Arturia V Collection 8 Test
Ein Multiversum an Sounds
Von Marco Sulek am 08. Dezember 2020
Arturia V Collection 8 Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Unschlagbares Sammelsurium an Emulationen legendärer Klangerzeuger.
In der Arturia V Collection 8 sind insgesamt 28 Instrumente enthalten. Dazu gehören sorgsam in Sound und Erscheinung nachgebildete Synthesizer, E-Pianos, Orgeln und vieles mehr.
PRO
- Eines der besten Software-Instrumenten-Pakete auf den Markt
- Unerschöpfliche Klangmöglichkeiten
- Hervorragende Sounds, sowohl für Modernes als auch für Retro
- Viele praktische Features, die teilweise die Originale bei Weitem übertreffen
- Ansprechende GUI und praktische Zentrale (Analog Lab V)
CONTRA
- —
Für wen?
Musiker, Keyboarder, Sounddesigner, Produzenten, DJs
Was ist es?
Die Arturia V Collection 8 ist eine Zusammenstellung aus insgesamt 28 Software-Instrumenten. Darunter finden sich insbesondere Nachbildungen von Synthesizern, die die Musikgeschichte nachhaltig geprägt haben. Aber auch verschiedene Pianos sowie E-Orgeln fehlen nicht.
Die Motivation hinter dem mittlerweile achten Paket des Herstellers sind ein einige Neuerungen. Dazu gehören die vier neuen Instrumente Emulator II V, Jun-6 V, Vocoder V und OB-Xa V. In überarbeiteter Version sind zudem Jup-8 V4 sowie Stage-73 V2 enthalten.
Arturia V Collection 8 Features
- Neue Instrumente: Emulator II V, Jun-6 V, Vocoder V und OB-Xa V
- Überarbeitete Instrumente: Jup-8 V und Stage-73 V
- Presets: Über 8.000
- Betrieb: Standalone, NKS (außer Analog Lab V, Mellotron V, Synthi V, CZ V und B-3 V), VST, AU und AAX
- Betriebssysteme: min. Windows 7 (64 bit) oder min. macOS 10.11
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Arturia V Collection 8 Test
Umfang der Arturia V Collection 8
Die Arturia V Collection 8 – was für ein mächtiges Paket an virtuellen Instrumenten. Dieses Klassentreffen lässt durch seine sorgsam nachgebildeten Originale das Herz eines jeden Tastenkünstlers höherschlagen. Mehr noch: Es tun sich hiermit sogar ungeahnte Möglichkeiten auf, die mit den Vorbildern nie umsetzbar gewesen wären.
Jeder, der schon mit einer früheren Version der V Collection arbeiten durfte, weiß deren Vorteile zu schätzen. Arturia hat viel Zeit und Geld investiert, um die legendärsten Klangerzeuger aller Zeiten möglichst authentisch auf die virtuelle Ebene zu hieven.
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Zugegeben, diesem Vorhaben sind Arturia schon einige zuvorgekommen – und Unzählige sind dem noch gefolgt. Was diese Instrumente mitunter jedoch so besonders macht, ist neben teils pragmatischen Funktionserweiterungen die sogenannte „True Analog Emulation“.
Mit der – kurz – TAE ist Arturias selbstentwickelte Technologie gemeint, die akkurat die Klangfarbe, die Wellenform, das Tuning sowie viele weitere Details von analogen Synthesizern nachbildet. Und das kann sich definitiv hören lassen!
Das Beste am Ganzen: Arturia ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern ist darum bemüht, noch mehr Klassiker im Software-Gewand neu erstrahlen zu lassen.
Die meisten Emulation aus der V Collection wurden bereits an anderer Stelle ausführlich beschrieben. Wir beschränken uns daher im Folgenden auf die drei brandneuen, noch nicht unter die Lupe genommenen Anwärter.
Neu bei der Arturia V Collection 8: Emulator II V
Beginnen wir mit dem Emulator II V. Dessen Idol ist der 1984 vorgestellte Emulator II der Firma E-mu – zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten Sampler. Entsprechend hat Arturia die GUI des Instruments gestaltet: Durch herumliegende Disketten auf einem Holztisch und der Retro-Tapete im Hintergrund entsteht ein richtiges 80er-Jahre-Flair.
Schon direkt auf der Bedienoberfläche lassen sich ein paar Änderungen ausmachen. Beispielsweise teilen sich Filter, LFO und VCA nicht mehr die vier zuweisbaren Fader des Originals, sondern haben eigene Bedienelemente erhalten. Allgemein ist der Zugriff auf die Parameter durch dedizierte Regler viel intuitiver und übersichtlicher.
Praktisch gelöst: Wo man früher Samples mittels Diskette einlegen konnte, erhält man nun mittels Klick Zugriff auf die 240 Presets des Instruments. Mehr noch, denn der zusätzliche Monitor im oberen Teil des Fensters lässt einen tiefen Eingriff in die Klanggestaltung zu.
