Stimme aufnehmen
Wie Du Gesang richtig aufnimmst!
Von Carlos San Segundo am 29. September 2023
Stimme aufnehmen – Inhalt
Stimme aufnehmen: So geht es richtig
Häufig erreichen uns in der Redaktion Anfragen, wie sich die gemachten Aufnahmen beim Abmischen eines Songs noch verfeinern ließen. Nicht selten geht es hierbei um die Vocals, die einfach nicht so recht wie die der großen Vorbilder klingen wollen.
In fast allen Fällen liegt des Pudels Kern jedoch wesentlich tiefer als beim Mixing – die Fehler passieren bereits beim Stimme aufnehmen. Was die wenigsten dabei realisieren: Eine falsche Positionierung des Mikrofons kann das gesamte Recording so prägen, dass sich die Konsequenzen nicht mehr nachträglich zufriedenstellend bereinigen lassen.
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Und genau hier greifen wir die Grundlagen auf und erklärt dir, wie Du in deinem eigenen Homerecording-Studio beim Sprache oder Gesang aufnehmen vorgehen kannst. In einfachen Worten wirst Du auf prägnante Weise durch die wichtigen Schritte bei der Aufnahme geführt.
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Details: Stimme aufnehmen
Damit die Grundlagen zum Stimme aufnehmen einfach zu verdauen sind, haben wir die ganze Prozedur in drei Schritte aufgeteilt. Erfahre mehr darüber,
- wie Du das Mikrofon auswählst,
- wo im Raum die Aufnahmen am besten gemacht werden und
- wie das Mikrofon zum Sänger oder Sprecher gerichtet wird.
Jetzt folgen noch detailliertere Infos und weiterführende Links – alles, was Du an Grundlagen zur Aufnahme von Gesang & Vocals wissen musst …
Knowhow: Gesang aufnehmen
Mit welchem Mikrofon anfangen?
Als Einsteiger muss es nicht gleich das teuerste Mikrofon auf dem Markt sein. Viele Mikrofone im Budget-Bereich haben schon einen sehr guten Klang von Haus aus, der nicht nur für die ersten Schritte ausreicht.
Ein gutes Mikrofon für den ambitionierten Einsteiger ist zum Beispiel das Rode NT1 5th Generation. Für etwa 250 Euro erhältst Du mit diesem Großmembran-Kondensatormikrofon gleich zwei Anschlüsse: XLR (analog) und USB-C (digital).
Du kannst damit sehr einfach deine Stimme aufnehmen – mit oder ohne zusätzliches Audio Interface.
Das NT1 5th Generation basiert auf dem beliebten NT1 und bietet einen tendenziell warmen Klang mit der Richtcharakteristik Niere (optimal für deine Stimmenaufnahme).
Mit dem 32-Bit Float-Digitalausgang über USB kannst Du als Anfänger zudem von Flüstern bis Schreien alles aufnehmen, ohne dass Du dich um den Eingangspegel sorgen musst.
Lies auch: Gesang aufnehmen und bearbeiten
Werkzeug zum Stimme aufnehmen – Mikrofon passend wählen
Willst Du dich hauptsächlich selbst aufnehmen? Dann gleich ein ganz wichtiger Tipp zu Beginn: Teste mehrere Mikrofone, um schließlich das passenden für deine Stimme zu finden. Jedes Modell fängt Sprache und Gesang mit unterschiedlichem Timbre ein.
Zur Auslese der unzähligen Kandidaten musst Du vorher natürlich wissen, welcher Mikrofontyp überhaupt passt – lies weiter …
Wandlerprinzip: Kondensator vs. dynamisch
Wer Gesang oder ganz allgemein Stimmen aufnehmen will, greift am besten zu einem Kondensatormikrofon. Zumindest im Homestudio oder Tonstudio bietet sich diese Art von Mikrofon an – in der Regel bietet sie mehr Bässe und hohe Frequenzen sowie etwas mehr Detailtreue als dynamische Mikrofone.
Lesetipp: Was ist ein Kondensatormikrofon? »
Röhre oder nicht?
