Akustikgitarre aufnehmen in 7 einfachen Schritten
Von Marius Schweitzer am 01. Oktober 2021
So nimmst Du deine Akustikgitarre richtig auf
Sobald es um die Aufnahme von Vocals oder akustischen Instrumenten wie das Recording einer Akustikgitarre geht, scheinen sich viele Produzenten aus dem Bereich Homerecording damit zufrieden zu geben, einfach irgendein Mikrofon davor zu stellen.
Doch gerade beim Aufnehmen einer Akustikgitarre kannst Du wesentlich mehr Sound herausholen, wenn Du diese sieben Schritte befolgst.
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Schritt 1: Saiten wechseln!
Auch wenn dieser Teil wirklich offensichtlich wirkt: Viel zu oft werden bei der Aufnahme der akustischen Gitarre aus Bequemlichkeit die Saiten einfach so belassen, wie sie vorgefunden werden. Sofern das nicht eine musikalische und bewusste Entscheidung sein sollte, rate ich dringend zum Wechseln der Saiten.
Zum einen klingen alte Saiten auf dem Instrument dumpf und abgenudelt. Schlimmer ist noch, dass sie sich teilweise gar nicht mehr richtig stimmen lassen wollen und damit die Aufnahme gefährdet ist.
Zudem klingen frische Saiten wesentlich voller und brillanter. Sie behalten ihre Stimmung länger bei und kein Equalizer dieser Welt kann das dynamische Schimmern der Höhen im Sound in eine dumpfe Aufnahme zurück bringen.
So geht’s: Gitarrensaiten wechseln »
Je nachdem wie lange das Recording einer Akustikgitarre dauert, solltest Du die Saiten auch regelmäßig mit einem sauberen Tuch abwischen.
Schritt 2: Gitarre vor und während der Session stimmen
Und auch dieser Schritt scheint zunächst einmal offensichtlich. Hört man sich die Aufnahmen diverser Amateurbands im Internet jedoch an, ist er es anscheinend nicht.
Vor dem Recording einer Akustikgitarre und auch zwischen einzelnen Takes ist meistens genügend Zeit für das Gitarre stimmen. Nutze die Zeit also. Wie ärgerlich wäre es, wenn der perfekt gespielte Take am Ende nicht genommen werden kann, weil die Gitarre verstimmt ist?
Eine gute Methode ist, mit einem Stimmgerät regelmäßig die leere Saite am Instrument zu checken. Zu Beginn der Session solltest Du auch den Oberton auf dem zwölften Bund checken.
Danach kannst Du auch den 12. Bund greifen und auch hier nach der Stimmung schauen. Sollten diese nicht ebenfalls richtig gestimmt sein (obwohl die leere Saite passt), dann scheint die Gitarre nicht bundrein zu sein. Entweder Du stellst sie dann nach oder hast das im Hinterkopf für die Aufnahme.
Schritt 3: Hinhören, wie die Akustikgitarre klingt
Eine Unart moderner Toningenieure ist, den Aufnahmeraum im Studio nur zu betreten, um die Mikrofone aufzubauen und danach etwas zu rücken. Dabei wäre es doch so viel einfacher, den Gitarristen zu bitten etwas auf ihrem Instrument zu spielen und sich selbst mal gegenüber hinzustellen und einfach hinzuhören.
Wie klingt die Akustikgitarre überhaupt? Welche Eigenheiten hat dieses spezielle Modell im Sound? Klingt sie voll? Dünn? Weich? Hart? Wie klingt sie aus unterschiedlichen Positionen? Macht sie unerwünschte Geräusche? Scheppern die Saiten? Wie ist die Akustik im Aufnahmeraum?
Erst wenn Du ein Gefühl dafür hast, wie diese Akustikgitarre im Studio klingt, wirst Du im Regieraum sinnvolle Entscheidungen zu Wahl des Mikrofons und dessen Position treffen können.
Akustikgitarre und Gesang gleichzeitig aufnehmen
Wenn Du zusätzlich zu deiner Akustikgitarre auch Gesang aufnehmen möchtest, findest Du ein ausführliches Tutorial dazu bei uns. Bitte hier entlang: Akustikgitarre und Gesang aufnehmen (mit nur einem Mikrofon) »
Schritt 4: Wie klingt der Raum, in dem Du die Akustikgitarre aufnehmen möchtest?
Gerade bei der Aufnahme einer Akustikgitarre kann der Raum eine erhebliche Rolle spielen. Ein guter Aufnahmeraum mit guter Akustik wird den Klang der Gitarre wahrscheinlich sogar verbessern. Eine schlechte Raumakustik hat dann natürlich die gegenteilige Wirkung.
Schon die Positionierung des Gitarristen im Raum kann zu ganz unterschiedlichen Aufnahmen führen. Hier kannst Du etwas in deiner Situation herumexperimentieren.
Wenn die Raumakustik eher bescheiden ist, dann solltest Du das bei deiner Mikrofonwahl bedenken und weniger Raumanteil aufnehmen.
Wenn Du zu viel Raum beim Recording einer Akustikgitarre hinein bekommst, dann kannst Du die Mikrofone näher an das Musikinstrument rücken und den Abstand zu diesen verringern. Sollte das noch nicht reichen, so hilft zuweilen, einen Teppich unter dem Gitarristen auszubreiten.
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Schritt 5: Akustikgitarre aufnehmen – Mikrofon & Position testen
Im optimalen Fall hast Du folgendes zur Verfügung:
- Zwei Mikrofone
- Mit Nierencharakteristik
- Aus der Gattung der Kleinmembrankondensatoren
Normalerweise würde ich an dieser Stelle die Wahl der richtigen Mikrofone noch dazunehmen. Im Homerecording Bereich sind die Mittel jedoch zumeist begrenzt, so dass ich hier mehr auf die Positionierung eingehen werde.
