Mischen possible – aber womit? Bands und Produzenten zum Thema Studiomonitore
Von Davina Brandstädter am 12. Juli 2018
Die passenden Studiomonitore finden
Auch wenn Stuiomonitore in ihrem Look weniger glänzen können als Instrumente, so sind sie am Ende doch großteils verantwortlich für die glänzende Auflösung der Aufnahme. Spätestens beim ersten Recording im Proberaum oder Homestudio stellt sich also die große Frage: Was brauche ich und wie viel bin ich bereit zu investieren? Im folgenden einige Anstöße von Bands und Produzenten…
Redaktionstipp: Ratgeber für Studiomonitore »
Welche Studiomonitore hattest Du am Anfang?
Janik Riegert (Musikproduzent und Songwriter): Meine allerersten Monitore hatte ich mit 16. Es waren eigenständig zusammengebastelte 2-Wege-Monitore in einem rückblickend sehr furchtbar leuchtenden Rot. Die waren nicht wirklich gut, aber wenn man sein System kennt, kann das Ohr einiges kompensieren. Diese hatten wir sogar noch bis zur ersten Goldenen in Gebrauch, danach sind wir endlich auf die Dynaudio BM 15a umgestiegen.
PASSEND DAZU
- 6 Tipps für effektiveres Arbeiten im Homerecording Studio
- Studiomonitore
- 7 Tipps, um ein besserer Musikproduzent zu werden
- Recording: Die beste Position für das Mikrofon?
- Demo-CD: Wie viele Songs kommen auf eine Demo-CD?
DYNARCHY (Band): Meine ersten eigenen Studiomonitore waren die HS50M von Yamaha.
Guacáyo (Band): Ich habe sehr viele Jahre und auch einige CDs (meistens Chor-Aufnahmen, aber auch Bandaufnahmen) in meiner Jugend über ein HiFi-System mit JBL-Boxen gemischt. Natürlich muss man da echt aufpassen und den Verstärker sowie die Boxen sehr gut kennen und auf vielen Anlagen gegenhören. Doch das klappte mit der Zeit immer besser.
Oliver Pinelli (Musikproduzent und Songwriter): Da ich meine Karriere tatsächlich in einem sehr guten Tonstudio in Berlin begonnen habe, konnte ich auf eine ganze Batterie guter Nahfeld- und auch Midfield-Monitore zurückgreifen, die ich mir selbst nicht hätte leisten können. Im Programm waren die klassischen Yamaha NS-10, extrem gute Subwoofer, Genelecs und »Big Time Studio Abhörer«.
Welche Studiomonitore benutzt Du aktuell? Warum diese? Bist Du zufrieden?
Janik Riegert: Die Dynaudio BM 15a nutzen wir auch heute noch. Der Auswahlprozess war langwierig und wir haben uns sehr sehr viel angehört. Am Ende haben diese relativ schlichten und unspektakulären Kisten dann aber klar das Rennen gemacht. Das sind wirklich gute Lautsprecher, die viel Spaß machen und für uns sehr gut funktionieren. Klar haben auch die ihre Schwächen, aber einen Lautsprecher ganz ohne habe ich auch noch nicht gehört.
DYNARCHY: In unserem Homestudio haben wir immer noch die Yamaha HS50M stehen. Unser Drummer benutzt Genelecs. In den Greycube-Studios, wo wir unser neues Album aufgenommen haben, haben wir mit BM15a von Dynaudio und einem Prototypen gearbeitet.
Zu den Yamahas: Die Designklassiker mit weißen Speakern von Yamaha sieht man ja eigentlich in den unterschiedlichsten Größen und Varianten in jedem Studio weltweit. Als ich vor einigen Jahren selbst angefangen habe aufzunehmen – ohne zu wissen was ich tue – habe ich mir gedacht, dass es schon einen Grund dafür geben wird, warum diese Speaker überall anzutreffen sind. Diese etwas wahllose Entscheidung habe ich bislang nicht bereut.
