Vocal Recording
3 Gründe für ein dynamisches Mikrofon
Von Carlos San Segundo
Vocal Recording: 3 Gründe, ein dynamisches Mikrofon zu nutzen
Kondensatormikrofone mit Großmembran bieten (entsprechende Qualität vorausgesetzt) einen tollen Klang auf Stimmen und werden daher von einschlägigen Fachmagazinen und Toningenieuren als die Waffe zur Aufnahme von Vocals empfohlen. Was dabei häufig vergessen wird zu erwähnen: Es gibt durchaus Gründe, die dafür sprechen können, ein dynamisches Mikrofon für die Vocals zu nutzen.
Machen die Profis nicht? Nun, Michael Jackson wurde gerne mit einem Shure SM7b aufgenommen und im amerikanischen Radio wird das EV RE20 gerne für die Moderatoren genutzt. Und wer würde hier behaupten, dass der Klang nicht durchweg gut sei?
Hier sind drei Gründe, weswegen Du zu einem dynamischen Mikrofon greifen könntest:
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1. Weniger Raumanteil
Viele Musiker und Produzenten arbeiten heutzutage in ihrem eigenen Homerecording Tonstudio in den eigenen vier Wänden. Und dabei ist häufig der Raum das grösste Problem in einer Aufnahme. Die wenigsten haben nämlich ihren Raum auf die Bedürfnisse einer guten Aufnahme ausgerichtet. Daher ist in Amateuraufnahmen überdurchschnittlich häufig der Raum ganz deutlich wahrzunehmen.
Wer also das Problem hat, dass er zu viel (ungewünschten) Raumanteil beim Vocal Recording hat, der darf getrost mal zu einem dynamischen Mikrofon greifen. Diese nehmen in der Regel wesentlich weniger Raum und Nebengeräusche auf. Eine Aufnahme mit einem dynamischen Mikro ohne surrende Computer-Lüfter oder die vorbeifahrende Strassenbahn draussen sind allemal besser als die detaillierte Aufnahme mit dem Kondensatormikrofon und den Nebengeräuschen.
2. Weichere Aufnahmen
Wie wir immer wieder in unseren Mikrofontests feststellen, haben preiswerte Großmembraner die ausgeprägte Neigung, den Bereich um die 4-6 kHz besonders anzuheben. Dieser Effekt führt zwar beim ersten Anhören zu einem leisen „Wow!“ – später stellt man aber schnell fest, dass sich diese Anhebung schwer bearbeiten lässt.
Ein Kondensatormikrofon nimmt mehr Details in den Höhen auf und das dynamische Pendant klingt vergleichsweise eher dumpf. Mit einem guten Equalizer lassen sich dennoch sehr gute Ergebnisse erzielen.
Wer also tendenziell zu harsche, harte Aufnahmen mit seinem Grossmembraner macht, der sollte zumindest mal ein dynamisches Mikrofon antesten und vergleichen.
3. Weniger Sibilanten
Durch die geringere Auflösung bei dynamischen Mikrofonen und die kleiner ausfallenden Höhenanteile werden auch die Sibilanten weniger betont. Kondensatormikrofone (insbesondere die preiswerten) neigen dazu, Sibilanten noch deutlicher hervortreten zu lassen. In einem solchen Fall musst Du dann auf einen De-Esser zurückgreifen, der sich genau um dieses Problem kümmert.
Allerdings sind De-Esser nicht ganz unproblematisch einzustellen und was in der einen Strophe gut klingt, führt in der nächsten zu einem Lispeln. Oftmals musst Du dann mit Automation oder alternativen De-Essing-Methoden rangehen. Und einen solchen Ärger kannst Du dir mit einem guten dynamischen Mikrofon sparen.
Letzte Gedanken Vocal Recording/dynamisches Mikrofon
Abschliessend sollte ich vielleicht erwähnen, dass ein dynamisches Mikrofon in der Regel wesentlich preiswerter als sein Pendant, das Kondensatormikrofon ist. Die beiden eingangs erwähnten Modelle liegen bei etwa 400,- Euro Strassenpreis und gehören damit zu den teureren bei den dynamischen.
Und noch eine weitere Anmerkung: Für die Vorverstärkung dynamischer Modelle braucht es eine Menge Gain. Das spricht für die Anschaffung eines entsprechenden Preamps, wobei dieser natürlich auch sein Geld kostet.
Nun, hast Du schon einmal ein dynamisches Mikrofon für Vocal Recording verwendet?