Kygo – Stole the Show (Soundalike-Tutorial)
Von Daniel Stark am 30. Januar 2019
Soundalike: Kygo – Stole the Show
In diesem ausführlichen Tutorial werden wir uns einen Soundalike anhand von Kygo “Stole the Show” erarbeiten – erfahre mehr zu Struktur und Grundlagen des Musikgenres Tropical House. Wir nutzen hierfür das Musikprogramm FL Studio, das die meisten benötigten Soundsvon Haus aus mitbringt. Selbstredend kannst Du die hier beschriebenen Schritte in jeder anderen DAW ebenfalls nachstellen.
Vorneweg: Je nach genutzten Samples wird sich das Endprodukt klanglich verändern. Je näher Du an den Sound des Originals heranmöchtest, desto mehr Zeit musst Du in das Aussuchen von Samples investieren. Hierzu kannst Du gerne auf unsere umfangreiche Sammlung mit free Samples zurückgreifen.
Sollte dir noch das ein oder andere virtuelle Instrument fehlen, so wirst Du sicher bei den free VST Plugins fündig werden.
PASSEND DAZU
- Studio One Mixing & Mastering: Tutorial in einfachen Worten
- Studio One: Integration von Melodyne
- Studio One Tutorial: Ersten Song erstellen
- PreSonus Studio One 2 Tutorial: Benutzeroberfläche
- Elektronischer Bass im House-Stil (Tutorial)
Experimentieren mit Sounds
Jedes Instrument kann durch einen anderen Sound ersetzt werden. Ausprobieren und vergleichen ist angesagt. Für dieses Tutorial versuche ich, möglichst viele von FL Studio mitgelieferte Effekte und Sounds zu verwenden – unabhängig davon, ob es an anderer Stelle vielleicht passendere gäbe.
Fakten zu Kygo “Stole the Show”
Der Originalsong läuft mit 100 beats per minute (BPM/Schläge pro Minute). Das passt genau in das Musikgenre Tropical House, in dem es normalerweise zwischen 100 BPM und 110 BPM zugeht.
Das langsame Tempo ist eines der charakteristischen Züge, welche dieser Musikstil mit sich bringt.
- Kygo – Stole the Show
- BPM: 100
- Taktart: 4/4
- Tonart: B-Dur
1. Songstruktur von Kygo: Stole the Show
Bevor es mit dem Producing losgeht, schauen wir uns einen Plan der Songstruktur von Kygo “Stole the Show” an. Für unser Tutorial kopieren wir diese, Du kannst für deine Songs aber natürlich deiner Kreativität freien Lauf lassen.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es keine eine Songstruktur gibt, die immerzu funktioniert – auch nicht im Tropical House.
Hier die Map zum grundsätzlichen Aufbau und der Instrumentalisierung des Originals (und unseres Soundalikes):
Auf dem Weg zum Chorus
Der Refrain beginnt fast immer mit einem kleinen Intro, das die Melodie in einfacher Form präsentiert und den Song zum Drop hinleitet. Mit dem Drop setzen weitere Stimmen und Percussion-Sounds ein und der weiche, flächige Sound wird rhythmischer.
Vor der normalisierten Songstruktur anderer Genre unterscheidet sich noch, dass es in der Regel keine Bridge (auch Middle Eight genannt) gibt, sondern einzig Strophe und Drop(/Refrain) im Wechsel spielen.
Allgemeiner Tipp: Oft ist es einfacher, erst die Tonfolge in die Piano Roll einzufügen, um später den Klang des jeweiligen Plugins zu verfeinern. Schließlich muss der Sound passend für diese Tonfolge werden.
INFO
Das Projekt wurde schon vor dem Schreiben dieses Tutorials erstellt. Daher finden sich auch andere Instrumente und Audiospuren in den Screenshots. Diese brauchen nicht zu interessieren. Wir werden im Verlauf dieses Artikels noch alles im Detail besprechen.
