Band Recording Ratgeber

Band Recording Ratgeber
Wie funktioniert Band Recording? In diesem Ratgeber erfährst Du was Du brauchst und wie Du eine ganze Band aufnehmen kannst.

Michael Viol Von Michael Viol am 19. November 2019

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Wann lohnt sich professionelles Band Recording im Studio?

Das ist vielleicht die Gretchenfrage – ob Du und deine Band überhaupt seid, in ein professionelles Tonstudio für die Bandaufnahme zu gehen. Und diese Frage musst Du dir selbstkritisch und ehrlich beantworten. Wie gut ist deine Band bereits heute? Steht sie noch am Anfang? Wird noch darüber diskutiert, ob der bisherige Gitarrist lieber Schlagzeug spielen sollte, weil Kevin nicht so richtig groovt? In diesem Fall sind Aufnahmen wohl noch verfrüht.

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Hat deine Band eine feste Fanbasis, die deine Konzerte regelmäßig besucht? Gibt es bereits eigene Songs, die minutiös ausgearbeitet wurden und die einen festen „Sound“ oder eine Vorstellung davon haben? Gibt es eine klare Vision von dem, was die Band macht und was Sie will? Dann ist nun der nächste Schritt dran mit einer Album- oder EP-Produktion.


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Was kostet eine Bandaufnahme?

Zeit ist Geld – auch im Tonstudio. Gemeinsam mit dem Studiobetreiber sollten Du und deine Band einschätzen, wieviel Zeit die Produktion des Albums in Anspruch nehmen wird.

Erfahrungsgemäß braucht eine gut eingespielte Band etwa einen Studiotag, um einen Song aufzunehmen. Wenn die Band wenig Erfahrung hat, kann es auch etwas länger dauern. Besonders gut eingespielte Bands schaffen es vielleicht in weniger als einem Studiotag – Du solltest aber mindestens mit einem Studiotag pro Song rechnen.

Ein Studiotag kostet je nach Studio, Tontechniker und Ort in der Regel zwischen 250 Euro und 800 Euro. Natürlich finden sich auch zahlreiche Angebote darüber, aber auch darunter.

Weil es bei der Aufnahme doch mal einen Tag länger dauern kann, solltest Du 1-2 zusätzliche Studiotage in deine Planung mit aufnehmen. An die Studiosituation und den auftretenden Druck muss sich der ein oder andere in der Band erst gewöhnen. Vielleicht wird dann nicht 100%ig abgeliefert und die Session verlängert sich um einen Tag.

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Das solltest Du absprechen mit dem Tonstudio

Um Missverständnisse zu vermeiden und eine sinnvolle Kostenkalkulation zu ermöglich, sprichst Du am besten mit dem Betreiber des Tonstudios direkt. Wenn es ein erfahrenes Tonstudio ist, hat dieses bereits einige Projekte wie das deiner Band in der Vergangenheit gemacht.

Dann kann dir der Betreiber Auskunft und Erfahrungswerte für diese Fragen geben:

  • Welche Kosten werden berechnet?
  • Werden die Kosten pro Stunde, pro Tag oder pauschal pro Song abgerechnet?
  • Welche Leistungen sind im Preis enthalten? (Bänder, Tontechniker, Recording, Mixing, Mastering, …)
  • Welche Leistungen kosten zusätzlich?
  • Was passiert, wenn deine Band überziehen muss?
  • Wir der Auf- und Abbau als eigener Tag berechnet oder kann die Band alles nach Feierabend aufbauen?

Wie Du dich für das Band Recording vorbereitest

Die erste wichtige Frage ist: Werden die Songs als ganze Band eingespielt? Oder spielt jeder Musiker sein Instrument für sich allein im Overdub-Verfahren ein? Das hat nicht nur einen Einfluss auf das Feeling der Musik und wird in unterschiedlichen Musikgenres anders gehandelt. Es betrifft insbesondere die Zeitplanung – das dauert unterschiedlich lang.

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Beim Live-Einspielen der Songs müssen alle Musiker gleichzeitig im Tonstudio zugegen sein. Der große Vorteil: Was fehlerfrei eingespielt wurde, ist fertig. Und zwar mehr oder minder komplett. Aber das bedeutet, dass niemand einen Fehler machen darf und alle Musiker müssen extrem gut zusammenspielen können.

