Gitarreneffekte
Die richtige Reihenfolge

Gitarreneffekte Reihenfolge
Die richtige Reihenfolge für Gitarreneffekte gibt es nicht. Vieles ist Geschmackssache. Aber ein paar grundlegende Dinge sollte man dennoch beachten.

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

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Gitarreneffekte: Die richtige Reihenfolge

Es gibt keine eine richtige Lösung, sondern eine Vielzahl von Alternativen, die alle gleichermaßen gut sein können. Aber das war dir ja auch schon im Vorfeld klar, nicht wahr? Stattdessen kann ich einige einfache Richtlinien benennen, die dir auf dem Weg zu deinem Tone verhelfen können. Am Ende ist das alles ja auch eine Frage des Geschmacks, oder?

Wie eingangs erwähnt, gibt es eine Reihenfolge, die von vielen (erfolgreichen) Gitarristen in der Vergangenheit genutzt wurde und auch noch wird ist in etwa so.

Mögliche Reihenfolge für Gitarreneffekte:

  1. Effekte, die die Volumen und Dynamik verändern (Kompressor, Transienten-Effekte, etc.)
  2. Equalizer (vor Verzerrung)
  3. Verzerrung
  4. Equalizer (nach Verzerrung)
  5. Modulationseffekte: Phaser, Chorus
  6. Tremolo, Volumenpedal, Noise Gate, Auto-Panning
  7. Delay, Hall, Echo-Effekte

Wie kommt diese Reihenfolge zustande?


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1. Volumen und Dynamik

Es geht los mit dem Volumen-Poti auf deiner Gitarre, mit dem Du neben Lautstärke auch den Klang deiner Gitarre beeinflussen kannst. Weiter geht es mit komplexeren Effekten wie Kompressor oder Transienten-Effekten. An dieser Stelle geht es sozusagen um den Grundklang der Gitarre, der das Ergebnis der anderen Effekte direkt steuert.

Vor allem die Verzerrung wird von der Form des Grundtons stark beeinflusst. Diese ist nämlich volumensensitiv, was nichts anderes bedeutet als: Je lauter der Ton, der in der Folge verzerrt wird, desto stärker der Grad der Verzerrung und umgekehrt.

2. Equalizer (vor Verzerrung)

Auch wenn viele hier gar keinen Equalizer verwenden: Der Tone-Potentiometer an deiner Gitarre ist ein Filter und damit der EQ vor Verzerrung. Andere setzen an dieser Stelle aber tatsächlich einen parametrischen oder grafischen Equalizer ein. Und der Grund hierfür ist derselbe, der auch schon im ersten Schritt galt. Es geht erneut um die Verzerrung. Diese beginnt ja bekanntlich ab einer bestimmten Eingangslautstärke (alles darunter wird noch nicht verzerrt) und mit einem hier vorgeschaltetem EQ steuerst Du, welche Frequenzen zuerst verzerren.

Du kannst damit den Grundsound der Gitarre massgeblich beeinflussen. Jimi Hendrix hat sich genau dieser Technik mithilfe eines Wah-Pedals bedient, um seinen Signature-Sound zu kreieren. Ein Wah-Wah hebt ein bestimmtes Frequenzband extrem an, und genau dieses wird dann (sofern das Distorsion-Pedal entsprechend eingestellt ist) stark verzerrt.

3. Verzerrung

An dieser Stelle ein kurzer Einwurf. Mir ist selbstredend bewusst, dass nicht jeder Gitarrensound verzerrt wird. Aber die Effektverkettung hat natürlich auch einen Einfluss auf die Reaktion und die Dynamik des (Vor-) Verstärkers, der sich ganz ähnlich wie oben beschrieben verhält.

Distorsion-Pedale erzeugen zusätzliche Obertöne, die im originalen Gitarrenklang nicht enthalten waren. Das Ergebnis sind stärker betonte Mitten und Höhen sowie eine vom Verzerrungsgrad abhängige Kompression.

Dazu passend: Überblick des Overdrive Pedals»

4. Equalizer (nach Verzerrung)

Nachdem nun der verzerrte Klang mit den zusätzlichen Obertönen kreiert ist, kannst Du mit einem weiteren Equalizer die Teile herausarbeiten, die gehört werden sollen. Den Ursprung hatte diese klangbildende mit den 10″ oder 12″ Cabinets, die wie ein steiler High-Cut Filter wirken und das Signal je nach Modell zwischen 4 kHz und 6 kHz abschneiden.

Es spricht nichts dagegen, einen EQ sowohl vor als auch nach dem Distorsion-Stomp zu verwenden. Während der EQ vor der Verzerrung bestimmt, was verzerrt wird, sorgt der nach der Distorsion für den ausgewogenen Klang des mit Obertönen angereicherten Gitarrensignals. Auf jeden Fall solltest Du beide Versionen ausprobieren, denn das Ergebnis variiert sehr stark je nach Position des Filters.

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5. Modulationseffekte: Phaser, Flanger, Chorus

Alle hier genannten Effekte erzeugen durch die zeitversetzte Wiedergabe des Audiosignals Auslöschungen, die den charakteristischen Klang ausmachen (mehr Informationen hierzu bei unserer Serie mit allen Grundlagen zu Audioeffekten).

Phaser, Flanger & Chorus sind im Vergleich zur Verzerrung eher subtile Zeitgenossen, wirken daher auch besser nach der Verzerrung. Dazu kommt im umgekehrten Fall hinzu, dass die durch Verzerrung erzeugten Obertöne dazu tendieren, die Auslöschungen zu kaschieren.

6. Tremolo, Volumenpedal, Noise Gate, Auto-Panning

Wenn Du die obenstehenden Volumen- bzw. Dynamikeffekte vor den Echoeffekten einsetzt, wird das zu einem eher natürlich klingenden Ergebnis führen.

7. Delay, Hall, Echo-Effekte

Sowohl Delay als auch Hall sind bestens dafür geeignet, der Gitarre mehr Tiefe zu geben und einen Raumeindruck zu schaffen. Es ist vor allem wichtig, den Hall erst nach einem etwaigen Noise Gate einzusetzen, damit dieses nicht die Hallfahne ungewollt unterbricht.

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War das die richtige Reihenfolge für Gitarreneffekte?

Ja. Nein. Vielleicht. Experimentieren ist dein besten Freund und wenn dir das Ergebnis gefällt, dann ist es genau richtig. Es gibt (wie so oft) keine festen Regeln. Du wirst keine Stomp-Boxes kaputt machen, wenn Du sie in einer anderen Reihenfolge schaltest.

Vielleicht noch einen Tipp zum Schluss: Subtile Effekte eignen sich für lange Perioden wie ganze Strophen oder Songs. Offensichtliche und laute Effekte wirken am besten, wenn sie nur kurz und punktuell eingesetzt werden.

Und jetzt viel Spass auf dem Weg zu deinem Signature-Sound!

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