Arturia Origin Test
Der Ausnahme-Synthesizer im Detail
Von Florian Scholz
Arturia Origin Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Der Arturia Origin ist ein polyphoner Synthesizer auf DSP-Basis mit großer Bedienoberfläche und großem farbigen LC-Display. Der Synth ist flexibel, gut zu bedienen und der Klang ist fantastisch. Er ist mit vielen Bedienelementen (Potis, Taster), so wie Step Sequencer, Arpeggiator und Effekten ausgestattet.
PRO
- Hohe Flexibilität
- Üppige Hardware-Elemente zur komfortablen und ergonomischen Bedienung
- Durchdachter Workflow
- Zahlreiche Anschlußmöglichkeiten
- USB-Kabel im Lieferumfang (MIDI-Kabel waren früher nie dabei)
- Audio Eingänge
CONTRA
- Geringer Sichtwinkel beim Display
- Nicht alle Drehregler sind als Endlosregler ausgelegt
- Fehlende Rechnerintegration (kein Software-Editor)
- Externes Netzteil
Für wen?
Modular-Fans und Synth-Liebhaber.
Was ist es?
Bekannt ist Arturia bereits mit seinen sehr guten VST-Instrumenten, die analoge Klassiker, wie zum Beispiel den Jupiter 8, wieder aufleben lassen. Detailverliebte Oberflächen und fetter Sound sind bei den Plugins bereits seit Jahren angesagt. Nun will der französische Hersteller den Hardware-Markt für sich einnehmen. „Arturia Origin“ heißt das Erstlingswerk in Sachen Hardware, und der Name ist hier auch Programm.
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Arturia Origin Test
Arturia Origin Testbericht: Der Ausnahme-Synthesizer im Detail
Der Erste Eindruck
Der Arturia Origin ist ein polyphoner Synthesizer auf DSP-Basis mit großer Bedienoberfläche und großem farbigen LC-Display. Die „Potis“ und Taster sind allesamt aus Plastik, fühlen sich aber trotzdem nicht billig oder wackelig an. Die Verarbeitung macht also einen guten Eindruck. Das Display ist allerdings nicht sehr flexibel, was den Blickwinkel angeht. Zwei Leute, die an einem Sound schrauben wollen, kommen hier schnell an die Grenze.
LCD-Display
Die ersten „Origin“-Synths hatten keine Möglichkeit der Einflussnahme auf den LCD-Blickwinkel. Schraubt man bein späteren Modellen die Seitenteile aus Holz ab, wie es für das Einbauen in einem Rack notwendig ist, kommt ein Stellrad zum Vorschein, welches dem geneigten Käufer erlaubt, den LCD-Blickwinkel zu regeln. Mir erscheint das
Ganze alles andere als praxistauglich. An den Kontrast-Potis meiner Mischpulte drehe ich ununterbrochen, wenn ich diese dazu erst ausbauen müsste… Abhilfe könnte hier evtl. eine zukünftige Software-Version schaffen, in der der Kontrast über das Menü des Arturia Origin eingestellt würde. Als ich diesen Testbericht schreibe ist aber noch nicht ganz klar, ob dies überhaupt möglich sein wird.
Lieferumfang
Nebst dem weißen Desktop-Synthesizer ziehe ich ein über 160 Seiten starkes Handbuch (englisch), ein USB-Kabel (!!!) und ein Netzteil mit Euro-Anschlusskabel aus der Schachtel. So schön und selten die Dreingabe eines USB-Kabels auch sein mag: Die Lösung mit dem Netzteil begeistert mich ganz und gar nicht! Wieder so eine „Wandwanze“. Immerhin ist der Netzstecker nicht am Gehäuse des Netzteils angebracht, sonst bekäme ich in eine dreier-Steckdose nur zwei Stecker ‚rein. Ein handelsübliches Kaltgerätekabel wäre mir aber deutlich lieber.
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In solchen Momenten finde ich es doch immer wieder schade, dass USB so schwachbrüstig ist (was Strom angeht). Wie schön könnte es ein, den gesamten Hardware-Park per USB mit Strom zu versorgen und dabei Kabel sowie Geld sparen, aber ich komme ein wenig ab vom Kurs.