Gerade bei der Aufnahme von Vocals wird gerne auf Röhrentechnik zurückgegriffen. Der Klang von Kondensatoren mit Röhrenverstärkung kann »wärmer« und in den Höhen »seidiger« klingen. Röhrenmikros sind meist teurer. Definitiv besser sind sie keineswegs.
USB oder XLR/Klinke?
Dabei gibt es auch immer mehr gute USB-Mikrofone – sie schließt Du einfach über ein USB-Kabel an deinen Computer an. Damit entfällt die zusätzliche Anschaffung von einem Verstärker (hier: Mikrofonvorverstärker) und einem Wandler bzw. einem Audio Interface als Kombination dieser beiden Komponenten.
Oder Du besorgst dir direkt ein Mikrofon, was beides kann. So vereinst Du die Vorteile beider Welten und kannst bei Bedarf und bei verschiedenem Equipment einfach wechseln. Ein Mikrofon mit einem solchen Dual-Anschluss wäre zum Beispiel das Rode NT1 5th Generation.
Alle Basics + Empfehlungen: USB-Mikrofon Test & Vergleich »
Welche Richtcharakteristik?
Nimmst Du immer nur eine Person auf, greifst Du zur Richtcharakteristik »Niere«. Für Duette mit zwei Talenten, die sich an einem Mikrofon gegenüberstehen, bietet sich hingegen die »Acht« an.
Es gibt viele Mikrofone zum Stimme aufnehmen, bei denen Du zwischen mehreren Charakteristiken umschalten kannst. Niere und Acht zählen bei all diesen flexiblen Modellen dazu.
Alles zur Richtcharakteristik: Mikrofone »
Kurzgefasst: Das passende Mikro zum Stimme aufnehmen
- Zur Aufnahme von Vocals sind Kondensatormikrofone erste Wahl
- Röhrenmikrofone können wärmer und geschmeidiger klingen
- Bei USB-Mikrofonen brauchst Du kein weiteres Aufnahme-Equipment
- Nutze ein Modell, das mit Nierencharakteristik arbeiten kann
- Für Duette taugt ein Mikro, das (auch) die »Acht« bietet
In welchem Raum und wo genau Stimme aufnehmen?
Welcher Raum?
Wenn Du dir keinen eigenen Studioraum oder gar eine Gesangskabine bauen willst, ist das Schlafzimmer ideal. Oder das Wohnzimmer.
Warum? Hier gibt es Betten, Sofas, Sessel, Teppiche – alles relativ großflächige und voluminöse Gegenstände aus Stoff und Polstermaterial, die die von den Zimmerwänden zurückgeworfenen Echos gut »schlucken«.
Übrigens ist auch ein gut gefüllter Kleiderschrank kein schlechter Platz, wenn Du deine Stimme aufnehmen willst.
So gelangen weniger Raumanteile in den Klang. Eine derart »trockene« Aufnahme ist wie ein unbeschriebenes Blatt, das dir später alle Freiheiten lässt … gerade auch für die Nutzung von Halleffekten und damit einen beliebigen künstlichen Raumklang deiner Wahl.
Und wo genau?
Wir empfehlen dir Vocals in der Raummitte aufzunehmen. Wähle für das Mikrofon (mitsamt Stativ) eine Position, die etwas von der Mitte entfernt ist … aber bei weitem nicht an der Wand bzw. in der Ecke.
Dabei sollte das Mikrofon mit seiner vorgesehenen Einsprechrichtung in Richtung Raummitte zeigen. Das Vocal-Talent steht beim Stimme aufnehmen also näher zur Raummitte als das Mikrofon.
Passend dazu: Mikrofon richtig aufstellen im Raum »
Kurzgefasst: Raum für deine Stimme (Aufnahme)
- Ideal: Schlafzimmer oder Wohnzimmer
- Nicht ganz in der Mitte, deutlich entfernt von den Wänden
- Das Mikro sollte in Richtung aufnehmen, wo Du stehst
Ausrichtung des Mikros zum Stimme aufnehmen
Entfernung
Für Lead- oder Solo-Gesang bzw. Sprache empfiehlt es sich, nicht weiter als 15-20 cm vom Mikrofon entfernt zu stehen. So wird kaum Raumhall mit aufgenommen. Außerdem ist der Sound dann ausreichend basskräftig bei Mikrofonen mit Richtwirkung (wie den oben empfohlenen Modellen mit Nierencharakteristik).
