Grundlagen MIDI & Sequenzer
Von Fabian Eckert am 20. Januar 2020
Was ist MIDI?
Hinter MIDI (»Musical Instrument Digital Interface«) steckt der seit gut 30 Jahren (!) in seinen Grundzügen unveränderte Standard für den digitalen Datenaustausch zwischen musikalischem Equipment. Das Interface wird von der MIDI Manufacturers Association (MMA) gepflegt. Alle offiziellen MIDI-Standards werden gemeinsam von der MMA in Los Angeles und dem MIDI Committee der Association of Musical Electronics Industry (AMEI) in Tokio entwickelt und veröffentlicht. 2016 gründete die MMA die MIDI Association (TMA), um eine globale Gemeinschaft von Menschen zu unterstützen, die mit MIDI arbeiten, spielen oder kreieren.
Das MIDI-Protokoll kannst du dir wie eine eigene Sprache vorstellen, mit dem sich Geräte und Programme verständigen und in der die MIDI-Daten übertragen werden sollen. Vom Synthesizer über Musiksoftware aller Art bis hin zum modernen DJ-Controller nutzt nach wie vor die überwältigende Mehrheit der Hard- und Software dieses System.
- Note an/aus (»Note On/Off«)
- Tonhöhe (Beispiel: C1)
- Anschlagstärke (»Velocity«, Beispiel: 63)
MIDI Sequencer nutzen und verstehen
Mit der »Note On« weist ein Gerät bzw. eine Software den empfangenden Klangerzeuger an, einen Ton abzuspielen. »Note Off« sendet wiederum den Befehl, dass der Ton nicht mehr abgespielt werden soll. Somit wird die Länge der gespielten Note gekennzeichnet. Die zweite, stets mit Note On/Off verknüpfte Information kennzeichnet die Tonhöhe. Der MIDI-Empfänger muss ja schließlich wissen, welche Note in welcher Oktave gespielt bzw. gestoppt werden soll.
MIDI: Melodik, Rhythmik & Dynamik
Der dritte wichtige Informationsschnipsel ist die Anschlaghärte (»Velocity«). Dabei wird ein Wert von 1 bis 127 gesendet, da für alle MIDI-Werte eine Auflösung von 128 Schritten (inklusive der 0) zur Verfügung steht.
MIDI-Dateien (Standard-Endung ».MID«) können ganze Songs mit mehreren Spuren beinhalten und werden digital gespeichert. Durch ihren geringen Speicherbedarf ist die Archivierung, das Versenden und der Austausch zwischen Geräten bzw. Musikprogrammen ein Einfaches.
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Wie gelangen MIDI-Daten in den Computer?
Das häufigste Szenario: MIDI-Daten werden von einem Controller in den Computer geschickt. Hierzu wird ein MIDI-Eingang am Audio-Interface benötigt, falls der Controller diesen nicht selbst zur Verfügung stellt.
MIDI-Keyboards mit Klaviaturen stellen das klassische Eingabewerkzeug dar. Bei den Pads von MPC, Maschine und Co. geschieht allerdings im Prinzip dasselbe. So ist in der Standardeinstellung jeder Taste bzw. jedem Drum Pad eine eigene MIDI-Note zugeordnet. Durch Anschläge werden Note-On/Off-Befehle auf der entsprechenden MIDI-Note gesendet. Der MIDI-Empfänger, also beispielsweise das virtuelle Instrument, wird angewiesen ein oder mehrere Audio-Samples abzuspielen, die dieser MIDI-Note (dem Pad) vorher zugewiesen wurden. Das lässt sich in variabler Lautstärke je nach Härte des Anschlags umsetzen.
Damit MIDI-Steuersignale in den Rechner gelangen, müssen sie per Kabel übertragen werden; es existieren auch exotischere Funklösungen. Früher wurden ausschließlich die fünfpoligen DIN-Kabel zur Verbindung mit den entsprechende Buchsen (die linke der beiden großen Anschlüsse im Bild rechts) verwendet, wohingegen MIDI heute immer öfter per USB übertragen wird. Nicht selten geht man auf Herstellerseite sogar so weit, auf die althergebrachte Verbindungsart zu verzichten und stattdessen ausschließlich USB zu nutzen.
