Mikrofon USB oder Klinke oder XLR?
Unterschiede, Vorteile und Nachteile

Mikrofon: USB oder Klinke oder XLR?
Mikrofon: USB oder Klinke oder XLR?

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo am 26. Juli 2017

Unterschied USB-Mikrofon und Klinke/XLR

Zunächst einmal sollte geklärt werden, was beide Arten gemeinsam haben. Das Mikrofon an sich ist sowohl bei Klinke, XLR und USB dasselbe. Klinke und XLR unterscheiden sich lediglich im Typ des Ausgangs und dem nötigen Kabel. Dieses endet entweder in einer Klinke oder einem XLR-Anschluss.

Ein Mikrofon mit Klinke oder XLR-Anschluss wandelt die Schwingungen der Membran in ein elektrisches Signal um. Da dieses Signal recht schwach in der Leistung ist, benötigst Du einen Mikrofonvorverstärker – nur selten ist ein solcher im Mikrofon selbst integriert. Damit wird das Signal im Pegel angehoben.

Um deine Aufnahme in ein Musikprogramm zu bekommen, muss das elektrische Signal noch digitalisiert werden. Hierzu benötigst Du einen Analog-Digital-Wandler (A/D-Wandler). Mit einem sogenannten Audio Interface bekommst Du Mikrofonvorverstärker und Wandler in einem.


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Bei einem USB-Mikrofon sind sowohl Vorverstärker als auch A/D-Wandler bereits integriert. Ein zusätzliches Audio Interface ist also nicht notwendig. Sofern ein Computer, Tablet oder Smartphone das unterstützt, können USB-Mikrofone direkt (oder per zusätzlichem Adapter) angeschlossen werden. Dann kannst Du sie in Programmen und Apps zur Aufnahme und Musikproduktion verwenden.

In unserer Infobox findest Du die Gemeinsamkeiten und Unterschiede – exemplarisch am Sennheiser MK 4 und am Sennheiser MK 4 digital.

Lies auch: Mikrofon anschlieĂźen

Sennheiser MK 4

Sennheiser MK 4 - USB-Mikrofon

Das Sennheiser MK 4 ist ein Kondensatormikrofon mit einer Großmembran (1 Zoll Durchmesser, 24-karätige Goldbeschichtung) und Nierencharakteristik. Besonders geeignet ist es zum Recording von Stimme/Gesang, akustischen Gitarren, Gitarrenverstärkern, Flügeln, Streichinstrumenten, Blasinstrumenten sowie Schlagzeugen und Percussion.

Der Klang gefällt dank niedrigem Eigenrauschen des Mikrofons und der gut übertragenen Bässe. Die Vocals sind gut verständlich und detailreich. Die Eigenheiten des Frequenzgangs bringen hörbar Schärfe in die Aufnahmen.

Mehr dazu im Sennheiser MK 4 Test auf delamar.

  • Richtcharakteristik: Niere
  • Ăśbertragungsbereich: 20–20.000 Hz
  • Maximaler Schalldruck: 140 dB SPL
  • Phantomspeisung mit 48 Volt
  • Metallgehäuse
  • Durchmesser: 57 mm
  • Länge: 160 mm

Sennheiser MK 4 digital

Sennheiser MK 4 digital - Mikrofon mit USB-Anschluss und mehr

Auch das Sennheiser MK 4 digital ist ein Kondensatormikrofon mit einer 1-Zoll-Großmembran mit 24-karätiger Goldbeschichtung und Nierencharakteristik. Der A/D-Wandler stammt vom Hersteller Apogee. Für Singer-Songwriter, Podcaster, YouTuber und Synchronsprecher ist das MK4 digital besonders geeignet.

Beim Klang gibt es ein sehr geringes Grundrauschen und einen hohen maximalen Schalldruck anzumerken. Der Frequenzgang sorgt für eine gewisse Akzentuierung der Mitten und Höhen. Abgesehen davon ist das Klangbild weitestgehend neutral. Vorverstärker und Wandler von Apogee sorgen für eine erstklassige Übertragung des Klangbildes ins digitale.

Mehr dazu im Sennheiser MK 4 digital Test auf delamar.

