Beats bauen mit dem Synthesizer
So geht’s!
Von Charlotte Henß am 18. Juni 2018
Beats bauen mit dem Synthesizer – Inhalt
Elektrobeat erstellen
Beats bauen geht heute leichter denn je – ganz besonders, wenn Du mit einem Gerät arbeitest, was die einzelnen Sounds schon in einer Library verfügbar hat.
Heute möchte ich an meinem Synthesizer beziehungsweise meiner Workstation einen Elektrobeat erstellen. Ich arbeite an dem Korg Kronos, der soundmäßig glänzt und mit einer superschönen und sehr sortierten Arbeitsoberfläche die Arbeit erleichtert.
Grundsätzlich kannst Du mit jedem anderen Synthesizer einen fetten Elektrobeat zaubern, solange das Gerät in der Lage ist, mit deiner DAW zu kommunizieren und es einige Sounds in Sachen Rhythmus draufhat.
PASSEND DAZU
- Beat Maker
- Producing
- Function Loops Underground Sound of Drum & Bass Testbericht
- Beats selber machen in Ableton Live (Video)
- Free Sample Pack: Kicks & Snare Drums für Drum&Bass
Was macht einen Elektrobeat aus?
Elektro (oder auch Electro) grenzt sich durch verschiedene Erkennungsmerkmale ganz deutlich von anderen Musikgenres ab – klassisch instrumentiert ist hier grundsätzlich nichts. Fette Synthesizer und Beats „aus der Dose“ sind das, wofür Elektro steht.
Musik aus diesem Genre kommt typischerweise mit Drum Machines á la TR-808 & Konsorten sowie fetten Synthesizer Sounds – normalerweise ohne Vocals.
Menschen lieben die elektronischen Beats, weil sie sehr tanzbar sind und die Bässe unsere Hosenbeine zum Flattern bringen wie keine andere Musik.
Wie Elektrobeats produziert werden
Typischerweise wird die Elektromusik heute mit Musikprogrammen wie FL Studio oder Ableton Live produziert, die sich auf elektronische Musik spezialisiert haben. Auch Apple Logic ist sehr gut geeignet, allerdings läuft dieses nur auf dem Mac.
Wo früher noch sehr viel mit Hardware gearbeitet wurde, spielt sich heutzutage viel im virtuellen Raum ab. Drum Machines wurden durch Software Sampler ersetzt, Synthesizer kommen häufig aus virtuellen Instrumenten oder vorgefertigten Klangbibliotheken.
Der fertige Elektrobeat
So klingt das Ergebnis:
Das richtige Tempo
Elektronische Musik bewegt sich grundsätzlich in einem Rahmen zwischen 120 und 160 bpm. Alles zwischen 120 und 135 bpm wird häufig in unterschiedlichen Stilen verwendet und ist besonders gut tanzbar. Aufwärts der 160 bpm geht es Richtung Hardcore.
Dir sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Alles was abgeht, geht.
Ich werde mich heute der klassischen EDM (Electronic Dance Music) widmen und einen discofähigen Elektrobeat in 126 bpm auf die Beine stellen.
Raster für Elektrobeat einstellen
Es ist wichtig, das richtige Raster für unseren Elektrobeat einzustellen. Es geht dabei um einen kleinen Teil aus der Harmonielehre: den Takt. Für elektronische Musik hält praktisch immer ein 4/4 Takt her, der in kleinere Raster aufgeteilt wird.
Das Grid (Raster) unserer DAW-Software wird auf auf 4tel, 8tel oder 16tel eingestellt. Das bedeutet: Je höher die Zahl, desto mehr vertikale Striche in deiner DAW: desto mehr sind deine Takte gegliedert.
Für gewöhnlich bieten sich 16tel an, da man damit auch kleine Störer und Offbeats besser setzen kann.
Beats bauen mit dem Korg Kronos 2
Alle Soundbeispiele aus diesem Elektrobeat Tutorial stammen aus dem Korg Kronos 2. Die riesige Soundlibrary ist gut sortiert und beinhaltet alles, was Du für Elektro und viele andere Musikstile benötigst.