Sollen Backing-Vocals eingesungen werden, kann eine größere Distanz und entsprechend mehr Raumklang in der Aufnahme bewusst eingesetzt werden.
Rückst Du noch näher an ein Nierenmikrofon heran, kommt der sogenannte Nahbesprechungseffekt besonders stark zum Tragen. Die tiefen Frequenzen werden spätestens bei ~5 cm sehr kräftig – möglicherweise zu kräftig je nach Vocals und musikalischen Vorstellungen.
Lesetipp dazu: Was ist der Nahbesprechungseffekt? »
Winkel
Ein einfacher Tipp: Probiere unbedingt mal aus, dass sich dein Mund nicht exakt senkrecht zur Membran befindet, sondern neige die Stativhalterung bzw. die Mikrofonspinne leicht nach unten. So, dass Du die Kapsel im Endeffekt leicht von oben besprichst.
Alternativ stellst Du das Stativ niedriger, so dass sich der Mikrofonkorb in etwa zwischen Halsmitte und Kinn befindet.
Noch mehr Tipps: Mikrofon-Platzierung für Voice-Recording »
Popschutz
Damit Laute wie »p«, »b« und »t« ohne Ploppen und Rumpeln aufgenommen werden, nutzt Du noch einen Popschutz. Befestigt wird er am besten am Mikrofonstativ und grob 5 cm (mindestens) vor dem Mikrofonkorb.
Dieses Utensil ist entweder günstig zu erstehen oder schnell gebaut (siehe Link unten). Sehr praktisch, ja fast unverzichtbar, wenn Du bei der Aufnahme relativ nah zum Mikrofon sprechen bzw. singen willst.
Basteltipp: Popschutz selber bauen »
Kurzgefasst: Mikrofon ausrichten zum Stimme aufnehmen
- Für Solo/Lead Vocals: Distanz zum Mikro möglichst ≤20 cm
- Mikrofone mit Richtwirkung (z.B. Niere): näher = mehr Bass
- Ein Popschutz mildert problematische Laute wie »p« und »b«
Video: Stimme richtig aufnehmen
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Redaktionstipp: Gesang/Rap abmischen »
Stimme aufnehmen – Workshop
1 Anschließen
Zunächst sollte das Mikrofon an den Vorverstärker am Audio Interface angeschlossen werden. Hierzu benötigst Du ein Mikrofonkabel mit XLR-Steckern. Bei der Verwendung eines Kondensatormikrofons solltest Du noch die Phantomspeisung anschalten. Solltest Du ein USB-Mikrofon verwenden, so ist jetzt der richtige Zeitpunkt, dieses mit dem Audio PC zu verbinden.
Eine ausführliche Beschreibung hierzu findest Du in unserem Artikel »Homestudio anschließen«.
2 Spur anlegen
Beim Stimme aufnehmen am PC wird zunächst eine Spur benötigt, die wie ein Behälter für deine Stimmaufnahme fungiert. Die meisten Musikprogramme stellen hier diverse Optionen zur Verfügung, von denen wir für unsere Zwecke eine »Audio-Spur« benötigen.
Diese nimmt echtes Audio auf, also das, was Du in dein Mikrofon sprichst (im Gegensatz zu Instrumentenspuren, in denen MIDI, also Steuersignale für ein Instrument aufgenommen werden). Für eine Stimmaufnahme wird eine Spur in Mono benötigt, also nur mit einem Kanal.
3 Umbenennen
Ordnung halten ist aufwendig und macht nur wenig Spaß. Noch weniger erfreulich ist es, nach einigen Monaten ein altes Projekt mit 30+ Spuren zu öffnen, die alle Track 1, Track 2, etc. heißen und dann Stunden damit zu verbringen, sich neu zu orientieren.