  • Richtcharakteristik: Niere
  • Ăśbertragungsbereich: 20–20.000 Hz
  • Maximaler Schalldruck: 140 dB SPL
  • Phantomspeisung wird durch das USB-Kabel geliefert
  • Vorverstärker integriert
  • A/D-Wandler fĂĽr max. 24 Bit & 96 kHz integriert
  • Kompatibel mit iOS-Geräten, Macs und Windows-PCs
  • Metallgehäuse
  • Durchmesser: 57 mm
  • Länge: 160 mm

Klang USB-Mikrofon oder Klinke/XLR

In der Theorie steht ein USB-Mikrofon XLR oder Klinke klanglich in nichts nach. Ist das eigentliche Mikrofon in Sachen Kapsel, Membran etc. baugleich, kommt es auf die Qualität des integrierten Vorverstärkers und Wandlers an. Wenn diese auf demselben Niveau liegt wie bei externen Geräten dieser Art bzw. einem separaten Audio Interface, ist der Klang genauso gut. Manche Mikrofone bekommst Du baugleich in beiden Ausführungen – USB oder Klinke/XLR. Das Sennheiser MK 4 gibt es sowohl analog als auch mit dem Zusatz »digital« als USB-Variante.

Ob USB oder Klinke – Bearbeitung der Aufnahme ist immer möglich!

In der Praxis führen Vergleiche oft zu irreführenden Ergebnissen. Häufig werden teure Kondensatormikrofone mit günstigen USB-Varianten verglichen. Nicht die Anschlusstechnik macht den Unterschied, sondern die Qualität von Membran, Kapsel, Bauteilen und sonstiger Elektronik. Vorverstärker und Wandler machen den geringeren Teil des Klangs aus.

Mikrofon: USB & XLR im Vergleich

Sennheiser MK 4 digital

Sennheiser MK 4

USB-Mikrofone
vs. Klinke/XLR

Einsatzbereiche

Besonders gut geeignet sind USB-Mikrofone für …

  • Podcasts
  • Videovertonung
  • Streaming
  • Let’s Plays
  • Singer/Songwriter
  • Internettelefonie und Chats

Auch in Interviewsituationen bietet dir ein USB-Mikrofon ein sehr schnelles und kompaktes Setup, damit Du (unterwegs) direkt loslegen kannst. Wer es noch schneller im Interview mag, setzt auf einen Field Recorder.

Einstöpseln, loslegen.

Aufnahmen gelingen besonders einfach und schnell mit einem USB-Mikrofon. Dieses muss nur an das Endgerät via USB- oder Lightning-Kabel angeschlossen werden. Je nach Modell gelingt das mit Windows, Mac OS oder iOS-Geräten … oder im besten Fall allen dreien. In unserer USB-Mikrofone Übersicht kannst Du dich informieren, welches Modell was unterstützt.

AnschlĂĽsse

Einige Modelle bieten einen zweiten, analogen Anschluss über XLR-Buchse an. Das erlaubt dir einen flexibleren Einsatz, da diese nicht nur direkt in den Audio Computer gestöpselt werden können. Auch an einem Mischpult oder externen Mikrofonvorverstärkern und Audio Interfaces kannst Du sie nutzen.

Welche Typen von USB-Mikrofonen gibt es?

Du erhältst USB-Mikrofone sowohl in dynamischer Bauweise sowie als Kondensatormikrofon. Die zum Betrieb von Kondensatormikrofonen benötigte Phantomspeisung wird direkt über das USB-Kabel geliefert. Am weitesten verbreitet sind Großmembrankondensatoren, die sich besonders gut für die Aufnahme von Stimme, Rap, Gesang, Voice Over und dergleichen eignen. Doch es gibt auch einige Kleinmembrankondensatoren als USB-Mikrofon-Variante.

Gutes USB-Mikrofon – worauf Du achten musst

Ein gutes USB-Mikrofon bietet mehr als einen guten Klang und eine einfache Bedienung. Doch zunächst musst Du wissen, was mit diesem Mikro aufgenommen werden soll. Wer viel Stimme aufnimmt, kann sich in Sachen Richtcharakteristik an die Nierenform halten. Werden Interviews in lauter Umgebung aufgezeichnet, bieten sich insbesondere die Modelle mit Superniere an. Geht es darum, das Ambiente einer Party aufzuzeichnen, wird ein Gerät mit Kugelcharakteristik besser geeignet sein.

Klangbeispiel des Sennheiser MK 4 digital – Jens Bender [A-Gitarre & Gesang]

Ein Kopfhöreranschluss gehört zu den wichtigsten Features, die ein USB-Mikrofon (im Gegensatz zu Klinke und XLR) haben sollte. Da der integrierte Wandler ein Audio Interface ersetzt, ist es umso wichtiger, direkt am Mikrofon direkt und verzögerungsfrei abhören zu können.

