Drum Patterns programmieren
Beats dynamisch & professionell gestalten
Von Marc Bohnen
Professionelle Beats: Drum Patterns programmieren
Ob als Basis für einen Rocksong, als Break in einem Electro Track oder als Begleitung für eine Popnummer: das Schlagzeug ist ein unerlässlicher Bestandteil heutiger Musik, der nicht mehr wegzudenken ist.
Glücklicherweise ist es im digitalen Zeitalter nicht mehr notwendig, ein Schlagzeug jedes Mal neu aufzunehmen, um selbst entworfene Beats und Drum Patterns in den eigenen Projekten zu verwenden. Mit den geeigneten Samples und den folgenden Tipps ist es möglich, in der eigenen DAW-Software schnell Ergebnisse zu erzielen, die kaum von einem originalen Schlagzeug zu unterscheiden sind.
Kopie oder Original..? Drum Patterns
Wer mit Samples einen Beat baut, setzt sich zwangsläufig mit dieser Frage über die Natürlichkeit auseinander. Die Antwort ist jedoch nicht immer eindeutig. Die Mikrofonierung eines Schlagzeugs ist eine Wissenschaft für sich, bei qualitativ hochwertigen Samples ist dieser Teil der Arbeit jedoch bereits erledigt.
PASSEND DAZU
- Mehr Groove für deine Drum Machine Patterns (Tutorial)
- So geht Rock Drums programmieren: Tutorial
- Free Samples – 1.397 Roland Drum Samples kostenlos
- Beats selber machen in Ableton Live (Video)
- Drum Workshop Video: Producing & Drum Layering für fettere Drums
Es ist also durchaus möglich, dass ein gut programmierter, auf Samples basierender Drum Beat besser klingt als ein schlecht aufgenommenes Schlagzeug. Jedoch fehlen beim »künstlichen« Schlagzeug meist Feeling und Groove, das Resultat klingt unecht. Ein wichtiger Aspekt für das Programmieren eines natürlich klingenden Schlagzeugs ist es also, sich so nah wie möglich an der »Natur« zu orientieren.
Zunächst solltest Du dir klarmachen, welche Rolle die Drums in deinem Projekt spielen sollen. Sind die Melodien und Instrumente schon eingespielt/programmiert und wird der Drum Beat nur noch als Unterstützung benötigt? Oder stehst Du am Anfang deines Projektes und willst mit dem Schlagzeug als Inspiration beginnen, um auf dieser Basis den restlichen Song zu entwickeln?
Wenn Du nicht von vorneherein eine Idee hast, lass Dich von professionellen Bands, Produzenten oder Schlagzeugern inspirieren, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie der Beat in deinem Projekt wirken und klingen soll.
Wenn klar ist, welchen Style dein Beat haben soll, such dir die entsprechenden Samples heraus. Es gibt sehr viele qualitativ hochwertige kostenlose Samples im Internet, die Du verwenden kannst. Alternativ kaufst Du dir eine professionelle Sample Library. Neben den einzelnen Samples zum gezielten Zusammenbasteln von Drum Patterns sind meist auch Drum Loops in solchen Libraries enthalten, die zur Inspiration dienen können.
Wichtig ist hierbei: Suche nach Sample-Paketen, in denen beispielsweise die Snare Drum mehrfach aufgenommen wurde. In einem »natürlichen« Beat erklingt die Snare sehr oft und in kurzen Abständen. Wenn man jedes Mal exakt dasselbe Sample hört, ist das Resultat ein unecht klingender Beat. Denn: Anders als ein Computer wird es ein echter Schlagzeuger niemals schaffen, exakt denselben Klang immer und immer wieder zu erzeugen, jeder Anschlag klingt geringfügig anders.
Wenn die passenden Samples parat sind und Du im Groben eine Vorstellung von deinem Beat hast, dann fange an, das Grundgerüst in deinem Sequencer oder Drum Computer zu programmieren. Am besten ist es, mit Bass Drum und Snare Drum anzufangen. Lass das Metronom deines Sequenzers mitlaufen und verschiebe die Samples oder MIDI-Noten, bis Du mit dem Ergebnis zufrieden bist. Anschließend kannst Du Hihats, Crash- und Ride-Becken und/oder andere Percussion hinzufügen, um deinen Beat abzurunden.
