Gesangskabine bauen
Erfahrungen & Tipps von A bis Z
Von Moritz Schleiffelder am 22. Februar 2018
Tipps zum Thema Gesangskabine bauen
Zu Anfang möchte ich ausdrücklich klarstellen, dass ich kein Handwerker bin und zuvor noch nie so etwas gebaut habe. Meinem Mitstreiter und mir sind ein paar Fehler unterlaufen und wir sind uns bewusst, dass noch diverse Optimierungen für unsere Konstruktion möglich gewesen wären.
Dennoch sind wir wirklich zufrieden mit dem, was wir auf die Beine gestellt haben – handwerklich, rein optisch und natürlich akustisch. So soll dieser Artikel unseren Bau dokumentieren und dir auf dem Weg viele Ansatzpunkte liefern, wenn Du deine eigene Schallkabine bzw. Gesangskabine bauen willst.
Planung der Gesangskabine
Zunächst brauchst Du einen konkreten Plan und eine realistische Einschätzung darüber, ob und wie Du es schaffst, eine Gesangskabine bauen zu können. Ich habe zwei linke Hände und feiere mich selbst, wenn ich ein IKEA-Regal zum Stehen gebracht habe (auch wenn irgendwie immer Schrauben übrig bleiben); alleine hätte ich es also schon mal gar nicht geschafft. Im Folgenden findest Du alle Fragen, die Du für dich beantworten musst, begleitet von den Antworten, die wir für unsere Gesangskabine im Sonnen Studio gefunden haben.
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1. Was will ich aufnehmen?
Gesang, Rap, Sprecher, kleine akustische Instrumente, kein großes Schlagzeug.
2. Wie schalldicht muss die Kabine sein?
Bei uns steht sie in einem externen Raum, daher treten auch geringere Übersprechungen zum Regieraum auf. Allerdings darf kein Verkehrslärm in die Kabine dringen. Da auch eher selten laute Instrumente aufgenommen werden sollen, ist eine hundertprozentige Abdichtung nach außen nicht zwingend notwendig.
Zu 100% schalldicht bekommt man die Kabine in der Regel sowieso nicht. Dafür wäre so viel Aufwand nötig, dass Du eine kommerzielle Kabine (z.B. Soundbox) in Erwägung ziehen könntest.
3. Wie groß soll die Gesangskabine sein?
Bei uns waren es 1,5 x 2 x 2,8 Meter. Es passen bis zu zwei Personen gleichzeitig hinein. Gesang, Cajon, Gitarre etc. ist problemlos möglich.
Vorsicht: Durch Doppelwände, Doppelboden, Doppeldecke & Akustikelemente innerhalb der Kabine wird die Kabine sehr schnell eng. Möchtest Du ein Drumset oder vielleicht eine ganze Band darin platzieren, fallen die Maße sowieso anders aus.
Kalkuliere daher lieber großzügig – wenn Du deine Akustik nachträglich verbessern möchtest, ist das problemlos möglich, die Größe der Kabine lässt sich jedoch nicht mehr ändern!
4. Was ist mir die Akustik wert?
Irgendwie paradox, aber wenn man im Internet nach DIY-Gesangskabinen sucht, finden sich viele Handwerkertipps, allerdings nichts zum Thema Akustik. Tatsächlich wird genau das im DIY-Bereich eher weniger beachtet. Dabei ist doch der Klang des Raumes tausendmal wichtiger, als die vollständige Schallisolierung nach außen.
Willst Du die Kabine professionell einsetzen, kannst Du eigentlich an keinem Punkt so richtig sparen. Wenn Du die ganze Chose allerdings eher als Hobby betreibst, ist die Akustik sowie die Trennung nach innen/außen relativ günstig zu bewerkstelligen.
Ich habe alleine für die Akustik das Dreifache der ganzen Kabine ausgegeben. Um aber einen Raum einfach nur relativ »trocken« zu machen (ohne deutliche Echos oder Nachhall entfernen), braucht man lediglich circa 100 Euro, wenn überhaupt.
