Alto Live 802 Testbericht
Mischpult für kleine Events, Bandproben & Co.
Von Felix Baarß
Alto Live 802 Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Kompaktes Mischpult mit acht Kanälen.
Ein kompakter (Fast-)Alleskönner für kleinere Live-Mischumgebungen – signalqualitativ überzeugend, vielseitig bestückt und mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
PRO
- Gute Mikrofonvorverstärker für den Preis
- Einfache Kompressoren auf Kanal 1 & 2
- Graphischer EQ mit stolzen 9 Bändern für Haupt- oder Monitormix
- Stattliche Anzahl verschiedenster Effekte
- USB Audio Interface mit guten 24 Bit & 48 kHz
- Angemessene Qualität in Verarbeitung und Haptik
CONTRA
- Keine Solo-Buttons
- Mittenband etwas hoch angesetzt
Für wen?
FOH-Mischer für kleinere Events und Musiker, die eine kleine Kommandozentrale für ihre Bandproben suchen.
Was ist es?
Das Alto Live 802 ist ein kompaktes Mischpult mit acht Kanälen und zwei Bussen, das für kleinere Veranstaltungen, den Bandproberaum oder das Heimstudio geeignet ist. Die Inputs umfassen im Wesentlichen XLR-Eingänge für fünf Mikrofone und sechs Klinkenpärchen (fünf davon anstelle der XLRs nutzbar) für Stereoinstrumente. Für diese Inputs gibt es sechs weitgehend identisch ausgestattete Kanalzüge, unter anderem jeweils mit Insert zum Einschleifen externer Effektgeräte, 3-Band-Equalizer und zwei Aux-Reglern zum Speisen des Effekt- und Monitorbusses. Letzterer kann über Send- und Return-Buchsen noch mit einem externen Stereoeffektgerät veredelt werden.
Das Gesamtsignal lässt sich mit einem graphischen 9-Band-EQ und insgesamt 100 Effekten in zehn Kategorien bearbeiten. Schließlich erfolgt die Ausgabe über ein XLR- oder Klinkenpärchen. Ein USB Audio Interface zur Stereo-Ein- und Ausspeisung steht zur Verfügung.
Das Mischpult ist zum Straßenpreis von 229,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.
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Alto Live 802 Test
Verarbeitung und Lieferumfang des Alto Live 802
Das Gehäuse macht einen vernünftigen Eindruck, sämtliche Buchsen sind fest mit diesem verschraubt. Stecker rasten in den Klinkenbuchsen extrem fest ein – und das ist gut so. Die Fader »schleifen« nicht und die Potis fühlen sich gut an (unten mehr dazu). Alles in Butter also, bis auf die kleinen, nicht nur für diese Preisklasse typischen Fertigungstoleranzen (z.B. im Vergleich der Potis leicht versetzte Kappen/Kennstriche) und die mit Gewalt um ein, zwei Millimeter nach unten biegsame Faceplate.
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Im Handbuch findet sich ein auf Deutsch übersetzter Teil, in dem alles Wichtige knapp erklärt wird. Ein Kaltgerätekabel, das für die meisten Situationen lang genug sein wird, liegt der Packung bei. Es kann losgehen.
Mischung in der Praxis
Bis zu fünf Mikrofone
Zunächst ist bemerkenswert, dass mit dem Alto Live 802 fünf Mikrofone genutzt werden können – sehr ungewöhnlich für einen 8-Kanal-Mixer, sonst sind es fast immer nur vier und höchst selten sechs (z.B. beim Soundcraft EPM6). So werden etwas aufwändigere Mikrofonierungen möglich, zum Beispiel wenn ein Schlagzeug mit mehreren Mikros abgenommen werden soll. Die Mikrofonvorverstärker von Alesis arbeiten übrigens sauber und weitestgehend klangneutral, zudem warten sie mit einem angemessen hohen Headroom auf.
Einpegelung
Nach dem Einpegeln per Gain-Regler – hier zeigt eine kleine rote LED Übersteuerungen an – kann auf den ersten beiden Kanälen ein Kompressor aufgedreht werden. Das ist nicht gar zu häufig anzutreffen in so kleinen Mischpulten, darf also als Plus verzeichnet werden. Vorausgesetzt, der Pegel bleibt einigermaßen konstant und ist hoch, aber nicht zu hoch, leistet dieser Kompressor gute Dienste. Eben in der Weise, wie man es von solch einem einfachen Werkzeug mit Ratio-Regler als alleinig verstellbarem Parameter erwarten darf. So lassen sich etwa die Pegelspitzen von Vocals und gepickten Gitarren gut zähmen.