Monitore und Boxen allgemein müssen klanglich gefallen. (DYNARCHY)
Dadurch, dass wir als Band in den eigenen vier Wänden nur Pre-Production machen, sind diese Monitore absolut ausreichend und eine schöne Referenz als erste Stufe, bevor wir in eines der von uns präferierten Studios gehen.
Oliver Pinelli: Ich benutze genau zwei verschiedene Modelle. Ein ziemlich kostspieliges Paar Monitore des deutschen Herstellers Smart Audio, sowie die sehr günstigen und einfachen KRK Rockit. Die Mischung macht‘s. Wenn‘s gut ist, soll es sich ja auch auf alle möglichen Systeme übertragen.
Guacáyo: Ich probiere momentan sehr viel aus. Vor kurzem hatte ich die HS 8 von Yamaha ausprobiert und kam gut damit zurecht. Sehr transparent und den kleinen Höhenboost mag ich auch.
Wie wichtig ist das Budget? Gibt es für dich eine Preisklasse unter die Du nicht gehen würdest?
Janik Riegert: Die BM15a waren am Ende wesentlich günstiger, als unser Budget. Wir hätten auch deutlich mehr ausgegeben. Im Grunde ist ein Lautsprecher aber ein großer, komplexer physikalischer Kompromiss, der einfach verdammt gut gelungen sein muss. Das kann auch mit weniger Geld gehen, allerdings wird es einfacher, wenn man finanziell mehr Möglichkeiten hat.
Quaterhead
Josh & Janik (beide 24) lernten sich mit 14 zwischen Mathebüchern und Vokabelheften kennen. Seitdem sind sie unter ihrem Künstler- und Produzentenpseudonym Quarterhead unterwegs. Ihre Reise führte die beiden bisher von weltweiten Werbekampagnen für Mercedes Benz oder C&A zu Goldalben, einer Album Nr. 1 als Produzenten bis hin zu Remixen und Songs für die Backstreet Boys, Imagine Dragons, Juan Magan oder Ofenbach.
Das nächste eigene Release ist bereits geplant und erscheint Anfang Herbst über Warner Music Finland zusammen mit Newcomer Aliski.
Quarterhead stehen derzeit bei Sony/ATV und Rocket Launch Center unter Vertrag.
DYNARCHY: Da stellt sich natürlich die Frage, wo fängt »teuer« an. Monitore und Boxen allgemein müssen klanglich gefallen. Ob der eigene Geschmack teuer ist – wenn man seinen Ohren vertraut – wird sich zeigen. Bei unserem letzten Studioaufenthalt habe ich in verschiedenen Räumen mit unterschiedlichen, teils sehr teuren Boxen korrekturgehört. Da haben mir die günstigeren tatsächlich klanglich besser gefallen.
Oliver Pinelli: Es ist doch immer so: In einem schlecht klingenden Raum nutzen einem selbst 10.000 Euro Boxen nichts. Die Kette ist: Raumakustik, Monitore, Erfahrung….
Ich kenne Leute, die machen super Mixe auf billigen Boxen. Trotzdem nicht zu vergessen: die OHREN. Die Ohren haben wir gratis und man kann sie lebenslang trainieren!
Guacáyo: Die günstigste Preisklasse würde ich überspringen. Von dort bis zur unteren Mittelklasse ist der Qualitätssprung meistens sehr groß (das sind allerdings auch nur meine persönlichen Erfahrungswerte bei allgemeinem Musikequipment). Das Paar wäre mir schon bis zu 700 Euro wert.
Was ist dir an Studiomonitoren wichtig? Sollten es 3-Wege-Monitore sein?
Janik Riegert: Zuerst muss es Spaß machen, Musik zu hören. Beim Druck des Play-Buttons müssen Endorphine schießen und es muss emotional viel rüberkommen. Dass Faktoren wie Linearität, Leistung, Phase, Räumlichkeit, Aktiv/Passiv oder die Anzahl der Wege etc. alle ihren Platz auf dem Spielfeld haben, ist selbstverständlich. Am Ende zählt die Harmonie. Es muss alles gut gemacht und abgestimmt sein.
