AKG C7 Testbericht
Gesangsmikrofon mit Kondensatortechnik – für die Bühne
Von Felix Baarß am 18. Oktober 2016
AKG C7 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Hochwertiges Handmikrofon mit Kondensatortechnik und Supernierencharakteristik. Dieses Gesangsmikrofon gibt auf der Bühne, im Proberaum, aber gerade auch im Studio eine sehr gute Figur ab. Dafür zeichnen der sehr breite Übertragungsbereich und die Neutralität (mit leichtem 10-kHz-Boost für Sprachverständlichkeit) verantwortlich. Verarbeitung und Handling sind exzellent, Griffgeräusche gibt es praktisch gar nicht. Die Popgeräusche und Plosive dürften etwas milder ausfallen.
PRO
- Kondensatortypisch großer Übertragungsbereich und neutraler Sound
- Dank Supernierencharakteristik sehr gut gefeit vor Rückkopplungen
- Sehr hoher Output – wenig Vorverstärkung nötig
- Extrem wenig Griffgeräusche
- Gut handhabbar
- Erstklassig verarbeitet
CONTRA
- Empfindlichkeit für Plosive könnte niedriger sein
Für wen?
Profis auf der Bühne, im Proberaum oder im Studio.
Was ist es?
Das AKG C7 ist ein Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Superniere, das vornehmlich für die Bühne und den Proberaum konzipiert wurde. So hat es einen Handgriff wie die typischen Gesangsmikros, die sonst eher als dynamische Mikrofone ausgelegt sind. Dank Kondensatortechnik und entsprechend breitem Übertragungsbereich ist es potentiell auch für das Studio geeignet.
Dieses Gesangsmikrofon ist zum Straßenpreis von 230,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im deutschen Musikalienfachhandel zu haben.
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AKG C7 Test
Lieferumfang und Verarbeitung
Im Lieferumfang steckt eine sehr kompakte, gepolsterte Tasche. Von der Form her erinnert sie an eine Stifttasche für Schüler. Außerdem findet sich eine Mikrofonklammer, in der ab Werk bereits ein Reduziergewinde (5/8″ → 3/8″) steckt.
Verarbeitungstechnisch lässt AKG nichts anbrennen – Korpus und Korb sind von exzellenter Fertigungsqualität. Nach dem Abschrauben des Kopfes kommt eine fein gearbeitete Kapsel ans Licht.
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Als Bühnenwerkzeug dürfte es etwas widerstandsfähiger sein als Kondensatormikrofone für den reinen Studiogebrauch. Für den AKG C7 Testbericht auf delamar habe ich es jedoch unterlassen, damit einen Nagel einzuschlagen. Moderate Rempler und Stöße hat das gute Stück jedenfalls vollkommen klanglos überstanden.
Handhabung & Griffgeräusche
Das Gesangsmikrofon liegt gut in meiner Hand – die Griffform ist ganz leicht kegelförmig, zudem liegt der Schwerpunkt fast genau in der Mitte. Das Gewicht liegt mit 317 Gramm über dem Durchschnitt, ist für mich aber noch ausreichend leicht.
Klasse: Die Handgeräusche sind quasi nichtexistent. Auch wenn Du beim Auftritt mit vollem Einsatz dabei bist. Selbst wenn Du es wie im hier unten eingebundenen Klangbeispiel darauf anlegst, ist praktisch nichts zu hören – verdammt gut!
Klang des AKG C7
Beispiele für Gesang & Sprache
Empfindlichkeit
Mit fast jedem Mischpult und jeder PA-Anlage wirst Du dem AKG C7 ein lautes Signal entlocken können. Denn die Empfindlichkeit ist sehr hoch – sehr viele günstige und/oder ältere dynamische Mikrofone spucken nur mit deutlich mehr als +40 dB am Vorverstärker vernünftige Pegel aus. Hier reicht dieser Wert vollkommen aus.
Richtcharakteristik – Feedback & Off-Axis-Verhalten
Die Supernierencharakteristik führt dazu, dass seitlich auftreffende Klänge nur sehr gedämpft oder gar nicht eingefangen. Das bedeutet auf der Bühne, dass Du weitestgehend vor Rückkopplungen (Feedback) mit den Bühnenmonitoren gefeit bist.
Durch den vergleichsweise engen Bereich, in dem der Sound laut (und mit vollen Bässen/Höhen) abgenommen wird, hast Du nicht ganz so viel Bewegungsfreiheit wie bei einer Nierencharakteristik. Hier wird die Klangänderung schon ab einer Abweichung von etwa 20 Grad deutlich – er wird vor allem bassärmer. Doch daran kann man sich schnell gewöhnen oder gar damit arbeiten.
Frequenzgang
Der Übertragungsbereich ist noch etwas breiter als selbst bei den edelsten Dynamikern wie dem Shure KSM8 [Testbericht] – Bässe sind einen Tick kräftiger, doch vor allem sind die Höhen kristallklar.