Genauso gut lässt es sich mit den Baumaterialien berechnen. Für den kommerziellen Einsatz sind die universelle Verwendbarkeit und das Erscheinungsbild durchaus von Bedeutung. Diese Punkte kannst Du im privat genutzten Homestudio eher vernachlässigen.
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5. Welche Hilfsmittel brauche ich?
- Mindestens eine weitere Person, die dir hilft (Danke, Kevin!)
- Ein Auto – Du wirst einige Male zum Baumarkt müssen
- Werkzeug – Schraubenzieher, Akkuschrauber, Bohrer, Schleifpapier, Wasserwaage, eventuell noch eine Keilsäge
- Zeit, Geduld und diesen Artikel :-)
6. Was kostet der Bau einer Gesangskabine?
Das hängt von vielen Faktoren ab; für den reinen Bau der Gesangskabine haben wir ca. 500 Euro bezahlt. Für Akustikelemente, Kabel und Lichter waren darüber hinaus 1.800 Euro nötig. Klar kannst Du bei der Akustik viel sparen, aber das ist gleichzeitig der wichtigste Punkt. Was sich auf jeden Fall lohnt, ist ein vorheriger Vergleich zwischen den Preisen der Baumärkte und Akustikfirmen. Nun aber ans Eingemachte!
Grundgerüst
Zunächst benötigen wir ein Grundgerüst, an dem wir die Kabinenwände hochziehen können. Unsere Maße sind 2 x 1,5 x 2,7 m, dementsprechend haben wir Dachlatten in dieser Größe gekauft. Wenn es nicht genau passt, kannst Du die Hölzer im Baumarkt meist kostenlos zuschneiden lassen.
Verwende etwas weichere Hölzer. Diese sind zwar nicht ganz so stabil, aber das Schrauben geht viel leichter. Wir haben nämlich harte Dachlatten gekauft und waren ewig mit Schrauben beschäftigt. Das kannst Du besser. ;-)
Lege also die Hölzer zusammen und verschraube sie. Ganz schnell bekommst Du ein Grundgerüst. Doch es ist noch nicht stabil genug – Du brauchst noch Zwischenstreben, um dem Gerüst den richtigen Stand zu geben.
Du solltest aber bereits jetzt die Tür, sowie das Fenster einplanen! Diese haben wir, wie auf den Bildern zu erkennen, frei gelassen. Besorge deshalb schon im Vorfeld Fenster und Türen, um die sicheren Maße zu haben.
Das Gerüst wird nicht sofort von alleine stehen, also lehne es leicht an die Wand an. Außerdem ist unsere Kabine ist relativ hoch. Deshalb stand das Gerüst trotz der Zwischenstreben noch nicht richtig. Wir haben die erste Reihe Rigips-Platten verschraubt und dem Gerüst somit einen stabilen Halt gegeben.
Nun geht es weiter mit der Bodenplatte, deren Entkopplung und der Befestigung der Kabine. Ärmel hochgekrempelt und los…
Boden der Gesangskabine
Jetzt benötigst Du eine Spanplatte, deren Grundfläche Du in der Planungsphase ausgetüftelt hast. Da es meist keine Platte in exakt der Größe geben wird, die Du benötigst, kannst Du mehrere kleine Platten zusammenschrauben.
Um die Kabine akustisch von deinem Wohnungsboden zu trennen, brauchst Du einen leicht schwingenden Untergrund für die Kabine. Eine sehr gute und preisgünstige Methode ist, Streifen von Heizungsrohr-Isolierungen mit doppelseitigem Klebeband an die Unterseite der Spanplatte zu kleben.
Alternativ wären auch Tischtennisbälle denkbar, die in der Mitte geteilt werden und statt der Heizungsrohr-Isolierung angebracht werden. Das dürfte aber etwas teurer werden. Wir haben ca. 5 cm breite Stücke verwendet, die durch das später darauf lastende Gewicht noch zusammengedrückt werden.
Drehe nun die Bodenplatte auf die richtige Seite, stelle das Grundgerüst darauf und verschraube es gut.
