Avid Pro Tools Duet Testbericht
Hochwertiges Audio Interface mit DAW im Gepäck
Von Felix Baarß
Avid Pro Tools Duet Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Hochwertiges Kompakt-Audio-Interface. Verarbeitungs- und bedientechnisch sowie klanglich zeigt sich dieser mobile Wandler und Vorverstärker vom Feinsten. Die Latenz ist bisher allerdings nur in Pro Tools verstellbar.
PRO
- Fantastischer Sound der Wandler und Vorverstärker
- Gut und schnell bedienbar mit dem Drehregler und den Touch-Knöpfen
- Informatives Display
- Stabil laufende ASIO-Treiber
CONTRA
- Hohe Latenz außerhalb von Pro Tools
Für wen?
Produzenten von Musik »in the box«, Singer/Songwriter, Podcaster oder alle, die ein klanglich hervorragendes Gerät suchen und sich mit je zwei In- und Outputs begnügen können.
Was ist es?
Das Avid Pro Tools Duet ist ein sehr kompaktes USB Audio Interface für den Desktop, das Aufnahmen mit bis zu 24 Bit & 192 kHz ermöglicht. Du kannst es am Windows-PC oder am Mac verwenden – anders als das fast identisch konstruierte, nur unter Mac OS und iOS lauffähige Apogee Duet.
Abgesehen von der Kopfhörerbuchse werden die Ein- und Ausgänge werden über eine Kabelpeitsche bereitstellt. An eine separate USB-Buchse steckst Du MIDI-Keyboards, DJ-Controller und andere Geräte, die MIDI per USB senden. Das zentrale Merkmal des minimalistisch gestalteten Geräts ist der große, multifunktionale Drehregler auf der Oberseite. Daneben finden sich nur noch das Display und zwei Touch-Buttons für benutzerdefinierbare Funktionen.
Das Interface ist zum Straßenpreis von 849,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im Fachhandel erhältlich – der Preis resultiert daraus, dass Du hiermit auch die Lizenz für die DAW-Software Avid Pro Tools erwirbst.
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Avid Pro Tools Duet Test
Erster Eindruck
Das mattschwarze Gehäuse macht einen sehr feinen Eindruck und zeigt sich bestens verarbeitet. Eine transparente, selbstklebende Folie schützt das Bedienpaneel im Auslieferungszustand. Die XLR- und Klinkenbuchsen sowie der schmale Stecker zum Anschluss der Kabelpeitsche am Avid Pro Tools Duet sind einzeln in Blasenfolie verpackt. Sie punkten mit ihrer massiven Bauweise, wobei die XLR-Eingänge verriegelt werden können und die Klinkenbuchsen sehr fest zupacken.
Unter Windows verläuft die Treiberinstallation sehr schnell, ein Neustart ist nicht nötig. Die Treiberstandards ASIO, WDM und MME werden bedient. Wer das Gerät am Mac nutzt, braucht den Treiber erst gar nicht installieren, allerdings würden dir dann zusätzliche Mischfunktionen entgehen.
Die Informationen in der beigelegten Schnellstartanleitung sind selbst für dieses Format sehr einsilbig. Anyway, das komplette Handbuch steht ja bereits in PDF-Form zur Verfügung – bislang leider nur in englischer Sprache. Eine deutsche Übersetzung dürfte allerdings bald folgen, das Produkt ist noch sehr frisch.
In der Praxis
Das Gerät begnügt sich mit der Stromspeisung via USB-Anschluss, das Netzteil ist nur dann erforderlich, wenn Du etwa einen Kopfhörer mit hoher Impedanz verwenden möchtest. So habe ich auch den Großteil des Tests allein mit USB-Verkabelung bestritten.
Das Bedienen des großen Drehreglers zum Regulieren der Input-Verstärkungen und Output-Pegel verläuft zügig und haptisch angenehm, auch wenn dessen Kappe ein wenig wackelt. Die Konfiguration der Inputs (Mic vs. Line vs. Hi-Z) muss per Kontrollsoftware erledigt werden.
Das Display ist angenehm hoch aufgelöst und stellt die Informationen in klarer Bildsprache bzw. in recht gut lesbarer Schrift dar. Leider ist es nicht sehr leuchtstark, in lichtdurchfluteten (Heim-)Studios oder unter freiem, wolkenlosem Himmel dürfte es sehr schwer werden, etwas zu erkennen.
Klar, die Arbeit mit Kabelpeitschen fühlt sich immer etwas provisorisch an – Abhilfe schafft die von einigen befreundeten Kollegen gelobte Apogee Breakout Box Duet 2, allerdings ist sie mit 150 Euro kein Schnäppchen.
Klangqualität des Avid Pro Tools Duet
Alles in allem ist die Klangqualität überragend – im Hörtest noch einen Tick besser als bei unserem guten alten RME Fireface 800 und etwa auf dem gleichen Level wie das neuere RME Fireface UCX [Testbericht]. Die Vorverstärker ermöglichen sehr hochwertige, rauscharme Mikrofonaufnahmen.
Die Transparenz in der Wiedergabe erlaubt eine hervorragende Ortung von einzelnen Schallereignissen, alle Klänge sind sehr greifbar voneinander separiert. Die Impulstreue ist extrem akkurat, wodurch insbesondere die Anschläge einer Kickdrum so tight und trocken ertönen, dass es eine Freude ist. Es ist überdeutlich: Vom Klang her gehört das Duet zu den besten Audio-Interfaces, die unsere Redaktion je erreicht haben.
