FAQ
Was ist ein Arpeggiator?

Arpeggiator
Was ist eigentlich ein Arpeggiator? Software, elektronisches Instrument oder ein MIDI-Controller? Wir erklären es Dir!

Felix Baarß Von Felix Baarß am 13. Juni 2018

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Was ist ein Arpeggiator?

Ein Arpeggiator erzeugt aus mehreren gleichzeitig gedrückten Tönen auf einer Tastatur eine Melodie, indem er die Töne nacheinander spielt. Ein Arpeggiator kann ein eigenständiges Gerät, eine Software oder eine Komponente in Synthesizern sein.

In den 1970er-Jahren tauchten Arpeggiatoren in Heimorgeln und Synthesizern erstmals auf. Seit jeher sind sie in elektronischer Musik aller Art beliebt. Besonders stilprägend sind sie in den Genres Chiptune, Synthwave oder klassischem Elektro.

Was ist ein Arpeggio?

Ein Arpeggio ist ein aufgelöster Akkord, in dem die Einzeltöne nacheinander gespielt werden. Je nach Spielart kommen unterschiedliche Laufrichtungen vor: in der Tonhöhe aufsteigend, absteigend, im Wechsel etc.


PASSEND DAZU


Du hörst einen C-Dur-Akkord und dann das daraus erzeugte Arpeggio mit aufsteigender Laufrichtung.

Arpeggio Hintergrundwissen

Das Wort Arpeggio wird abgeleitet vom italienischen »arpa« für »Harfe« – eine treffende Umschreibung für die oft begleitend, untermalend eingesetzten Klänge von Arpeggios.

Ein Arpeggio wird auch als »gebrochener Akkord« oder »aufgelöster Akkord« bezeichnet.

Wie funktioniert ein Arpeggiator in der Praxis?

Wenn Du bei aktiviertem Arpeggiator einen Akkord spielst, startet das Arpeggio augenblicklich –solange Du die Tasten gedrückt hältst.

Mit der aktivierten Funktion »Latch« oder »Hold« erklingt das Arpeggio nach dem Loslassen der Tasten weiter. Im Latch-Modus bis die nächste Taste gedrückt wird, im Hold-Modus werden neue Tasten hinzugenommen.

Warum einen Arpeggiator nutzen?

Vor allem ist ein Arpeggiator ein guter Ideengeber, auf dem Du deine eigenen Melodien aufbauen kannst. Die Maschinen nehmen dir die Arbeit ab. Töne und Timing sind stets akkurat, sofern Du die Taste zur richtigen (Start-)Zeit drückst.

Gerade im EDM sind sie ein probates Mittel – zum Beispiel, wenn Du bei einem dauerhaft anhaltenden Arpeggio beide Hände frei hast, um an den Reglern zu schrauben und so den Grundklang der einzelnen Arpeggio-Noten stufenlos zu verformen.

So entstehen lebhafte Klanggebilde, die sich nach und nach entwickeln und einen musikalischen Spannungsbogen auf- oder abbauen.

Arpeggiator-Parameter für die Einzelnoten

Laufrichtung (engl.: »order«)

Bei fast jedem Arpeggiator hast Du die Wahl aus mehreren Laufrichtungen. Will heißen: Sollen die Töne in aufsteigender oder absteigender Reihenfolge oder abwechselnd auf und ab gespielt werden? Manche Arpeggiatoren bieten noch weitere Laufrichtungen an, darunter auch zufallsgesteuerte Notenreihenfolgen.

Als Synonyme für die Laufrichtung finden sich die Begriffe »(Ab-)Spielrichtung« oder »Arpeggio-Muster«. Wie so oft im Reich der Synthesizer haben sich englische Kurzbegriffe für die verschiedenen Laufrichtungen durchgesetzt – bei den folgenden Klangbeispielen für die vier gängigsten Typen stehen sie in Klammern dabei:

1. Aufsteigend (Up)

2. Absteigend (Down)

3. Abwechselnd auf- und absteigend (Up ► Down)

4. Abwechselnd ab- und aufsteigend (Down ► Up)

Geschwindigkeit (engl.: »rate«, »tempo« oder »speed«)

Bestimmt den Notenwert der einzelnen Töne des Arpeggios. In der elektronischen Musik dauert ein Arpeggio-Schritt meist eine 8tel- oder 16tel-Note lang an, da das gut zu den gängigen Tempi und Taktarten passt.

