Yamaha Reface
Was Du über die 4 Mini-Instrumente wissen musst

Yamaha Reface: Was Du über die 4 Mini-Instrumente wissen musst
Was Du über die 4 Mini-Instrumente der Serie Yamaha Reface wissen solltest, steht in diesem Artikel - sie verdienen die Aufmerksamkeit von Synthesizer, Orgel- und E-Piano-Freunden gleichermaßen

Felix Baarß Von Felix Baarß

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Portrait: Yamaha Reface

Yamaha hat tiefe Fußabdrücke in der musikalischen Landschaft hinterlassen, was elektronische Instrumente angeht. Boliden wie der CS-80 lieferten Stoff für polyphone Träume à la Blade Runner, später kam der DX7 für unerhört spacige, glockenhelle FM-Sounds. Auch bei elektronischen Orgeln und E-Pianos konnten sich die Japaner ein großes Renommee erspielen.

Erschwingliche kleine Klangerzeuger erobern mittlerweile bei fast allen großen Herstellern ihren Platz an der Sonne. Und so hat auch Yamaha nun ein kompaktes Quartett im Angebot – die vier Modelle der Serie »Reface«:

  • Reface CS – Virtuell-analoge Synthese
  • Reface DX – FM-Synthese
  • Reface YC – Orgelklänge
  • Reface CP – E-Pianoklänge

Sie sprechen vor allem Musiker, Sounddesigner und Songwriter an, die immer und überall ihre musikalischen Ideen verwirklichen wollen. Mobilität wird großgeschrieben – die Geräte sind extrem kompakt und funktionieren mit Batteriestrom. Aber der Reihe nach …


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Yamaha Reface: Was Du über die 4 Mini-Instrumente wissen musst
Yamaha Reface – von links nach rechts: YC, CP, DX und CS

Die Basics

Die vier Instrumente haben identische Maße – das Exemplar deiner Wahl kannst Du locker in einem mittelgroßen Rucksack, einem kleinen Koffer oder in einer maßgeschneiderten Tasche vom Hersteller transportieren. Und dennoch sind eine 3-Oktaven-Tastatur und zwei kleine Lautsprecher integriert.

Richtig gelesen: Stolze 37 Tasten sind an Bord. So steht unmittelbar ein großer Tonumfang zur Verfügung. Du solltest nur nicht erwarten, auf diesen Minitasten virtuos spielen zu können. Zugutehalten muss man den Yamaha Reface in jedem Fall, dass die Klaviatur in ihrer Verarbeitungsqualität weit über dem Durchschnitt von derart kleinen Tastaturen liegt.

MIDI läuft über 5-polige DIN-Buchsen (via Kabelpeitsche) oder über den USB-Anschluss. Für den Audio-Output stehen ganz klassisch ein großes Klinkenpaar und ein Kopfhöreranschluss zur Verfügung. Dazu kommen noch ein Aux-Input für Hintergrundklänge und ein Fußschalter-Anschluss. Das ist ein durchaus stattliches Aufgebot … und ein erster Hinweis darauf, dass es ein Riesenfehler wäre, die Serie als Spielzeug abkanzeln.

Völlig losgelöst

Mit 6 AA-Batterien kannst Du völlig ungebunden musizieren, egal, wo Du auch bist. Für den stationären Betrieb ist natürlich auch der Betrieb über das mitgelieferte Netzteil möglich. Schade ist lediglich, dass die USB-Anbindung nicht als Stromgeber fungiert wie bei einigen anderen kleinen Synthies und Klangerzeugern.

Die Synthesizer – CS & DX

CS und DX wollen Synthesizer-Freunde ansprechen – mal mit virtuell-analoger Synthese (subtraktiv + flexibler Oszillator + resonantes Tiefpassfilter), mal mit stolzer digitaler FM-Synthese (4 Operatoren + 12 Algorithmen). Zwei Klangwelten, mit denen sich bereits ein großer Teil der elektronischen Musik abdecken lässt. Außerdem sind Effekte an Bord, die dem Ganzen mehr Würze verleihen.

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Der CS und der DX bieten 8-fache Polyphonie – das ist meist mehr als genug für ausdrucksstarke Akkorde und überlappende Noten mit langem Sustain. Hier wird übrigens dem halbwegs vergleichbaren CS-Mitbewerber Roland System-1 ein Schnippchen geschlagen – dieser Racker hat zwar mehr klanggestalterische Möglichkeiten, bietet aber nur magere vier Stimmen und kostet 500 statt 400 Euro. Klarer Punkt für Yamaha.

E-Piano & Orgel – CP & YC

Schön, dass mit den anderen beiden Modellen der Serie Yamaha Reface auch Liebhaber von elektronischen Orgeln, E-Pianos und halbakustischen Klavieren aufhorchen können – für Pop, Rock, Jazz, Funk und Blues, aber auch Deep House und sämtliche Musikrichtungen, in denen es eben einen Tick organischer zugeht.

CP

  • 3 x E-Pianos aus den 60ern & 70ern
  • Clavinet
  • Spielzeug-Piano
  • Halbakustischer Flügel Yamaha CP80

YC

  • 3 x Transistor-Orgelsounds
  • Transistor-Orgelsound von Yamaha
  • Sinus-Orgelsound

Dazu kommen jeweils passende Vintage-Effekte. Die Polyphonie liegt hier jeweils bei 128 Stimmen. Durchaus ordentlich für diese Instrumentenkategorie.

