AKG C636 Test
Gesangsmikrofon mit hochwertigem Sound
Von Felix Baarß am 05. März 2018
AKG C636 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Live-Gesangsmikrofon mit Kondensatortechnik und Nierencharakteristik.
Das AKG C636 punktet klanglich auf voller Linie – es klingt detailliert und transparent mit leichter Präsenzbetonung für Durchsetzungsstärke und vor allem bauarttypisch starken Höhen. Der Nahbesprechungseffekt lässt sich sehr gezielt einsetzen und die Klangänderungen beim Abweichen vom vorgesehenen Einsprechwinkel sind gering. Die milden Griffgeräusche lassen sich per Hochpassfilter praktisch eliminieren. Verarbeitung und Lieferumfang überzeugen. Ein tolles Mikrofon (vor allem für Solisten und Lead-Sänger) für höchste Ansprüche.
PRO
- Sehr feiner Sound
- Sehr gute Höhen
- Gute Handhabung
- Geringe Griffgeräusche
- Hohe Rückkopplungsfestigkeit
- Robuste, exakt gearbeitete Konstruktion
CONTRA
- —
Für wen?
Anspruchsvolle Sängerinngen und Sänger auf der Bühne – vor allem für Soli und Lead-Parts.
Was ist es?
Das AKG C636 ist ein Gesangsmikrofon für die Live-Anwendung – ein Handmikrofon, das hauptsächlich für Sängerinnen, Sänger, Sprecher, Rapper und Moderatoren auf der Bühne gedacht ist. Die Kondensatortechnik sorgt gegenüber dynamischen Modellen für einen größeren Übertragungsbereich (und damit vor allem präsentere Höhen).
Als Richtcharakteristik wurde die Niere gewählt und ein Hochpassfilter gegen Körperschall wie Griffgeräusche lässt sich bei Bedarf zuschalten.
Im Klangcharakter gleicht das AKG C636 laut Hersteller dem C535, es richtet sich an Lead-Sänger und anspruchsvolle Solisten. Neu sind neben einem frischen Design diverse Verbesserungen zum Schutz gegen Rückkopplungen, Körperschall und Plosive. Mit welcher Technik das wie gut gelingt, erfährst Du im Review mit Klangbeispielen.
AKG C636: Features
- Gesangsmikrofon für die Bühne mit Kondensatortechnik
- Richtcharakteristik: Niere
- Benötigt Phantomspeisung (48 V)
- Anschluss: XLR
- Gewicht: 312 g
Video vom Hersteller
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AKG C636 Test
Lieferumfang
Aufbewahrung und Transport werden durch eine gut gepolsterte Tasche im Lieferumfang erleichtert. An ihrem Kopfende findet sich ein kleines Extrafach für den Stativadapter. Dieser macht einen vernünftigen Eindruck und ab Werk ist in ein Reduziergewinde für europäische Mikrofonstative eingeschraubt.
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Verarbeitung
Die Verarbeitung des AKG C636 ist vom Feinsten. Hier treffen ein sauber gefertigter Vollmetallkorpus mit fest eingearbeitetem AKG-Emblem auf einen Mikrofonkorb, der den Nageltest überstehen könnte.
À propos: Nach dem Abschrauben des Korbs wird die Konstruktion enthüllt – ziemlich eindrucksvoll …
Neue Technik für robusten Klang
Die elastisch aufgehängte Kapsel und einem Gitter sollen unerwünschte Schallreflexionen an der Kapselrückseite verhindert werden. Damit ließe sich besonders zuverlässig akustische Rückkopplung (Feedback) vermeiden. Spoiler: Das funktioniert bestens.
Der Windschutz ist mehrschichtig aufgebaut, was störenden Zischlauten (Sibilanten) und Poppgeräuschen (Plosiven) entgegenwirkt.
Zu guter Letzt zeichnet die doppelte vibrationsdämpfende Aufhängung mit dafür verantwortlich, dass Körperschall (in diesem Fall konkret die Griffgeräusche) kein Problem darstellt. Dabei sitzt die Kapsel auf einem Gummilager und in einem balancierenden Geflecht.
Handhabung
Der Handgriff ist leicht konisch geformt, so auch beim AKG C636. Es liegt gut in der Hand und lässt sich sehr gut handhaben in der Praxis. Das Gewicht ist etwas überdurchschnittlich, aber nicht so hoch wie beim preislich identisch angesiedelten Shure KSM8 [Test]. Der Schwerpunkt ist gut ausbalanciert.
Griffgeräusche
Die Griffgeräusche sind vernachlässigbar. Beim Verrutschen der Hand oder beim Wechsel von einer Hand zur anderen erscheinen sie leise und sehr tieffrequent. Letzteres legt den Einsatz des integrierten Hochpassfilters nah, der die Geräusche unter 80 Hz (und damit fast vollständig) herausfiltert. Perfekt.
Griffgeräusche mit deaktiviertem Hochpassfilter
Klang des AKG C636
Richtcharakteristik – Feedback & Off-Axis-Verhalten
Das erste Anzeichen für ein hochwertiges Mikrofon: Wie versprochen, weist das AKG C636 eine sehr gleichmäßige Nierencharakteristik auf. Die Pegeländerungen je nach Winkel und Entfernung zum Mikrofon fallen über das gesamte Frequenzspektrum hinweg sehr ähnlich aus. Die Off-Axis-Besprechung (Abweichung vom senkrechten Einsprechwinkel) erzeugt nur dezente Änderungen in der Klangfarbe:
Die Nierencharakteristik ist nicht so eng wie bei einigen anderen Gesangsmikrofonen (mit Superniere). Dennoch gibt es dank der stabilen Richtcharakteristik und den geringen internen Kapselreflexionen genug Rückkopplungssicherheit, also eine niedrige Anfälligkeit für Feedback.