Rigips
Das perfekte Material, um deine Wände außen und innen zu verkleiden, ist definitiv Rigips – der umgangssprachliche Begriff für Platten aus Gipskarton. Es ist günstig, einfach zu verarbeiten und relativ leicht. Unsere Rückenschmerzen nach dem Rigips-Kauf werden wir trotzdem nie vergessen. :-)
Jetzt kannst Du einfach die Platten von außen an dein Gerüst schrauben. Achte darauf, von unten anzufangen, die Tür und das Fenster auszulassen und zwischen deinen Platten keine Lücken zu lassen. Das wären Schwachstellen, aus denen der Schall hinaus- bzw. hineindringen kann.
Errichte deine Kabine so, dass sie etwas Abstand zu den Hauswänden hat! Da zwei Seiten unserer Kabine relativ nah an der Wand stehen, haben wir diese zuerst komplett mit Rigips verschraubt und anschließend verspachtelt.
Die Spachtelmasse dient natürlich zum Verschließen der Spalten und macht aus den Abrundungen eine glatte Wand. Da diese zwei Seiten keiner zu Gesicht bekommen wird, kannst du in der Optik etwas nachlässig sein. :-) Bei den sichtbaren Wänden solltest Du natürlich ordentlicher arbeiten. Jede Schlamperei wird man für immer sehen!
Im nächsten Teil bauen wir das Fenster in die Kabine und dichten die Wände ab.
Fenster
Für eine Gesangskabine sind zwei schräg eingebaute Plexiglasscheiben eine gute Wahl. Im Eifer des Gefechtes haben wir uns aber für ein echtes Fenster entschieden – ein gutes Fenster hat freilich den Vorteil, dass es etwas dichter ist und dass Du es öffnen oder kippen kannst. Du wirst nicht glauben, wie oft das wirklich gemacht wird – ich bin heilfroh, dass ich mich dafür entschieden habe. Akustisch sinnvoller ist allerdings ein schräger Einbau, was mit einem handelsüblichen Fenster nicht möglich ist.
Da wir das Fenster gleich zu Beginn gekauft haben, lagen uns die richtigen Maße rechtzeitig vor. Dann hieß es nur noch, das Fenster provisorisch auf das Gestell zu stellen und anschließend mit Montageschaum zu befestigen. Das geht wirklich sehr einfach und mit einer Wasserwaage wird alles schön gerade. :-)
Nach kurzer Zeit ist der Montageschaum hart und man hat die unglaubliche Freude, die Reste abzuschaben. Das macht wirklich keinen Spaß, also arbeite lieber gleich etwas sauberer!
Mineralwolle
Ein wichtiges Element für unsere Doppelwand ist das Material zwischen dem Rigips, das den Schall am besten schluckt. Die eindeutige Entscheidung fällt hierbei auf Mineralwolle. Früher verwendete man Steinwolle, dies ist aber ziemlich unangenehm auf Haut und Lunge. Die Mineralwolle ist allerdings auch kein Vergnügen. Wir hatten beide Hautausschlag und Atemprobleme. Sei etwas vorsichtig mit dem Zeug und lass dich im Baumarkt beraten, wie Du sachgemäß damit umgehst.
Die Mineralwolle lässt sich mit einem Teppichmesser prima zurechtschneiden. Diese legst Du nun an den bereits angeschraubten Rigips, sodass möglichst der komplette Hohlraum ausgefüllt ist. Presse das Material nicht zu sehr zusammen, da sonst einerseits mehr Material verbraucht wird, als nötig ist, und andererseits die absorbierende Wirkung verringert wird.
Wände
Ist das Material in den Wänden, kannst Du die zweite Schicht Rigips anschrauben. Natürlich muss auch hier wieder alles verspachtelt werden.
Die Lücken zwischen Decke bzw. Boden und den Wänden haben wir noch einmal mit Silikon abgedichtet. Ich kann dir nur ans Herz legen, hier nicht sparsam zu sein.
Die Wände sind nun soweit fertig und benötigen noch einen schönen Anstrich. Normale Innenfarbe ist hier die richtige Wahl, der Rest ist deiner Kreativität überlassen. Wir haben uns für ein neutrales Weiß entschieden.
