AKG K812 Test
Offener Kopfhörer der Spitzenklasse
Von Felix Baarß
AKG K812 Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Offener Kopfhörer der Referenzklasse. Der dynamische Studiokopfhörer erzielt Spitzenwerte in Klang- und Verarbeitungsqualität, auch der Komfort ist sehr gut. Der Preis ist ebenfalls High-End.
PRO
- Weiter und weitestgehend ausgewogener Frequenzgang
- Klar separierte, exakt lokalisierbare Einzelschallereignisse
- Sehr hohe Impulstreue für einen »trockenen« Sound
- Direktes Klangbild mit hoher Sprachverständlichkeit
- Perfekt verarbeitet mit feinen Materialien
- Langes Kabel mit hochwertigem Push-Pull-Stecker
- Sehr bequem, auch bei langen Sessions
- Nobles, eigenständiges Design mit traditionellen Anklängen
- Eleganter Kopfhörerständer im Lieferumfang
CONTRA
- Relativ hohes Gewicht
Für wen?
Anspruchsvolle Tonprofis & HiFi-Enthusiasten.
Was ist es?
Beim AKG K812 handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer in offener Bauweise mit umschließenden Polstern. Als Spitzenmodell des Herstellers, das in Wien individuell handgefertigt wird, möchte es unter anderem mit dem höchsten Dynamikumfang aller AKG-Kopfhörer überzeugen.
Das selbstjustierende Kopfband, ein hauseigenes Markenzeichen, ist hier nicht mit von der Partie, stattdessen lässt es sich auf beiden Seiten um gut zwei Zentimeter verstellen. Alle Ausstattungsmerkmale und Spezifikationen findest Du wie gewohnt in unserem Infokasten in diesem AKG K812 Review.
AKG K812: Features
- Kopfhörer mit elektrodynamischen Schallwandlern
- Offene, ohrumschließende Bauweise
- Nennimpedanz: 36 Ω
- Übertragungsbereich: 5–54.000 Hz
- Max. Schalldruck: 110 dB SPL/V
- Einseitige Kabelführung
- Gewicht (ohne Kabel): 390 g
- Glattes Kabel (3 m)
- Schraubadapter (3,5 → 6,3 mm)
- Kopfhörerständer aus Holz
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AKG K812 Test
Design & Verarbeitung
Das Design des AKG K812 erinnert in seinen Grundzügen an die Klassiker, kommt aber moderner und mit feiner ausgearbeiteten Details daher. Sehr schnittig das Ganze, zudem nicht so klobig wie etwa der Sennheiser HD 800 [Test]. Erwartungsgemäß ist verarbeitungstechnisch alles bestens. Die teils edlen Materialien, sauber gefertigten Komponenten und die insgesamt sehr gute Konstruktion überzeugen.
Tragekomfort
Die Ohrpolster sind mit luftdurchlässigem Echtleder bespannt. In Verbindung mit der offenen Bauweise macht sich das bei langen Sessions insofern angenehm bemerkbar, als die Wärmeentwicklung erstaunlich niedrig ausfällt. Zudem passt sich die Polsterfüllung sehr zurückhaltend an die Kopfform an, genau wie die Ohrmuscheln. Das Kopfband ist aus einem atmungsaktiven Netzstoff gefertigt, was weiterhin zum angenehmen Tragegefühl beiträgt. Auch der Anpressdruck ist sanft, aber fest genug für einen stabilen Halt.
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Einzig das Gewicht von 390 Gramm (ohne Kabel) ist sehr hoch im Vergleich mit den meisten anderen Kopfhörern, auch der Sennheiser HD 800 bringt vergleichsweise mäßige 330 Gramm auf die Waage.
Zubehör
In der stoffbespannten, magnetisch verschließenden Box findet sich ein elegant geschwungener Kopfhörerständer aus schick gemasertem Holz. Es handelt sich um einen Sieveking Omega – ein schönes, praktisches Accessoire mit einem Straßenpreis von alleine knapp 100,- Euro.
In einem Schubfach steckt das drei Meter lange glatte Kabel, das ausreichend stark ummantelt und an den Übergängen zu den Steckern recht knickresistent erscheint. Wie üblich, ist es mit einem vergoldeten kleinen Klinkenstecker und einem schraubbaren 6,3-mm-Adapter ausgestattet.
Auf der anderen Seite wartet eine Überraschung: Die Steckverbindung zum Anschluss an die linke Ohrmuschel liegt nicht in Form von Mini-XLR vor, stattdessen wurde hier eine dreipolige Push-Pull- Verbindung des Herstellers Lemo verbaut. Diese sonst in hochwertigem Equipment aus Messwesen, Medizintechnik & Co. verwendeten Stecker und Buchsen muten sehr stabil an.
Klang des AKG K812
Ähnlich wie beim bisherigen Spitzenmodell AKG K712 PRO [Test] wurde der Trend des kräftigeren Basses fortgesetzt – gut so, denn die anderen gehobenen Studiokopfhörer von AKG waren in meinen Ohren etwas zu zurückhaltend. So gibt es ein gediegenes, aber nie überbetontes oder verfärbendes Fundament.
Die tiefen Frequenzen liegen nicht im Clinch mit den unteren Mitten, wie es bei einigen anderen bassstarken Kopfhörern der Fall ist. So verläuft der Frequenzgang in den gerne vernachlässigten Mitten über die gesamte Breite hinweg ruhig und ausgeglichen, die natürliche Fülle des Klangs und nicht zuletzt die Sprachverständlichkeit ist ohne Einschränkung gegeben.
