Das kleine Symbol mit Diskette und Mikrofon ruft das Fenster mit den Optionen zum Speichern als Audiodatei auf (dieselbe Funktion versteckt sich übrigens auch im Audio-Menü). Leider verursachten die ersten Versuche, meinen Song als WAV-, MP3- oder WMA-Datei auszugeben, eine kryptische Fehlermeldung (Zugriffsverletzung bei einer der ausführbaren Programmdateien).
Etwas Recherche zeigte, dass hierzu ein geladenes DXi bzw. VSTi notwendig ist. Mitgeliefert wird der Coyote Wavetable Synth – einmal als VST-Instrument geladen, funktionierte der Audio Export plötzlich.
Ich bin sicher, dass die meisten Anwender lieber einen Fehler-Dialog mit Hinweis auf ein fehlendes VSTi lesen würden als die kryptische Meldung mit der Zugriffsverletzung.
Jedenfalls habe ich ein kurzes Beispiel mit einem Blues-Styles aus den so genannten Realstyles mitgebracht – diese bestehen aus echten, aufgenommenen Instrumenten und klingen dementsprechend auch wirklich gut als Instrumentals.
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Band-in-a-Box Test-Fazit
Die gute Nachricht zuerst: Nach ein paar kleinen Einstiegshürden, die dank der Kurzanleitung im Handbuch schnell übersprungen sind, kannst Du im Handumdrehen sehr passabel klingende Songs und Begleitungen erstellen. Die Instrumentalisierung der MIDI-Daten klingt größtenteils prächtig (bei Verwendung der Realstyles) und die Auswahl an vorgefertigten Stilen in Band-in-a-Box erlaubt vielfältige Ausgestaltungen des Harmoniegerüsts. Das Setzen eigener Akkorde funktioniert gut.
Nach diesen freudigen Überraschungen und den weitaus häufigeren Enttäuschungen habe ich es irgendwann aufgegeben, mich eingehender mit Band-in-a-Box zu beschäftigen. Ich zähle mich nicht gerade zu den Hellsten, doch andererseits bin ich sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der hier schnell hilf- und orientierungslos herumirrt. Das Handbuch ist nicht optimal strukturiert und schlecht lesbar, das Stichwortverzeichnis führt teilweise in die Irre. Immerhin liegen die Handbücher auch als durchsuchbare PDFs bei, so dass User mit genügend Geduld sicher auch immer die Lösung ihres Problems finden werden.
Schlimm sieht es bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche aus. Menüleiste, Untermenüs, Optionsdialoge und Werkzeugleisten sind dermaßen vollgepfropft, dass es einschüchternd wirkt.
Wer auf die Zähne beißt, erhält dank der riesigen Klangbibliothek ein sehr mächtiges Werkzeug zur halbautomatischen Erstellung von ganzen Songs und Begleitungen. Für praktisch alle Genres, unzählige Stile und eine Fülle von Instrumenten.
Vielleicht wäre es ja an der Zeit, die gelungene Kernkompetenz (das Erstellen von Instrumentals) in ein neues Programm mit einer einfachen Oberfläche zu packen und als neues Produkt anzubieten.
Features Band-in-a-Box Review
- Hersteller: PG Music
- Kompositionssoftware
- Songwriting mit Standardnotierung
- Klangbibliothek zur Instrumentalisierung
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