Neben den üblichen Brot-und-Butter-Sounds einer Workstation findest Du in diesem Gerät einen Sampler, den Du mit deinen eigenen Sounds füttern kannst.
Für den richtigen Drive im Elektro sorgen die virtuell analogen Synthesizer sowie die FM-Sounds, die die Workstation in exzellenter Qualität zu bieten hat. Sehr inspirierend wirkt auch der integrierte KARMA-Arpeggiator, mit dem das Sammeln von guten Ideen leicht von der Hand geht.
Zur besseren Darstellung haben wir in diesem Elektrobeat Tutorial Bilder aus einem Sequencer auf dem Audiorechner verwendet. Der Beat selbst lässt sich aber auch gänzlich ohne weitere Geräte mit dem im Kronos 2 integrierten MIDI- und Audio-Sequencer realisieren.
Die einzelnen Elemente des Beats
Drums
1. Kick Drum
Wir beginnen damit, eine Kick auszusuchen, die uns gefällt und passt. Mit einem kurzen, attack-freudigen Kick-Drum-Sound liegst Du richtig. Wenn Du keine Idee für einen passenden Sound hast, stell dir einfach vor, jemand würde eine Autotür fest zuknallen – das kommt schon gut hin. Jetzt kannst Du in deiner Library etwas Ähnliches raussuchen.
Ich habe mir eine knackige Kick Drum ausgesucht und setze sie jetzt auf alle Viertel im Stil von „4 on the floor“ – also auf jeden Taktschlag der Viertel ein Mal die Kick.
In diesem Hörbeispiel hörst du zuerst das Metronom und dann was ich mit „4 on the floor“ meine.
2. HiHat
Die HiHat soll auf den Sechzehnteln laufen. Sie unterstützt die Kick Drum und gibt dem Beat etwas mehr Drive durch ihre Geschwindigkeit. Natürlich sind die 16tel kein Muss. Wenn es etwas gechillter zugehen soll, kannst Du auch Achtel spielen lassen.
Die 16tel treiben den Beat nach vorne und verpassen ihm einen ordentlichen Drive.
Ich möchte in diesem Beat das Augenmerk auf die Sounds mit viel Low-End legen. Daher suche ich eine etwas dünnere HiHat mit viel Attack aus. Wichtig ist, dass der Sound für die HiHat nicht zu spitz oder scharf klingt: Schließlich spielt sie den ganzen Song lang mit und soll niemanden in den Ohren weh tun.
Unsere HH spielt:
- 2x geschlossen
- 1x offen
- 1x geschlossen
Das Ganze vier Mal pro Takt:
3. Snare Drum
Eine fette Snare darf in unserem Elektrobeat nicht fehlen. Du darfst dich gern für einen Snare Drum Sound mit einer kleinen Hallfahne entscheiden. Aber Achtung: Die Hallfahne darf sich nicht über den folgenden Kick Drum Schlag legen – sonst hält sie den Beat vom Grooven ab.
Am einfachsten ist es, wenn der Hall nicht vorprogrammiert ist. Dann kannst Du die Länge mit einem Hall-Plugin in der DAW selbst steuern.
Die Hits kommen hier auf die 2 und auf die 4: Kick – Snare – Kick – Snare.
Unser Ohr ist an diese Taktschwerpunkte gewöhnt – zumindest in der westlichen Popmusik. Das typische Bumm – Tschack. Taktschwerpunkte auf die 1 und die 3 findest Du zum Beispiel im Reggae ganz oft.
Akzentuierungen in westlicher Musik
In aller westlichen Musik sind die 2 und die 4 im Takt betont und erste Wahl, wenn es um Tanzbarkeit und Easy Listening geht.
4. Clap
Um die Wirkung der Snare Drum zu unterstreichen und so richtig anzudicken, setzt Du am besten noch einen Clap oben drauf. Grundsätzlich steht jetzt der Beat schon mal auf eigenen Beinen.