Bedienung
Die Poti-Kappen auf den Drehgebern sitzen ausreichend fest, ein guter Widerstand sorgt für angenehmes Schrauben. Vertikal bleibt zwischen den Drehreglern recht wenig Freiraum. Bei diesen kompakten Maßen und der dennoch guten Ausstattung des Alto Live 802 ist das eben nicht anders möglich. Horizontal ist hingegen mehr als genug Platz, bei seitlich angesetzten Fingerspitzen geht es wie geschmiert, auch mit großen Händen.
EQs
Die EQ-Bänder weisen offensichtlich eine recht niedrige Flankensteilheit auf, so dass Klangänderungen entsprechend weich, genügsam und musikalisch sinnvoll ausfallen. Bei einem (Live-)Mischpult sind Filter für chirurgische Eingriffe nicht notwendig. In Verbindung mit den Zentralfrequenzen (80, 2.500, 12.000 Hz) sowie dem üblichen Regelbereich von ±15 dB lässt sich vernünftig arbeiten. Ab und zu wünschte ich mir allerdings ein tieferes oder gar durchstimmbares Mittenband (also mit variabler Frequenz), da die 2,5 kHz für viele Instrumente etwas hoch angesetzt sind – auch wenn sie in den meisten Fällen für Vocals gut passen dürften.
Fader und Schalter
Die Fader des Alto Live 802 sind geschwind und mühelos bedienbar, aber nicht zu leichtgängig. Ihr Bedienweg von sechs Zentimetern ist ein bewährtes Standardmaß, das ausreichend fein abgestufte Mischungen ermöglicht.
Schade, dass es keine Solo-Schalter gibt. Mit der Stummschaltung mehrerer Einzelkanäle lässt sich letztendlich dasselbe erreichen, aber wesentlich langsamer, auch bei der Rückkehr in den vorigen Zustand. Zugegeben, bei fast allen anderen Kompaktmixern gibt es ebenfalls keinen Solo-Button.
Monitoring mit dem im Alto Live 802
Einer der Aux-Wege führt in den Monitorbus, so dass sich eine separate Mischung für den Bühnenmonitor erstellen lässt. Außerdem gibt es ein Klinkenpärchen als »Kontrollraum-Output«. Dieser lässt mit dem 2-Track-Input (Cinch) und/oder den Audiosignalen vom Audio Computer stufenlos anreichern, jeweils als Alternative zur Anreicherung des Signals für den Hauptausgang.
Der mit einer soliden Klangqualität aufwartende Kopfhörerausgang wird sich für die allermeisten Kopfhörer laut genug aufdrehen lassen. Die Pegelanzeigen für das Mastersignal sind mehr als fein genug aufgelöst, denn hier finden sich 2×12 leuchtstarke, standardmäßig farbcodierte LEDs.
Effekte und graphischer EQ
Delay (+ Reverb), Tremolo, Plattenhall, Chorus, diverse Vocal-Effekte, eine Simulation rotierender Lautsprecher, kleine und große Hallräume sowie Flanger + Reverb sind an Bord – in jeweils zehn Varianten, was für einen sehr beachtliche Vielfalt sorgt. Die Algorithmen klingen ordentlich bis gut, zum Recording würde ich sie wie üblich kaum nutzen, aber für den Live-Einsatz sehr wohl. Nett: Per Fußschalter lassen sich die Effekte fix (de-)aktivieren.
Mindestens ebenso interessant ist der graphische Equalizer des Alto Live 802. Mit ihm kannst Du dank neun Bändern überdurchschnittlich fein differenziert zu Werke gehen, ohne dass es zu kleinteilig wird. Für feine Korrekturen bis etwa ±6 dB ist er fabelhaft geeignet, darüber hinaus klingt er allerdings nicht allzu edel.
USB Audio Interface & Port
Per USB Audio kannst Du den Haupt- oder den Stereomix in guten 24 Bit & 48 kHz aufnehmen. Umgekehrt dient es zur Einspeisung eines Stereosignals vom Computer. Für ein Live-Mischpult ist das genug, um ein Konzert oder eine Bandprobe mitzuschneiden. Anders herum kann diese Funktionalität auch dazu genutzt werden, die Konzertpausen mit Musik zu füllen. Wie üblich funktioniert das Ganze ohne manuelle Treiberinstallation. Die Klangqualität der Wandler ist für die geschilderten Szenarien zweifellos gut.
