Legendäre Vorverstärker nachbilden mit Plugins
Von Felix Baarß am 29. Januar 2018
delamar Mixdoc #009 – Apollo Unison Preamps
Die »Unison Preamps« sind hauptsächlich Software-Nachbildungen von Hardware-Mikrofonvorverstärkern, die in Studiokreisen aufgrund ihrer Klangeigenschaften seit langem sehr populär sind. Diese Software funktioniert mit jedem Audio Interface der Apollo-Serie von Universal Audio.
Stammhörer auf delamar.fm werden Thom Wettstein schon lange kennen – der Schweizer Toningenieur und Studioinhaber (Mondstein Records) ist unser delamar Mixdoc und auch heute führt er wieder durch’s Programm. Viel Spaß!
Video Tutorial
Apollo Unison Preamps
Vielfalt der Vorverstärker & Apollo Unison Preamps – Inhalt
Eigencharakter
Jeder Mikrofonvorverstärker (»Preamp«) hat seinen eigenen Klangcharakter. Neben dem Sound des genutzten Mikrofons führt jeder Preamp noch eine zusätzliche – mehr oder minder subtile – Klangfärbung herbei.
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In vielen Tonstudios macht man sich das zunutze, um verschiedene Klangcharaktere in einer Produktion unterbringen zu können und einen ausgeglichenen, heterogenen Mix zu zaubern. Wichtig dabei: Je weiter Du die Vorverstärkung (»Gain«) in Dezibel aufdrehst, desto stärker kommt der Charakter deines Preamps zum Vorschein.
Impedanzen beeinflussen Pegel & Klangfärbung
Im Folgenden geht es kurz um die Impedanz, also den elektrischen Widerstand an einem Ein- oder Ausgang bzw. in einem Leiter. Jedes Mikrofon weist eine bestimmte Ausgangsimpedanz auf – sie variiert von Mikrofon zu Mikrofon teils sehr stark. Das Gleiche gilt bei E-Gitarren und anderen Instrumenten.
Ein Preamp »erwartet« eine gewisse Ausgangsimpedanz, er ist also darauf abgestimmt, bei einer Impedanz X im Sinne des Herstellers optimal zu arbeiten. Bevor wir uns wieder den Mikrofonen zuwenden, Bleiben wir bei den Saiteninstrumenten: Aufgrund abweichender Impedanzen klingt eine Les Paul in der Aufnahme womöglich ganz anders als eine Telecaster – zusätzlich zu ihren sowieso schon unterschiedlichen Klangcharakteren. Hier treten merkliche Unterschiede im Pegel und in der Klangfärbung auf.
Etwas technischer formuliert: Das Verhältnis zwischen der Eingangsimpedanz des Preamps und der Ausgangsimepdanz des aufzunehmenden Mikrofons/Instruments ist zu betrachten. Bei Mikrofonen gibt es eine Faustregel für guten Klang:
Optimale Preamp-Eingangsimpedanz = 5 × Mikrofon-Ausgangsimpedanz
An vielen guten Preamps finden sich Schalter, um die ihre Eingangsimpedanz zwischen zwei Werten umzuschalten. Meist sind das a) 500 Ohm und b) 2.000 Ohm. So bist Du flexibler in der Wahl der Mikrofone.
Beständigkeit
Tontechniker erarbeiten gemeinsam mit immer wiederkehrenden Studiomusikern bestimmte Kombinationen aus Preamp und Mikrofon, auf die sie dann immer wieder gern zurückgreifen. Gewisse Stimmen oder Instrumente verlangen nach einer bestimmten Aufnahmekette, die für sie am stimmigsten klingt. Einigt man sich auf ein solches Setup, spart man sich bei jeder zukünftigen Aufnahmesession enorm viel Zeit und weiß sofort, was soundtechnisch zu erwarten ist.
Außerdem lassen sind die wichtigsten Vorverstärker in fast allen guten Studios vorhanden, so dass auch studioübergreifend eine Vertrautheit mit dem Equipment hergestellt werden kann.
Apollo Unison
Wirklich hochwertige Mikrofonvorverstärker sind nicht gerade günstig. Und da es wie erwähnt von Vorteil ist, mehrere Preamps zu besitzen, summiert sich das Ganze. Viele aufstrebende Studiobetreiber sind nicht in der Lage oder nicht bereit, so viel Geld zu zahlen.
Hier kommen die der Apollo-Audio-Interfaces von Universal Audio und deren Technik »Unison« ins Spiel. Sie können den Klang und das Verhalten diverser klassischer Vorverstärker nachahmen. Das geschieht sowohl auf analoger Ebene (unter anderem durch variable Eingangsimpedanz) als auch digital.
Wie die Plugins genutzt werden
Letzteres wird durch den Einsatz spezieller hauseigener Audio Plugins ermöglicht, die von den integrierten Chips berechnet werden. Sie werden »Unison Plugins« genannt. Je nach Apollo-Modell gibt es mindestens zwei Kanäle, auf denen der Einsatz von je einem solchen Unison Plugin gleichzeitig möglich ist. Zur Verfügung stehen diverse Nachbildungen von Preamp-Legenden wie dem Neve 1073 oder jenen, die in den Mischkonsolen API Vision und Universal Audio 610 steckten.
Nutzt Du ein Unison-Plugin, verschmilzt dessen virtueller Gain-Regler mit dem echten an deinem Apollo – drehe den Regler der Hardware, um die nachgebildete Vorverstärkung mit ihrer zunehmenden Sättigung im Stile des jeweils nachgebildeten Preamp-Klassikers fernzusteuern. Im Video ist das schön zu sehen. Mit den kleinsten Modellen der Apollo-Serie (siehe z.B. unser Universal Audio Apollo Twin MKII Test) lassen sich auch alle anderen Parameter der Unison Plugins derart steuern.
Wie das Ganze klingen kann, hörst Du im Video. Weitere Klangbeispiele von den Unison-Plugins kannst Du übrigens in diesem großen Ratgeber hören, in dem es um zwei Philosophien der Musikproduktion geht:
Effekte beim Recording vs. Mixing
Unison kann mehr als Preamps
Nicht nur Vorverstärker lassen sich in den Unison-Plugin-Slot der Mixer-Software laden. Das klappt auch mit einigen der virtuellen Gitarrenverstärker (etwa den Marshall Plexi) sowie ein paar digitalen Stompboxen und Delay-Effekten des Herstellers.
Damit sind etwa auch Gitarristen bestens bedient – zeichne deine Takes mit verschwindend geringer Latenz in gewohnt guter Plugin-Qualität von Universal Audio auf und profitiere von der Integration des Gain-Reglers an deinem Apollo-Interface.