Rhythmus

Punktierte Noten und Triolen (engl.: »dotted« und »triplet«)

Ein guter Arpeggiator ermöglicht zusätzlich zur Notenwerteinstellung auch punktierte Noten (diese sind anderthalbmal so lang wie der entsprechende Basis-Notenwert). Wenn gleichzeitig »gerade« Rhythmuselemente erklingen (z.B. eine Four-to-the-floor-Bassdrum), entstehen spannende synkopischen Rhythmen. Das wird übrigens auch gerne bei Delay-Effekten genutzt.

Eine weitere Option bei fortgeschrittenen Arpeggiatoren: triolische Noten (ihre Länge beträgt 1/3 des Basis-Notenwerts).

Swing

Ein guter Arpeggiator bietet eine Funktion für Swing (manchmal auf »Shuffle« oder »Groove« genannt). Drehst Du ihn auf, wird dem starren Maschinengroove etwas mehr Menschlichkeit eingehaucht. Das geschieht durch das Vorziehen oder Verzögern einzelner Noten. Bei rund 50% Swing-Stärke und einer Geschwindigkeit von 16tel-Noten klingt das so:

Gate

Mit diesem Parameter kannst Du die Länge der Einzelnoten justieren – verkürze oder verlängere die Notenlänge stufenlos im Verhältnis zum Notenwert, den Du in der Geschwindigkeit angegeben hast (oft von 0 bis 200%).

Die folgenden Klangbeispiele sind mit diesen Gate-Werten erstellt worden:

  • 50% – halbe Notenlänge
  • 100% – originale Notenlänge, nahtlos bis an die nächste Note heranreichend
  • 200% – doppelte Notenlänge und damit überlappend



Synthesizer-Hüllkurven & Arpeggiator-Gate sind eng verzahnt

Ein Blick in die Synthesizer-Praxis: Es lohnt sich, bei einem laufenden Arpeggio den Gate-Parameter behutsam zu verstellen und parallel dazu die Feinjustierungen an den Hüllkurven des Synthesizers (für Lautstärke und/oder Filterfrequenz) vorzunehmen.

So kannst Du die Akzentuierung der Einzelnoten in deinem Arpeggio punktgenau abschmecken.

Mehr zum Thema: Hüllkurven Grundlagenwissen

Velocity

Bestimme hiermit die Anschlagstärke der MIDI-Noten im Arpeggio – in der Regel wirken sich diese auf die Lautstärke oder die Filterung eines Sounds in Synthesizern & Co. aus.

Dabei werden die Velocity-Werte überschrieben, die durch die Härte des Tastenanschlags auf deinem Instrument oder Controller erzeugt wurden.

Bei manchen Modellen kannst Du einen Modus aktivieren, der die ursprünglichen Velocity-Werte bewahrt – separat für jede Note des Akkords. Dieser Modus heißt für gewöhnlich »As played« (»wie gespielt«).

Tipp:

Wenn Velocity-Werte der einzelnen MIDI-Noten aus deinem Akkord deutlich voneinander abweichen, kann das speziell bei Rhythmen mit punktierten Noten oder viel Swing spannende Ergebnisse liefern:

Arpeggio-Oktaven

Wie funktioniert ein Arpeggiator mit einem Parameter namens »Octaves«, »[Octave] Range« oder dergleichen? Bei den meisten Modellen wird hiermit festgelegt, über wieviele Oktaven sich die Einzelnoten erstrecken.

Bei anderen Modellen gilt: Wenn der hier eingestellte Wert größer als 1 ist, endet die Notenfolge nicht schon nach einem Arpeggio-Zyklus innerhalb der originalen Oktave des Ausgangsakkords – der nächste Zyklus wird dann eine Oktave höher abgespielt und bei Werten ab 3 folgen ggf. noch weitere Zyklen in höheren Oktaven.