Die Ohren haben wir gratis und man kann sie lebenslang trainieren
(Oliver Pinelli)
Oliver Pinelli: Finde ich nicht wichtig. Wichtig ist, dass der Raum nicht zu sehr ins Spiel kommen sollte. Sprich LEISE hören! Subwoofer benutze ich beispielsweise nur um beim Produzieren oder Mixen nach »versteckten« Subanteilen zu suchen, die der Musik nur unnötig Energie nehmen würden.
Guacáyo: Für meine Zwecke wäre es absolut nicht nötig. Soweit ich es mitbekommen habe, lohnt sich für den Budget-Sprung die Anschaffung von 3-Wege-Monitoren kaum. Doch das ist wahrscheinlich auch von Person zu Person unterschiedlich und einige schwören darauf.
Lohnt es sich in gute Studiomonitore zu investieren oder ist anderes Equipment, wie beispielsweise ein gutes Interface, wichtiger?
Janik Riegert: Ich glaube je besser man hört, was man da so dreht, umso besser wird das Ergebnis. Wenn man mal ehrlich ist, sind die meisten EQs ausreichend, um einen Sound dahin zu biegen, wo er hingehört. Kann man das allerdings nicht beurteilen, bringt auch der bessere EQ keinen Mehrwert. Musik ist ein Spiel mit Balancen und als Produzent muss man damit jonglieren können. Gute Lautsprecher helfen da sehr.
DYNARCHY: Das kommt ganz darauf an, welchen Anspruch man an Monitore hat und wie viel sie tatsächlich zur finalen Produktion beitragen müssen. Unser persönlicher Workflow im Bereich Studioarbeit endet meistens mit dem Erstellen einiger Audio-Aufnahmen – insbesondere Gitarre und Bass – und Backup Midi-Spuren.
Der Feinschliff findet dann in einem professionellen Tonstudio statt, wo dann die richtig teuren Teile stehen und die Räume auf das finale Abhören ausgelegt sind. Daher haben wir persönlich mehr Geld in das Interface gesteckt.
Oliver Pinelli: Jede Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Aber ich würde sagen heut zu tage gibt es günstige Interfaces, die völlig ausreichen. Lieber etwas mehr in die Lautsprecher und die Raumakustik investieren.
Everyday Vibes
🎬 Guacáyo
Guacáyo: Das fängt meiner Meinung nach am Anfang der Reihe an. Ich bin Musiker, also sollten die Instrumente erst einmal das machen und so klingen, wie ich es toll finde. Analoge Geräte sind immer sehr inspirierend zu bedienen, auch wenn es hin und wieder mit einem Rauschen oder Brummen in Verbindung steht. Die sind meistens teuer und da möchte ich in erster Linie mein Geld investieren. Homestudio ist für mich eher eine »Ingenieursarbeit«, nicht so kreativ wie viele heute damit arbeiten.
Dennoch halte ich gute Monitore für wichtiger als beispielsweise ein gutes Interface oder teure Mikrofone. Schließlich bringt es einem nicht viel, wenn man die Unterschiede nicht hört.
Wie wichtig ist es die Lautsprecher richtig zu platzieren? Hört man einen großen Unterschied?
Janik Riegert: Ohja. Das ist manchmal richtig gruselig, was so ein paar cm ausmachen. Auch die Umgebung der Lautsprecher sollte man unter die Lupe nehmen. Stehen die Speaker auf einem Tisch, macht das schnell ganz eigenartige Sachen mit den unteren Mitten. Diese verschwinden dann, wenn man Ständer verwendet. Auch der Wandabstand hat einen großen Einfluss auf den Bassbereich.
Studiomonitore richtig platzieren: Mehr dazu im Ratgeber Lautsprecher Aufstellung
DYNARCHY: Viele Faktoren haben einen Einfluss darauf wie Lautsprecher klingen. Mir ist viel Holz im Raum wichtig. Ein Teppich, der Abstand zu den Wänden und worauf die Speaker stehen, beeinflussen natürlich auch den Klang. Ich persönlich mag es aber auch lieber, wenn der Raum klingt, also einen eigenen Klang hat. Ganz trocken ist für meine Ohren oft zu steril.