Ebenso wird deutlich, dass der Frequenzgang wesentlich ruhiger verläuft – der Sound ist noch ein gutes Stück neutraler als bei jedem dynamischen Gesangsmikrofon. Es findet sich lediglich eine schmalbandige Anhebung bei exakt 10 kHz. Die kommt mir gelegen, liefert sie doch einen kleinen Boost in Sachen Sprachverständlichkeit und Luft.
Gerade der weite Übertragungsbereich und die Neutralität sorgen dafür, dass das AKG C7 wie kaum ein anderes Handmikrofon studiotauglich ist. Zumindest hat es das Potential, mit den meisten Klangquellen ohne auf Anhieb und ohne große EQ-Eingriffe gut klingen.
So ist der Sound weniger »warm« als bei einigen Klassikern in Sachen aus der Kategorie der dynamischen Gesangsmikrofone. Wer einen etwas kuscheligeren, matteren Sound wünscht, muss per EQ Hand erledigen. Der umgekehrte Fall ist weitaus weniger praxistauglich – ein höhenarmes Mikrofon kann man durch EQ-Boosts nur in geringem Maße höhenreicher klingen lassen.
Nahbesprechungseffekt
Für ein Mikrofon mit so starker Richtwirkung ist der Nahbesprechungseffekt normal ausgeprägt. Im Vergleich zu Mikrofonen mit Kugelcharakteristik tritt der Bass also spätestens in einem Abstand von 10 cm stark hervor. Obwohl der Nahbesprechungseffekt bei einer Superniere stärker als bei einer normalen Nierencharakteristik ist, konnte ich in der Praxis sehr gut damit umgehen.
Plosive, Atem und Windgeräusche
Laute, die mit starkem Atemausstoß einhergehen, nimmt das AKG C7 leider nicht ganz so souverän auf, wie ich es mir gewünscht hätte. Will heißen, dass diese sogenannten Plosive (vor allem »b«, »p« und »t«) recht stark überbetont werden und mit entsprechend hohen Pegelspitzen einhergehen. Im AKG C7 Testbericht auf delamar ist das für mich die einzig nennenswerte Blöße.
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AKG C7 Test-Fazit
Eine der Attraktionen des AKG C7 ist bauartbedingt. Kondensatormikrofone übertragen in der Regel deutlich mehr Bässe und Höhen, so auch dieses Modell. Weiterhin gefällt mir die Neutralität ausgesprochen gut, denn für gewöhnlich möchte ich nicht schon durch das Mikrofon klanglich zu sehr in eine Richtung gedrängt werden. Auch ist die Sprachverständlichkeit bei diesem Gesangsmikrofon sehr gut gelungen und einem gewöhnlichen dynamischen Mikrofon überlegen.
Die Supernierencharakteristik verhindert Rückkopplungen sehr zuverlässig. Der enge Einsprechwinkel für ein lautes, klanglich optimales Signal, er blendet Sounds von den Seiten hier besonders stark aus. Das führt freilich auch zu einer geringeren Bewegungsfreiheit vor dem Mikrofon. Doch ist das auf der Bühne zum einen nicht relevant, zum anderen wirst Du dich schnell darauf einstellen können.
Die Verarbeitung überzeugt auf ganzer Linie, wie man es von einem renommierten Hersteller und in dieser Preisklasse längst erwarten darf. Ich habe keinen Nagel damit eingeschlagen, aber moderate Stöße und kleine Stürze steckt das AKG C7 locker weg. Es hat das Zeug dazu, dich viele Jahre von Bühne zu Bühne zu begleiten.
Die Handhabung ist für meinen Geschmack sehr angenehm, Schwerpunkt und Griffform sei Dank. Das Gewicht ist überdurchschnittlich hoch, aber nicht dramatisch.
Nur die Empfindlichkeit für Plosive verhindert unsere Maximalwertung. Laute mit starkem Atemausstoß verursachen recht heftige Popgeräusche und stark ausschlagende Pegel.
Alles in allem beschließe ich meinen AKG C7 Testbericht mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten. Anspruchsvolle Gemüter und Profis, die den vollen, brillanten Kondensatorsound auf der Bühne haben wollen, können zugreifen.
Features AKG C7 Review
- Hersteller: AKG
- Kondensatormikrofon
- Richtcharakteristik: Superniere
- Übertragungsbereich: 20 Hz - 20 kHz
- Empfindlichkeit: 4 mV/Pa
- Max. Schalldruck: 1% THD @ 150 dB SPL
- Äquivalentschalldruckpegel: 21 dB(A)
- Signal-Rausch-Abstand: 73 dB(A) re 1 Pa (96 dB SPL)
- Impedanz: ≤600 Ω
- Lastimpedanz: ≥2.000 Ω
- Anschluss: 3-polige XLR-Steckverbindung, vergoldete Pins
- Abmessungen: 185 x 51 mm
- Gewicht: 317 g
- Gepolstertes Softcase und Mikrofonklammer SA 61 liegen bei
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