2. Drums & Percussion
Im Tropical House spielen die rhythmischen Elemente wie Drums und Percussion eine sehr wichtige Rolle. Die Vielfalt an genutzten Sounds ist groß. Sie bilden sie das Grundgerüst und sind für Viele die eigentliche Schwierigkeit beim Producing.
So werden alleine in diesem Stück zwei Kick Drums, sowie Snare Drum, Snap, Rimshot, Tamburin, Shaker, drei Hihats und zwei Becken verwendet. Zusätzlich werden in dem kürzlich populär gewordenen Stil auch viele Soundeffekte (SFX) integriert, die vereinzelt eingesetzt werden.
2.1 Kick Drum
Kygo baut gleich zwei unterschiedliche Kick Drums im Song ein. Eine kommt gefiltert gleich zu Anfang, während des Drops und im weiteren Verlauf des Songs auch in der Strophe. Die Andere Bass Drum lässt sich kurz vor dem Drop hören.
2.1.1 Kick Drum 1
1. Bei der Auswahl der ersten Kick Drum ist wichtig:
- runder Klang
- komprimierter Schlag
- keinen akkustischen Sound
Ich habe die DNC Club_Kick aus der gegebenen Samplebank in FL benutzt. (Packs\Legacy\Drums\Dance\DNC Club_Kick)
2. Beim Drop und danach wird die Kick auf jede Zählzeit gespielt (Four to the Floor). Nur zu Beginn, von Takt 9-16 und mit Ausnahme von Takt 55-58, sieht das Schema anders aus:
3. Lade den Fruity Parametric EQ 2 und hebe die Tiefen leicht an, um einen basslastigeren Klang zu erzeugen.
4. Lade den Soundgoodizer, einen kombinierten Maximizer/Enhancer auf den Kanal im Mixer und drehe den Regler auf “10 Uhr” zurück.
Tipp: Der Soundgoodizer besitzt die Engine des Maximus und dessen vier Presets. Der Regler stellt den LMH-Mix-Regler des Maximus da
5. Lade den Fruity Filter.
- Der erste Regler (cutoff frequency) muss auf “9 Uhr” gedreht werden
- Drehe die Resonanz (Resonance) ganz zurück
- Drehe den High Pass-Drehregler auf “halb 10 Uhr” zurück
6. Klicke im Mixer mit Rechtsklick auf den Regler hinter “Fruity Filter” und wähle “create automatic clip” aus.
- Stell die Kurve bis Takt 26 auf 100% ein. Danach auf 0%. Dadurch wird der Filter-Effekt ab Takt 26 deaktiviert.
- Kürze bzw. verlängere den Clip auf 46 Takte (von Takt 1 bis 46). Kopiere den “automation clip” und platziere ihn dahinter. Schneide Takt 76 bis Takt 83 mit dem Cut-Tool raus. Ziehe die geteilten Stücke den Clips zusammen. Dadurch, dass es vor dem zweiten Drop kein Intro gibt, muss auch dieser Part im Clip übersprungen werden.
Zum besseren Verständnis, schaue dir das zweite Bild unter dem nächsten
Punkt an.
7. Erstelle ebenfalls einen “automation clip” für das “channel volume” (Kanallautstärke) links neben “DNC_Clubkick” im “channel rack”.
- Stelle die Kurve bis Takt 26 auf 39% ein. Danach auf 83%.
- Kürze auch diesen Clip.
8. Einsatz:
- Takt 9 – (inkl.) 16 (Intro)
- Takt 22-25
- Takt 38-45
- Takt 47-54 (außer auf der letzten Zählzeit in Takt 54)
- Takt 55-58 (Intro)
- Takt 59-62
- Takt 68-71
- Takt 76-91
2.1.2 Kick Drum 2
1. Bei der Auswahl der zweiten Kick Drum ist wichtig:
- relativ natürlicher Klang. D.h. nicht hörbar synthetisch erzeugt
- tiefer Klang
Ich habe die “RD Kick” aus der gegebenen Samplebank in FL benutzt.(Packs\Drums\Kicks\RD Kick)
2. Die Kick wird vier Takte vor dem Drop (ab Takt 34) bei jeder Zählzeit gespielt. Sie endet einen Takt vor dem Drop mit einem einem Schlag zum Break (erste Zählzeit von Takt 37):
3. Lade den Fruity Reeverb 2 auf den Kanal im Mixer.
- Der Size-Regler wird auf ein Viertel bei 9 Uhr gestellt
Dadurch wird der Klang der Kick nicht zu flächig, sondern komprimiert sich wieder mehr auf den Attack.