Die Höhen reichten laut Datenblatt bis zu geradewegs surrealen 54.000 Hertz hinauf. Selbst wenn dieser Gipfel erklommen wird, ist das nur für Fledermäuse von Belang; was festzustellen bleibt, sind die bis ans Ende des hörbaren Spektrums ausgewogenen Klanganteile ohne nennenswerte Ausreißer in bestimmten Frequenzbereichen. Sibilanten werden absolut unaufgeregt, höchste Höhen ohne eine Spur von künstlich überzeichneter Brillanz transportiert. So werden alle klanglichen Details offengelegt, führen aber nicht zu Ermüdungserscheinungen bei langen Sessions.
Räumlichkeit & Dynamik
Interessanter sind für mich die Qualitäten abseits des Frequenzgangs. Was Stereopanorama und Tiefenstaffelung, also die räumlichen Darstellung angeht, bietet der AKG K812 ein etwas anderes Bild als das mir am geeignetsten erscheinende Vergleichsmodell Sennheiser HD 800. Der AKG-Primus ist in der Breite weniger ausladend, die virtuelle Bühne erstreckt sich nicht so weit, dafür spielt er ein wenig direkter, unmittelbarer auf.
Wer den kleineren Raum als Minuspunkt einschätzt, könnte in der Abhörpraxis eventuell durch die außerordentlich klar voneinander getrennten Klänge entschädigt werden. Unglaublich, wie knallhart separiert hier alle Einzelschallereignisse ertönen. Alles hat seinen Platz und lässt sich mit unübertroffener Präzision orten – darauf kommt es letztlich an, wenn ein Mixdown beurteilt werden soll.
Die Impulstreue ist ebenso beeindruckend. Außerordentlich »trocken« und nüchtern erklingen alle Anschläge, nirgend ziehen Sounds einen Schweif nach sich. Besonders schön macht sich das bei Kickdrums bemerkbar, die vorbildlich kontrolliert daherkommen.
Einschätzung
Alles in allem wird ein praktisch ungeschöntes Bild der Musik gezeichnet – die Tauglichkeit als Studiokopfhörer zum Abhören von Abmischungen und Masterings ist in vollem Umfang gegeben. Du wirst kleinste Schwachstellen in Frequenzgang, Dynamik und Räumlichkeit entdecken.
Für reine Musikgenießer mag dieser Kopfhörer durch seine Nüchternheit nicht perfekt sein – ein gewisses Glattbügeln von Ungereimtheiten und das »Versüßen« des Klangs führt ja oft zu einem etwas gefälligeren Sound, den Du beim gnadenlos nüchternen AKG K812 nicht vorfinden wirst. Andererseits ist diese Ehrlichkeit gerade im Tonstudio von Interesse, vielleicht auch bei so manchem zwanglosen Musikhören genau nach deinem Geschmack. Zudem wird das gute Stück durch den einen Röhrenverstärker gewiss etwas nachgiebiger.
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AKG K812 Test-Fazit
Der AKG K812 setzt sich klar an die Spitze des Unternehmensportfolios und zählt auch herstellerübergreifend zur Elite im Bereich der Premiumkopfhörer. Mit seiner weitgehend neutral verlaufenden Frequenzkurve, den außerordentlich deutlich voneinander getrennten Einzelklängen in einem Ensemble und der fabelhaften Impulstreue tönt der Neuling so nüchtern und differenziert wie kaum eine zweite Abhöre. Der Sound ist dabei vergleichsweise direkt, aber doch zur Genüge unaufgeregt, wie es sich für einen Studiokopfhörer ziemt.
Bei einem Gerät dieser Preisklasse darf man getrost höchste Ansprüche an Verarbeitungsqualität und Tragekomfort stellen. In beiden Kategorien erzielt der 812er Bestnoten – mit einer kleinen Einschränkung, die gleich noch erwähnt wird. Einen willkommenen Bonus stellt der hölzerne Kopfhörerständer dar. Zusammen mit dem markanten, filigranen Design des Kopfhörers selbst wird diese Combo in jedem Wohnzimmer zum Augenschmaus.
Bei einem Straßenpreis von knapp 1.500 Euro hätte ich aber schon noch ein weiteres Kabel und/oder ein Paar Ersatzohrpolster im Lieferumfang erwartet. Hier zu knausern, halte ich nicht für gerechtfertigt. Außerdem ist das Gewicht in der Klasse der dynamischen Kopfhörer relativ hoch, was dem Tragekomfort einen leichten Dämpfer verpasst.
Summa summarum haben wir es hier mit einem vor allem für den Studioeinsatz hervorragenden Kopfhörer zu tun. Allerdings möchte ich auf die Frage »Lohnt sich die Anschaffung?« mit einem sehr vorsichtigen »Unter Umständen.« antworten. Dieser Studiokopfhörer richtet sich zweifellos an alle Profis und Liebhaber mit höchsten Ansprüchen. Der Sennheiser HD 800, den ich als annähernd gleichwertig einschätze, ist derzeit allerdings deutlich günstiger im Einkauf, kommt dafür aber auch ohne den schicken Ständer daher.
Die Preisfrage bleibt dem geneigten Leser überlassen. Für sich genommen haben wir hier ein exzellentes Produkt vor uns. Daher verbleiben wir im AKG K812 Test auf delamar mit voller Punktzahl.
Features AKG K812 Review
- Hersteller: AKG
- Kopfhörer für den Einsatz in Tonstudios
- Offene, ohrumschließende Bauweise
- Einseitige Kabelführung
- Gewicht (ohne Kabel): 390 g
- Lieferumfang
- Ein glattes Kabel (3 m)
- Kopfhörerständer aus Holz
- Gepolsterte Kiste
PASSEND ZUM AKG K812 Test