Was ist ein Sequenzer
Ein Sequenzer ist ein Gerät oder ein Musikprogramm, mit dem Du Rhythmen und ganze Songs erstellst. Diese in Taktschritte unterteilten Sequenzen werden in einer festgelegten Geschwindigkeit abgespielt. Ein Sequenzer allein gibt keine Klänge von sich, er ist lediglich ein Container, in dem alle MIDI-Informationen gespeichert werden. Die Rhythmen und Melodien (MIDI-Informationen) werden erst durch Klangerzeuger (Instrumente) in Hörbares vertont.
Sequenzer gibt es in Form von Hardware oder Software
Der Begriff des Sequenzers wird sehr uneinheitlich verwendet – entweder für 1.) dedizierte Hardware, 2.) dedizierte Software oder 3.) lediglich eine Funktion bestimmter Programme bzw. Geräte.
Hardware-Sequenzer
Zum einen gibt es Klangerzeuger mit integriertem Sequenzer, zum anderen eigenständige Geräte, die nur die Rhythmen speichern. In der Anfangszeit nutzten Hardware-Sequenzer eine analoge Steuerspannung (»CV« für »control voltage«) für die Übermittlung der Noteninformationen. Seit den frühen 80er-Jahren wurden diese zunehmend durch MIDI ersetzt. Heute gibt es Geräte, die beide Methoden beherrschen, wie das folgende Gerät.
Der Arturia KeyStep Pro ist ein beispielhafter Vertreter seiner Gattung. Er funktioniert als kompakter Tastencontroller für Softwareinstrumente über USB oder als Hardware-Expander über USB und MIDI oder für Analoggeräte über Control Voltage.
Software-Sequenzer
In der jüngeren Vergangenheit erfreuen sich Software-Sequenzer durch ihren Bedienkomfort dank Maus und großem Bildschirm enormer Beliebtheit. Die Sequenzierung von Songs und Rhythmen spielt sich hier hauptsächlich in der sogenannten Pianorolle ab, in der Noten in Form von Balken auf einer Klaviatur angezeigt werden.
Vertikal werden die MIDI-Noten in Halbtonschritten dargestellt, während sich horizontal die Zeitleiste in einem Raster für die Zählzeiten der eingestellten Taktart erstreckt. Anders als bei einem einfachen Step-Sequenzer stehen hier Möglichkeiten zur komplexen Ausarbeitung der Rhythmik und Melodik offen. Beispielsweise beliebig lange und überlappende Noten, Akkorde, Verlaufskurven für Lautstärke oder Effektparameter, fließende Tempoänderungen, Taktwechsel und vieles mehr.
Moderne Software-Sequenzer können aber nicht nur MIDI-Daten verarbeiten. Sie bieten zudem alternative Ansichten zur Bearbeitung, eigene Klangerzeuger (virtuelle Instrumente) und übernehmen die Aufgaben einer klassischen Bandmaschine bei der Aufzeichnung, Wiedergabe und Bearbeitung von Audio.
Step-Sequenzer
Step-Sequenzer sind gerade für elektronische Musik geeignet
Eine im Beat Making beliebte Unterart der Sequenzer ist der so genannte Step-Sequenzer. Bei diesem ist der programmierbare Bereich zumeist in einen 4/4-Takt und dementsprechend 16 Taktschritte (»Steps«) unterteilt. Die Eingabemöglichkeiten dieser Art von Hardware oder Software sind etwas übersichtlicher, was den besonderen Reiz für die Produktion elektronischer Musik ausmacht. Bei Techno, Trance und House wird beispielsweise die Bass Drum auf jede 1. Zählzeit (somit Step 1, 5, 9 und 13) und die Hihat auf jede 3. Zählzeit (Steps 3, 7, 11 und 15) gesetzt.