4. Lade den Soundgoodizer auf den Kanal im Mixer (wie bei der ersten Kick):
- Drehe den Regler auf 10 Uhr zurück
- Drehe im Mixer den Regler hinter “Soundgoodizer” um ein Viertel zurück
5. Lade den Fruity parametric EQ 2 (wie bei der ersten Kick):
- Hebe die Tiefen leicht an, um einen dumpferen, basslastigeren Klang zu erzeugen
6. Einsatz:
- Takt 34-36 und erste Zählzeit von Takt 37
2.2 Tamburin
Besonders wichtig beim Tropical House ist das Tamburin mit seinem schillernden Klang. Dieser passt perfekt ins Genre und ist (gerade bei Kygo) fester Bestandteil im Drop.
1. Bei der Auswahl des Tamburins ist wichtig:
- Ein klarer Sound, ohne sonstige Störgeräusche des Instruments
(anhand des Hörbeispiels ist klarer, was gemeint ist) - Klar vernehmbarer Attack (Höhepunkt am Anfang, danach ausklingend)
- hohe Frequenzen
Ich habe das RD Tamb 2 aus der gegebenen Samplebank in FL benutzt.
(Packs\Drums\Percussion\RD Tamb 2)
2. Das Tamburin wird Offbeat gespielt, also gegen den Beat (Zählzeit: “und” – 1 und 2 und 3 und 4 und).
3. Einsatz:
- Takt 38-45
- Takt 51-62
- Takt 76-91
4. In Takt 30 und 72 wird das Tamburin-Sample “Tamb Presses” aus der Maschine Library als Soundeffekt genutzt. Das Sample ist in FL Studio nicht enthalten.
Im Soundbeispiel wurde der Fruity Reeverb 2 als Effekt benutzt.
2.3 Snap
Ein Snap ist im Grund die Aufnahme eine Fingerschnippens. In diesem Song wird es wie eine Snare Drum eingesetzt.
1. Ich habe das Snap 05-Preset von Drumpad genutzt. (Plugin presets\Generators\Drumpad\Snap 05)
2. Die Snap wird auf die Zwei und die Vier gespielt, ganz so wie ein Drummer in einem “normalen” Beat die Snare Drum einsetzen würde.
3. Einige Einstellungen am Plugin müssen getätigt werden, um den Sound zu verfeinern:
- Mallet: Amplitude auf 90%, Decay auf 65%
- Membrance: Size auf 13,5%
- Middle: Frequency auf 80%
- Velocity: Mallet Amplitude auf 65%
4. Lade den Fruity Reeverb 2 auf den Kanal im Mixer. Der Hall ist bei Drums und Percussion ebenso wichtig, um einen flächigeren und bindenden Sound zu bekommen.
- Lade das Preset “Cathedral”
- Drehe den DEL-Drehregler (Predelay) auf 0% zurück
5. Einsatz:
- Takt 42-45
- Takt 80-91
2.4 Hihat
Während des Arrangements kommen drei unterschiedliche Hihats zum Einsatz. Die zweite Hihat ist eher als Soundeffekt einzustufen.
2.4.1 Hihat 1
1. Bei der Auswahl der ersten Hihat ist wichtig:
- Ein klarer Sound, keine Mischung verschiedener, akustischer Klänge
- Abgedämpft (closed Hihat), aber leichter Nachklang
- Relativ hoch im Klang, komprimiert auf einen Schlag
Ich habe die Grv CH 07 aus der gegebenen Samplebank in FL benutzt.
