Song Arrangement
Basics, typische Elemente & die besten Tricks
Von Carlos San Segundo am 08. Juli 2021
Inhalt: Song Arrangement Tricks
Tipps & Tricks zum Song Arrangement
Wenn ein Song mit Vocals und einer einfachen Begleitung (wie Piano oder Gitarre) bestens funktioniert, aber die volle Produktion als Band nicht mehr – dann solltest Du das Song Arrangement nochmals gut überarbeiten.
Das Song Arrangement ist elementar für einen guten Track und wird gerne übersehen. Aber häufig liegen hier die Dinge im Argen und können mit einigen Handgriffen deutlich verbessert werden.
Nicht ohne Grund gibt es im Musikbusiness einen eigenständigen Beruf hierzu: den Arrangeur. Und genau wie in allen anderen Bereichen des kreativen Prozesses gehört auch hier eine Menge Talent und Erfahrung dazu. Die offensichtlichsten Stolperfallen kannst Du aber auch so umgehen.
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Tipps für die Grundlagen des Song Arrangements
Wir beginnen mit wichtigen Tipps für die Grundlage des Song Arrangements, die dir den Anfang leicht machen sollen.
Lerne vom Profi!
Hole dir Inspiration bei deinem Lieblingssong. Das ist erlaubt und hilft zu einem guten Ergebnis zu kommen. Deshalb gilt zunächst: zuhören, analysieren und kopieren.
Layering.
Die Layering-Technik kann nicht nur helfen, Sounds und Klänge fetter zu machen, sondern auch, um unterschiedliche Klangtexturen zu erzeugen. Das bringt Abwechslung in die Parts. Ein Beispiel dafür ist es Soundeffekte in den Hintergrund zu legen. Um Parts mehr Gewicht zu geben, kannst Du Pads Oktaven nach oben oder unten doppeln.
Weniger ist mehr.
Deshalb gilt: Die Parts, die nicht zur Aussage des Songs beitragen, können gut und gerne aus dem Song Arrangement verbannt werden. Das vermeidet ermüdende Ergebnisse durch stetiges Hinzufügen neuer Parts, wie einer perkussiven Spur beim Beat Making, einer Gitarre, weiteren Pads und Melodielinien.
Klischees dürfen bedient werden!
Wenn der Track gegen Ende nach einer Transposition nach oben schreit, dann kannst Du das auch anwenden. Dasselbe gilt auch in Sachen Dramaturgie wie Takt und Ruhe oder dem Muten einzelner Spuren vor dem Chorus Der Musikkonsument wird es honorieren.
Schaffe Abwechslung, um dein Publikum zu fesseln!
Dies erreichst Du zum Beispiel mit Änderung der Instrumentierung in der zweiten Strophe oder durch Wegfallen und Hinzufügen einzelner Instrumente. Die selben Instrumente können über die gesamte Länge des Tracks schnell langweilig werden. Wie wäre es zum Beispiel die Melodielinie im Keyboard zu ändern?
Bonus-Tipps:
- Songs brauchen nicht zwingend eine Intro, das zeigen auch HipHop-Tracks.
- Breaks funktionieren sehr gut für die Dramaturgie eines Arrangements, was für alle Musikstile gilt.
- Versuche es statt einem Fade-Out mit einem echten Ende, das bleibt dem Zuhörer besser im Kopf und spricht für sich.
- Leeres Arrangement? Dann versuche das Vocal Arrangement beispielsweise mit einem Instrument bei gleicher Melodie zu unterstützen.
Die »Gesetze« der Genres
Dies sind also die Elemente eines klassischen Songs aus Pop, Rock und anderen etablierten Genres. Für Free Jazz, experimentelle elektronische Musik & Co. verschwimmen die Grenzen zwischen den genannten Grundbausteinen natürlich. Zudem ist die Instrumentierung eine ganz andere und das Spontane, Improvisierte tritt eher in den Vordergrund.
Dennoch kann es sinnvoll sein, sich auch in diesen Richtungen am gestalterischen Nutzen solcher Elemente zu orientieren, um eine gewisse Dramaturgie im Verlauf eines Stückes zu schaffen den Sound nicht zu überladen.
Typische Elemente im Song-Arrangement
Nachstehend findest Du die Elemente bzw. Spuren, die in den meisten Song Arrangements zu finden sind.
Rhythmus-Sektion
In Liedern, die von Bands gespielt werden, handelt es sich hier üblicherweise um Drums und Bass. Je nach Song können hier aber auch Rhythmusgitarren oder Keyboards gezählt werden. Bei elektronischer Musik könnten auch ganz andere Musikinstrumente mit zur Basis gezählt werden. Wie weiter oben beschrieben kommt es darauf an, ob der Rhythmus gemeinsam gespielt wird.
Fläche
Bei diesen Klängen handelt es sich um lange, gehaltene Töne, die von einer Orgel, einem Synthesizer oder einem Rhodes stammen können. Je nach Song könnten auch gehaltene Power-Chords auf der Gitarre oder die Streicher zur Fläche hinzugezählt werden.
