Ampeg GVT52-212 Testbericht
Gitarrencombo mit 50 Watt
Von Carlos San Segundo
Ampeg GVT52-212 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Gitarrenverstärker in Vollröhre. Dieser Gitarrenverstärker mit Röhren klingt vor allem bei Clean & Crunch klasse, zudem ist der EQ sehr flexibel und als zusätzliche Gain-Stufe verwendbar.
PRO
- Vielseitig einsetzbar
- Eigenständiger Klang
- Clean und Crunch können überzeugen
- Baxandall-EQ als zusätzliche Gain-Stufe
CONTRA
- Aktive Pickups nur begrenzt clean spielbar
Für wen?
Alle, die einen sehr flexiblen Röhrenverstärker für Blues, Soul, Funk, Pop und klassischen Rock suchen.
Was ist es?
Beim Ampeg GVT52-212 handelt es sich um einen zweikanaligen Röhrenverstärker mit zwei 12“ Lautsprechern des Modells Celestion Seventy 80, also eine so genannte Gitarrencombo. Der Amp lässt sich wahlweise mit 50 Watt bzw. 25 Watt RMS-Leistung betreiben. Für eine Verfeinerung des Sounds steht je Kanal ein dreibandiger Baxandall-EQ bereit, zudem gibt es einen Federhall und per Effektloop lassen sich externe Effektgeräte einschleifen. Im Vorverstärker stecken drei Röhren vom Typ 12AX7, während in der Endstufe zwei 6L6GC-Röhren ihren Dienst tun. Externe Cabinets können über die Boxenausgänge genutzt werden, zur Verfügung stehen: 1x 16 Ohm, 2x 8 Ohm und 2x 4 Ohm.
Im Lieferumfang enthalten ist ein Fußschalter, mit dem Du entweder den Kanal wechseln und einen Boost zuschalten oder sich der Federhall bzw. der FX-Loop aktivieren lässt.
Die Maße betragen ohne den Griff 53,3 x 67,3 x 27,9 cm, während das Gewicht bei stattlichen 28,5 kg liegt.
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Ampeg GVT52-212 Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
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Das hinten offene, blasenfreie Gehäuse aus 15 mm starkem Sperrholz macht einen guten Eindruck. Das leicht angewinkelte und somit in typischen Bedienpositionen gut handhabbare Paneel ist gut ablesbar und dank gebürsteter Aluminiumoberfläche ansehnlich. Knackig fest sitzen die zwei Kippschalter der Master-Sektion, versehentliches Verstellen ist sehr unwahrscheinlich und die Langlebigkeit dieser beweglichen Teile dürfte gegeben sein. Der Schalter zum Kanalwechsel ist etwas kleiner und damit auch fragiler ausgelegt.
Und sonst? Die Klinkenbuchsen sind wie erwartet gut befestigt und die kleineren Details stimmen ebenfalls zufrieden. Insgesamt ist die Verarbeitung gut bis sehr gut, nur der Treble-Poti des zweiten Kanals hatte bei unserem Testmodell von Anfang an einen leichten Knacks. Das muss bei anderen Geräten aber wohl kaum zu erwarten sein.
Klangkontrollen
Kanal 1 ist für Clean, Kanal 2 für Crunch und High Gain konzipiert. Beide Kanäle sind identisch ausgestattet, wobei ich hier besonders auf die verbauten Baxandall-Equalizer eingehen möchte. Ein Baxandall-EQ bietet drei Vorteile: Die Frequenzbänder überlappen nicht, die Eingriffsmöglichkeiten sind weitreichend und das Mittenband wurde im Signalfluss vor dem Bässen- und Höhen-Bändern platziert. Im Einzelnen äußert sich das wie folgt.
Bei der Klangregelung bleibt das benachbarte EQ-Band unbeeinflusst von den Änderungen an dem Band, an das Du Hand anlegst – die sorgsam eingestellte Klangfarbe in den benachbarten Bereichen wird also nicht verwässert. Anders als bei Modellen von Marshall, Fender, Mesa/Boogie und den meisten anderen Amps kannst Du also sehr präzise Sounds einstellen, auch wenn es etwas der Eingewöhnung bedarf.
Der Regelweg bei Tiefen und Höhen umfasst ±12 dB. 24 Dezibel Spielraum sind wirklich eine ganze Menge, eine hohe klangliche Flexibilität ist gewährleistet. Das Mittenband stellt eine Erweiterung des klassischen 2-Band-Designs eines Baxandall-EQs dar; hier kannst Du den Poti auf bis zu -10 dB bei 800 Hz stellen, womit Du den typischen Mid-Scoop für brettharten Metal erzielst.
Und schließlich resultiert die Entscheidung, die Mittenregelung im Signalfluss vor den beiden übrigen Bändern zu platzieren, darin: Die Mittenregelung fungiert gleichzeitig als zusätzliche Gain-Stufe vor den Tiefen- und Höhenreglern. Als weitere Besonderheit liegt die Zentralfrequenz des Bandes bei der Verstärkung (bis zu +6 dB) nicht bei 800 Hz, sondern bei 2 kHz.
Nicht zu vergessen: Du hast die Wahl zwischen 25 und 50 Watt, um dem Sound mal mehr, mal weniger stark einzuheizen. Der Federhall erweitert die klanglichen Möglichkeiten noch einmal. Er lässt sich auf der Master-Stufe stufenlos hinzumischen, ist also nicht separat regelbar.