(Packs\Drums\Hats\Grv CH 07)
2. Es gibt zwei Pattern, die von dieser Hihat gespielt werden. Einmal wird die Hihat auf jede Zählzeit gespielt:
Das andere Mal auf jede zweite Zählzeit:
3. Lade wieder den Fruity Reeverb 2 auf den Kanal im Mixer
- Drehe “Size” auf 55% auf
- Ziehe den “Dry”-Fader auf 80% herunter
4. Einsatz:
- Takt 30-36 und erste Zählzeit von Takt 37
- Takt 38-45
- Takt 76-91
2.4.2 Hihat 2
1. Bei der Auswahl der zweiten Hihat ist wichtig:
- nicht abgedämpft, open Hihat
- passender Klang zwischen den beiden anderen Hihats ist notwendig. Teste dich durch, wenn Du andere Samples verwenden möchtest.
Ich habe die Grv CH 05 aus der gegebenen Samplebank in FL benutzt. (Packs\Drums\Hats\Grv CH 05)
2. Die Hihat wird alle zwei Takte nach der vierten Zählzeit auf die “Und” gespielt:
3. Lade wieder den Fruity Reeverb 2 auf den Kanal im Mixer
- Lade das Preset “The Venue”
4. Einsatz: Takt 30-35
2.4.3 Hihat 3
1. Bei der Auswahl der zweiten Hihat ist wichtig:
- geschlossene Hihat
- kein Hall
2. Die Hihat wird Offbeat (auf die “Und”) gespielt:
3. Einsatz: Takt 47-63
2.5 Snare Drum
Die Snare wird gezielt, fast schon als Effekt in der Strophe eingesetzt. Sie ist bei “Stole The Show” kein fester Bestandteil des Drumsets bzw. der Drum Loops.
1. Ich habe die “707 Snare” aus der gegebenen Samplebank in FL benutzt.(Packs\Drums\Snares\707 Snare)
2. Die Snare wird in jedem Takt auf die dritte Zählzeit gespielt:
3. Lade wieder den Fruity Reeverb 2 auf den Kanal im Mixer
- Lade das Preset “Cathedral”
- Ziehe den DRY-Fader auf 30% herunter
- Drehe den DEL-Drehregler (Predelay) auf 0% runter
4. Lade den Fruity Filter
- Stelle die Resonanz (“Resonance”) auf 0%
- Drehe den High Pass-Regler auf 3 Uhr
5. Einsatz: Takt 55-62
2.6 Rimshot
Wie auch die Snare ist der Rimshot mehr punktuell zur Unterstützung eingesetzt. Er ist kein üblicher Sound im Tropical House, kommt also eher selten in anderen Musikstücken des Genres zum Einsatz.
1. Ich habe den “SideStick RnB A” aus der Maschine Library genutzt. Zusammen mit den Crashs und den Shakern ist der Rimshot eines der Samples in diesem Tutorial, welches nicht in FL Studio 12 zur Verfügung steht.
2. Der Rimshot wird in jedem Takt auf die dritte Zählzeit gespielt:
3. Lade wieder den Fruity Reeverb 2 auf den Kanal im Mixer.
- Lade das Preset “Cathedral”
- Ziehe den DRY-Fader auf 40% herunter
4. Einsatz:
- Takt 34-36
2.7 Shaker
Zwei Shaker spielen im Wechsel. Bei einem echten Shaker unterscheidet sich der Klang, wenn das Instrument hoch bzw. runter bewegt wird.
1. Ich habe die “Shaker Silencer 1” und “Shaker Silencer 2” aus der Maschine Library genutzt.
2. Die beiden Shaker spielen jede halbe Zählzeit im Wechsel:
3. Lade wieder den Fruity Reeverb 2 auf einen gemeinamen Kanal der Shaker.
- Lade das Preset “Small Studio”
4. Einsatz:
- Takt 59-62
- Takt 69-71
- Takt 76-91
2.8 Crash/Becken
Crashs und umgekehrte Crashs (Reverse Crash) werden in den meisten elektronischen Stilen verwendet, um kurze Spannungsanstiege zu erzwingen und zu Drops, Breaks oder deren Enden hinzuleiten.