Daher benennen wir die eben erstellte Spur sofort um. Wir geben ihr einen Namen, der auch in der Zukunft noch aussagekräftig sein wird.
Einige Musikprogramme, wie das im Screenshot zu sehende Pro Tools, bieten zusätzlich noch die Eingabe von Kommentaren an. Auch diese können später bei der Orientierung helfen.
Beispiele: Lead Vocal, Stimme, Strophe, Chorus.
4 Eingang wählen
Damit wir nicht versehentlich eine andere Schallquelle aufzeichnen, sollten wir nun den Eingangskanal für unsere Spur auswählen bzw. überprüfen. An herkömmlichen Audio Interfaces werden meistens zwei Eingänge verfügbar sein, die als Stereoeingang verwendet werden können.
Wir benötigen nur den einen Eingang, an dem wir zuvor unser Studiomikrofon angeschlossen haben.
5 Scharfschalten
Jetzt sollten wir unserer DAW noch mitteilen, auf welche Spur die Aufnahme gemacht werden soll. Dazu wird die eben von uns erstellte Spur »scharf geschaltet«. Es gibt hierzu einen entsprechenden Knopf, der in den meisten Musikprogrammen rot gehalten ist (ganz ähnlich zum Aufnahmeknopf in der Transport-Sektion).
Wenn Du später viele Audiospuren in deinem Projekt hast, weiß das Musikprogramm mit diesem Handgriff, in welchen Behälter die Daten gespeichert werden sollen.
6 Einpegeln
Damit die gemachten Aufnahmen nicht verzerren und es zum so genannten digitalen Clipping kommt, sollte jetzt das Signal eingepegelt werden. Hierzu sprichst Du in das Mikrofon und stellst die Gain am Preamp so ein, dass genügend Luft nach oben bleibt. Wenn Du dein Projekt mit 24 Bit aufnimmst, kannst Du den Pegel ruhig in den lautesten Passagen zwischen -10 dB und -6 dB belassen.
Du solltest einplanen, dass die meisten Sänger beim Stimme aufnehmen nochmals in Sachen Lautstärke aufdrehen werden und hierfür entsprechend etwas mehr Headroom lassen.
7 Pre-Roll
Meistens erweist es sich als vorteilhaft, dem Sänger oder Sprecher vor dem Stimme aufnehmen etwas Zeit für seine Konzentration bzw. zum eingrooven zu lassen. Deswegen nutzen wir die Funktion Pre-Roll in deiner Musiksoftware, um etwas Vorlauf zu kreieren.
Wie im Screenshot zu sehen, werden in unserem Beispiel zunächst zwei Takte gespielt (ab Takt 7), bevor wir bei Takt 9 mit dem Recording beginnen.
8 Aufnehmen
Wenn Du die Schritte 1-6 durchgeführt hast, brauchst Du nunmehr noch auf den Record-Knopf drücken, um deine erste Gesangsaufnahme zu machen. Wenn Du, wie im Bild zu sehen, einen Loop gesetzt hast, wird nur zwischen den beiden Lokatoren aufgezeichnet.
Möchtest Du darüber hinaus und ohne Unterbrechung deine Stimme aufnehmen, kannst Du auf das Setzen des Loops auch verzichten.
9 Gegenhören
Nach erfolgter Aufnahme bietet es sich an, diese gegenzuhören, um unerwünschte Nebeneffekte oder Störgeräusche frühzeitig zu erkennen. Wenn es beispielsweise rauscht, kannst Du folgende Punkte durchgehen:
- Zeigt das Studiomikrofon weg vom Audio PC und seinen Lüftern?
- Kannst Du andere Geräuschquellen ausschalten (Klimaanlage, etc.)?
- Hast Du unterschiedliche Positionierungen im Raum getestet?
Die verwendeten Mikrofone und unser Song im Rohmix
Die verwendeten Mikrofone waren ähnliche Mikrofone wie das Rode NT1 5th Generation.
Hier ist noch ein schneller Mix des Songs:
Hier gibt’s mehr: Recording Tutorials »