Einmal aus der Verpackung geschält und unter Strom gesetzt, begrüßt mich eine feiernde Masse mit dem Arturia Origin Schriftzug. Wenn ich da an meine alten Kisten denke, die gerade mal ein rotes numerisches „Display“ hatten, macht mich das schon mal neugierig. Der Boot-Vorgang geht recht fix. Im ersten Moment hätte ich ja einen Linux-PC mit „eingebetteten“ Arturia-Plugins erwartet, aber seht selbst, so einfach hat Arturia es sich nicht gemacht.
Arturia Origin: Details
Zunächst war ich ein wenig erschlagen von der Fülle an Parametern. Da tummelt sich eine ganze Masse von Bedienelementen und im ersten Moment erschien mir das gebotene Bild verwirrend und unübersichtlich. Dieser Eindruck hatte aber zum Glück nur getäuscht! Die Oberfläche funktioniert sehr intuitiv. Das mag um so überraschender erscheinen, bedenkt man, was alles mit dem Gerät möglich ist, und vor allem wie schnell und einfach es einem gemacht wird: Man kann, quasi von Null an, einen kompletten modularen Klangerzeuger aufbauen und verschalten – ganz nach Herzenslust.
Anschlüsse
Die Menüführung im Display zeigt sich stringent und übersichtlich. Alle wichtigen Menüpunkte sind per Taster am unteren Displayrand anspringbar. Anschlüsse bietet der „Origin“ in Hülle und Fülle, fangen wir für diesen Testbericht ausnahmsweise mal von rechts an:
- DC-In fürs Netzteil
- USB-Buchse (B-Buchse) um den „Origin“ perfekt in die Studioumgebung zu integrieren.
- MIDI-Trippelt für den klassischen Weg der Anbindung. (IN/OUT/THRU)
- Pedals: Obwohl der Arturia keine eigene Klaviatur hat, kann sowohl ein „Expression“-Pedal nebst einem „Sustain“-Pedal angeschlossen werden.
- SPDIF
- Auxiliary outputs 1-8: Diese acht Einzelausgänge (symmetrische Klinken) lassen sich unabhänig vom „Master“-Ausgang beschicken. Somit können zusätzliche Effekte oder einfach „nur“ Mischpultkanäle genutzt werden.
- Master-Out: Hier liegt das komplette Programm des „Origin“ als Stereo-Signal an.
- Inputs: Es lassen sich auch externe Signale (andere Synths, Gesang, Sampels oder andere Spuren aus dem Sequencer bzw. von der Bandmaschine) mit dem Synthesizer bearbeiten.
- Phones: Ein getrennt vom Master-Out regelbarer Kopfhörerausgang.
Auf der Seite wird also einiges geboten. Die acht Einzelausgänge sind sicherlich nicht alltäglich und der Stereo-Input eröffnet weitere Möglichkeiten. Die Pedal-Anschlüsse würde ich eher über MIDI vom Masterkeyboard aus nutzen. Der SPDIF erscheint mir höchstens als Gimmick, ernsthaft nutzen kann man diese Lösung, aus meiner Sicht, nicht, denn:
- Es gibt keine Möglichkeit den Synthesizer an den Haus-Takt anzuschließen (auf deutsch: kein Wordclock-Eingang)
- S/P-DIF-Inputs sind eher spärlich gesät, und alles sich auch nicht in dem Maße nachrüsten wie AES/EBU-Anschlüsse. Ich habe selbst deutlich mehr S/P-DIF-Out fähige Geräte im Rack als S/P-DIF-Inputs
- S/P-DIF ist nur Stereo, und analog bekomme ich 10 Signale vom „Origin“ geliefert.
Sicher ist S/P-DIF beinahe kompatibel mit AES, aber eben auch nur beinahe…
Arturia Origin: Bedienung
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, habe ich mir mal einige Presets angehört und damit herumgespielt. Sehr schön, was dabei zu Gehör gebracht wird!
Durch die sehr übersichtlichen Menüs wird hauptsächlich mit dem „Data-Entry“-Rad navigiert. Eine „Enter-Taste“ ist dabei nicht nötig, das erledigt ein Druck auf eben dieses Rad. Als Rompler bzw. als „Preset-Schleuder“ ist der „Origin“ allerdings eindeutig zu schade, und so habe ich begonnen, eigene Sounds zu stricken bzw. vorhandene zu verändern.