Im Overdub-Verfahren werden die Songs Instrument für Instrument, Spur für Spur aufgenommen. Erst Schlagzeug und Bass, dann Gitarren, Keyboards, Samples und zum Schluss die Vocals. Die Entscheidung ist schwer. Bei manchen Bands klingt Overdubbing statisch und leblos, andere profitieren von der Möglichkeit, das Maximum an Performance und Präzision in jede Spur zu legen

Was vor der Bandaufnahme sonst geklärt sein muss

Um zeitraubende Grundsatzdiskussionen während der Produktion zu vermeiden, sollte die Band bereits im Vorfeld festlegen:

  • Welche Songs aufgenommen werden
  • Wer welches Instrument spielt
  • Wie das Arrangement der einzelnen Songs genau aussieht
  • Wie das Ende der Songs gespielt wird oder welcher Song mit einem Fade-Out endet
  • Die Soli und Lyrics sollten fertig sein

Und dann sollte sich die Band einige werden, welches Instrument an welchem Tag und in welchem Zeitfenster eingespielt werden wird. Dabei ist es wichtig, dass die Qualität am Ende nicht unter zu großem Zeitdruck leiden muss – es gilt, die Zeitfenster angemessen bis großzügig zu planen. Im Studio geht es um eine optimale Performance, dann wird der Song auch geil.

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Was ist, wenn wir uns selbst Proberaum aufnehmen wollen?

Ja, es sind goldene Zeiten für das Homestudio angebrochen. Nie zuvor war das Musik-Equipment für das Band Recording so günstig zu erwerben wie heute. Doch ist eine Bandaufnahme lediglich eine Frage der Technik? Oder welche Faktoren sind sonst noch wichtig?

Natürlich ist es nicht so einfach, das ist es doch nie. Nur weil ein Auto in der Garage steht, bedeutet das noch lange nicht, dass ich damit fahren kann. Und so verhält es sich auch mit dem Recording-Equipment – Du musst es benutzen können.

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Homerecording – habe ich überhaupt Lust darauf?

Recording ist ein Handwerk. Recording ist auch eine Kunst. Doch beschränken wir uns erst einmal auf den handwerklichen Teil.

Hast Du (oder jemand anderes in deiner Band) wirklich Lust darauf, dieses Handwerk zu erlernen und sich auf diese Welt einzulassen? Oder geht es in erster Linie darum, vermeintlich Kosten zu sparen? Dein Herz sollte für das Thema brennen, denn das Handwerk will gelernt sein und das geht nicht in einem Tag.

Und wie bei allen Lernprozessen gibt es eine Lernkurve und die damit einhergehenden Momente der Frustration. Doch was hält dich bei der Stange in den Momenten, in denen Du alles in die Ecke schmeißen möchtest? Was motiviert dich zum Weitermachen, wenn es nicht so klingt, wie Du es dir vorgestellt hast?
Sicherlich nicht, dass Du dir die Studiokosten gespart hast.

Erste akzeptable Ergebnisse sind schnell erzielt. Die andere Frage ist, ob das für einen Release auf Spotify, Apple Music oder Amazon Prime reicht. Die letzten 20% erfordern den größten Zeitaufwand. Auf dem Weg wirst Du schrittweise besser und sammelst wichtige Erfahrungen.

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Wo finde ich das nötige Recording-Knowhow?

Es geht also darum, sich das notwendige Tonstudio-Wissen drauf zu schaffen. Ohne ausreichendes Wissen geht es an bestimmten Punkten nicht weiter. Beim künstlerischen Anteil des Recordings geht es oftmals darum, mit Konventionen zu brechen. Aber dafür muss man diese erstmal kennen.

Da ich davon ausgehe, dass Du nicht den Beruf des Tontechnikers ergreifen möchtest, sondern nur daran interessiert bist, deine Band aufzunehmen, lassen wir ausufernde Ausbildungen an dieser Stelle mal weg.
Im Internet finden sich neben delamar viele kuratierte Portale, Fachzeitschriften und Tutorials, in denen wichtige Techniken zum Recording exzellent erklärt sind. Auch Bücher können eine erstklassige Wissenquelle sein.