Übertragungsbereich
Als Kondensatormikrofon hat das AKG C636 klare Vorteile gegenüber dynamischen Modellen, was die Breite des Übertragungsbereichs angeht. Stimmen werden mit einem relativ ausgeprägten Tiefbass und vor allem präsenten Höhen eingefangen.
Bei 20.000 Hz wird immer noch mit vollem Pegel übertragen – wie geschaffen für Solisten und Lead-Sänger. Selbst bei einem technisch weit fortgeschrittenen dynamischen Mikro wie dem erwähnten Shure KSM8 beginnt der Höhenabfall bereits bei 15.000 Hz.
Wer eine Alternative zum AKG C636 mit ähnlich präsenten Höhen sucht, muss sich definitiv bei Kondensatormikrofonen umschauen. In dieser Preis- und Güteklasse wären da etwa das beyerdynamic TG V96, das Neumann KMS 104 bzw. 105 oder das Shure KSM9.
Frequenzgang – Die Klangfarbe
Über weite Strecken gibt es keine nennenswerten Abweichungen nach oben oder unten, alles klingt neutral und mit authentischem »Körper«. Erst bei 5 kHz beginnt ein deutlicher Ausschlag, der bei 8 kHz seinen Höhepunkt (+6 dB) erreicht und bei etwa 9 kHz fast wieder auf Null sinkt.
Der Präsenzbereich wird sehr schön betont, ohne nasal oder aufdringlich zu wirken. Exakt das soll ein Gesangsmikrofon leisten, damit man sich in der Live-Mischung mit den Instrumenten und gegebenenfalls mit den Background-Vocals durchsetzt.
Nahbesprechung
Der Nahbesprechungseffekt ist moderat ausgeprägt, führt bei 5 cm Abstand zur Kapsel zu angenehm basskräftigen, aber nicht übermäßig dumpfen Sound. Ein fließender Übergang von der Fern- zur Nahbesprechung erlaubt eine gute Dosierung des Effekts.
Nahbesprechungseffekt (Pegelunterschiede kompensiert)
Plosive, Atem und Windgeräusche
Sprichst Du direkt oben in die Kapsel aus nächster Nähe, lassen sich das Ploppen bei Plosiven oder überbetonte Atemgeräusche kaum vermeiden. Hier kann kein Mikrofon ohne externen Popschutz Wunder vollbringen.
Wenn sich das AKG C636 nach gängiger Bühnenpraxis leicht angewinkelt zum Mund befindet und/oder wenn Du knapp an der Kapsel vorbeisprichst, wird der Sound piekfein. Nur ganz selten gerät ein heftiges »p« dann aus dem Ruder:
Plosive & Sibilanten
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AKG C636 Test-Fazit
Das AKG C636 überzeugt mit seinem klaren, detaillierten, durchsichtigen Klang mit moderater Präsenzbetonung für Durchsetzungsfähigkeit im Mix. Nicht zuletzt der Höhenreichtum der Kondensatortechnik ist positiv hervorzuheben, was sich speziell für anspruchsvolle Solisten eignet – unser Kandidat zeigt auch bei 20 kHz noch keinen Pegelabfall.
Zudem erwarten dich ein moderater Nahbesprechungseffekt (gut dosierbar in einem fließenden Übergang) und erfreulich subtile Klangänderungen abseits des senkrechten Einsprechwinkels.
In den Sekundärtugenden punktet das AKG C636 ebenfalls stark. So sind die Griffgeräusche bei sorgsamer Handhabung äußerst dezent und können per integriertem Hochpassfilter weitgehend eliminiert werden. Dazu kommt eine gute Handhabung – mit 312 Gramm ist es noch nicht zu schwer und der Schwerpunkt ist gut getroffen worden. Die Verarbeitung überzeugt auf voller Linie. Mitgeliefert wird alles Nötige in einer praktischen, gut gepolsterten Tasche mit Extrafach für den Stativhalter (inkl. Reduziergewinde).
Schlussendlich wird relativ zum Preis eine außerordentlich gute Leistung geboten – das bedeutet sehr gute viereinhalb von fünf Punkten im AKG C636 Test auf delamar. Eine insgesamt gleichwertige Alternative, die wir im Review hatten, ist das Shure KSM8 [Test]. Das ist allerdings ein dynamisches Mikrofon mit bauartbedingt deutlich schwächeren Höhen, aber je nach Stimme mehr Durchsetzungsstärke im Bandmix.
Für den Test haben wir wie üblich das XLR-Kabel VOXOV sonorus direct S verwendet. Sie haben sich mit makellosen Übertragungseigenschaften und ihrem flexiblen Textilmantel bewährt.
Features AKG C636 Review
- Hersteller: AKG
- Back-Elektret-Kondensatormikrofon
- 3/4″-Membran
- Richtcharakteristik: Niere
- Hochpassfilter (@80 Hz) zuschaltbar
- Empfindlichkeit: 5,6 mV/Pa
- Grenzschalldruckpegel: 150 dB SPL
- Äquivalentschalldruckpegel: 20 dB(A)
- Signal-Rausch-Abstand: 74 dB(A)
- Übertragungsbereich: 20–20.000 Hz
- Elektrische Impedanz: 200 Ω
- Empfohlene Lastimpedanz: 2.000 Ω
- Stromaufnahme: 4 mA
- Benötigt Phantomspeisung (48 V)
- Anschluss: XLR (male, 3-polig, symmetrisch)
- Gehäuse aus Zinklegierung
- Maße: 185 x 51 mm
- Gewicht: 312 g
- Erhältlich in mattschwarz (C636 BLK) oder nickelfarben
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