Trap-Beat erstellen
Von Florian Selzer
Amtlichen Trap-Beat erstellen in wenigen Minuten
Trap? Schon wieder eine neue Musikrichtung? Eigentlich nicht. Die Musikrichtung Trap in ihrer ursprünglichen Form ist eine Abwandlung oder auch eine Weiterentwicklung des Hip Hop. Markante Merkmale eines Trap-Beats sind die massiven Kick Drums und der aggressive, mitreißende Charakter allgemein.
Bereits um die Jahre 2000 bis 2003 waren immer öfter Trap-Beats in Clubs und im Radio zu hören. Der bekannteste Künstler dieser Ära ist unter dem Namen Lil‘ Jon bekannt und inszenierte diese Art seiner Musik als »Crunk«.
Im Laufe der Zeit wurde die ganze Stilrichtung elektronischer und Künstler wie Major Lazer feierten ihren Durchbruch, indem sie Trap-Sound mit Dancehall verknüpften. Der bekannteste Song von allen wurde 2012 erstmals veröffentlicht, kam aber erst 2013 durch das Video des Komikers Filthy Frank zu internationalem Ruhm: Der Harlem Shake von Baauer.
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Hier ist der Trap-Beat, den wir bauen werden:
Trap-Beat erstellen – Trap Producing Tutorial
Trap läuft auf einer Geschwindigkeit zwischen Dubstep (ca. 70 bis 85 BPM) und Hip Hop (ca. 85 – 95 BPM). Für dieses Tutorial habe ich mich für 83 BPM entschieden. Ein solcher Track wirkt erst richtig, wenn die Kick Drum genügend Platz hat, sich völlig zu entfalten – und das erreicht man mit eher niedrigerem Songtempo.
Aufgrund der teilweise sehr schnellen Hihats (später mehr dazu unter dem Punkt „Hihat“) ist es auch üblich, den Beat mit dem doppelten BPM-Wert zu produzieren. Gerade bei Drum-Machines, bei denen der Sequenzer nur 16tel Noten hergibt, ermöglicht das doppelte Songtempo 32tel setzen zu können. Die Kick Drum wird dann nur noch auf den ersten Beat des Taktes (1/4) statt auf den ersten und den dritten gesetzt. Die Snare Drum wird nur auf den dritten Beat anstatt auf den zweiten und vierten gesetzt.
Nutzt Du jetzt alle verfügbaren Steps, hast Du 32tel für die restliche Percussion.
Ghosthack Hybrid Trap Essentials: Dein Trap-Beat-Starterkit
Im Ghosthack Hybrid Trap Essentials Sample-Pack steckt alles, was das Produzentenherz höher schlagen lässt: angefangen bei fetten Bässen, über messerscharfe Leads, bis hin zu erstklassigen Drum-Shots und Loops – alles, was Du benötigst, um direkt in die Produktion deines Beats einsteigen
zu können.
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Trap lebt von seiner wuchtigen Kick und deren Bass. Hierfür eignen sich sowohl die Kick Drum aus der 808 oder die aus der 909, da bei beiden der Bass sehr ausgeprägt ist. Im Allgemeinen sind alle Sounds einer TR808 oder TR909 gut geeignet, um damit einen Trap-Beat zu erstellen.
Wer genau darauf achtet, wird genau diese Sounds in vielen Trap-Produktionen wiedererkennen
Gerade die Kick Drum muss sehr präsent sein und mit genügend Druck daherkommen. Ich habe mich für eine typische 808-Kick entschieden, da sie einen sanften und klaren Bassanteil hat, der gleichzeitig richtig zu drücken weiß.
Wichtig ist, dass der Kick ausreichend Attack mitgegeben wird, damit die Transienten zu hören sind. Das verhindert, dass deine Kick im Mix im Hintergrund verschwindet. Auch auf die Länge des Ausschwingvorgangs ist zu achten: Hier kann gerne etwas „Luft“ gelassen werden, damit sie lange ausklingt.
Da der Bassanteil im Track hauptsächlich auf der Kick lastet, ist es nicht verkehrt, diese in verschiedenen Tonhöhen zu spielen. Damit lässt sich eine Alibi-Bassline kreieren.
Ebenfalls sehr gefragt bei einem Trap-Beat ist eine durchsetzungsfähige und richtig knallende Snare Drum. Die Sounds aus 808 und 909 bieten sich auch hier an, denn diese Snares sind druckvoll in den unteren Mitten. Durch die kratzigen, verzerrten Mitten und Höhen setzten sie sich im Mix zusätzlich gut durch.
Oft wird die Ausklingzeit der Snare Drum kurz gehalten. Für mehr Abwechslung kannst Du auf unterschiedliche Snares und Claps zurückgreifen.
Die Hihat ist bei vielen Trap-Beats ein markantes Stilmittel. Sie läuft teilweise auf 16teln, dann wie-der auf 32tel oder sogar 64tel und das dann auch mal gerne triolisch. Um die Hihat sehr schnell laufen lassen zu können, darf sie kurz gehalten werden. So sind die Transienten gut zu hören und es kommt nicht zu einer starken Überlagerung der Sounds.