Wichtig ist: Arbeite immer erst an deinen Skills, statt einfach nur teure Technik zu kaufen. Selbst die teuerste Gitarre dieser Welt macht keinen Virtuosen aus einem Anfänger. Und genauso ist das beim Musik Equipment.

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Zu viel Lärm von außen bei der Bandaufnahme im Proberaum

Lassen wir die Technik mal vorerst beiseite. Wo möchtest Du die Aufnahmen deiner Band machen? Der eigene Proberaum scheint ein guter Ort dafür zu sein. Für die Aufnahme braucht es Ruhe – ansonsten ist der Nachbar oder die Straßenbahn schnell im Hintergrund der Vocals störend zu hören. Alles was durch Fenster, Türen oder zu dünne Wände an Geräuschen in euren Raum dringt, landet unweigerlich auf der Aufnahme. Und das kann zu einem echten Problem werden.

Wenn die laute Death Metal-Kombo im Nachbarraum hinter der Rigips-Wand gerade voller Elan ihr Set für die bevorstehende Tour probt, kannst Du das Band Recording immer noch in die Nacht legen (zumindest im Proberaum sollte das gehen). Sprich dich am besten mit anderen Bands ab.

Wenn der Lärm unausweichlich ist, bleibt immer noch der Weg in ein professionelles Tonstudio.

Kann ich Band Recording in jedem Raum machen?

Nun herrscht also Ruhe im Raum. Doch jetzt geht es um die Raumakustik, und die solltest Du nicht unterschätzen. Tonstudios sind auf bestimmte Nachhallzeiten optimiert. Sprecherstudios sind beispielsweise oft nahezu „trocken“. Der Raum ist kaum hörbar.

Da unterschiedliche Instrumente unterschiedliche Klangästhetiken haben, nutzen professionelle Musikstudios unterschiedlich große Aufnahmeräume. Diese sind auf unterschiedlich lange Nachhallzeiten optimiert. Zudem sind sie akustisch bearbeitet, damit sie gleichmäßig ausklingen. Solche Bedingungen herrschen in den wenigsten Proberäumen (wenn überhaupt).

Aufnahmen ohne Mikrofon, beispielsweise ein direkt eingespielter E-Bass, Syntesizer oder Keyboards, lassen sich in jedem Raum machen. Auch beim lauten Gitarrenverstärker-Aufnehmen bei zwei Zentimetern Abstand vom Mikrofon sollte der Raum vernachlässigbar sein. Je das Mikrofon von der Schallquelle entfernt ist oder umso leiser die Schallquelle ist, umso stärker wird der hörbare Anteil der Raumreflektionen im aufgenommenen Signal. Und umso störender wird sich ein schlecht klingender Raum bemerkbar machen.

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Was ist überhaupt ein schlecht klingender Raum?

Stell dir einen leeren Kellerraum mit glatten Betonwänden. Wenn Du in die Hände klatschst, ist sirrender Ton zu hören (Flatterecho), der sich eine Weile im Raum hält. Das sind die unzähligen Reflektionen deines Klatschens, die von den Wänden, vom Boden und von der Decke hin und her geworfen werden.

Die harten Oberflächen reflektieren den Schall ungehindert und keine Objekte im Raum lenken ihn ab oder zerstreuen ihn. Er braucht also eine Weile, bis er an Energie verliert und schließlich verklingt. Eine hochwertige Aufnahme ist in einem solchen Raum nicht machbar. Das ist zwar ein extremes Beispiel, doch leiden viele Proberäume an denselben Problemen.

Störende Flatterechos lassen sich mit Absorbern, Bassfallen, Akustikschaumstoff, dicken Teppichen oder Bühnenmolton abmildern. Für Pop und Rock mit hohem Elektronik-Anteil lässt sich ein durchschnittlicher Proberaum durchaus herrichten. Für ein Streicherquartett wird es nicht reichen.

Tonstudio vs. Proberaum

Es wird Zeit für eine Checkliste. Die folgenden Punkte kannst Du einen nach dem anderen für dich und deine Band entscheiden. Das wird dich näher an deine Entscheidung bringen.