Wer von Grund auf einen neuen Sound im Arturia Origin programmieren will, kann entweder einem komplett leeren Patch als Ausgangspunkt wählen, oder mit einer der vom Hersteller vorgefertigten Vorlagen starten. Bei den Vorlagen sind einfachere standardisierte Grundstrukturen (Oszillator, Filter oder vergleichbare Kombinationen) fertig vorverkabelt.
„Vorverkabelt“? Ja, richtig gelesen. Wie bei einem echten Analog-Synthesizer (oder wie bei manchen Software-Lösungen wie z. B. Reason) muss jedes Modul virtuell verkabelt werden. Dank der sehr konsequenten und durchdachten Oberfläche sowie Menüführung geht das auch sehr einfach und flott von der Hand. Es ist kein Problem, komplexe Routings und Ideen umzusetzen.
So kann der Ausgang eines „fertigen“ Klangerzeugers direkt an den Ausgang („Out“) geroutet werden oder in einen zusätzlichen Filter… Als Oszillatoren stehen klassische Analog-Emulationen (Minimoog, ARP 2600, CS-80, JP8, ProV, noise modules) sowie so genannte Wavetables zur Verfügung. Damit lässt sich schon einiges zusammenfrickeln.
Minimoog
Der Minimoog lässt sich sogar auf zwei Arten Nutzen: Zunächst in der modularen Version, bei der man Minimoog-Oszillatoren mit allen Filtern und Modulen
kombinieren kann oder aber als Minimoog-Template: Diese Vorlage des Arturia Origine ist mehr als nur eine grafische Aufbereitung, es werden auch die
Schaltungstechnischen Besonderheiten des Minimoog berücksichtigt. Somit lässt sich diese Version nicht in einen modularen Patch konvertieren und vice versa.
Die Software
Mit den kommenden Updates sind laut Aussagen des deutschen Vertriebs noch weitere dieser Vorlagen geplant. Zum Beispiel können wir uns demnächst auf ein eigenes „Jupiter 8“-Template freuen. Jetzt aber weiter im Testbericht…
Um das Programmieren nicht alleine auf das Datenrad zu beschränken, hat Arturia seinem Schützling wirklich viel zum Anfassen, Drücken und Drehen spendiert. Die Oszillatoren, Filter, LFOs und Hüllkurven haben eine eigene Bedieneinheit. Damit lassen sich alle Oszillatoren des gerade aktiven Patches direkt steuern. Mit „Select“ kann einfach und bequem zwischen den einzelnen Einheiten gewechselt werden. Welcher Oszillator gerade auf den Reglern des Arturia Origin liegt, gibt ein kleines Popupfenster auf dem LC-Display bekannt.
Macro-Funktion
Auf die gleiche Weise lassen sich die Filter, die LFO und die Hüllkurven bearbeiten. Sollen mehrere Parameter aus unterschiedlichen Modulen bearbeitet werden, hat der Arturia einen „Trick“ an Bord: Eine häufige Anwendung ist sicherlich, einen Patch mit zwei oder drei Filtern und dem CutOff (für schöne Filterverläufe) von allen drei Filtern gleichzeitig manuell modulieren. Dafür ist es möglich mit dem „Select“ Wahlrad die Option „Macro“ auszuwählen. Nun werden alle Filter in diesem Patch mit den Drehknöpfen gleichzeitig bearbeitet (natürlich relativ zu ihren Ausgangswerten). Selbst die Aufgabe den einen CutOff „hoch“ den anderen „herunter“ zu drehen, ist möglich. Wenn im Display ein Wert mittels „Daten-Rad“ angewählt wurde, lässt dieser sich ganz bequem auf einen der acht (vier links, vier rechts) Drehknöpfe direkt neben dem Display legen. Ein Druck auf den Drehgeber bei selektiertem Wert reicht aus. Das geht natürlich nicht nur für die Filter-Parameter, sondern für alle Parameter.