Erweiterter Rhythmus
Auf der Basis spielen weitere Musikinstrumente andere Rhythmus-Parts. Dazu gehören vielleicht eine Rhythmus-Gitarre, ein Tambourine oder andere Percussion-Instrumente. Diese rhythmischen Elemente werden meistens dazu genutzt, einem Song etwas mehr Abwechslung und Spannung zu verleihen.
Lead-Spuren
Bei diesen Spuren kann es sich um das Lead-Vocal, ein Lead-Instrument oder das Solo handeln. Also Spuren, die eine Melodie spielen, das Hauptmotiv. In deren Pausen kommen manchmal so genannte Fills, die zwischen den Hauptmotiven als Antwort oder zum Auffüllen genutzt werden.
Besser Song arrangieren: Tipps & Tricks
Hier zeigen wir dir unsere bewährten Arrangement-Tricks, die Du sofort umsetzen kannst – egal, welche Musik Du machst. Wenn Du dich fragst, wie Du aus einem Loop einen ganzen Song schaffen sollst und den Beat interessant machen willst, bist Du hier genau richtig.
Rückwärts arbeiten
Du hast einen guten Loop geschaffen, der zum Beispiel aus acht Takten besteht, kommst aber nicht weiter und kannst dich nicht mehr steigern. Genau darin liegt der Schlüssel. Wenn alle Komponenten richtig gut klingen und dein Loop zu einem Ohrwurm wird, dann ist das wahrscheinlich schon der Höhepunkt deines Songs.
Du musst dich hier nicht mehr steigern, wenn das der Höhepunkt deines Songs werden soll. Wenn dir der Loop doch nicht mehr gefällt, hast Du zwei Möglichkeiten: Du arbeitest weiter daran oder Du machst einfach mit einem anderen Track weiter.
Intro, Strophe und Bridge erstellen
Du hast nun deinen Höhepunkt festgelegt. Dieser soll nun auch dein Chorus werden, da der Höhepunkt meistens der Refrain ist. Jetzt brauchst Du noch eine Strophe, eine Bridge, ein Intro und vielleicht ein Outro. Das machst Du, indem Du Songelemente oder Spuren wegnimmst, stummschaltest und entfernst.
Während im Chorus das komplette Drum Kit, der Bass, zwei Instrumente und die Streicher laufen, nimmst Du in der Strophe die Streicher und das Pad weg und dünnst das Drum Kit etwas aus. Für das Intro und Outro nimmst Du weitere Elemente heraus, zum Beispiel die Drums und den Bass.
Erstelle einen zusätzlichen Fake-Master-Kanal
Der Fake-Master
Damit Du den nächsten Punkt möglichst effektiv umsetzen kannst, brauchst Du eine Art zusätzlichen Master-Kanal. Hierfür erstellst Du zuerst eine Gruppe, die Du zum Beispiel „ALL“ nennst.
Jetzt routest Du den Ausgang dieser Gruppe auf den Master-Kanal; den Ausgang aller anderen Spuren, Gruppen und Effektspuren routest Du dann auf diese neue Gruppe „ALL“. Wenn Du das richtig machst, hast Du damit praktisch einen Fake-Master-Kanal gemacht, der dem echten vorgelagert ist.
Spannung steigern
Wir zeigen dir jetzt einen Effekt, um die Spannung für einen ausgesuchten Moment noch zu steigern. Du kannst damit beispielsweise den achten Takt deines Beats komplett stummschalten. An dieser Stelle kann der Rapper seine Punch-Line bringen.
Alternativ kannst Du deinen Beat auch vor dem Chorus oder dem Drop stummschalten. Die Stille macht den Kontrast zu dem lauteren, danach folgenden Part noch deutlicher, wodurch Du die Spannung im Song steigern kannst. Hier kommt dir der Fake-Master-Kanal zu Hilfe.
Du kannst einfach diese Gruppe stummschalten und alles ist still – inklusive der Effektspuren, deren Delays und Halleffekte sonst noch hörbar wären.
Subtile Abwechslung
Ein Schlagzeuger spielt nach ein paar Takten immer eine Verzierung, die man Fill-In oder Fill nennt. Diese Variation des Rhythmus kannst Du auch für dein Arrangement übernehmen.
Zwei Optionen für Abwechslung
Option 1: Du veränderst alle acht Takte dein Drum-Pattern leicht. Das machst Du zum Beispiel, indem Du die Snare Drum oder Clap zwei Mal spielen lässt, die Kick Drum einmal weglässt oder die Hihat bei den letzten beiden Zählzeiten stummschaltest.
Option 2: Du suchst dir ein fertiges Sample mit einem Fill-In – also eine Verzierung, die von einem Drummer gespielt wurde. Diese setzt Du zusätzlich in den achten Takt dazu, oder Du schaltest andere Drumspuren aus.
Natürlich musst Du das Fill-In an das Songtempo anpassen. Der richtige Platz dafür ist immer im letzten Takt, bevor Du den Songteil änderst. Das ist zum Beispiel in EDM nach acht Takten oder im Hiphop nach 16 Takten.