Grundsätzlich kannst Du mit zwei Mikrofonen beim Recording einer Akustikgitarre arbeiten. Hier bieten sich vor allem Kleinmembrankondensatoren an, die Du einmal in Richtung Schallloch und einmal in Richtung zwölfter Bund ausrichten kannst.
Winkel und Entfernung zur Gitarre sind hierbei variabel. Experimentiere hier etwas mit unterschiedlichen Positionierungen und dem Abstand herum, um ein Gefühl für den Klang und die Akustik zu bekommen.
Wenn zu viel Raumanteil in der Aufnahme zu hören ist, solltest Du zunächst die Mikrofone auf die Richtcharakteristik Niere umschalten oder andere Mikrofone auswählen. Dazu kannst Du die Mikrofone etwas näher an die Gitarre schieben, um den abstand zu verringern.
Wie klingt die Akustikgitarre überhaupt?
Für die richtige Positionierung spielt auch die Platzierung im Raum eine entscheidende Rolle. Um die ganz richtige Position zu finden, musst Du etwas herumprobieren.
Beachten solltest Du aber, dass Du dich weder in den Ecken noch in der perfekten Mitte des Raums aufnehmen solltest. Auch eignen sich große Räume in der Regel besser als kleine. Große Räume haben eine bessere Akustik. Sie sollten nur nicht hallen.
In einem gut klingenden Raum kannst Du auch den Raum selbst mikrofonieren und später nach Gusto hinzumischen. Ein weiterer Trick ist es, ein Mikrofon in der Nähe eines der Ohren des Gitarristen aufzustellen.
Gitarristen neigen dazu, ihren Kopf dorthin zu bewegen, wo sie die Gitarre am besten hören.
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Schritt 6: Aufnahme überprüfen, korrigieren und neu aufnehmen
Nicht immer gelingt die Aufstellung der Mikrofone auf Anhieb. Mach einige Testaufnahmen mit dem aktuellen Setup und hör dir das Ergebnis im Regieraum an. Ist es so, wie Du es dir vorstellst?
Der Sound lässt sich hier auch beeinflussen, wenn Du die Mikrofonpositionen leicht veränderst. Wichtig ist hierbei für eine entspanntere Aufnahmesession, dass Du die Mikrofonposition und nicht die Position des Gitarristen veränderst.
Wenn Du alleine aufnimmst, benutze am besten einen Kopfhörer. Über diesen kannst Du den Sound abgleichen, während Du dich vor dem Mikrofon bewegst. Kontrolliere den Klang und korrigiere alle Parameter bis Du wirklich zufrieden bist.
Erst wenn das alles passt, solltest Du mit den eigentlichen Aufnahmen für den Song beginnen. Sind erst einmal die ersten Takes mit einem bestimmten Setup aufgenommen, wird es schwierig noch etwas im Sound zu ändern, ohne den Endmix zu gefährden.
Auch sehr wichtig: Hör dir das Recording einer Akustikgitarre nicht nur solo, sondern auch im Kontext der Abmischung an. Fügt sich die Aufnahme gut ein? Drückt sie zu sehr? Verschwindet sie im Mix? Kann sie sich gut durchsetzen?
Schritt 7: Störquellen beseitigen für optimale Aufnahmen der Akustikgitarre
Spätestens jetzt wird es Zeit, alle möglichen unterschiedlichen Störquellen zu beseitigen. Typische Gründe für die Wiederaufnahme von guten Takes sind Ringe, Ketten, Gürtel, Knöpfe an Jacken oder Blusen und andere Dinge, die der Gitarrist an sich oder seiner Kleidung trägt.
Auch Uhren können sich als Problem bei der Aufnahme erweisen. Schau lieber zwei Mal hin bevor es losgeht als später einen brillanten Take wegwerfen zu müssen, weil irgendeine Kette geraschelt hat oder die Gürtelschnalle auf den Gitarrenboden klopfte.
Zusatztrick: Das richtige Plektrum
Wenn Du alle Facetten des Akustikgitarrenklangs in deinen Aufnahmen abdecken willst, könnte dir folgender Tipp dabei helfen. Dafür brauchst Du drei unterschiedlich starke Plektren: Ein sehr weiches, mit 0,38 mm, ein mittelhartes mit ungefähr 0,5 mm und ein ziemlich hartes mit 0,78 mm.
Soll dein Klang rhythmischer werden, verwende das dünne Plektrum. Dieses hilft übrigens auch unerfahreneren Gitarristen in einer gleichmäßigen Lautstärke spielen zu können. Umso dicker das Plektrum wird, desto runder wird dein Klang. Möchtest Du einen sehr runden Klang, verwende das harte Plektrum. Für ein Mittelding im Sound ist das mitteldicke Plektrum genau das Richtige.
Akustikgitarre aufnehmen im Video
Zusammenfassung
Zum Abschluss unseres knackigen Tutorials zum Recording der Akustikgitarre hier noch mal eine kurze Checkliste für dich:
- Ist die Akustikgitarre gestimmt?
- Sind frische Saiten auf der Gitarre?
- Hat der Gitarrist seinen Schmuck abgelegt?
- Hast Du deine beiden Mikrofone am 12. Bund und dem Schallloch ausgerichtet?
- Ist der Klang authentisch in den Testaufnahmen?
- Passen die Höhen und der Bass in der Aufnahme?
Wenn Du alle Fragen mit Ja beantworten konntest, steht einer gelungenen Aufnahme deiner Akustikgitarre nichts mehr im Wege!