In diesem Fall benutze ich eine RevCrash (umgekehrte Crash zum Spannunganstieg) und eine normale Crash.
Diese hab ich als Samples eingefügt und an die nötigen Stellen gerückt. Damit haben wir weniger Aufwand betrieben als Kygo selbst, der zusätlich verschiedene Samples verwendet. Du kannst für dich selbst entscheiden, wie viel Abwechslung durch verschiedene Drum-Samples in das Projekt soll.
Info:
Passende Becken sind oft schwer zu finden. Kostenlose Sample-Packs können da weiterhelfen. Einfach mal unseren Fundus mit Free Samples durchstöbern.
Einsatz der RevCrash (“RevCrash SmackIt” aus der Maschine Library):
- Takt 25 auf 26
- Takt 37 auf 38
- Takt 45 auf 46
Einsatz der Crash (“Crash WantGentle” aus der Maschine Library):
- Takt 37
- Takt 46
3. Bassline
Die Bassline ist in diesem Song recht einfach aufgebaut und besteht aus nur einer Stimme, für die selbst ein monophoner Synthesizer ausreichen würde. Im Tropical House liegt der Fokus auf Melodie und Drums. Basslastige Drops gibt es in diesem Stil nicht. Trotzdem ist eine Bassline unverzichtbar für einen fertigen Song – und den richtigen Groove.
1. Bei der Auswahl des Basses ist wichtig:
- nur dezent hörbare Höhen und Mitten
- Bassline soll einzig als Fundament dienen
Theoretisch reicht das Plugin 3xOSC und alle vergleichbaren virtuellen Synthesizer aus. Es gibt einige Presets in FL Studio, die getestet werden können. Ich habe das Default-Setting (Grundeinstellung) des Harmless-Plugins genutzt und mit einem Equalizer bearbeitet. (Plugin database\Generators\Synth classic\Harmless)
2. Die Stimme wird wie folgt aufgebaut:
3. Im Plugin muss noch dieses eingestellt werden:
- Filter cutoff frequency (“freq”) auf 100% aufdrehen
- Filter amount sign (“amt”) auf 12 Uhr stellen
4. Lade den Fruity parametric EQ 2.
- Verschiebe Band 1 auf 30 Hz, Band 2 auf 90 Hz und Band 3 auf 60 Hz
- Aktiviere über den Bändern/Fädern:
- High Pass-Filter für Band 1
- Low Pass-Filter für Band 2 und 3
- Gehe mit dem Mauszeiger auf die Punkte 1 bis 3 in der grafischen Darstellung. Mit dem Mausrad muss die Krümmung und der Verlauf noch genau angepasst werden.
5. Einsatz:
- Takt 38-45
- Takt 76-91
4. Melodiestimme
Die gesamte Melodie setzt sich aus drei Panflöten zusammen. Die Mehrstimmigkeit der Panflöte im Original lässt weitere Begleitstimmen überflüssig werden. Besitzt man das Sample der originalgetreuen Panflöte nicht, so kann eine zusätzliche Begleitstimme dem Lied die erwünschte Fülle geben. Dazu später mehr.
4.1 Melodiestimme 1
1. Bei der Auswahl beider Melodiestimmen ist wichtig:
- Panflöten-Sound (Kann in anderen Werken durch eine Vielzahl an Instrumenten ersetzt werden).
Ich habe für beide Stimmen das Preset “Pan flute” von Sytrus verwendet. Füge das Preset zwei Mal ein, da erste und zweite Melodie dennoch verschieden bearbeitet werden müssen. (Plugin presets\Generators\Sytrus\DX7\Pan flute)
2. Hier die erste Melodiestimme:
3. Wie funktioniert der Slide am Ende? Viele Synthesizer besitzen ein Pitch Wheel in der Benutzeroberfläche oder eine Slide-Funktion (Letzteres ist einfacher zu nutzen)
- Beim Pitch Wheel muss ein “automation clip” erstellt werden.