Doch was ist nun mit der Decke und dem Boden? Keine Sorge, damit geht es jetzt weiter.
Decke
Zuerst benötigst Du wieder eine Spanplatte (bzw. mehrere miteinander verschraubte Platten) in der Größe der Kabine. Diese wird auf die Kabine gelegt und festgeschraubt. Das kannst Du natürlich auch von unten machen.
Darüber haben wir handelsübliche Deckenpaneele verbaut. Sie lassen sich leicht anschrauben, wiegen wenig, sind günstig und sehen gut aus. Zwischen die Spanplatte und die Paneele solltest Du ganz konsequent wieder Mineralwolle hineinlegen, um eine höhere Absorption zu erzielen.
Die günstigen Paneele sind meistens in einem hässlichen Braun – doch man kann prima darüberstreichen! Wieder mal Geld gespart. :-)
Boden
Der Boden wird fast genau so wie die Decke konstruiert. Für die spätere Kabeldurchführung haben wir ein Loch in einer Ecke der Bodenplatte gebohrt.
Halte das Loch für die Kabel so klein wie möglich, umso weniger Schall kann nach außen dringen.
Über die Spanplatte zogen wir zur Stabilisierung noch einige Holzlatten und schraubten darüber eine weitere Spanplatte. Das stabilisiert den Boden – durch die Isolierung auf der Bodenrückseite gerät unser Gerüst nämlich etwas ins Schwanken und somit ist ein doppelter Boden zwingend notwendig.
Auch durch die zweite Platte wird nun das Loch gebohrt, durch das später die Kabel geführt werden. Zwischen die beiden Spanplatten kommt erneut Mineralwolle. Insgesamt ist der Boden leichter zu bauen, da uns die Schwerkraft nicht daran hindert.
Den Boden verschönern wir mit Parkett. Das sieht super aus und lässt sich leicht verlegen.
Da unsere Kabine nicht sonderlich groß ist, haben wir das etwas teurere, aber dafür schönere Parkett gekauft. Ich bewundere es heute noch täglich. ;-)
Später kannst Du einen einfachen Läufer, also einen kleinen Teppich auf das Parkett legen, wenn Du möchtest. Es geht weiter mit der Tür…
Tür
Die Tür war immer der Punkt, vor dem wir am meisten Angst hatten. Ich muss auch zugeben, dass wir das Türproblem bis heute noch nicht ganz gelöst haben. Wir haben uns für zwei dünne Türen, die hintereinander eingebaut werden, entschieden.
Um das realisieren zu können, brauchst Du genug Platz zwischen den Türen. Im Prinzip ist es erstmal einfach. Du lässt genug Platz in deinem Gerüst für die Tür. Dann setzt du die Tür provisorisch ein und schraubst die Keile ein. Danach kannst Du die Tür einsetzen.
Die Türen sind also relativ schnell eingebaut. Allerdings müssen die Türen möglichst dicht schließen und sich wieder leicht öffnen lassen.
Ein Türschloss mit handelsüblichem Griff zu verbauen, ist recht aufwändig. Deshalb haben wir die Türen sehr knapp bemessen und im Nachhinein einiges vom Holz abgeschliffen. Das hat aber den Vorteil, dass Du die Türen nun nur mit einem handelsüblichen Griff zuziehen musst. Alternativ kann man auch ein Hängeschloss montieren, um die Tür geschlossen zu halten.
Um die Türen dennoch so luftdicht wie möglich zu schließen, sind Türkeile Pflicht – nachdem diese kleinen Kanthölzer angeschraubt sind, solltest Du sie mit Tesamoll bekleben, siehe auf der folgenden Bildkomposition ganz rechts.
Dünne Türen wiegen und kosten wenig, allerdings dämpfen sie den Schall nicht sehr stark. Wenn es dir also hauptsächlich um Schallschutz geht, solltest Du möglichst dicke und schwere Türen einbauen. Dein Grundgerüst muss dieses Gewicht natürlich auch tragen können!
