Akai Rhythm Wolf Testbericht
Analoge Drum Machine
Von Felix Baarß
Akai Rhythm Wolf Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Analoge Drum Machine.
Diese preiswerte Groovebox ist robust, klingt quirlig (mit Overdrive auch sehr roh) und bietet einen Sequenzer mit feinem Swing.
PRO
- Analoge Drums für wenig Geld
- Overdrive-Effekt packt ordentlich zu
- Pads zum Triggern
- Step-Aufnahmen in Echtzeit
- Guter Sequenzer mit Swing
- Trigger-Ein- und -Ausgänge
- Sehr gut verarbeitet
CONTRA
- Starkes Rauschen schon bei wenig Overdrive
- Abstimmung zwischen Parameterreichweite, Anschlaghärte und Lautstärke
Für wen?
Einsteiger und Fortgeschrittene mit bescheidenem Budget, die analoge Drum Sounds für House, Techno, Electro oder Indie-Pop & -Rock suchen.
Was ist es?
Der Akai Rhythm Wolf ist eine analoge Drum Machine mit Kick Drum, Snare Drum, Percussion, offener und geschlossener Hihat plus Bass-Synthesizer als Besonderheit. Ein Step-Sequenzer mit 32 Schritten (2×16 Steps dank A/B-Variation) ist integriert. Ungewöhnlich: Wie bei MPC & Co. steht für die sechs genannten Instrumente je ein Pad bereit, um die Sounds augenblicklich abzuspielen oder in der gerade abgespielten Sequenz als Step aufzunehmen. Weiterhin ist ein stufenlos regulierbarer Overdrive-Effekt zur Verzerrung des Gesamtklangs integriert.
Das Instrument ist zum Straßenpreis von 149,- Euro (inkl. MwSt. & Versandksoten) im deutschen Fachhandel für Musikalien und Elektronik erhältlich sein.
ANZEIGE
Akai Rhythm Wolf Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
Äußerst standfest nimmt das Instrument auf meinem Schreibtisch Platz, den 2,1 kg Gewicht und vier großen Gummifüßen sei Dank. Das Chassis aus Metall ist an auffallend vielen Punkten mit stabilisierenden Abstandshaltern im Inneren verschraubt, so dass es sich keinen Millimeter weit eindellen lässt. Auch die beiden Klinkenbuchsen sind fest an das Gehäuse geschraubt. Alles in allem ein toller erster Eindruck in Sachen Verarbeitungsqualität, der bei diesem sehr erschwinglichen Preis nicht unbedingt zu erwarten war. Die Seitenteile sind nichtsdestotrotz aus Kunststoff in Holzoptik.
Wie üblich installiert sich der USB-MIDI-Treiber unter Windows & Mac OS automatisch. Zur endgültigen Glückseligkeit fehlt mir nur noch die Stromversorgung per USB, doch es ist gut möglich, dass diese bei der verbauten Elektronik nicht ausgereicht hätte.
PASSEND DAZU
- Sommer Cable Basic+ Test: Die besten Audiokabel für begrenzte Budgets
- Sommer Cable Basic Test: Günstige und gute Kabel für Musiker und DJs
- JPTR FX Tesla Wolf Overdrive Testbericht: Sounddesign-Werkzeug der Spitzenklasse
- Akai APC Mini Test: Launch Controller mit Fader
- Audio-Technica AT2031 Testbericht: Kleinmembran zum kleinen Preis
Das kompakte, informative Handbuch klärt auf, dass das Gerät nach dem Anschalten einige Zeit warmlaufen sollte, damit die Stimmstabilität (akkurate Tonhöhe) gewährleistet wird. Ein erstes Zeichen für die analoge Klangerzeugung, von der ich mir einen runden, stimmigen Sound verspreche – es kann losgehen.
Drum Sounds des Akai Rhythm Wolf
Vorab: Diese Poti-Kappen kenne ich doch irgendwoher … richtig, sie wurden in einer zumindest sehr ähnlichen Form schon bei anderen aktuellen Geräten des Herstellers verbaut (z.B. siehe Akai MPK 261 Testbericht). Sie sitzen auch hier wieder wunderbar fest und laufen butterweich mit hohem Widerstand. Für mich ist der haptische Genuss sehr wichtig.
Die Kick Drum des Akai Rhythm Wolf überzeugt mich vollkommen. Hervorzuheben ist hier, dass der Attack-Regler nicht die Dauer der Einschwingphase reguliert, sondern insgesamt den Anteil des fest vorgegebenen »Kicks«. Eine praxisgerechte Lösung, die wohl den meisten Musikern schmecken wird.