Schrauben, schieben und drücken

Du findest eine stets überschaubare, übersichtlich angeordnete Menge von Bedienelementen – Dreh- und Schieberegler sowie eindeutig zugeordnete Schalter für bestimmte Funktionen statt verschachtelten Menüs, intransparenten Bedienmodi oder dergleichen. So ist die Bedienung erfrischend direkt, sofort spürt man die Auswirkungen im Klang.

Für meinen Geschmack ist an den vier Ausführen des Yamaha Reface gerade genug dran, um eine breite Klangpalette zu erzeugen und Neulinge mit offenen Armen zu empfangen.

Klänge speichern …

Mit Ausnahme des DX bieten die Geräte selbst keine Möglichkeit zum Speichern und Laden deiner Klangkreationen. Doch Yamaha hat Abhilfe geschaffen. Mit Google Chrome oder anderen Browsern, die über die WebMIDI-Schnittstelle verfügen, kannst Du auf Yamahas Portal »Soundmondo« die Einstellungen deines Reface speichern:

  • Reface per USB an den Computer anschließen anstecken
  • In Soundmodo einloggen, auf »Create« klicken
  • Regler schrauben – Soundmondo erkennt die Bewegungen sofort und zeigt sie auf einer graphischen Oberfläche an, die deinem Reface-Modell entspricht
  • Titel, Beschreibung und Schlagwörter (»Bass«, »Lead«, »EDM« etc.) eingeben, auf öffentliche oder privat stellen etc.
  • Speichern
Yamaha Reface: Was Du über die 4 Mini-Instrumente wissen musst

… und laden

Zur Inspiration blätterst Du in einem großen Katalog mit den Klängen von anderen Usern. Dabei lassen sich die anhand der erwähnten Schlagwörter filtern. Wähle einen Sound und klicke auf »Sync« – augenblicklich wird das Preset in deinen Reface geladen und Du kannst losspielen.

Yamaha Reface: Was Du über die 4 Mini-Instrumente wissen musst

Zum »Abholen« der Regler zeigt die graphische Oberfläche nun die Zielpositionen des Sounds UND die aktuellen Reglerstellungen an deinem Reface an. Die Regelwege der zu ändernden Parameter sind blau eingefärbt und pulsieren.

Yamaha Reface: Was Du über die 4 Mini-Instrumente wissen musst

Die Archivierung eigener und das einfache Laden fremder Klänge ist ein erheblicher Mehrwert. So wird die fehlende Speicher- und Lademöglichkeit am Instrument weitgehend wettgemacht. Ich habe schon so einige tolle Presets von kreativen Köpfen für meinen Liebling, den CS gefunden.

reface capture – Klänge austauschen per iOS App

Deine gespeicherten Klänge kannst Du auch über die iOS App »reface capture« auf dein iPhone oder iPad laden. Die Verwaltung der Presets und das Teilen deiner Presets ist damit auch möglich.

Gerade CS, CP und YC profitieren von dieser Interaktion mit Smartphone oder Tablet. Denn nur der DX als unverblümt digitaler Vertreter des Reface-Quartetts hat eine eigene Speicherbank integriert. Die Preset-Organisation und das Erstellen von Set-Listen für Auftritte ist per reface capture aber komfortabler als über das DX-Display.

Luft nach oben

Bei kleinen, relativ günstigen Maschinen musst Du naturgemäß ein paar Kompromisse eingehen. Für mich steht beim CS die Tatsache im Raum, dass die Tastatur nicht anschlagdynamisch ist. Sprich: Du kannst keine unterschiedlich lauten Töne durch variierend weite/harte Anschläge spielen. Immerhin: Velocity-Werte von MIDI-Noten aus der DAW oder angeschlossenen Sequenzern/Controllern werden hingegen registriert und als unterschiedlich laute Sounds vertont.

Es werden keine MIDI-CC-Werte ausgegeben. Schade, denn mit den haptisch gelungenen Schiebe- und Drehreglern würde ich gerne auch mal meine Plugins kontrollieren.

Und einen Wunsch hätte ich noch: Es wäre einfach grandios, wenn ich die digitalen Sounds meines Yamaha Reface via USB direkt in Cubase & Co. aufzeichnen könnte. Vielleicht ist das angesichts des Preises noch etwas viel verlangt – dafür muss meist auf ausgewachsene Synths zurückgegriffen werden.


Fazit zur Yamaha Reface Serie

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Yamaha eine seltene Fusion aus portablen Gadgets und hervorragender Klangqualität gelungen ist. Der Sound überrascht, ebenso die Unmittelbarkeit im Sounddesign und die Verarbeitung.

Natürlich ist noch Luft nach oben, doch es überwiegen zwei Eindrücke:

  • Höchste Mobilität und
  • toller Klang.

Demnächst erscheinen die Testberichte zu allen vier Instrumenten auf delamar. Darin kommen sämtliche Details ans Licht und Du lernst alle Exemplare genau kennen – natürlich auch mit Klangbeispielen.

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