Songs schreiben 2
Die Idee und die Muse

Songs schreiben
Inspiration ist das A und O. Ob ein Songtext funktioniert, hängt davon ab, wie gut Du deine Eindrücke in Worte fassen kannst. | Bild: CC BY 2.0 via flickr.com

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

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Songs schreiben leicht gemacht – Die Idee und die Muse

Als Musiker sind wir in erster Linie echte Musikliebhaber. Menschen, die besonders gut die emotionale Botschaft von Songs und Musikstücken hören und sich einfühlen können. Menschen, die es geniessen, Musik aktiv zu hören und dabei versuchen, die gesamte Message eines Songs zu verstehen. Menschen, für die Musik mehr ist als nur der Lückenfüller aus dem Radio, die die unangenehme Umgebungsstille verdrängen soll. Und dann haben Songwriter noch den zusätzlichen Antrieb, die eigenen Gefühle, Stimmungen und Ideen mitteilen zu wollen. Ein Mitteilungsbedürfnis, wenn Du so willst.

Songs schreiben
Inspiration ist das A und O. Ob ein Songtext funktioniert, hängt davon ab, wie gut Du deine Eindrücke in Worte fassen kannst. | Bild: CC BY 2.0 via flickr.com

Allen guten Songs, gleich welcher Art, welches Musikstils, welcher Herkunft ist eines gemeinsam: Die Inspiration. Für jeden Song und jeden Künstler mag diese anders aussehen, aber sie ist allen gemein. Woher aber kommen die Ideen, die später zu einem Song führen? Woher kommt die Inspiration? Was ist der überspringende Funke, was bewegt einen Songwriter dazu, seine Songs zu schreiben?

Nehmen wir beispielsweise die Geschichte um einen Song der Beatles. Es heisst, dass Paul McCartney und John Lennon eines Tages die Strasse hinunter spazierten, als sie ein Werbeplakat entdeckten, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf dem Plakat wurde eine Benefizshow angekündigt, in der Trampolinspringer, dressierte Pferde und weitere akrobatische Inszenierungen zu Ehren eines Mr. Kite auftreten sollten. Und wenn Du dir jetzt den Song „For the Benefit of Mr. Kite“ des Beatles-Albums Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, dann wirst Du all diese Elemente bis hin zu einer Zirkusmelodie darin wiederfinden.


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In einem Interview mit dem Country-Star Taylor Swift verriet diese, dass ihre Songs sich hauptsächlich um ihr eigenes Leben drehen. Sie erhält ihre Inspiration also aus den Begebenheiten um ihre eigene Person, aus den Erfahrungen, die sie im alltäglichen Leben macht.

Wenn wir uns nun nochmals der eingangs gestellten Frage „Woher kommt die Inspiration?“ zuwenden, dann ist jetzt klar, dass die Frage falsch gestellt ist. Die Frage muss vielmehr lauten: Woher kommt deine Inspiration?

Was bewegt dich? Was berührt dich auf emotionale Weise? Was bringt dich ganz persönlich dazu, dich inspiriert zu fühlen?

Lies auch: Songtexte schreiben lernen: So geht’s

Die Muse und das Songs schreiben

Viele Songwriter berichten, dass die Ideen wie eine innere Stimme sind, die zu ihnen spricht. Oder vielleicht aus ihnen heraus. Die alten Griechen haben ihrerzeit sogar einen Namen für diese Stimme gefunden: Die Muse.

Die olympischen Musen waren neuen Götterschwestern, Töchter des mächtigen Zeus. Jede einzelne wachte über ein künstlerisches Ressort wie Geschichtsschreibung, Astronomie, Kunst, Tragödie, Komödie (Theater war damals sehr beliebt), Tanz, epische Dichtung, Lyrik, Liebesdichtung und auch Gesang. Und auch heute noch sprechen wir noch davon, dass uns die Muse geküsst hat.

Obwohl die Inspiration als göttliche Gabe oder angeborenes Talent eine schöne Vorstellung ist, birgt sie doch eine Gefahr. Wenn die Inspiration als Quelle für Ideen von außen kommt, dann kann ich aktiv nichts dafür tun, inspiriert zu sein. Aber ist das wirklich wahr?

Muss ich wirklich warten, bis eines Tages die Inspiration zu mir kommt oder kann ich nicht ganz aktiv etwas unternehmen? Ich denke passiv herumzusitzen und darauf zu warten, dass der perfekte Song zu mir kommt ist der falsche Ansatz. Ein Songwriter unterscheidet sich vom einfachen Musikliebhaber in erster Linie vielleicht dadurch, dass er nicht nur Ideen und Inspiration auf sich einwirken lässt, sondern gleichsam in der Lage ist, diese als solche zu erkennen.

 

Wie finde ich die richtige Inspiration zum Songs schreiben?

Zunächst einmal ist es natürlich von größter Bedeutung zu wissen, welchen Ansatz zum Songwriting und Songs selber schreiben Du präferierst. Fängst Du auf dem Keyboard an, Melodien und Phrasen auszuprobieren? Spielst Du eine schöne Akkordfolge auf der Gitarre? Pfeifst Du eine Melodie auf dem Weg zur Arbeit? Hast Du die perfekte Zeile für einen Chorus gefunden?