In der Praxis
Besonders im Clean und Crunch hat mich diese Combo überzeugen können. Der Amp tönt voll und rund, angenehm klar und doch warm – je nachdem mit welcher Gitarre Du ihn anspielst, lassen sich neue Facetten erkennen. Für Blues, Soul, Funk, Pop und klassischen Rock ist er meiner Ansicht nach bestens geeignet, für Jazz mit einigen Abstrichen auch (der unverfälschte Sound einer Jazzgitarre wird ja gewöhnlicher Weise lieber mit Transistor-Amps verstärkt). In Kombination mit meiner Paula, aber auch mit einer Telecaster-Kopie von Vintage schmeichelten die Röhrensounds des 212ers meinen Ohren.
Auch viele Klänge, die sich wohl in den Bereichen Rock und Pop fühlen, lassen sich sehr gut formen mit diesem Gitarrenverstärker. Gerade der EQ hilft für präzise Eingriffe in den Sound und vor allen Dingen für eine seltene klangliche Eigenständigkeit. Noch weitere Klangnuancen ergeben sich aus der Drosselung der Leistung, mit der auch die Spieldynamik verändert werden kann.
Das kommt all jenen gelegen, die eine genaue Vorstellung von ihrem Sound haben. Und natürlich jenen, die auf unterschiedlichen Hochzeiten tanzen und in einer Vielzahl klanglicher Szenarien muszieren. Zudem ist der Federhall klanglich brauchbar und lässt sich per optional erhältlichem Fußschalter per pedes aktivieren.
Der High-Gain-Bereich klingt bei diesem Gitarrenverstärker hingegen nicht so brachial, wie ich es mit am liebsten erwarten würde. Es »sägt« nicht ganz so, wie ich es möchte, und es wird auch etwas schwammig mit den Burstbucker Pro meiner Gibson. Das gilt natürlich erst einmal nur für meinen Geschmack, andere Gitarristen werden den Klang der Zerre sicherlich gut finden können. Bei meiner ESP mit aktiven Pickups klingt es dann mehr nach meinem Gusto, wobei sich (fast) keine cleanen Sounds herauskitzeln lassen.
Beim Anfahren der Endstufe reagiert der Amp sehr dynamisch – bei energisch Gezupftem geht die Post ab, während der Sound bei gleichen Kanaleinstellungen vergleichsweise zahm bleibt, wenn Du die Saiten nur sanft anspielst.
Die eingebauten Lautsprecher vom Typ Celestion Seventy 80 sind recht nüchtern und klingen modern. Deutlich charaktervoller ging es zu, als ich den Ampeg GVT52-212 an mein gutes altes 4×12“ Marshall-Cabinet (1960A) angeschlossen hatte. Freilich ist auch das Geschmackssache, rein technisch und vor allem für Clean-Sounds eignet sich der Celestion wirklich sehr gut.
Zu erwähnen bleibt, dass der Boost-Knopf auf dem mitgelieferten Fußschalter eben nicht für mehr Gain zuständig ist (das könntest Du gewissermaßen mit dem anderen Knopf für den Wechsel auf Kanal 2 realisieren), sondern einfach die Lautstärke anhebt. Gut für Soli, bei denen der Sound eben genau so bleiben soll, wie Du ihn eingestellt hast.
Sound im Ampeg GVT52-212 Testbericht
Clean
Angezerrt
Crunch
High Gain
Federhall
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Ampeg GVT52-212 Test-Fazit
Der Ampeg GVT52-212 ist vor allem für Blues, Funk, Soul, generell für alles cleane oder moderat Angezerrte eine gute Wahl. Mit Druck, der nötigen Portion Wärme, aber auch mit Klarheit und einer tollen Dynamik meistert er alle Lebenslagen von Musikern, die sich vorwiegend im Bereich Clean bis Crunch bewegen.
Aber das hat auch etwas mit Geschmack zu tun. Die Vielseitigkeit spielt er auch mit seiner Verzerrung aus. Die geht nämlich klar bis in den High-Gain-Bereich rein. Zusammen mit der klanglichen Dynamik, dem Baxandall-Equalizer, dem integrierten Hall und einem schaltbaren FX-Loop dürfte dieser Gitarrenverstärker für viele Musiker einer großen Bandbreite interessant werden. Zudem ist er mit 50 Watt Leistung so richtig laut, kann im Heimbetrieb aber auch mit 25 Watt betrieben werden.
Wer eine Gitarre mit aktiven Pickups besitzt, kann sehr schön im High-Gain-Bereich arbeiten und dort sehr brauchbare Klänge für unterschiedliche Stile aus dem Amp kitzeln. Gleichzeitig muss er dann aber auch in Kauf nehmen, dass es nicht so richtig unverzerrt geht. Abhilfe schafft hier entweder das Poti an der Gitarre oder ein vorgeschalteter Effekt, mit dem sich die Lautstärke vor dem Eingang absenken lässt.
Die beiden eingebauten Lautsprecher Celestion Seventy 80 sind mir persönlich etwas zu sachlich geraten, klingen aber gut. In Anbetracht des vom Hersteller geforderten Preises ist aber verständlich, warum keine Vintage 30 oder ähnliche eingebaut wurden. Für die gebotene Leistung geht der Preis ohnehin mehr als nur »voll in Ordnung« und so bewerte ich den Gitarrenverstärker im Ampeg GVT52-212 Testbericht sehr gerne mit viereinhalb von fünf Punkten.
Features Ampeg GVT52-212 Review
- Hersteller: Ampeg
- Gitarrencombo
- Vollröhre (3x 12AX7 & 2x 6l6GC)
- 50 Watt / 25 Watt
- 2x 12"-Lautsprecher (Celestion)
- 2 Kanäle (jeweils mit Gain, Bass, Mid, Treble und Volume)
- Baxandall-EQs
- Effektloop
- Federhall
- Fußschalter mitgeliefert
- 28 kg
PASSEND ZUM Ampeg GVT52-212 Test
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- Ampeg GVT15-112 Test
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