Klangbeispiel Kick Drum
Bei der Snare führt der Noise-Regler (neben dem Transient am Anfang) die gewichtigsten Änderungen herbei. Im folgenden Klangbeispiel drehe ich den Regler langsam vom Minimum auf sein Maximum, wobei ich für die Ausklangdauer des Noise-Anteils einen sehr kurzen Wert (Regler auf 8 Uhr) genommen habe – dort lassen sich schon bei Reglerpositionen um etwa 11 Uhr extrem lange Werte einstellen, was ich für wenig praktikabel halte.
Klangbeispiel Snare Drum
Weiter geht es mit dem Percussion-Sound, der sich zwischen einem trockenen »Klöppeln« und einem kurzen, abrupt endenden Rauschen überblenden lässt. Die beiden Tonhöhenregler für Ersteres sind in Mittelstellung und ich regle den Anteil des Rauschens langsam hoch.
Klangbeispiel Percussion
Das offene und das geschlossene Hihat teilen sich dieselben Parametereinstellungen, wobei hier drei Kontrollen – Lautstärke, Tonhöhe und Decay (Ausklangdauer) – ausreichen. Ein Klangbeispiel mit ansteigendem Decay, zuerst das offene, dann das geschlossene Hihat.
Klangbeispiel offene Hihat
Klangbeispiel geschlossene Hihat
Mir ist bewusst, dass die meisten Claps auf einem mehr oder minder verfremdeten Sample eines Händeklatschens basieren oder eine komplexe Hüllkurve zur Synthese benötigen, also kann ich das Fehlen nachvollziehen. Schade ist es nichtsdestotrotz.
Hier und da finden sich kleine Ungereimtheiten bei der Abstimmung zwischen dem Parameterspielraum, der Anschlaghärte und der Lautstärke einzelner Sounds. Beispielsweise ist in der niedrigsten Einstellung für das Decay nur etwas zu hören, wenn ich extrem stark auf die Pads für die Hihats haue. Analog dazu gibt das Instrument nur einen Ton von sich, wenn ich den Sequenzer-Step des Hihats in der höchsten der drei Velocity-Stufen gesetzt habe. Mehr Feinschliff bei der Abstimmung hätte dem Akai Rhythm Wolf gut getan.
Bass-Synthesizer
Der Synthesizer ist monophon und der Tonumfang reicht von C-1 bis Es-4. Die für Bässe effektivsten Wellenformen Rechteck und Sägezahn stehen zur Verfügung, Erstere gefällt mir hier ein wenig besser. Die Resonanz ist so eingestellt, dass sie nie »kreischt« und Du keine Angst vor Ohrenbluten haben musst. Die klangliche Potenz des integrierten Synthies ist für mich nicht ganz ausreichend, um damit eine tragende Rolle in einem Track zu bestreiten, aber zum Jammen oder als unterstützendes Element ist er wirklich cool. Gerade wenn der Overdrive-Effekt (siehe unten) angeworfen wird, sind ein paar schöne garstige Klänge drin.
Um Melodien zu spielen, müssen entweder MIDI-Noten eingespeist oder ein spezieller Modus aktiviert werden, um die Sequenzer-Tasten zum Notenspielen zu nutzen – daher auch die schwarz getünchten Tasten. Wirklich komfortabel ist das Spielgefühl der Step-Buttons für den Einsatz am Synthie nicht, doch als Bonus kann ich diese Funktion sehr wohl willkommen heißen.
Es gibt einen separaten Klinkenausgang für den Bass-Synthesizer. Folgerichtig: Wenn Du diesen nutzt, werden die Synthie-Klänge nicht mehr über den Hauptausgang ausgegeben. Sehr gut gelöst.
Klangbeispiel Bass Synth
Overdrive-Effekt
Der Howl-Regler für die Verzerrung klingt verdammt schmissig, rotzfrech könnte man fast sagen. Kick-Drums krachen so richtig, Snares peitschen noch eine Ecke mehr und die Rim-Shots bekommen geradezu scharfe Kanten. Genau meine Kragenweite, denn der Grundsound des Akai Rhythm Wolf ist eher weich und rund.
Klangbeispiel Overdrive
Wie Du hörst, wird schon bei moderater Effektstärke eine ordentliche Portion Rauschen hinzugefügt. Das stellt für mich einen der Kritikpunkte am Akai Rhythm Wolf dar, das wäre sicherlich auch anders lösbar gewesen.
Außerdem wird bereits bei geringem Overdrive die Gesamtlautstärke sehr stark angehoben. Allmählich steigende/fallende Verzerrungen bei einer Live-Performance oder während des ernsthaften Recordings sollte mit sehr viel Fingerspitzengefühl umgesetzt werden, nämlich bei gleichzeitigem Nachregeln des Master-Volumens.