Komplexe Modulationen, die in Echtzeit gefahren werden sollen, lassen sich auch auf den Joystick in der linken, unteren Ecke legen. Jede der Achsen lässt sich hierzu separat belegen, auch mehrfach. Drei Belegungen lassen sich speichern und auf Knopfdruck umschalten: Dieses Instrument ist eindeutig bühnentauglich!
Effekte
Pro Patch stehen drei Effekte zur Verfügung. Diese Effekte können vielleicht nicht mit einem TC M6000 verglichen werden, sind aber durch und durch brauchbar. Aus vier Patches lässt sich ein sogenanntes Multi machen. Diese Multis lassen sich wahlweise von einem MIDI-Kanal steuern (klassische Live-Anwendung) oder von vier verschiedenen (klassische Studio-Anwendung). Somit sind die eh schon großen Möglichkeiten der einzelnen Patches nochmals gesteigert.
Arpeggiator und Step-Sequencer
Was wäre ein virtuell analoger und virtuell modularer Synthesizer ohne Step-Sequencer oder ohne Arpeggiator? Der Arturia Origin hat BEIDES! Viele Synthesizer (speziell die Neueren) haben Arpeggiatoren, welche ganze Sequenzen abfeuern können und somit als Kombination von Step-Sequencer und Arpeggiator gesehen werden müssen. Hier aber wurde sauber getrennt. Der Arpeggiator macht hier auch „nur“ das, was draufsteht: Er bricht gespielte Akkorde zu einfachen Sequenzen um. Der Step-Sequencer ist von der Bedienung her absolut analog gehalten.
Wer bis dato wenig mit solchen analogen Step-Sequencern zu tun hatte, muss sich ein wenig einfuchsen. Mir ist das Arbeiten mit diesem Feature etwas schwerer gefallen als mit dem Rest des Synthesizers. Der Grund: Die Optionen sind vielfältig, aber ich finde Workflow und Visualisierung nicht ganz so gelungen wie beim Rest des Gerätes. Die fertigen Sequencen lassen sich natürlich im internen Speicher ablegen und per Tastatur triggern.
Apropos „interner Speicher“. Bei so vielen Optionen ist es abzusehen, dass der geneigte Soundtüftler schnell die Grenzen des Eingebauten überschreitet. Arturia legt dem Klangwunder eine CD-Rom mit einem Verwaltungsprogramm bei. Damit lässt sich der interne Speicher auf den Mac/PC erweitern bzw. auslagern, sehr schön. Eine Editor-Funktion sucht man bei dem Software-Tool allerdings vergeblich; schade. Denn gerade zum Überprüfen oder Aufbauen komplexer Routings oder zum Programmieren des Step-Sequencers wäre eine grafische Oberfläche für den Rechner sicherlich eine echte Alternative zum Soundschrauben im Tonstudio gewesen.
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Arturia Origin Test-Fazit
Beim Arturia Origin bin ich versucht, mich in den Details dieses „weißen Klangriesens“ zu verlieren. Mit diesem Synthesizer ist viel möglich. Er ist sehr flexibel, gut zu bedienen und der Sound ist fantastisch.
Selbstverständlich klingt er nicht 100%ig analog, kommt dafür aber kompakter als ein „echter“ modularer Analog-Synthesizer daher. Und natürlich hat die digitale Technik weitere Vorteile: Jeder Patch ist speicherbar, ein Feature, das bei den analogen Vorbildern bedeutete Polaroids der Steckverbindungen und Moduleinstellungen zu machen oder wahlweise große Bücher mit Skizzen anzulegen.
Unter der Haube des Arturia Origin findet man zwei Tiger-Sharc-DSPs. Weitere Updateankündigungen (während dieser Artikel erscheint sollte bereits ein neues Update auf der Homepage sein) lassen durchaus noch mehr erwarten. Wenn Arturia es richtig anstellt, ist der „Origin“ ein Gerät mit Zukunft. Und das ist durchaus wörtlich gemeint.
Features Arturia Origin Review
- Hersteller: art
- Betriebliche Sampling-Frequenz: 44.1 kHz
- 2 Stimmen-Modi: Program / Multi
- Polyphonie: 32 Stimmen
- TAE® Sound Generation System
- 2 Hüllkurven: Eine für LFO und eine für Modulation Matrix
- 10 Effekte
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