Um generell testen zu können, ob deine Gesangskabine wirklich dicht ist, kannst Du einfach mit einer Taschenlampe von innen über die Schlitze leuchten. Wenn das Licht nicht durchdringt, ist die Kabine schon mal relativ dicht. Überall, wo Licht hindurchkommt, tritt auch Schall nach außen.
Strom
Neben XLR-Buchsen zum Anschluss der Mikrofone in einer Gesangskabine wird eine einfache Steckdose oft vergessen. Durch die zuvor beschriebene »Sandwich«-Bauweise des Bodens kannst Du im Zwischenraum auch die Kabel verlegen.
Einfache Lösung: Führe das Kabel einer 6er- bzw. 3er-Steckdose durch das Loch und lege sie auf den Boden. Eleganter sind hängende Steckdosen – einfach die Kästen kaufen, eine Steckverlängerung durchschneiden und die einzelnen Kabel in die Dosen einfädeln.
Zugegeben ist das etwas Kleinarbeit, aber es sieht professionell aus und liegt nicht Weg herum.
Wir haben uns für vier Steckdosen entschieden. Eine Verteilerdose kann man ja immer noch verwenden, wenn die Buchsen knapp werden.
Nachdem unser Kabelloch aus Akustikgründen sehr klein ausgefallen ist, haben wir den Stromstecker abgeschnitten, dann durch das Loch geführt und anschließend mit einer Lüsterklemme wieder befestigt.
Stagebox
Wenn Du mehr als nur ein Mikrofon und Kopfhörer benötigst, lohnt sich eventuell eine Stagebox. Eine solche Box ist ein Metallgehäuse, in dem mehrere XLR-Buchsen verbaut sind und aus dem am Ende nur ein dickes Kabel hinausführt.
Das hat den Vorteil, dass Du eine übersichtliche Verkabelung hast und dem Kabelgewirr gekonnt ausweichst. Achte auch darauf, nicht nur Eingänge, sondern auch mindestens einen Ausgang in deiner Stagebox zu haben. So kannst du das Kopfhörer-Signal ebenfalls über die Stage Box schicken.
Wenn es dir um Qualität geht, solltest Du die Finger von den ganz billigen Modellen lassen. Wird dein Signal über ein gutes Kabel geschickt, klingt es erheblich besser.
Da aber eine wirklich gute Stagebox schnell im vierstelligen Bereich liegt, habe ich ein Mittelklassemodell für 390 Euro gekauft. Für das Hauptmikrofon habe ich allerdings ein hochwertiges Extrakabel verlegt, das bei drei Metern alleine schon 90 Euro kostet – es lohnt sich.
Raumakustik
Wie am Anfang erwähnt, ist die Akustik das meistunterschätze Thema bei den DIY-Gesangskabinen. Das ist vollkommen paradox, denn der Bestandteil »Akustik«, der in der Bezeichnung solcher Kabinen steckt, sollte doch bereits Hinweis genug sein.
Bei den meisten Gesangskabinen Marke »Do It Yourself« wurde Noppenschaum (ca. 5 cm dick) auf die Innenwände aufgetragen. Das geht schnell und kostet kaum etwas. Zugegeben ist der Raum nun schalltot und erreicht auf den ersten Blick alles, was man für ein Vocal Recording braucht.
Das Ergebnis ist allerdings ein dumpfes Signal mit unglaublich viel Bassanteil. Der Noppenschaum absorbiert zwar die Höhen und schluckt somit den Hall, aber die tiefen und mittleren Frequenzen dröhnen ohne Ende. Das ist der typische DIY-Sound.
Gute Raumakustik
Jetzt mal im ernst. Wir bauen hier ewig an einer wunderschönen Gesangskabine, haben zwei Türen, einen dreifachen Boden mit Parkett, ein Fenster und Doppelwände. Wenn Du jetzt an der Akustik sparen würdest, wäre der Sound mindestens genauso schlecht wie vorher.
Also: Was willst Du aufnehmen? Nur Gesang oder Rap? Nur Sprache oder auch Gitarrenverstärker, akustische Instrumente u.s.w.?