Außerdem ist ein physischer Gain-Regler am Gerät praktisch. Mit diesem kannst Du die Lautstärke der Aufnahme direkt am Mikro regeln, anstatt umständlich in das Aufnahmeprogramm oder die Geräteeinstellungen des Betriebssystems zu wechseln.

Einige USB-Mikrofone lassen dir die Wahl zwischen mehreren Klangvoreinstellungen für unterschiedliche Anwendungen – Sprache/Gesang, bestimmte Instrumente und mehr. Diese sind gerade für Einsteiger nützlich, die nicht vorher ein Tontechnikstudium angehen wollen.

Viele USB-Mikrofone gibt’s mit nützlichem Zubehör. So spart dir ein mitgeliefertes Tischstativ die Anschaffung eines anderen Mikrofonstativs. Es gilt: Alles was im Lieferumfang enthalten ist, musst Du nicht teuer nachkaufen.

Eine gute Verarbeitung ist unerlässlich für ein gutes USB-Mikrofon.

Mikrofon: USB & Co. - Das Sennheiser MK 4 digital mit proprietärem Anschluss
Einige digitale Mikrofone bieten ein proprietäres Buchsenformat, doch die daran anzuschließenden Kabel sorgen für die Übersetzung auf USB oder Lightning

Vorteile USB-Mikrofon

  • Einfach: Plug & Play
  • Schnell: Nur ein Kabel anschlieĂźen und los
  • Mobil: Weniger zu tragen
  • Flexibel: Die meisten Modelle lassen sich mit Windows, Mac und iOS betreiben

Nachteile USB-Mikrofon

  • Bei der Nutzung von einem USB-Mikrofon kann in der Regel kein zweites Exemplar bzw. ein zusätzliches Audio Interface genutzt werden. In diesem Fall lässt sich die Regelung des Aufnahmepegels und das Abhören nur ĂĽber das USB-Mikrofon bewerkstelligen.
  • Bei Aufnahmen mit mehreren Menschen kann dann auch nur ein Mikrofon genutzt werden (es sei denn, das Modell hat einen zusätzlichen Eingang). Sind die beiden Sprecher unterschiedlich laut, muss das in der Post Production manuell angepasst werden. Ein Audio Interface mit zwei Eingängen erlaubt dir hingegen, fĂĽr jeden der beiden Sprecher ein eigenes Mikrofon mit XLR/Klinke zu verwenden. Erfahre jetzt, wie Du » Gitarre und Gesang mit EINEM Mikrofon aufnehmen kannst.
  • Externe Vorverstärker und Effektgeräte können mit einem USB-Mikrofon nicht genutzt werden, da diese auf ein analoges Signal bauen.

Mögliche Einschränkungen

Für schnelle Aufnahmen im Homestudio kann ein USB-Mikrofon sehr nützlich sein. Wer seine Recordings mit externen Effekten und Mikrofonvorverstärkern nutzen möchte, braucht einen XLR-Ausgang.

Bietet ein digitales Mikrofon kein direktes Abhören über einen entsprechenden Kopfhörerausgang am Gerät selbst, kann dies zu Problemen in der Qualitätssicherung führen. Zum Mithören der Aufnahme muss der Sound dann über ein entsprechendes Musikprogramm mit Monitoring-Funktion laufen. Und dies geschieht in den meisten Fällen nur merklich zeitverzögert, was für viele Sprecher, Sänger oder Musiker problematisch wird.

Wer mit der Verzögerung (Latenz) nicht umgehen kann, muss auf eine Qualitätssicherung bei der Aufnahme verzichten. Stattdessen muss im Nachhinein überprüft werden, ob die Aufnahme ohne Artefakte oder andere Störgeräusche gelungen ist.

Ebenfalls wichtige Entscheidung: Gaming Headset oder Mikrofon?

Analoge Mikrofone
vs. digitale USB-Mikrofone

Einsatzbereiche analoges Mikrofon

In (semi-)professionellen Umgebungen werden Gesangsaufnahmen in der Regel mit einem analogen Mikrofon gemacht. Dieses wird im Homestudio oft direkt an ein Audio Interface, im Profi-Tonstudio meistens über ein teures Mischpult oder einen hochwertigen externen Mikrofonvorverstärker angeschlossen.

In dieser Umgebung geht es um die möglichst beste Klangqualität auf audiophilem Niveau. Die bisher am Markt befindlichen USB-Mikrofone können noch nicht an dieses herankommen.