Was deinem Beat jetzt noch fehlt, ist die Dynamik. Wichtig ist, dass Du dir klarmachst, an welche Stellen der Beat betont werden soll. Eine gute Weise, die Betonungen festzustellen, ist das »Mittrommeln« des Beats – klopfe auf deinem Tisch oder einer Unterlage den Beat mit. Die Stellen, die Du etwas energischer klopfst, stellst Du im Sequencer etwas lauter.
Bedenke hierbei, dass es nicht immer reicht, ein Sample leiser bzw. lauter zu machen. Bei einem Becken oder einer Snare Drum ändert sich mit der Anschlagsstärke nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Klangfarbe. Wenn Du, wie in Schritt zwei beschrieben, Samples in den entsprechenden Variationen geladen hast, ist hier der Moment, diese zu verwenden.
Um einen Beat noch lebensechter klingen zu lassen, ist es notwendig, Panorama und Lautstärke sinnvoll zu regulieren. Auch hier hilft es, sich am Original zu orientieren. Stell dir vor, Du stehst frontal vor einem echten Schlagzeug. Die Bass Drum sollte folglich in der Mitte erklingen; ob Du dasselbe mit der Snare Drum machst oder diese ein klein wenig nach links oder rechts verschiebst, ist Geschmackssache. Cymbals verteilst Du von rechts nach links, um das Panorama auszunutzen, dasselbe machst Du mit den Toms.
Die Lautstärke regelst Du am besten im Verbund mit dem kompletten Projekt. Wenn es nur darum geht, das Schlagzeug an sich abzumischen, achte darauf, dass Snare Drum und Bass Drum genug Beachtung bekommen, ansonsten geht die klare Linie des Beats verloren. Wenn Du magst, kannst Du abschließend noch einen dezenten Halleffekt hinzufügen, achte aber darauf, dass dieser kaum bemerkbar ist.
Computer unterscheiden sich vom Menschen unter anderem in einer Hinsicht: Sie sind bis auf die Tausendstelsekunde genau. Kein echter Schlagzeuger schafft es jedoch, mit einer solchen Präzision die Zählzeiten zu treffen. Manche DAWs besitzen eine sogenannte Humanizer-Funktion, mit der die programmierten MIDI-Noten um einige Millisekunden verschoben werden. Diese leichten Abweichungen können in manchen Sequenzern auch für die Anschlaghärte, die Lautstärke oder gar noch andere Parameter vorgenommen werden, was die natürliche Anmutung noch erhöht.
Aber es ist auch möglich, diesen Effekt manuell hervorzurufen. Stelle das Raster deines Sequenzers aus und verschiebe einige Samples ein wenig, jedoch nicht wahllos. Oft reicht es etwa bei einem schleppenden Reggae Beat schon, die Snare ein wenig nach hinten zu verschieben und sie bei einem treibenden Blast Beat wiederum um einige Millisekunden vorzuziehen.
Gerade Anfänger sind schnell frustriert, weil sie merken, dass ihr Beat nicht so klingt, wie sie sich ihn anfangs vorgestellt haben. Behalte stets im Hinterkopf, dass ein Beat mit der Zeit wächst. Nach den ersten zwei Schritten wird er sicherlich nicht so ausgereift klingen, wie das gegen Ende der Fall ist. Beat Making ist Übungssache, analysiere deine Ergebnisse und versuche dich stetig zu verbessern.
Suche dir verschiedene Tutorials heraus und schau dir insbesondere von Profis Tricks ab. Übrigens stehen die MIDI-Noten für Beats einiger berühmter Produzenten im Internet zum Download zur Verfügung. Diese mit den eigenen zu vergleichen, ist eine gute Möglichkeit, sich einiges abzuschauen.
Hat dir das Tutorial »Drum Pattern programmieren« gefallen? Dann empfiehl es deinen Freunden auf Facebook, Google+ oder Twitter weiter!