Zuviel Schaumstoff macht deinen Sound zu »tot«. Das funktioniert vielleicht gerade so mit einem Sprecher, aber eine Gitarre kannst Du damit vergessen. Aber auch zu viele harte Reflexionen der Wände machen einen unschönen Sound.
Im Prinzip gibt es zwei Module (»Akustikelemente«), mit denen Du deine Akustik in den Griff bekommen kannst.
Absorber: Schluckt den Schall und besteht meist aus Schaumstoff. Je dicker dieser ist, desto tiefere Frequenzen kann er absorbieren. Wenn Du also zu viel Hall in deinem Raum hast, schafft dieser schallschluckende Absorber Abhilfe.
- Diffusor: Reflektiert den Schall in breiter Fächerung. So beugst Du den harten Reflexionen an den nackten Wänden vor und erhältst einen »schönen« Hallanteil. Ein weiterer Vorteil: Genug von den Diffusoren lassen einen kleinen Raum auch etwas größer klingen. Super für akustische Aufnahmen.
Wo hänge ich einen Diffusor und wo einen Absorber in die Kabine? Und wie viele davon? Diese Fragen sollten unbedingt mit professioneller Hilfe geklärt werden. Nur erfahrene Akustiker können dich sinnvoll beraten und maßgeschneiderte Lösungen erstellen.
Manche Unternehmen bieten einen Service, bei dem Du die Maße, Fotos und ein paar Infos zu deiner noch »nackten« Gesangskabine einschickst. Daraufhin wird dir eine Grafik und/oder ein Video zugesandt, das detailliert aufzeigt, wo wie viele Akustikelemente welchen Typs angebracht werden sollten. Das Video zu unserer Kabine sieht folgendermaßen aus:
Wie Du nun auf unserem Ergebnis sehen kannst, haben wir uns ziemlich genau an die Empfehlung gehalten. Allerdings haben wir nur zwei statt vier Bassfallen angeschafft, damit wir sie auch als Tische verwenden können. ;-) Stattdessen haben wir noch vier Schaumstoff-Absorber für die Ecken angebracht, da diese sowieso noch im Studio lagen.
Zudem haben wir anstatt eines Wechselrahmens unser eigenes Regalsystem gebaut – nur für die Deckenanbringung haben wir dann aber doch lieber die Originalrahmen genommen. Nicht das dem Musiker am Ende so ein Diffusor auf den Kopf fällt!
Schlussgedanken zum Thema Gesangskabine bauen
Bei einem Preis von ca. 2.000 Euro für diesen Raum soll so eine Anschaffung gut überlegt sein. Dieser Aufwand lohnt sich wohl weniger für den Homerecording-Bereich. Wenn dein Budget nicht reicht, aber Du deinen Sound bewusst optimieren möchtest, kannst Du dich vielleicht an folgenden Punkten orientieren:
- Nimm etwas dickeren Noppenschaum (mindestens 15 cm).
- Tapeziere nicht die ganze Fläche mit Noppenschaum.
- Setze auch Diffusoren ein, damit der Raum etwas natürlicher klingt. So entfaltet sich auch die Stimme besser.
- Setze Bassfallen ein, um dem Wummern entgegenzuwirken.
- Im Internet findest du viele DIY-Anleitungen zu den Modulen. Da ich das aber kommerziell einsetzen werde, wollte ich nicht noch mehr heimwerkeln.
Unglaublich aber wahr: Wir sind fertig! Ich bin mit unserer Kabine überglücklich und die viele Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich hoffe, dass Du etwas aus diesem Artikel mitnehmen konntest. Hörbeispiele gibt es in meinen Produktionen, die z.T. auf www.sonnen-studio.net zu finden sind.
Wenn Du Verbesserungsvorschläge hast und deine eigenen Erfahrungen beim Gesangskabine bauen mit allen delamari teilen willst, würden wir uns über dein Feedback unter diesem Artikel sehr freuen! :)
Video Homestudio einrichten: Gesangskabine
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