Jetzt hörst Du nacheinander Arpeggios mit Oktavwerten von 1, 2, 3 und 4:




Manche Arpeggiatoren lassen dir auch die Wahl, die Richtung dieser Oktavsprünge zu bestimmen – in diesem Fall gibt es zusätzliche Modi für einen absteigende Oktavwechsel und womöglich noch weitere (siehe die Einstellungen der Laufrichtung für die Einzelnoten).

Latch / Hold

Schaltest Du diese Funktion ein, wird ein Arpeggio auch dann noch weitergespielt, wenn Du die Tasten loslässt – und zwar bis Du die nächste Note drückst. Im Modus Hold werden die Noten ebenfalls gehalten, neu gedrückte Tasten werden dann einfach noch hinzugefügt.

Praktisch ist dies vor allem im Live-Betrieb mit Synthesizern. So kannst Du ein nach Gusto eingestelltes Arpeggio theoretisch endlos laufen lassen und dich mit beiden Händen ganz auf die Klangformung an den Potis konzentrieren.

Arpeggiator-Empfehlung – 3 Audio Plugins

Hier findest Du die besten Arpeggiatoren als Audio Plugins. Sie erstellen aus den eingespeisten MIDI-Noten ein Arpeggio und schicken dieses als veränderte MIDI-Notenfolge wieder hinaus.

CodeFN42 - Arpeggiator Empfehlung

CodeFN42 RandARP – gratis

Dieses kostenlose Audio Plugin steht ganz im Zeichen des Zufalls – aber nur, wenn und so viel Du willst. Für fast alle Parameter kannst Du mit einem eigenen Drehregler stufenlos bestimmen, wie sehr zufallsgesteuert er bei jeder neu erzeugten Note vom eingestellten Grundwert abweichen soll. Das sorgt entweder für extremes Chaos oder – bei niedrig aufgedrehten Random-Reglern – für wunderbar natürlich und lebendig wirkende Variationen.

Die Basics werden keineswegs vernachlässigt. So findest Du alles, was wir hier oben im Kapitel über die Arpeggiator-Parameter beleuchtet haben. Dabei stehen unter anderem sehr ausgefeilte Optionen für die Laufrichtung (inklusive jener für die Oktavsprünge) zur Verfügung.

» Hier geht es zum Download

GrayWolf BlueARP - Arpeggiator Empfehlung

GrayWolf BlueARP   – gratis

Eine Fülle von Optionen erwartet dich – durchaus erstaunlich für die Verhältnisse von Free VST Plugins. Der Entwickler wollte die besten Features eines Hardware-Arpeggiators in einem Werkzeug vereinen – das ist gut gelungen. Die Grenze zwischen Arpeggiator und Step-Sequenzer verschwimmt. Ebensogut fungiert das Plugin als Akkordgenerator, wobei beliebige Tonarten und zehn Skalen zur Verfügung stehen.

Sehr schön: Als einziger Vertreter in unseren Arpeggiator-Empfehlungen bietet der BlueARP ein deutsches Handbuch! Wichtig bei einem derart umfangreichen und komplexen Tool, das keine kontextsensitiven Hilfeanzeigen direkt in der Software bietet.

» Hier geht es zum Download

Kirnu Cream - Arpeggiator Empfehlung

Kirnu Cream   – 35 €

Die Arpeggiator-Empfehlung für Anspruchsvolle: Der Kirnu Cream ist der Nachfolger des gratis erhältlichen Kirnu, der ebenfalls zu empfehlen ist. Es handelt sich um einen Hybrid aus einem vollwertigem Arpeggiator und einem komplexen Step-Sequenzer (4 unabhängige Spuren für je 12 Patterns à 16 Steps).

Programmiere für jeden Step die Tonhöhe, den Gate-Wert, die Verzögerung und mehr. Besonders hervorzuheben ist die Sektion »Chord Memory«, in der Du bis zu 16 Akkorde programmieren und dann auf Wunsch innerhalb einer Sequenz oder durch eine bestimmte MIDI-Note getriggert abfeuern kannst. Alles in allem ein beeindruckendes Werkzeug, das für simple Arpeggios zweifellos überqualifiziert ist.

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