Durch Klicken kann man den sogenannten „Screen“ vergrößern. Hier wird ein Sample in Wellenform dargestellt und eine Timeline zeigt an, wo man sich bei gedrückter Taste innerhalb des Samples befindet. Der Loop-Bereich lässt sich dabei kinderleicht konfigurieren oder deaktivieren. Neben dem Hauptfenster „Edit“ stehen noch „Assign“ (für die Tastenzuweisung) und „Effects“ zur Verfügung.
Insgesamt acht verschiedene Samples können im Emulator II V gelayert werden. Jedes davon lässt sich im Screen einzeln anpassen – mit allen gegebenen Parametern. Auf unterschiedlichen Layern eingesetzte Samples können aber auch gemeinsam über die nachgebildete Oberfläche des Originals verwaltet werden.
Klanglich nimmt sich der Emulator II V nicht viel mit modernen Samplern: Er kann sauber und straight klingen, aber vor allem dreckig, staubig und düster (wie die Soundbeispiele verdeutlichen). Er lädt außerdem zum Experimentieren ein. Dank der verschieden Layer und der Selbstverständlichkeit, eigene Samples zu laden, entstehen so hochinteressante Klanglandschaften.
Soundbeispiele:
Preset „Resonate“:
Preset „Bloodthirst“:
Jun-6 V
Mit dem Jun-6 V ist in der Arturia V Collection 8 ein weiterer beliebter Klassiker enthalten, der den Sound der 80er mitgeprägt hat. Nachgebildet wurde hier der Roland JUNO-6, ein 1982 erschienener polyphoner Analog-Synthesizer – in dieser Form damals leider (noch) nicht programmierbar.
Der JUNO-6 ist vor allem durch seine recht intuitive und einfache Bedienbarkeit bekannt. In diesem Punkt nimmt sich der Jun-6 V nichts. Eingeteilt sind die verhältnismäßig übersichtlichen Parameter in:
- Arpeggio
- LFO
- DCO
- HPF
- VCF
- VCA
- ENV
- Chorus
Im Master-Bereich lässt sich zudem das Feintuning sowie die Lautstärke bestimmen.
Das Bedienpanel ähnelt dem Original sehr. Nur hier und da sind neue Funktionen hinzugekommen. Somit hat der VCA eine zweite Hüllkurve erhalten. Die Polyphonie ist nun nicht mehr auf sechs Stimmen begrenzt und auch eine Sync-Funktion fehlt in der digitalen Welt nicht.
Eine gravierende Neuerung stellen die Advanced-Features dar. Hier können neben Delay und Reverb auch Einstellungen zur zweiten Hüllkurve, sowie dem zusätzlichen „LFO 2“ vorgenommen werden. Dabei lassen sich die Ziele der letztgenannten Tools auswählen, wodurch komplett neue Modulationsmöglichkeiten entstehen.
Wo die Hardware lediglich ein Pitch-Band-Wheel besitzt, wurde dem virtuellen Pendant ein Modulationsrad hinzugefügt. Gerade für Arpeggio-Sounds kann nun auch mit „Portamento“ ein Überblendzeit zwischen den einzelnen Noten eingestellt werden. Typisch für Arturia ist auch der Detune-Regler, über den ein in die Jahre gekommener Schaltkreis gut nachgeahmt wird.
Apropos: Zu den coolsten Neuerungen gehört die sogenannte „Voice Calibration“. Die drei Schalter „Good“, „AVG“ und „Poor“ bestimmen, wie sauber beziehungsweise dreckig der Jun-6 V klingt. Gerade „Poor“ trägt zu einem sehr authentischen Vintage-Feeling bei.
Soundbeispiele:
Preset „GrowlerPeggio“
Preset „Afterglow Pad“
Vocoder V
Als drittes Instrument wurde der Arturia V Collection 8 der Vocoder V hinzugefügt. Dieser erinnert durch seine Patchbarkeit von 16 Kanälen und dem Gehäuse entfernt dem Moog Vocoder von 1979. Dieser wurde vom Hersteller kürzlich auch in Hardware-Form neu aufgesetzt.
Allerdings kommt der Vocoder V mit einer Palette an zusätzlichen Funktionen. So lassen sich bei der Emulation die Bandbreite sowie die Lautstärke der einzelnen Bänder einstellen. Einer der wichtigsten neuen Reglern ist der „Mix“, mit dem sich das trockene Signal mit dem des Vocoders stufenlos überblenden lässt.
Für einen noch dichteren Sound sorgt ein einfacher Synthesizer mit zwei Oszillatoren, die jeweils vier Wellenformen parat halten. Dabei lässt sich der erste Oszillator mittels des zweiten praktisch bis zur Unkenntlichkeit modulieren. Durch den Enseble-Regler kann man hier zusätzlich Fläche erzeugen, indem dem Syntheiszer-Signal Effekte hinzugemischt werden.
Wie beim echten Vodocer lässt ebenso in Echtzeit mit der Stimme spielen. Hierfür braucht das Mikrofonsignal lediglich über den Sidechain ins Instrument geroutet werden. Auf diese Weise lässt sich jedes beliebige Signal (aus der DAW) im Vocoder V nutzen.