Der Riser
Vor dem Drop, vor dem Chorus oder beim Wechsel in einen anderen Songteil kannst Du nicht nur Pause oder Fill-In einbauen, sondern auch mit Risern arbeiten. Riser sind kleine Samples, die im Prinzip wie eine Treppe funktionieren.
Riser beschleunigen die Spannung
Das kann ein umgedrehtes Becken oder ein etwas raffiniertes Sample sein, die Du zum Beispiel in diversen Sample Libraries findest. Riser sorgen durch ihren Sound dafür, dass die Spannung beschleunigt wird.
Du kannst die Riser gut beim Übergang von Intro zu Drop oder Strophe oder später im Song immer wieder verwenden. Wenn Du sie während des Gesangs verwendest, solltest Du die Riser nur kurz einbauen.
Die Leere füllen
Wenn Du zu viele Spuren ausschaltest, können deine Intros sehr leer klingen. Mit unserem Trick kannst Du immer noch alle Spuren ausschalten, aber Intro oder Interlude klingen dann nicht zu leer. Dieser Trick nennt sich „Ambience“, „Atmosphere“ oder „Texture“.
Also ein Sample, das Du in Sample Libraries finden kannst. Dieses Sample ist eine Art Klangteppich, den Du unter dein Intro legst und leise hinzumischst. Der Klangteppich muss nur so laut sein, dass es ein wenig auffällt, wenn Du ihn stummschaltest.
Du kannst ihn auch in einigen Fällen laut nach vorne holen oder mehrere Atmo-Sounds übereinander legen. Mit dem Klangteppich klingt dein Intro aufregend und interessant und dein Song bekommt eine neue Dimension.
Bewegung = Kraft
Für den nächsten Trick brauchst Du Kraft, die Du mit „Automation“ hinzufügen kannst. Hierfür brauchst Du deinen Fake-Master-Kanal, auf den Du einen Low-Cut-Filter mit einer Filtergüte von 24 dB pro Oktave legen kannst. Damit filterst Du den gesamten Beat inklusive seiner Effekte.
Du kannst damit das Intro spannender machen, wobei es zum Beispiel mit einem Murmeln beginnt und sich die Instrumente dann in ihrer vollen Klangvielfalt entfalten. Sonst kannst Du auf die Drums einzelne Hihats oder die Stimme legen.
Nutze die Songs der Profis
Als letztes zeigen wir dir einen Trick, wie Du deine Arrangements besonders gut hinbekommst. Das geht ganz einfach, indem Du dir das Arrangement eines erfolgreichen Songs nachbaust.
Baue erfolgreiche Songs nach
Wenn das Original zum Beispiel mit acht Takten gefiltertem Intro beginnt oder der Übergang zum ersten Chorus mit einem Riser verziert wurde, machst Du das auch.
Aber um trotzdem einen eigenen Song beizubehalten, nutzt Du eine eigene Instrumentierung, eigenes Songtempo und eigene Samples für Riser und Fills. Nach einigen Malen kannst Du so viele weitere Arrangement-Tricks kennenlernen und dein Repertoire erweitern.
Songs arrangieren – Der Rhythmus bestimmt
Ein gutes Song Arrangement ist fast immer in der Anzahl der vorhandenen Motive bzw. Elemente limitiert, die simultan laufen. Diese Motive bzw. Elemente können Gesang, (Lead-)Gitarre, die Rhythmusgruppe (mit Bass und Drums) oder Keyboards sein. Als unterschiedlich können die einzelnen Spuren dann eingestuft werden, wenn sie nicht denselben Rhythmus spielen.
So sind die gedoppelten Gesangsspuren oder eine oktavierte Synthline als ein einziges Element zu bemerken, zwei Rhythmusgitarren mit verschiedenen Riffs aber als unterschiedliche Motive einzustufen.
Herausforderung Song Arrangement
Wenn ein Song in der kompletten Besetzung nicht so recht funktionieren will, obwohl er es mit einer einfachen Begleitung getan hat, dann sind meistens zu viele Elemente simultan am Tönen. Der Gesamtmix wird dadurch zu voll und es entsteht zu viel Bewegung für das Ohr, so dass sich nichts wirklich durchsetzen kann.
Auf der anderen Seite kann das menschliche Gehirn bestens mit einfachen Strukturen umgehen und bleibt hier mit seiner Aufmerksamkeit dabei. Als gute Faustregel hat sich erwiesen, nicht mehr als vier bis fünf Elemente simultan spielen zu lassen. Auch wenn in modernen Produktionen mehr als 50 Spuren keine Seltenheit mehr sind, so spielen doch viele Spuren denselben Rhythmus.
Nimm beispielsweise ein Sinfonieorchester, das mit über 100 Instrumenten ausgestattet ist. Wenn Du in die Partitur schaust, so lassen sich die Elemente auf vier, vielleicht fünf herunterbrechen.
So viel zur Theorie. Am einfachsten überprüfst Du das mal selbst an einem eigenen Song, der bisher nicht so recht funktionieren möchte. Finde vier Elemente, die übrig bleiben dürfen und schalte die anderen Spuren stumm. Überprüfe nun, wie der Song mit dem neuen Arrangement wirkt (im Übrigen hilft das auch und gerade beim Mixdown).
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