Der Sequenzer des Akai Rhythm Wolf
Bis zu 16 Patterns à 32 Steps (durch die A/B-Variation der 16 direkt zugänglichen Steps) können gespeichert werden. Mehr als ausreichend für die meisten Live-Auftritte, schätze ich. Mit drei Velocity-Stufen, Taktraten von ¼ bis 1/32 (auf Wunsch jeweils triolisch) und einem in meinen Ohren hervorragend groovenden Swing ist das Handwerkszeug komplett.
Hier hörst Du den langsam ansteigenden und wieder abfallenden Swing-Wert zwischen Mini- und Maximum.
Klangbeispiel Swing
Die Step-Buttons haben einen sehr klaren, akkuraten Druckpunkt. Die roten und grünen LEDs des Sequenzer-Lauflichts sind so hell, dass sie auch bei Open-Air-Festivals und bei freiem Himmel zu erkennen sein dürften.
Sehr cool: Im Record-Performance-Modus werden nicht nur die per Step-Buttons oder Pads gespielten Sounds aufgenommen, sondern auch die via MIDI eingespeisten Melodien für den Bass-Synthie. So lassen sich Synthesizer-Melodien in die Sequenzen einarbeiten, ohne die Step-Tasten dafür heranziehen zu müssen. Musiker und Produzenten können ihre Sequenzen aus einem Controller oder einer DAW-MIDI-Spur also live aufnehmen.
Den aktiven Aufnahmemodus zu sehen und zu einem anderen wechseln zu können, ohne Shift gedrückt halten zu müssen, würde den Workflow reibungsloser machen – für meine persönliche Produktionsweise brauche ich das recht oft während einer Session.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
Akai Rhythm Wolf Test-Fazit
Mit dem Akai Rhythm Wolf bekommst Du eine robuste, preiswerte analoge Drum Machine, die sich insbesondere für House, (Minimal-)Techno und Electro eignet. Aber auch für Indie-Pop und -Rock, wo sich elektronische Sounds fast genauso wohlfühlen, sind die Sounds durchaus tauglich. Der Overdrive-Effekt ist ein feiner Bonus, um die Klänge gehörig anzuheizen, da sie in ihrem Grundzustand vergleichsweise schüchtern klingen. Für Genres mit heftigeren, stark modulierten Sounds wie Trap und Dubstep ist das Gerät damit aber noch nicht wirklich geeignet.
Die Pads stellen zwar kein Novum mehr im Bereich der Drum Machines und Grooveboxen dar, sind aber noch lange nicht selbstverständlich, obwohl sie so praktisch sind. Du kannst sie nicht nur zum Triggern der Sounds nutzen, sondern auch zum Step-Recording in Echtzeit.
À propos Steps: Der Sequenzer mit seinem kräftigen Lauflicht bietet alles, was die meisten Performer und Programmierer zum Beat Making so brauchen. Unter anderem einen Swing, der dem Namen Akai mal wieder alle Ehre macht, hinter den MPCs brauchen sich die Grooves jedenfalls nicht verstecken.
Schließlich sind die Trigger-In- und Outputs zu erwähnen, die neben MIDI (ob über die DIN-Buchsen oder USB) für die Zwiesprache mit anderen Geräten sorgen. Last, but not least, möchte ich die für eine Groovebox dieser Preisklasse hervorragende Verarbeitung loben.
Das Rauschen des Overdrive-Effekts tritt schon bei einer Reglerposition von ca. 9:00 Uhr deutlich zutage. Das hat seinen Reiz, lässt mich aber Abstand nehmen vom Overdrive, den ich ja eigentlich sehr mag. Zudem gibt es einige Unstimmigkeiten in der Abstimmung der Spannweite einiger Parameter, der aufzuwenden Pad-Anschlaghärte und der letztendlichen Lautstärke bestimmter Klänge.
Alles in allem hat sich der Kandidat im Akai Rhythm Wolf Testbericht auf delamar mit vier von fünf Punkten eine gute Wertung verdient. Ein charmantes, erfreulich günstiges Gerät.
Features Akai Rhythm Wolf Review
- Hersteller: Akai Professional
- Analoge Drum Machine
- Kick, Snare, Percussion, Open & Closed Hihat + Bass Synthesizer
- 6 Pads zum Triggern und Live-Aufnehmen der Klänge
- Sequenzer mit 16 Steps pro Pattern (32 mit A/B)
- 16 Patterns speicherbar
- Ausgang: 6,3 mm
- Synthesizer-Ausgang: 6,3 mm
- MIDI In, Out & Thru
- Ein- und Ausgänge für Gate-Trigger
- Maße: 315 x 221 x 51 mm
- Gewicht: 2,1 kg
PASSEND ZUM Akai Rhythm Wolf Test
- Sonicware LIVEN Texture Lab Test
- Behringer Pro-800 Test
- Roland AIRA Compact S-1 Test
- Arturia MicroFreak Stellar Test
- Roland Fantom 06 Test