Bei den letzten Tönen des Patterns wird die Kurve des automation clip nun nach unten gezogen. - Mit der Slide-Funktion ist es ein wenig einfacher. Alle übereinander liegenden Töne werden nicht gleichzeitig gespielt, sondern stufenlos gebunden. Ordne die Töne wie ich an und die Slide-Funktion macht den Rest.
(Wichtig: Ist Slide aktiviert, können keine Akkorde gespielt werden. Man kann das Pattern allerdings duplizieren, die Töne anpassen und alles gleichzeitig abspielen) - Die dritte Möglichkeit muss angewendet werden, wenn weder Pitch Wheel, noch Slide vorhanden ist. Halte die linke Maustaste lange gedrückt, wenn Du den Ton in die Piano Roll einfügst. Es erscheint bei der Note ein kleiner Pfeil nach unten. Ordne die Töne wie ich an und das Problem ist gelöst.
4.2 Melodiestimme 2
4. Für die zweite Melodiestimme können wir einige Abkürzungen nehmen:
- Klone das “Pan flute”-Preset der ersten Melodie im Channel.
- Verschiebe die Tonfolge des “Klons” von Fis6 auf Fis5 (eine Oktave nach unten) und ein weiteres Mal auf Fis4. Im letzten Takt gibt es wegen dem Slide noch eine Veränderung.
Hier ein Screenshot und Audio:
5. Für beide Melodiestimmen kann übrigens der gleiche Mixerkanal verwendet werden. Wir laden den Fruity Reeverb 2.
- Wir benutzen das Default Setting.
- “WET” (Wet Level) und “ER” (Early Reflection) auf 40% herabstellen und fertig ist der Halleffekt.
(Audio am Beispiel der ersten Melodiestimme)
6. Bis hierhin wird für beide Stimmen alles gleich eingestellt. Jetzt kommen noch einige individuelle Änderungen am Plugin.
4.3 Änderungen an den beiden Stimmen
Erste Melodiestimme:
- Im Matrix Operator 5/6 (Zeile 5/Spalte 6), 1/2, 2/3 und 1/FX mit Rechtsklick deaktivieren.
Zweite Melodiestimme:
- Im Matrix Operator 4/6 deaktivieren.
- OP 1/FX auf 3 Uhr drehen.
- OP 1/2 auf 1 Uhr und OP 2/3 auf halb 2 Uhr stellen.
4.4 Melodiestimme 3
7. Und jetzt auch noch Melodiestimme Nummer 3:
- Klone das “Pan flute”-Preset der zweiten Melodie im Channel Rack. Die ganzen Einstellungen am Plugin bleiben.
- Lösche die Tonfolge und ersetze sie durch folgende:
8. Einsatz:
- Melodie #1:
- Takt 30-45
- Takt 76-91
- Melodie #2:
- Takt 38-45
- Takt 76-91
- Melodie #3:
- Takt 84-91
INFO
Die erste Melodiestimme kommt mit drei Variationen im Projekt.
In Takt 36/37 entsteht wegen dem Break vor dem Drop eine Pause, bei der auch die Töne leicht angepasst werden müssen. Das Ende des Drops kommt ebenfalls eine Variation.
Vor dem zweiten Drop kommt der Slide als plötzliche Einleitung zum Einsatz. Dafür muss das normale Pattern mit dem Schneide-Tool bearbeitet werden.
5. Piano
Ein Allrounder und gern gehört im Producing ist das Piano. Der Sound könnte in fast jedem Lied eine Stimme beisteuern – als Melodie oder Begleitstimme. Das Letztere wurde auch bei Kygo – Stole The Show gemacht, um das Stück zu füllen.