Zu guter Letzt möchte ich ein modernes Feature des Alto Live 802 loben, das Mischpulten im dritten Jahrtausend nach Christus gut zu Gesicht steht: Eine gewöhnliche USB-Buchse vom Typ A sitzt gut zugänglich rechts oben auf dem Hauptbedienpaneel – für ein beliebiges Gerät, das via USB mit Strom versorgt und/oder aufgeladen werden kann. Allen voran etwa ein Smartphone bzw. Tablet, das dann wiederum per Klinke-Cinch-Kabel an den 2-Track-Eingang gesteckt werden kann, um als zusätzliche Quelle für das Haupt- oder Kontrollraumsignal zu dienen. Oder eine Schwanenhalsleuchte.
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Alto Live 802 Test-Fazit
Das Alto Live 802 ist ein mehr als solides, zuverlässiges und für den Preis richtig gut ausgestattetes Mischpult. Für den Live-Einsatz bei kleineren Events, im Proberaum und in vergleichbaren Szenarien ist es gut geeignet. Auch im bescheidenen Heimstudio, wenngleich mit Einschränkungen, da das Audio Interface wie üblich auf zwei Spuren beschränkt ist.
Die Preamps überzeugen in dieser Preisklasse vollends, was Rauscharmut, Headroom und Neutralität angeht. Schreiten wir fort zu den Möglichkeiten der Klangbearbeitung, fallen die Kompressoren auf den ersten beiden Kanälen positiv auf – die gibt es erstens nicht wirklich häufig bei Mixern dieser Klasse, zudem arbeiten sie recht gut, sofern vernünftig eingepegelt wird.
Für die Bearbeitung des Haupt- oder Monitorsignals steht ein graphischer Equalizer zur Verfügung, auch das ist in Relation zu Preis und Größe nicht selbstverständlich. Der erweist sich als gute Ergänzung zu den Kanal-EQs und erlaubt eine recht feinfühlige Klangformung, da sich gleich neun Bänder bearbeiten lassen. Weiterhin findet sich eine Effektsektion, die mit 10 x 10 Spielarten sehr vielseitig ist und wenn schon nicht beim Recording, so doch zumindest bei Auftritten und Jams gelegen kommt.
Das USB Audio Interface erlaubt die Aufzeichnung mit respektablen 24 Bit bei 48 kHz. Wie üblich ist es unter Windows & Mac OS sofort einsatzbereit und bietet sich als einfaches Werkzeug für Mitschnitte und/oder als weiterer Zuspieler an. Abschließend sollen hier die Qualität der Konstruktion und die haptischen Qualitäten in ein positives Licht gerückt werden.
Es gibt nicht viel, was den guten Eindruck zu trüben vermag. Dazu könnte vielleicht das Fehlen von PFL-Funktionen (Pre-Fader-Listening) oder Solo-Knöpfen auf den Kanalzügen gerechnet werden. Außerdem erwies sich die Frequenz des Mittenbandes manchmal als ein wenig zu hoch für meinen Geschmack.
Doch alles in allem gibt es keinen Zweifel daran, dass der Kandidat aus dem Alto Live 802 Testbericht mit guten vier von fünf Punkten hervorgeht. Definitiv ein gelungener Allrounder für kleinere Veranstaltungen.
Features Alto Live 802 Review
- Hersteller: Alto Professional
- Mischpult mit 8 Kanälen & 2 Bussen
- Eingänge: 5xMic, 4xLine, 2xLine (Stereo), Cinch (Stereo)
- Insert-Buchsen für Effektschleifen auf den Kanälen 1-4
- Send- & Return-Buchsen für Effektschleife auf Aux-Kanal
- Kanalzüge ausgestattet mit Gain, Low Cut, 3-Band-EQ, 2 Aux-Sends, Pan
- Kompressoren für die Kanäle 1 & 2
- Fader (60 mm) und Mute-Schalter
- Graphischer 9-Band-EQ für Haupt- oder Monitormix
- 100 Effekte
- USB Audio Interface (42 Bit & 48 kHz)
- XLR- und Klinken-Ausgänge für Hauptmix
- Klinkenausgänge für Kontrollraum
- Regelbarer Kopfhörerausgang
- USB-Port zum Speisen von Smartphones, Tablets, Schwanenhalsleuchten etc.
- Maße: 305 x 346 x 80 mm
- Gewicht: 3,5 kg
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