Unsere Analysesoftware RightMark Audio Analyzer (RMAA) prämierte das Avid Pro Tools Duet bei 24 Bit & 44,1 kHz in neun von neun Messkategorien mit einem »Exzellent!«. Soweit ich mich erinnere, hat das nicht mal unser Fireface UCX geschafft.
Latenz
In Pro Tools lässt sich der Puffer zwischen 64 und 1024 Samples verstellen. Angaben der Verzögerung in Millisekunden sind dort nicht zu finden, aber bei 64 Samples gab es auch mit recht komplexen, CPU-hungrigen Projekten keinerlei spürbare Latenz beim Monitoring der eingespeisten Signale. Dabei lief alles rund – ohne Aussetzer, Knacken und Störgeräusche.
Leider erlaubt die Kontrollsoftware des Avid Pro Tools Duet kein Verstellen der Puffergröße. Und in den DAWs, in denen sich der Puffer mit einer hauseigenen Option verstellen lässt, funktionierte das nicht. So ist es mit der aktuellen Windows-Treiberversion 1.0.8 außerhalb von Pro Tools auf eine Puffergröße festgelegt.
Meiner Erfahrung stimmen die DAW-internen Angaben der Latenz zumindest grob mit der gefühlten Verzögerung überein. Im Falle des Avid Pro Tools Duet werden jeweils ungewöhnlich hohe 13 ms für die In- und Output-Latenz angezeigt. RMAA zeigte bei der Loopback-Messung denn auch konstant 28 ms an. Und in der Praxis ist diese Verzögerung auch zu spüren, was ganz und gar nicht zu den ansonsten so hervorragenden Leistungen des Geräts passt.
Auf Nachfrage wurde uns zugesichert, dass das Problem (bzw. das dahintersteckende fehlende Feature der Pufferverstellung außerhalb von Pro Tools) bekannt ist und man an einer Lösung arbeitet. Stay tuned.
Pro Tools – die DAW im Bundle
Eine Lizenz für die Vollversion von Pro Tools befand sich auf dem mitgelieferten iLok. Die Software soll in diesem Review nicht besprochen werden, vielmehr möchte ich mir eine Einschätzung dieser Bündelung erlauben.
Nach dem weitgehend positiven Befund aus diesem Avid Pro Tools Duet Testbericht kann ich eines mit Gewissheit sagen: Wer noch kein voll ausgereiftes, in unzähligen Tonstudios bewährtes Musikprogramm für Aufnahme, Editierung, Abmischung, Arrangement und mehr sein eigen nennt, sollte den Kauf definitiv in Erwägung ziehen.
Für alle jene, die schon ihre DAW der Wahl gefunden haben, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Bundles deutlich weniger attraktiv. Ich persönlich bin auf der Suche nach einem hochwertigen Interface für Windows und finde es sehr schade, dass das Gerät (noch) nicht ohne Pro-Tools-Bündelung zu haben ist.
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Avid Pro Tools Duet Test-Fazit
Das Avid Pro Tools Duet klingt großartig. Genauer: Sowohl die Mikrofonvorverstärker als auch die Wandler sind für das Recording, Monitoring, Mixing und Mastering auf Profiniveau ohne Einschränkung tauglich. Mehr Qualität ist bei Interfaces dieser Größe derzeit kaum zu finden.
Der große Drehregler überzeugt mit seinen sanft gerasterten Einstellpositionen und der konfigurierbaren Druckknopf-Funktion. Dazu kommen die zwei ebenfalls konfigurierbare »Touch-Knöpfe« und so gelingt die Bedienung sehr flüssig. Alle Einstellungen, die am Gerät getätigt werden können, werden über das hochauflösende, sehr informative Display visualisiert. Es punktet mit sehr schnell auffrischenden Pegeldarstellungen und deutlichen roten Übersteuerungshinweisen.
Die Treiber laufen stabil, Abstürze, Glitches oder unerklärliches Verhalten bei Audioanwendungen konnte ich im langen Testzeitraum nicht feststellen. Das ist schon mal eine der Grundvoraussetzungen für den professionellen Einsatz.
Allerdings ist es in der Treiberversion 1.0.8 noch nicht möglich, über das Kontrollpaneel des Treibers oder per DAW die Puffergröße, ergo die Latenz zu verstellen – mit Ausnahme von Pro Tools. Der feste Wert von 512 Samples führt zu Verzögerungen von je 13 ms für Input und Output. Diese erheblichen Latenzen verringern die Praxistauglichkeit spätestens im (Semi-)Profisektor, wenn nicht mit Avids DAW gearbeitet wird. Wir hoffen auf das baldige Treiberupdate, das uns versichert wurde.
So gibt es im Avid Pro Tools Duet Testbericht auf dem derzeitigen Stand vier von fünf Punkten. Ein attraktives Gerät vor allem für Singer/Songwriter und Produzenten, die (fast) ausschließlich »in the box« arbeiten wollen und noch keine (ausgereifte) DAW-Software besitzen.
Features Avid Pro Tools Duet Review
- Hersteller: Avid
- Audio Interface
- USB 2.0
- 24 Bit / 192 kHz
- Für Windows & Mac OS X
- Eingänge: 2x Mic/Line/Hi-Z (XLR/6,3 mm)
- Ausgänge: 2x Line (6,3 mm)
- Ein- und Ausgänge via Kabelpeitsche
- Kopfhörerausgang: 6,3 mm Stereo
- USB-Buchse für MIDI-Geräte
- Maße: 105 x 35 x 162 mm
- Lizenz für Pro Tools auf iLok mitgeliefert
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