Im Original wird das Piano nur am Anfang gefiltert verwendet und ist ab dem Drop nicht mehr im Einsatz. Wir bilden trotzdem eine weitere Pianostimme und können dadurch mit leichten Mitteln die Melodie unterstützen, ohne dass diese noch viel bearbeitet werden muss.
5.1 Erstes Piano (Strophe)
1. Bei der Auswahl des ersten Pianos ist wichtig:
- E-Piano (oft schon gefiltert; keinen akustischer Klang mehr vorhanden)
Ich habe das E-Piano-Preset von FL Keys genutzt.(Plugin presets\Generators\FL Keys\ePiano)
2. Hier das erste Piano-Pattern:
3. Bei dem ePiano-Preset den LFO-Drehregler links an den Anschlag drehen. (Effekt deaktivieren)
4. Lade den Fruity Reeverb 2 im Mixer.
- Drehe den Mixregler (hinter dem Namen des Effekts) auf 25% zurück.
- Lade das Preset “Cathedral”.
5. Lade den Fruity Filter.
- Drehe den “High pass”- Regler an den linken Anschlag.
- Drehe “Cutoff freq” auf 3 Striche (halb 9 Uhr) zurück.
6. Einsatz:
- Takt 1-16
- Takt 47-62
5.2 Zweites Piano (Akkorde)
1. Bei der Auswahl des zweiten Pianos ist wichtig:
- akustischer Sound
- weicher Anschlag
Ich habe das “Dark Piano”-Preset von FL Keys genutzt. (Plugin presets\Generators\FL Keys\Dark Piano)
2. Es gibt zwei Pattern für diese Stimme. Das erste kommt während der Strophe (siehe Bild oben) zusammen mit dem ersten Piano sowie während des Drops und dessen Einleitung (Bild 2).
Tipp: Setze für das erste Pattern den ersten Ton und stelle den Anschlag unterhalb der Piano Roll nach unten. Die Einstellung wird für später gesetzte Töne gespeichert.
3. Beim zweiten Pattern muss der Anschlag jeder zweiten Note verändert werden. Dadurch richten wir die Betonung auf die Vierklänge. Die Fader unterhalb der Piano Roll müssen dazu angepasst werden.
4. Lade den Fruity Reeverb 2 im Mixer.
- Drehe den “Size”-Drehregler voll auf.
5.2.1 Piano filtern
5. Lade den Fruity Filter.
6. Erstelle einen “automation clip” für das “channel volume” (Kanallautstärke) links neben “Dark Piano” im “Channel Rack”.
- Kürze bzw. verlängere den Clip auf 46 Takte (von Takt 1 bis 46).
- Kopiere den “automation clip” und platziere ihn hinter den gegebenen. Schneide Takt 76 bis Takt 83 mit dem Cut-Tool raus.
Ziehe die geteilten Stücke der Clips zusammen.
7. Da es schwer ist, die Krümmung der beiden Kurven zu beschreiben, schau dir den Screenshot an und erarbeite dir das Endergebnis.
- Das Channel Volume beginnt bei 0% und steigert sich innerhalb von acht Takten auf 68%. Ab Takt 18 beginnt ein neuer Anstieg von 38% auf 68%. Nach etwa sechs Takten sollte die Endlautstärke erreicht sein.
- Die Cutoff Frequency beginnt bei 21% und steigert sich innerhalb von 16 Takten auf 100%.
In der Audiodatei hörst Du die Spur des zweiten Pianos in voller Länge.
8. Einsatz:
- Takt 5-16 (Pattern #1)
- Takt 18-25 (Pattern #2)
- Takt 30-16 (#2)
- Takt 38-45 (#2)
- Takt 51-62 (Pattern #1)
- Takt 64-71 (Pattern #2)
- Takt 76-91 (#2)
6. Strings
Besonders wichtig sind die Streicher während der Strophen, wo sie zusammen mit dem Piano die gesamte Begleitung bilden. Das gleiche Pattern wird während des Intros zum Drop genutzt.