MIDI zu Audio machen
Zur Vertonung von MIDI-Daten aus deinem Software-Sequenzer braucht es Klangerzeuger, die entweder in Form von externer Hardware (eigenständige MPC, Drum Machine, Hardware-Sampler etc.) oder virtuellen Instrumenten (Plugins oder eigenständige Programme) daherkommen. Was Software-Lösungen angeht, sind die Flexibilität und klanglichen Möglichkeiten inzwischen sehr verlockend, eine Auswahl und weitere Informationen hierzu findest Du bei uns im Bereich Beat Maker.
Der Ausgang der betreffenden MIDI-Spur wird einem Klangerzeuger zugewiesen (»geroutet«), dann sendet sie alle MIDI-Noten an diesen. Der Klangerzeuger macht aus den Steuerbefehlen anschließend die hörbaren Töne.
MIDI zu Audio: Hardware vs. Software
Plugins und virtuelle Instrumente lassen sich unmittelbar im Rechner in deine Tracks einbinden, ohne dass der Sound erst über das Audio Interface also MIDI digitalisiert und aufgenommen werden muss. Zudem werden die Sounds und Einstellungen als Bestandteil eines Projekts gespeichert; im Gegensatz dazu musst Du bei vielen externen Klangerzeugern sämtliche Regler- und Schalterpositionen wieder von Hand rekonstruieren. Nicht zu vergessen, dass Plugins meist viel günstiger sind als Hardware mit vergleichbarem Funktionsumfang.
MIDI-Spuren an Keyboards schicken
Falls die Melodien und Rhythmen aus deinem Software-Sequenzer von einem externen Klangerzeuger wiedergegeben werden sollen, dann müssen die MIDI-Daten aus dem Computer über eine entsprechende Verkabelung heraus.
Hierzu wird zunächst der physikalische MIDI-Ausgang an deinem Audiorechner (meistens an der Soundkarte) via Kabel mit dem MIDI-Eingang am Klangerzeuger verbunden. Die MIDI-Spur in der Software wird auf den MIDI-Ausgang der Karte geroutet. Daraufhin sollten die Noten aus dem externen Gerät ertönen. Mehr dazu im Infokasten rechts.
Jetzt aber nicht vergessen, den Audioausgang der externen Hardware mit deiner Abhöre zu verbinden, denn sonst wirst Du nichts hören können.
Fazit: Was es noch zu MIDI & Sequencern zu sagen gibt
Vielleicht stellst du dir die Frage: „Warum kann ich nicht einfach die Audiosignale aller meiner Geräte anschließen und auf digitale Interface verzichten? Ist das nicht einfacher?“
Im Endeffekt sind die Aufnahmen von nur Audiospuren im Vergleich zu einem gut bearbeiteten MIDI-Setup sehr begrenz.
Die wahre Stärke des Interfaces besteht darin, dass es eine kontinuierliche Bearbeitung von Sounds und Performance ermöglicht, ohne dass der Part erneut gespielt werden muss.
Gefällt dir der Klavierklang noch nicht so gut? Dann erzeuge einfach einen Neuen. Hast du deine Meinung über die Akkordfolge geändert? Bearbeite die MIDI-Sequenz erneut und löse den Sound nochmals aus. Dies sind nur einige der Möglichkeiten, wie MIDI deinen Workflow unterstützt.
Selbst die einfachsten MIDI-Loops können im Handumdrehen zu einer vollständigen Mehrspur-Session ausgebaut werden. Das Interface bietet dir Zugriff auf jeden Sound, den du für deinen Track benötigst und die gesamte Editierleistung, die du brauchst, um deinen Workflow schnell und reibungslos zu gestalten
Einfach ausgedrückt – MIDI hilft dir, deine Leistungen besser und in kürzerer Zeit zu machen.
Nun hast du die Leistungsfähigkeit von MIDI kennengelernt und kannst direkt in deinem eigenen Homestudio loslegen und das Interface ausprobieren.