Mit einem Klick auf „Advanced“ öffnet sich ein ganzes Universum. Hier finden sich neben dem Input-Einstellungen für ein externes Signal ein eigener Sampler. In diesem können bis zu zwölf Sample-Slots genutzt werden, die entweder chronologisch, rückwärts, vor und zurück oder zufällig abgespielt werden.
Für das zu vocodende Signal steht der Bereich „Modus“ bereit, in dem es sich mittels Hüllkurve und LFO modulieren lässt. Außerdem besitzt der Vocoder V insgesamt drei Effekt-Engines, die entweder seriell oder parallel angesteuert werden können.
Soundbeispiele:
Preset „Do You Dance“
Preset „All I Ever Wanted“
Mehr Facts im V Collection 8 Test
Neu in der Arturia V Collection 8 ist ebenfalls der Oberheim-Synthesizer OB-Xa V. Da dieser allerdings schon vor etwa einem halben Jahr vorgestellt und an anderer Stelle ausführlich beschrieben wurde, haben wir uns in diesem Text auf die brandneuen Instrumente beschränkt.
Neben den Anwärtern in der Arturia V Collection 8 sind noch zwei Überarbeitungen zu vermerken. Der Synthesizer Jup-8 V4 kommt mit einer komplett neuen Sound-Engine. Das E-Piano Stage-73 V2 wurde hingegen um eine neue Physical-Modeling-Engine, ein Pedal- und Amp-Rig sowie erweiterten klanglichen Anpassungsmöglichkeiten ergänzt.
Alle Instrumente aus der V Collection 8 können einzeln, standalone und als Plug-In in den gängigen DAWs genutzt werden. Dank des Analog Lab V gibt Arturia einem jedoch noch eine zentrale Verwaltungssoftware mit an den Start.
Hierin sind quasi alle Sound-Engines in Form von Presets enthalten. Im Gegensatz zu den vollwertigen Instrumenten beschränkt sich das Analog Lab V auf wenige Parameter. Dadurch spart man sich Speicherplatz, indem man erst die einzelnen Klangerzeuger der Arturia V Collection 8 antesten und dann den gewünschten installieren kann.
Gefällt einem ein Preset, möchte dieses aber noch mit Parametern anpassen, die Analog Lab V nicht aufweist, kann hierüber direkt die Emulation geöffnet und bearbeitet werden. Auch eigene Presets lassen sich in Analog Lab V speichern – was sehr zu einem besseren Überblick beiträgt.
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Arturia V Collection 8 Test-Fazit
Mit der Arturia V Collection 8 hat es der Hersteller wieder einmal auf die Spitze getrieben: Keines der enthaltenen Instrumente ist aus der Musikgeschichte wegzudenken. Umso unverzichtbarer ist dieses Paket für alle, die auf die Legenden in ihrer Produktion nicht verzichten möchten – ohne dafür Tausende von Euro ausgeben zu müssen.
Gerade für Freunde des Vintage-Sounds halten Emulator II V und Jun-6 V einiges bereit. Erster ist das richtige Werkzeug für authentische Lo-Fi-Sounds. Jun-6 V spuckt auf der anderen Seite geschmeidige, flächige Klänge aus. Aber auch Arpeggio kann der polyphone Klangerzeuger sehr gut. Mit dem OB-Xa V wurde zudem ein aggressiver, fett klingender Synthesizer mit durchsetzungsstarken Sounds hinzugefügt.
Dank des Vocoder V hat die Arturia V Collection 8 nun sogar einen Vocoder mit im Gepäck. Das ergänzt die enthaltenen Instrumente nicht nur gekonnt, sondern lässt die meisten anderen Software-Vocoder, ob der gebotenen Erweiterungen, ziemlich alt aussehen.
Wer ein umfangreiches Angebot an Klangerzeugern sucht, wird ganz sicher auf die Arturia V Collection 8 treffen. Und das zurecht, denn hier finden nicht nur eingefleischte Synthie- und Retro-Enthusiasten einen ganzen Baumarkt an Sounds zum Tüfteln. Es ist egal, wohin die Reise gehen soll, denn: Hier wird von dirty und düster bis laborsteril und heiter wirklich alles abgedeckt – und das unschlagbar günstig.
Features Arturia V Collection 8 Review
- Hersteller: Arturia
- Instrumente: Mellotron V, Synthi V, CZ V, Analog Lab, Clavinet V, CMI V, DX7 V, Buchla Easel V, Synclavier V, B-3 V, Mini V, Piano V, Stage-73 V, Matrix-12 V, Farfisa V, Solina V, SEM V, Wurli V, Jup-8 V, ARP 2600 V, CS-80 V, Prophet V, VOX Continental V, Modular V, Emulator II V, Jun-6 V, Vocoder V und OB-Xa V
- Presets: mehr als 8000
- Betrieb: Standalone, NKS (außer Analog Lab, Mellotron V, Synthi V, CZ V und B-3 V), VST, AU und AAX
- Betriebssysteme: min. Windows 7 (64 bit) oder min. macOS 10.11
- Systemanforderungen: 4 GB RAM, 2,5 GHz CPU, 20 GB Speicherplatz und OpenGL-2.0-kompatible GPU
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