Während des Drops gibt es ein zweites Pattern, bei dem die Streicher fast identisch das zweite Piano begleiten.
1. Ich habe für beide Pattern das gleiche “Strings Section”-Preset von DirectWave genutzt.
(Packs\Instruments\Orchestral\Strings Section)
2. Der Aufbau ist fast identisch wie beim zweiten Piano. Zunächst das Pattern der Strophe, dann wie beim Drop:
3. Lade wieder den Fruity Reeverb 2 auf den gemeinsamen Kanal im Mixer.
- Lade das Preset “Cathedral”
- Drehe den Size-Drehregler auf 12 Uhr herunter
4. Erstelle einen “automation clip” für das “channel volume” (Kanallautstärke) links neben “Strings Section” im “Channel Rack”.
- Die Lautstärkekurve beginnt bei ca. 30%. Ab Takt 26 fällt das Piano für kurze Zeit weg. Die Streicher müssen dementsprechend in den Vordergrund treten. Von Takt 25 bis 26 gibt es einen Lautstärkeanstieg auf 40%.
Ab Takt 30 bis Takt 37 liegt die Lautstärke knapp unter 30%.
Takt 38 bis Takt 46 (Drop) wird die Lautstärke wieder auf 40% angehoben. - Kürze bzw. verlängere den Clip auf 46 Takte (von Takt 1 bis 46). Kopiere den “automation clip” und platziere ihn hinter den gegebenen.
Schneide Takt 76 bis Takt 83 mit dem Cut-Tool raus. Ziehe die geteilten Stücke den Clips zusammen.
Die Audiodatei beginnt bei Takt 18 mit dem Einsetzen der Streicher.
5. Einsatz:
- Takt 18-36 (Pattern #1/gehalten)
- Takt 38-45 (Pattern #2)
- Takt 64-75 (Pattern #1)
- Takt 76-91 (Pattern #2)
7. Groove
Alles in allem klingt das fertige Soundalike zu Kygo – Stole The Show noch sehr statisch. Mit Hilfe des Swing-Faders im Channel Rack kann Abhilfe geschaffen werden. Je nach Vorliebe kann der Fader zwischen 0% und 60% verschoben werden, es stellt sich ein swingender Groove ein.
8. Mixdown
In die kommerzielle Produktion ist natürlich noch wesentlich mehr Arbeit eingeflossen als das oben Beschriebene. An vielen Stellen wurden Sounds im Detail geändert und auch wurden alle Einzelspuren professionell abgemischt und später das fertige Lied einem Audio Mastering unterzogen.
Auffällig ist vor allem die exzessive Nutzung einer Technik, die zu einer Art Pumpen führt. Dies wird mit einem Kompressor und Side Chaining gelöst.
Fazit zu Kygo – Stole the Show
(Soundalike-Tutorial)
Beim Hören des Endprodukts unseres Kygo Tutorials, sind Stil des Originals und die wichtigsten Elemente gut zu hören. Mit noch mehr Zeit ist es möglich, noch näher an das Original und dem Sound des Tropical House zu kommen.
Was würden wir dann noch anpacken?
Die richtige Auswahl der Drumsounds ist Grundvorraussetzung für einen guten Song – insbesondere bei der elektronischen Musikproduktion. Wir haben uns hauptsächlich auf die in FL Studio 12 integrierten Samples gestützt und diese im Kern belassen. Mit anderen Drumsounds wären wir dem Original wahrscheinlich noch einmal wesentlich näher gerückt.
Auch für die Erstellung aller Soundeffekte hatten wir in diesem Rahmen nicht genügend Zeit. Gerade in der zweiten Strophe finden sich noch einige Stellen, die detaillierter bearbeitet werden können.
Was gibt es deiner Meinung nach mit ein wenig mehr Aufand noch zu tun? Gibt es weitere Verbesserungsvorschläge für das bereits Erarbeitete? Wie stehst du zu etwas längeren Tutorials, bei denen wir Songs erarbeitet? Schreib’s uns unten in die Kommentare.