Hier hörst Du zuerst den Beat ohne Clap und dann mit:
Percussion
Auf Perkussionsinstrumente ist insbesondere in der elektronischen Musik kaum zu verzichten. Nicht selten machen Congas, Bongos und Shaker erst den kompletten Charme eines Songs aus.
Percussion erfüllt einen ganz besonderen und wichtigen Zweck: Sie setzt Akzente. Addierend zum meist gleichbleibenden Beat tragen sie einen enormen Teil zum Rhythmus bei und sorgen für den Drang, dass Du instinktiv deine Hüften bewegen willst.
Hörtipp
In der lateinamerikanischen Musik ist oftmals noch nicht mal ein Schlagzeug zu hören – alles was Rhythmus angeht wird von den Percussions übernommen. Und was macht man am liebsten zu Latin? Richtig. Tanzen.
Auch als Melodiewerkzeug können sie funktionieren – hör dir einfach „Where Are Ü Now“ von Jack Ü an. Und da wären wir auch wieder bei der E-Musik.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ich habe mich für Woodblocks entschieden. Sie spielen im Beat eine Melodie auf die Offbeats. Immer am Ende des zweiten oder vierten Taktes.
Im Grunde ist es gleich, wo Du die Percussion-Elemente einsetzt, solange es einem Schema folgt. Achte bitte darauf, dass der Hörer nicht überfordert wird. Deshalb grenzt sich dieser Sound in meinem Beispiel um -6dB vom Rest ab – es reicht, wenn er dezent wahrgenommen wird.
Bass
Jetzt noch der Basslauf, der in meinem Track später als Leitmelodie funktionieren soll. Er orientiert sich an den Tönen, die die Woodblocks von sich geben. Das Muster der Bass-Line variiert alle zwei Takte, damit es nicht langweilig und monoton wirkt.
Weil ich mir den Bass als Leitinstrument vorgestellt habe, ist es wichtig, dass er nicht einfach „unten“ irgendwo rumwummert. Er soll richtig ins Ohr gehen und differenziert zu hören sein.
Das bedeutet gleichermaßen, dass der Anschlag gut zu hören sein muss. Das hilft uns dabei, die einzelnen Töne gut wahrzunehmen. Je tiefer die Frequenz, desto schwerer fällt es uns Menschen, Töne voneinander zu unterscheiden und Melodien wahrzunehmen.
Rhythmusgruppe umfasst den Bass
Bass und Schlagzeug funktionieren greifen in der Musik ineinander wie Zahnräder. Dieses Fundament sollte immer da sein und perfekt aufeinander abgestimmt sein – das macht den Groove aus. Nicht umsonst zählt der Bass zu der Rhythmusgruppe.
Stell es dir vor, wie das Fundament eines Hauses: Ist der Keller (die Rhythmusgruppe) schief, kann das Haus nicht geradestehen. So ist es auch in der Musik.
Der Bass spielt den ersten Ton seiner Melodie zeitgleich mit der Kick Drum und verliert sich dann im Laufe des Takts auf die Offbeats.
Achte darauf, dass Basslauf und Kick sich gegenseitig wieder einfangen und zusammen auf den Schwerpunkten landen – das gibt den extra Punch.
Fazit Elektrobeat mit Synthesizer bauen
Es ist einfach, einen Elektrobeat mit deinem Synthesizer zu basteln, auf den der geneigte Hörer auch noch tanzen kann. Wichtig ist bereits im Vorfeld eine Vorstellung davon zu haben, in welche Richtung es geht. Dann fällt es dir einfacher, die passenden Sounds aus deinem Synthesizer oder deiner Workstation zu holen.
Egal, in welche Richtung es dich zieht – Instrumente müssen immer so gesetzt werden, dass ein Zusammenspiel entsteht. Erst dann beginnt der Beat zu grooven. Mit einer guten Idee im Kopf und ein bisschen Gefühl im Bauch bekommst Du ruckzuck etwas sehr Gutes auf die Beine gestellt.
Viel Erfolg!