Qualität und Auswahl der Technik

Ein wichtiger Aspekt bei großartigen Aufnahmen ist die Auswahl des passenden Mikrofons oder Vorverstärkers. Das sind zwar Feinheiten, die der Laie zunächst nicht heraushören kann. In der Summe kann das einen großen Unterschied machen. Das ist ein Luxus, den man oft nur im Studio hat.

Im Homestudio ist die Auswahl normalerweise begrenzt. Keine Chance im direkten Vergleich zu entscheiden, welches Mikrofon am besten zur Stimme passt.

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Beurteilung von Außenstehenden

In kreativen Prozessen stellt sich gerne mal eine gewisse Betriebsblindheit ein. Mit der Wahrnehmung der eigenen Musik ist es ohnehin so eine Sache. Konstruktive Kritik und Meinungen von Außenstehenden sind hilfreich, wenn sie neutral und unvoreingenommen ausgesprochen werden.
Gerade Meinungen aus dem eigenen privaten Umfeld sind oft durch Sympathien gefärbt. Oder reine Geschmacksurteile. Wenn jemand ausschließlich Swing hört und sich daher nicht mit Rockmusik auskennt, hilft sein Kommentar einer Grindcore-Band nur bedingt bis gar nicht.

Ein Tontechniker oder Produzent, der diverse Alben produziert konnte, hat einen professionelleren Zugang zu der Materie. Zudem kann er seinen Eindruck vermutlich auch erklären und etwas Hilfreiches daraus ableiten.

Konzentration auf das Wesentliche

Im Tonstudio ist die Band der Kunde und kann sich voll auf die Musik konzentrieren. Der Fokus liegt auf den Songs und die Performance, für den kreativen Prozess ein Plus.

Beim Band Recording im Proberaum muss mindestens ein Bandmitglied einen Gedankenspagat machen und Kabel, Adapter, Softwaretreiber und Technik im Auge haben.

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Unbegrenzte Zeit im eigenen Proberaum

Im Proberaum fällt ein wichtiger (Kosten-)Faktor weg: Dort steht dir und deiner Band unbegrenzt Zeit zur Verfügung. Es ist nicht mehr notwendig, einen Song an einem Tag aufzunehmen oder den effizientesten Weg für das Recording einzuschlagen. Unbegrenzte Zeit bedeutet zudem, Experimenten Tür und Tor zu öffnen und der Kreativität freien Lauf zu lassen – ohne Zeitdruck.

Allerdings kann dieser auch einen positiven Effekt haben. Zeitdruck zwingt uns, uns auf das Wesentliche zu fokussieren, Prozesse zu Ende zu bringen und Entscheidungen zu treffen – also fertig zu werden.

Kostenfaktor Tonstudio vs. Proberaum

Wer bereits sein Equipment besitzt, kann eine andere Rechnung aufmachen als der, der das Equipment noch kaufen muss. Verglichen werden dann lediglich die Kosten für das Tonstudio (auch wenn das rechnerisch nicht richtig ist und man auch Strom, Kosten für die Anschaffungen, etc. einrechnen müsste).

Letztlich läuft es darauf hinaus, ob das Budget für ein Band Recording vorhanden ist oder nicht. Das eigene Studio-Setup ist immer im Wandel und wird meistens stetig erweitert (was eben auch Kosten verursacht).

Die Kunst ist, sich nur das Nötigste anzuschaffen: Klasse statt Masse. Mikrofone und Equipment kannst Du auch kostengünstig für die Aufnahme leihen. Ein komplettes Mikrofonset fürs Drum-Recording werden wir im Alltag beispielsweise selten benötigen.

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Das Beste von beiden

Eine gute Lösung ist, seine Produktion teilweise im Studio durchzuführen. Beispielsweise kann die Band das Drum-Recording und/oder die Vocals professionell im Tonstudio machen lassen und die anderen Instrumente selbst im Proberaum aufnehmen.

So kann das Budget eingespart werden, das sonst für Equipment zum Drum-Recording vorgehalten werden müsste. Gerade wenn dieses nur alle zwei Jahre zum Einsatz kommt. Die Produktionskosten sinken damit deutlich, ohne die Qualität der Aufnahmen zu gefährden.

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