Richtig einpegeln bei der Aufnahme
Expertentipps für dein Recording
Von Carlos San Segundo am 21. Februar 2017
Richtig Einpegeln für die Recording Session
Ein Thema, das immer wieder in Gesprächen und den Hörerfragen auftaucht, ist das Finden des richtigen Pegels bei der Aufnahme. Wie laut muss es in das Audio Interface hineingehen, um das Grundrauschen zu minimieren?
Ist es besser nahe bei den 0 dB oder doch lieber bei -3 dB zu bleiben? Sind -6 dB noch laut genug, um eine professionelle Aufnahme zu kreieren?
Einpegeln früher & heute
Aus den Zeiten des analogen Recording haben viele Produzenten die Regel aufgenommen und verinnerlicht, dass es wichtig ist, möglichst laut ins Pult bzw. auf das Band zu gehen. Je lauter Du auf ein Band aufzeichnest, desto mehr kommt es zu einer Bandsättigung, die von vielen als wünschenswert empfunden wird. Dazu kommt, dass das Bandrauschen durch den größeren Abstand zum Audiosignal in den Hintergrund tritt und die Aufnahme dadurch rauschärmer wird. Und schließlich gilt ja auch, dass analoges Musik Equipment im Allgemeinen dazu tendiert, bei lauten Pegeln zu saturieren.
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Nun, das war früher.
Heute leben wir in einer digitalen Welt, für die ganz neue Regeln gelten. Eine digitale Aufnahme klingt nicht besser, wenn Du sie lauter drehst. Sie wird lediglich lauter. Das heißt, dass Du zwischen zwei Audiosignalen, die mit -6 dB bzw. mit -10 dB in das Audio Interface gehen, keinen klanglichen Unterschied mehr feststellen wirst. Die eine Aufnahme klingt nur etwas lauter als die andere.
Laut einpegeln?
Auf der anderen Seite kannst Du dir durch besonders laute Pegel eine Menge Kopfschmerzen verursachen. Denn in der digitalen Welt von Bits und Bytes gibt es keine Möglichkeit, Audiosignale zu beschreiben, die über der 0 dB Grenze liegen. Digitale Signale werden mit Nullen und Einsen beschrieben, wobei eine Eins für „an“, eine Null für „aus“ steht. Die 0 dB Grenze beschreibt das Signal, das nur aus „an“ besteht. Alles, was lauter ist, kann nicht noch mehr „an“ sein – ergo hörst Du ein hässliches digitales Clipping.
Grundrauschen minimieren
Das Grundrauschen (eng. noise floor) beschreibt den Pegel an Rauschen des verwendeten Musik Equipments, wenn kein Audiosignal anliegt. Mit der heutzutage verkauften Technologie kannst Du dich entspannt zurücklegen, denn das Grundrauschen ist vernachlässigbar (und schneidet im Vergleich mit analogem Band deutlich besser ab). Wenn Du es genau nehmen willst, dann ist das Grundrauschen eines guten digitalen Audio Interfaces praktisch nicht-existent.
Wenn Du jetzt noch mit mindestens 24-bit aufnimmst, stehen dir bis zu 144 dB Pegel an Auflösung zur Verfügung. Das heißt, dass der wahrgenommene Abstand zwischen leisestem und lautestem Teil bis zu 144 dB Unterschied im Pegel haben kann – mehr als genug auch zur späteren Bearbeitung.
Und für die Praxis beim Recording von Audio bedeutet das: Wenn Du ein Vocal mit maximal -10 dB aufzeichnest, bleiben dir noch immer 134 dB über, um das Audiosignal zu beschreiben. Und diese bieten dir noch genügend „Platz“ über dem oben angesprochenen Grundrauschen.
Ein maximaler Pegel von -10 dB bedeutet für dich in der Praxis zugleich auch, dass der Sänger bei der eigentlichen Performance auch mal über die Stränge schlagen kann, ohne dass Du ins digitale Clipping kommst. Du kannst der Aufnahmesession also entspannt gegenüberstehen.
Alle Facts zum Einpegeln in Kürze:
Nutze die Power heutiger Hardware und nimm immer mit mindestens 24-bit auf. Sorge dann dafür, dass Du genügend Platz „nach oben“ lässt, damit die Musiker auch mal lauter in der Performance sein können als beim Soundcheck. Damit holst Du das Maximum aus deinem Musik Equipment heraus und kannst deine nächste Recording-Session entspannt angehen.
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