All diese Ansätze sind ein fantastischer Ausgangspunkt für einen guten Song. Eine weitere Methode, die einen Schritt früher schon ansetzt, möchte ich dir heute näherbringen: Eigene Lieder schreiben beginnt mit der Idee (wer hätte das bei diesem Artikeltitel wohl vermutet?).

Beispiel: Nimm ein Blatt Papier und halte dort drei Erlebnisse fest, die Du in den letzten sieben Tagen erfahren hast und an die Du dich noch gut erinnerst. Könnte eines davon nicht als Idee für einen Song herhalten?

 

Warum funktioniert dies beim Lieder schreiben?

Warum schlage ich vermeintlicherweise vor, einen Song auf dem Reissbrett zu konzipieren? Bevor ich näher erläutere, warum dieser leicht abgeänderte Ansatz zum Songs schreiben besser funktioniert, möchte ich ein kleines Experiment mit dir durchführen. Einverstanden? Es tut nicht weh und dauert nur etwa zwei Minuten.

Wo auch immer Du dich gerade befindest, bitte schau dich genau im Raum um und merke dir bitte alle Dinge, die die Farbe blau haben. Nimm dir hierfür so in etwa eine halbe bis ganze Minute Zeit. Wenn Du damit fertig bist, kannst Du hier wieder weiterlesen.

Also los.
Nicht schummeln.
Lieber selbst ausprobieren.
Fertig? Dann blätter um.

Hier geht es weiter mit ‚Songs schreiben leicht gemacht 2


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Wenn Du dir nun deine Umgebung genau angesehen hast, dann schliess die Augen geh bitte mal innerlich durch, welche Dinge aus deiner Umgebung die Farbe rot hatten. Rot? Ja, rot. Erstaunlich, nicht wahr? Wenn Du nicht geschummelt hast oder dieses kleine Experiment bereits kanntest, dürftest Du nun ziemlich in die Bredouille gekommen sein. Du könntest mir zwar bestimmt zehn Dinge nennen, die die Farbe blau hatten. Aber bei rot musst Du weitestgehend passen, nicht wahr?

Und warum erzähle ich dir das? Weil Du diesen Filtereffekt unseres menschlichen Gehirns bestens dazu nutzen kannst, fokussiert eigene Songs zu schreiben. Indem Du zu Beginn dir ein Thema aussuchst, setzt Du in deinem Gehirn ein Filter. Es wird automatisch in die richtige Richtung denken und handeln. Hast Du das Thema des Songs für dich festgelegt, kannst Du dich emotional darauf einlassen.

Songwriting Muse
Eine Muse kann alles sein, was dich inspiriert. Vorrangig werden wir aber von Menschen inspiriert. Der Mensch ist ein Gesellschaftstier. Das kannst Du dir zu Nutze machen. | Bild: CC BY-NC 2.0 via flickr.com

Jetzt ist immer noch Zeit, deinen Lieblingsansatz zum eigene Lieder schreiben zu verfolgen: Du kannst deine Gitarre hernehmen und Akkorde spielen, die thematisch passen. Die Textzeilen, die Du auf Papier bringst, drehen sich ganz von alleine um das Thema und beinhalten schon jetzt die richtige Stimmung. Oder deine Melodie auf dem Klavier klingt genau so fröhlich wie das Erlebnis, über das Du schreiben willst.

Wenn das Thema nun „Herzschmerz“ lautet und Du die Gitarre zur Hand nimmst, um Akkorde zu finden, dann wirst Du fast wie automatisch in eine melancholische Ecke gehen. Die Melodie auf dem Klavier klingt von alleine eher traurig und die Zeilen, die Du auf Papier bringst, drehen sich um das Thema, weil dir nur dazu Einfälle kommen.

 

Wo bleibt die Magie beim Songs schreiben?

Dir gefällt der Ansatz nicht? Zu viel Planung für dich? Zu wenig geheimnisvolle Magie? Es gibt noch einen weiteren Grund, weswegen dieser Ansatz für so viele Songwriter bestens funktioniert. Ich möchte hierzu eine kleine Metapher zur Erklärung heranziehen.

Stell dir ein Schiff vor, das im Hafen vor Anker liegt. Eines Tages lässt der Kapitän die Segel setzen und das Schiff segelt auf das offene Meer. Niemand an Bord hat sich einen Zielhafen ausgesucht und so segelt das Schiff einen Tag nach Westen, danach zwei Tage nach Osten, einen halben Tag dann nach Norden und so weiter. Was wird mit diesem Schiff passieren? Du hast es dir sicherlich schon richtig ausgemalt: Das Schiff wird mit grosser Wahrscheinlichkeit niemals in einen Hafen einlaufen. Denn dazu ist das Meer viel zu gross.

Und sollte es doch mal mit einer gehörigen Portion Glück in einen Hafen einsegeln, dann wird der Kapitän schon nach kurzer Zeit wieder die Segel hissen lassen und weitersegeln. Das Schiff kann nicht ankommen, denn keiner hat das Ziel festgelegt.

Genau das kann auch dir beim Songs selber machen passieren. Da Du im Vorfeld nicht festgelegt hast, wo das Lied hin soll, verpasst Du mit grosser Wahrscheinlichkeit die Gelegenheit zu erkennen, wann der Song gut ist. Dann schreibst Du daran weiter und machst aus einem guten Song einen anderen Song. Und dann wieder einen anderen.

Teil 1: Songwriting Tutorial »

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