Oliver Pinelli: Kommt auf den Raum an. Von minimal bis »absolut-oberkrass-gravierend«!
Wie hast Du deine Raumakustik optimiert?
Je besser man hört, was man dreht, desto besser wird das Ergebnis.
(Janik Riegert)
Janik Riegert: Unser Raum hat rundherum raumhohe Bassfallen mit Dukta-Akustikwänden. Die Wand hinter den Lautsprechern ist ebenfalls mit Dukta und Absorbern versehen und an der Decke hängt noch ein Segel.
Guacáyo: Erst einmal mit Matratzen und möglichst viel Zeug an den Wänden. Absorber sind aber in Planung. Teppiche und Bücherregale funktionieren aber auch super!
Welche Monitore würdest Du für das eigene Homestudio empfehlen?
Janik Riegert: Das ist eine sehr individuelle Frage, auf die es wohl nicht die eine Antwort gibt. Allerdings gibt es eine große Zahl an spannenden Alternativen, wenn man mal abseits der üblichen Verdächtigen sucht. Das lohnt sich.
DYNARCHY: Das liegt ganz an der Größe des Raumes und an der Musik, die man produziert. Es gibt in meinen Augen/Ohren nicht DEN Monitor. Wenn wir z.B. die Yamahas vom Anfang nehmen, dann würde ich bei drei unterschiedlichen Genres vermutlich drei andere Modelle empfehlen und das ist jetzt nur ein Hersteller.
Meine persönliche Empfehlung im Rahmen einer Produktion ist aber vor allem, nicht nur einen Monitor und nicht nur Monitore als Referenz zu nehmen. Eine Aufnahme im Auto mit Badewannen-EQ und mit unterschiedlichen Kopfhörern zu hören, offenbart Schwächen und Stärken eines Mix für mich viel deutlicher, als ein großer Genelec-Speaker, auf dem fast alles geil klingt.
Lumina
🎬 DYNARCHY
Oliver Pinelli: Kleine. Riesen Bässe bringen hier nichts. Und als Zugabe den wichtigsten Monitor, wenn man keine optimalen Bedingungen hat: Einen guten Kopfhörer, den man kennt!
Guacáyo: Ich war einmal im Laden drei 8“ Monitore testen (Yamaha HS 8, Presonus Eris E8 und KRK RP8 G3) und habe mich dann sehr eindeutig für Yamaha entschieden weil ich für mich das Gefühl hatte, dass die HS 8 nochmal in einer anderen Liga spielen. Den Sound habe ich als sehr clean und übermäßig transparent im Vergleich empfunden, das hat mir gut gefallen.
Mit welchen liebäugelst Du?
Janik Riegert: Wir haben gerade aus dem Bedarf heraus, da es einfach nichts Passendes gab, zusammen mit Gino Riccitelli eigene 2-Wege Monitore mit einem 5er im Bass entwickelt. Das war ein sehr langer Prozess mit vielen Ups und Downs. Allerdings sind die »Little Monster« wirklich gut geworden und wir sind noch so sehr im »Nice!«-Modus, dass es uns gerade gar nicht auf die Suche nach etwas neuem treibt.
Oliver Pinelli: Zur Zeit »liebäugle« ich mit der Möglichkeit, endlich mal die Boxen zu verstehen, die ich bereits habe… Eine echte Herausforderung, denn ich bin leider nicht als Genie auf die Welt gekommen und ich muss noch viel lernen.
Das ist der Schlüssel. So ziemlich jede Box kann ein wertvolles Instrument werden, wenn wir sie kennen und täglich in derselben Umgebung damit arbeiten.
Auf welche Studiomonitore hast Du es abgesehen?
Bist Du zufrieden mit deinen aktuellen Monitoren oder schaust Du dich nach anderen um? Erzähle uns von deinem (Heim-)Studio-Sound und deinen Tipps und Tricks zur Optimierung der Raumakustik.
Mehr zum Thema Kauftipps für Studiomonitore »