Einige Tracks verzichten hingegen fast ganz, bzw. in bestimmten Passagen gleich ganz auf die Hihats. Das kannst Du ebenfalls verwenden: Gerade nach einem Drop, wenn Bass und Leadsound ihre volle Wirkung entfalten, kannst Du die Hihats weglassen, da diese ablenken würden.
Crash- und Ride-Becken, Rimshots oder andere Percussion-Klänge lassen sich sehr gut in Trap-Beats einbauen. Du kannst beispielsweise die Kick Drum mit einem Crash oder Ride unterstützen. Rimshots, Bongos und Toms eignen sich insbesondere für Breaks oder um allgemein mehr Abwechslung in deinen Beat zu bringen (mehr dazu unter dem Punkt „Breaks/Veränderungen“).
Achte darauf, deine Patterns nicht zu überladen. Die Kick Drum sollte genügend Platz haben, um ausschwingen zu können. Schnell aufeinanderfolgende Doppelschläge der Kick Drum benutze ich gerne am Anfang und gelegentlich auch zwischen dem zweiten und dritten, oder dritten und vierten Takt.
Die Snare Drum kommt wie auch bei anderen Musikgenres auf den zweiten und vierten Beat im Takt. Doch auch Zwischenschläge, also eine Snare arrhythmisch gespielt, sind nicht verkehrt.
Damit der Song nicht zu hektisch wird, habe ich die Hihats bewusst nicht zu schnell laufen lassen. Wer es etwas bewegter mag, kann auch auf 64tel zurückgreifen. Das sollte jedoch nicht zu oft und vor allem nicht durchgängig eingesetzt werden.
Andere Klänge aus der Ecke der Percussion werden als Lückenfüller verwendet. Oder auch um andere Sounds, wie zum Beispiel die Kick Drum zu unterstützen. Ich habe in meinem Beat kleine Akzente mit einem Rimshot in der Mitte und am Ende des Patterns gesetzt.
Die Kick und die Snare kommen straight und ohne Swing am besten. Schließlich sollen sie „in your Face“ klingen und on Point sein. Bei Hihats, Percussions, oder auch dem Lead-Sound bist Du zum Experimentieren eingeladen.
Hier kann etwas Swing (bis zu 10%) deinen Track aufwerten. Aber Vorsicht! Zu viel Swing lässt deinen Track schnell undefiniert und lasch klingen.
Die Lead-Sounds im Trap sind eher schlicht und dienen hauptsächlich als Unterstützung für die massiven Drums. Oft läuft nur ein einziger Sound mit Achteln und nur vier unterschiedlichen Noten mit. Kurze und knackige Sounds sind hier gefragt, besonders glockenähnliche Klänge finden oft Verwendung. Wer sich die Arbeit etwas leichter machen möchte, greift auf den Arpeggiator zurück.
Bei elektronischem Trap ist der Leadsound sehr prägend. Nach einem ständigen Aufbau des Tracks kommt es dann, ähnlich wie im Dubstep, zu einem „Drop“ (Höhepunkt des Spannungsaufbaus). Der Lead-Sound entfaltet hier seine volle Wirkung.
Ein beliebtes Element in Trap-Beats sind die Vocals. Es gibt Tracks, auf denen gerappt wird, andere kommen wiederum fast ohne ein Wort aus. Aber nur fast.
Beliebt sind kurze Vocalshouts („Hey“, „Yeah“) oder auch kurze Sätze und Statements, wie man es noch aus Techno und House kennt. Du kannst gerade an dieser Stelle deinen ganzen Ideenreich-tum ausleben. Hoch oder runter pitchen, Stutter-Effekte oder anderes – eine Regel gibt es hier nicht. In meinem Beispielsong habe ich die Vocalshouts runtergepitched, da es besser zur Grund-stimmung gepasst hat.
Trap verlangt viel Abwechslung. Da die Anzahl der verwendeten Sounds eher minimalistisch ist, empfiehlt es sich, zusätzlich zum grundlegenden Pattern viele abwechslungsreiche Varianten zu erstellen.
Mit mehreren Snares oder unterschiedlichen Hihats kann hier viel erreicht werden. Baue kleine, aber wirksame Änderungen in deine Patterns zum Ende des Taktes ein. Beispiel: Eine zweite Snare im 1/8- oder 1/16-Takt laufen lassen und die Hihats schnell machen.
Hast Du dir genügend Patterns erstellt, müssen diese noch zu einem spannenden Songarrangement angeordnet werden. Achte darauf, eine leicht steigende Spannungskurve zu erzeugen, indem Du zum Beispiel anfangs weniger Sounds verwendest oder auch erst mal ganze Instrumente weg lässt. In der Mitte des Songs baust Du dann einen Drop ein, der aus dem Vollen schöpft und in welchem alle Drums und Instrumente präsent sind.
Durch gelegentliches Stummschalten einzelner Sounds kannst Du sehr einfach Abwechslung in deine Produktion bringen. Achte darauf, dass der Song nicht zu langweilig dadurch wird.
Hier ist unser fertiger Trap-Beat: