AmpliTube Fender Test
Software Verstärker und Effekt-Suite
Von Matthias Oestreich
AmpliTube Fender Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Eine Gitarrenamp-Simulation mit einer Auswahl an Amps, Boxen, Pedalen, Rack-Effekten und Mikrofonen. Mit nur wenigen Klicks lassen sich in AmpliTube Fender eine individuelles Gitarren-Setup bauen. Durch den großen Umfang findet jeder Gitarrist, was er braucht und kann experimentieren oder sich durch die Presets klicken.
PRO
- Design
- Intuitive Bedienung
- Klang
- Ansprache der Spielweise / Dynamik
- Kompatibilität
- Stand Alone und Plugin
CONTRA
- Einige Effekte „nur“ in Effektsektion
Für wen?
Gitarristen im Bereich Jazz, Blues, Rock oder Country.
Was ist es?
Zu einer der höheren Künste der Studiotechnik zählt es, die E-Gitarre aufnehmen zu können. Nicht nur die Mikrofonierung stellt manchen Studiotechniker vor erhebliche Herausforderungen. Man bedenke auch das Problem des Antransports der Gerätschaften und die bei der Aufnahme benötigte Lautstärke, um den erwarteten Klang zu erzeugen. Da kann dem einen oder anderen die Freude schon im Vorfeld schwinden. Wie schön wäre also die Welt, wenn uns auch diese Probleme vom Computer abgenommen würden.
Genau dies erkannte die italienische Softwareschmiede IK Multimedia und brachte erstmals im Jahre 2002 eine Version von AmpliTube auf den Markt. Seither sind zahlreiche weitere Versionen erschienen, unter Anderem auch themenbasierte, wie eine Jimi Hendrix und eine Metal-Version. In diesem Test beschäftigen wir uns aber mit der Version AmpliTube Fender, der aller ersten Musiksoftware, welche von Gitarren- und Verstärkerhersteller – Legende Fender selbst lizenziert wurde.
ANZEIGE
AmpliTube Fender Test
Erwartung
Der Name Fender weckt bereits im Vorfeld hohe Erwartungen an Qualität und Amp-Vielfalt. In der Effektsektion müssen wohl die Nutzer weniger Erwartungen haben, die auch schon die Vorgängerversionen genutzt haben. Denn in der Effektsektion ist IK noch nie sehr stark gewesen. IK Multimedia musste sich auch hohe Ziele stecken, ist die Konkurrenz, namentlich Native Instruments Guitar Rig, doch mittlerweile ein sehr ausgereiftes und zuverlässiges Stück Software, die sich in der Szene einen echten Namen erarbeitet hat. Ob IK dagegen etwas zu bieten hat? Wir werden es sehen.
Installation
Die Installation der rund 60 MB großen Musiksoftware AmpliTube Fender ist in ein paar wenigen Klicks vollkommen unproblematisch vollzogen. Die anschließende Registrierung erfolgt online, woraufhin man einen Autorisierungscode bekommt. Ist dieser einmal eingetragen, kann es so gut wie losgehen. Nur eines sei an dieser Stelle noch angemerkt: Möchte man die Software auf verschiedene Rechner verteilen, so stehen dem geneigtem Käufer nur maximal fünf Autorisierungscodes zur Verfügung. Wohl nur ein selten zu tragen kommender Nachteil, jedoch der Vollständigkeit halber hier erwähnt. Nach der Installation von AmpliTube Fender stehen einem die Stand Alone und die PlugIn Version zur Verfügung.
PASSEND DAZU
- Fender ’65 Deluxe Reverb Head: Topteil mit 22 Watt
- Fender Passport Mini: Portabler Combo Amp mit 7 Watt
- Fender Select Stratocaster HSS
- Fender Mustang Mini: Verstärker in Miniatur mit 7 Watt
- Native Instruments SCARBEE Pre-Bass Amped veröffentlicht
Erster Eindruck
Als aller erstes fällt ins Auge: Die graphische Gestaltung ist einfach rundum sehr gut gelungen. Je nach Reglerlage sieht man entweder von vorne oder oben auf den Amp drauf. Die Ansichten von Cabinet und Stompboxen sind ebenfalls einfach nur schön und laden ein, sich voller Freude mit ihnen zu beschäftigen. Wer sich ein wenig mit VSTis und Plugins auskennt wird sofort zurechtkommen, doch auch der Neuling wird sich vor keine großen Herausforderungen gestellt sehen. Übersichtlichkeit und die daraus resultierende intuitive Bedienung sind hier gut gelungen und damit gewährleistet. Und so heisst es nun einfach die Gitarre einstöpseln und los.
Umfang des AmpliTube Fender
Mit zwölf verschiedenen Amps, zwölf Boxen, sechs Pedalen, sechs Rack Effekten und neun Mikrofonen lässt sich anständig beim Spielen mit AmpliTube Fender experimentieren. Dabei setzt IK Multimedia den Fokus auf eine umfangreiche Darbietung aller relevanten Fender Amps und stellt einige der besonderen Klassiker bereit, die im echten Leben wohl nur noch schwer zu finden sind und nur teuer aufzutreiben sein dürften.
Verstärker
Hierunter befinden sich unter anderem ein ’65 Twin Reverb ein Bassman 300 PRO Vintage, ein ’63 Fender Reverb oder ein 1×12 Super-Sonic Combo. Grundsätzlich sind alle Gitarrenverstärker den Originalen getreu in Optik, wie auch im akustischen Verhalten nachempfunden. Sprich, sind bestimmte Regler am Original vorhanden, dann sind diese auch in der Software zu finden. Sind diese im Original nicht da, so findet man diese auch nicht in AmpliTube Fender.
Effekte
Ein besonderes Highlight ist der modellierte Federhall, der sich nicht eigens in der Effekt-Sektion befindet, sondern dort, wo man ihn auch im Original wiederfindet.
Fuzz-Wah
Wer sich das separate Stealth-Pedal von IK Multimedia dazukauft, oder irgendein anderes Midi-basiertes Pedal zur Verfügung hat, der hat Zugriff auf das sehr gelungene Fuzz-Wah. Selten habe ich ein so brauchbares Software Wah Wah gehört. Wieso dies ein Problem in der Modellierung am Computer darstellt, war mir immer verschlossen. Hier habe ich ein dem Vox-Wah nachempfundenes und sehr schönes gefunden. Die fünf weiteren Effekte mit dem Blender, Volume, Phaser, Reverb und Tape Echo sind wohl eher als Basic einzustufen, klingen jedoch alle durch die Bank weg gut und erledigen ihren Job tadellos.
Weitere Effekte wie Pitch Shift, Flanger Chorus und Compressor finden sich in der Racksektion. Ein wenig inkonsequent, sind diese doch graphisch nahezu überhaupt nicht aufbereitet. Doch dies soll hier kein wirklicher Minuspunkt sein.
Mikrofonierung
Immer wieder faszinierend: Durch einfache Klicks kann man durch die Mikrofonierung schalten. Dabei stehen einem diverse dynamische und Kondensatormikrophone zur Verfügung. Man bedenke welchen Aufwand man früher trieb, um diese durchzuspielen. Weiteres Schmankerl ist die enthaltene Fender Vibratone Box. Diese ist eine Art Leslie, also eine Box mit rotierenden Speakern, wie man es von der bekannten gleichnamigen Orgel her kennt. Und zu guter Letzt kommen auch die Bassisten hier gut weg. IK und Fender spendiert ihnen einen der schönste Bass Amps, die sie hervorgebracht haben, nämlich den Bassmann 300 Pro und den TBP-1.
Fast selbstverständlich ist auch ein Stimmgerät und ein Metronom vorhanden.
Die Praxis im AmpliTube Fender
Ob als Stand Alone oder Plugin, in einem Punkt überraschte mich die Software und konnte meine Erwartungen oder sagen wir lieber Hoffnungen erfüllen: Im Gegensatz zu den Gitarrenampsimulationen der Konkurrenz erfordert AmpliTube Fender seit dem Erscheinen der Version 1.1 vor einigen Tagen nur eine übersichtliche Prozessorlast.
Stürzte die Software in der alten Version noch regelmäßig bei Volllast ab, so sind diese Probleme mit der aktuellen Version behoben – vielen Dank an IK Multimedia! Somit ist AmpliTube Fender jetzt auch im Live-Einsatz sowie im Tonstudio voll einsatzfähig.
Ansonsten versteht sich AmpliTube Fender fast von selbst. Das Laden der Effekte, Boxen und Amps ist durch einfache Klicks schnell kombiniert und wer noch weniger Aufwand treiben will, dem seien die äußerst zahlreichen Presets ans Herz gelegt. Mit Hilfe dieser dürfte die Richtung schnell gefunden werden und mittels Feinjustierung an die individuellen Bedürfnisse angepasst sein. Was vielleicht fehlt, ist ein Rückgängig-Button, falls man sich doch einmal all zu wild verregelt haben sollte. Nebenbei bemerkt fehlt dieser auch in allen anderen, vergleichbaren Plugins.
Klang
Klanglich weiss die Software auf vielen Ebenen zu überzeugen. Ob im Jazz, Blues, Rock oder Country, die Sounds finden in vielen Stilen ihr zu Hause. Die typische Fenderverzerrung wurde erwartungsgemäß originalgetreu modelliert. Und es ist wohl ein offenes Geheimnis, dass ein echter Metal-Fan nie diesen wenig durchsetzungsfähigen und artefaktisch rauschenden Effekt von Fender einsetzen würde. Für bluesige bis crunchige Sounds ist dieser aber ausreichend – und ich weiche vom Thema ab.
Die Amps sind äußerst gut gelungen, sieht man davon ab, dass im wahren Leben ein jeder Amp auf Grund seiner Benutzung und seines Alters, immer ein wenig anders und deshalb individueller klingt. Gerade diese Individualität kann bei einer Musiksoftware wie dem AmpliTube Fender natürlich nicht eintreten. Aber das, was am Ende an Sound herauskommt, liegt schon sehr nahe an dem, was man sich als Fender-Enthusiast wünscht. Besonders diese Fender-Fans werden ihre wahre Freude an der riesigen Auswahl von AmpliTube Fender haben.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
AmpliTube Fender Test-Fazit
Mit AmpliTube Fender ist IK Multimedia ein großer Wurf gelungen. Eine nahezu vollständige Aufstellung aller relevanten Fender Amps stellt die aller erste Software da, die sich mit dem Thema der Umsetzung einer ganz bestimmten Marke auseinandersetzt.
Die Bedienung ist leicht erfahrbar und die Sounds klingen absolut authentisch. Das Problem mit dem Absturz bei Prozessorlast ist in der aktuellen Version 1.1 behoben, insofern kann man nur sagen: Klasse Gitarrenverstärkeremulation!
Features AmpliTube Fender Review
- Hersteller: IK Multimedia
- 12 Gitarren-Amps
- 12 auf Amps abgestimmte Boxen
- 9 Mikrofone
- 9 Stomp Effekte
- 7 Rack-Effekte
- Frei kombinierbare Effekte und Amps
- 64-bit only
PASSEND ZUM AmpliTube Fender Test
- IK Multimedia Amplitube Metal Test
- IK Multimedia Mixbox Test
- IK Multimedia AmpliTube 4 Test
- IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Test
- IK Multimedia Total Workstation 2 Test