Wer sich hier tiefergehend informieren möchte, findet die wichtigsten Begrifflichkeiten und Informationen in unserem Studio-Mikrofon-Ratgeber. Empfehlenswerte Modelle findest Du zudem in unserem gigantischen Mikrofon-Test.

Klangbeispiele des analogen Mikrofons Sennheiser MK 4



Sennheiser MK 4 digital - Analoges Mikrofon mit XLR
Bewährtes analoges Mikrofon mit XLR-Anschluss – Sennheiser MK 4

Vorteile analoger Mikrofone

Der größte Vorteil analoger Mikrofone liegt in deren Modularität. Da Mikrofon, Mikrofonvorverstärker und Wandler voneinander getrennte Komponenten sind, kannst Du deren Qualität selbst bestimmen. Ein analoges Studiomikrofon ist ein Experte, während das USB-Mikrofon eher der Generalist ist.

Du kannst mit einem analogen Gerät die gesamte Signalkette an verschiedenen Stellen abgreifen und bearbeiten. So kannst Du bereits bei der Aufnahme einen hochwertigen Hall einschleifen oder einen Kompressor auf die Stimme legen. In der Summe kann dadurch eine bessere Qualität erreicht werden als bei den Alles-in-einem-Geräten.

Auch für den Kaufprozess und Aufbau eines hochwertigen Studios ist dies nützlich. So reicht zu Beginn ein günstiges Mikrofon, das mit einem ebenso günstigen Audio Interface ausgestattet wird. Später wird das Audio Interface gegen ein besseres ausgetauscht, noch später dann ein erstklassiges Mikrofon gekauft. Ganz am Ende kannst Du noch einen Boutique-Mikrofonvorverstärker oder Channel Strip hinzunehmen.

Nachteile analoger Mikrofone

Einsteiger tun sich zu Beginn schwer damit, die vielen unterschiedlichen Geräte zu verstehen. Ein USB-Mikrofon ist dagegen einfach gestrickt.

Die oben beschriebene Aufnahmekette so gut wie immer wesentlich teurer als die All-in-One-Lösung – neben dem USB-Mikrofon muss mindestens noch ein Audio Interface gekauft werden.

Wer sich auf den analogen Weg einlässt, wird nicht umhinkommen, sich mit dem Thema Tontechnik und Producing auseinander zu setzen.

Analoge Mikrofone – worauf Du achten musst

Wie auch bei den USB-Mikrofonen solltest Du bei der Wahl deines analogen Gerätes berücksichtigen, welche Richtcharakteristik deinen Aufnahmen am ehesten gerecht wird. Klangqualität und Verarbeitung sind bei der Wahl des Mikrofons elementar.

Für Gesang, Rap, Sprache und die Aufnahme akustischer Instrumente empfiehlt sich ein Großmembran-Kondensatormikrofon. Ein solches Gerät bietet dir einen breiten Übertragungsbereich und ein sehr niedriges Grundrauschen. So bist Du für viele Szenarien im Homestudio gewappnet und kannst zufriedenstellende Ergebnisse erreichen.

Steht der BĂĽhneneinsatz fĂĽr dich im Mittelpunkt, rate ich dir zu einem dynamischen Mikrofon, denn ein solches kann mit hohem Schalldruck bestens umgehen.

Fazit zum Mikrofon: USB oder Klinke?

  • Schnell & einfach: USB-Mikrofon
  • Optimale Kontrolle: analoges Mikrofon

USB-Mikrofone können dir viel Arbeit und Kosten ersparen, wenn Du dafür auf die Flexibilität verzichten kannst, die dir ein analoges Mikrofon bietet. Klangtechnisch können beide Varianten zu professionellen Ergebnissen führen.

Podcasts, Let’s Plays, Interviews und ähnlich digitaler Content sind mit einem USB-Mikrofon bestens zu machen. Hier kannst Du eine Menge an Zeit und Geld sparen.

Für professionelle Gesangsaufnahmen im Rahmen der Musikproduktion bist Du (auf lange Sicht) besser mit einem analogen Mikrofon bedient. Durch die Flexibilität in der Wahl von Audio Interface und Mischpult kannst Du die Klangqualität und die Aufnahmemethode selbst beeinflussen.

Eine Nachbearbeitung und Optimierung der gemachten Aufnahmen ist im Übrigen mit allen Mikrofonen möglich, da diese in der Post Production stattfindet. Für welches Mikrofon Du dich entscheidest, ist im Endeffekt von deinen Ansprüchen und deinem Budget abhängig.