Beat Slicing Workshop
Drum Loops schneiden
Von Fabian Eckert am 08. Februar 2021
Drum Loops schneiden & verwenden
In unserem Beat Slicing Tutorial lernst Du wie ein Sample oder eine Audiodatei automatisiert in sinnvolle Einzelteile geschnitten wird, die dann Pads deines Controllers zugewiesen und später einzeln durch dich abgefeuert werden können.
Oder Du arrangierst die ursprüngliche Sequenz bzw. den Groove mittels Beat Slicing völlig um, isolierst einzelne Instrumente oder Klänge aus einem Loop, lässt den Rhythmus anders grooven, bearbeitest die einzelnen Schnipsel mit Effekten oder, oder, oder… Eine Technik, die Du als Producer definitiv beherrschen solltest.
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So gut wie jede DAW hat einen eigenen Slicer für diese Aufgaben mit an Bord. Und wer tatsächlich keinen zur Hand haben sollte, erfährt im letzten Schritt dieses Workshops, wo einer kostenlos zum Download bereit steht.
Workshop: Beat Slicing in 12 Schritten
Für das Slicing eignen sich vor allem Audiodateien, die einen Beat, eine Gitarren- oder Bassaufnahme und Ähnliches enthalten – generell Klangmaterial mit recht klar erkennbaren Anschlägen, am besten stets mit etwas »Luft« zwischen den Elementen. Natürlich ist es möglich, langgezogene Streicherklänge, synthetische Pad-Sounds oder sonstige gleichförmig fließende Klangtexturen zu bearbeiten, doch das gestaltet sich schwieriger.
Der erste Schritt beim Slicing ist die Erkennung der Transienten, also der Anschläge mit großen Pegelausschlägen. Dabei kannst Du einen Schwellenwert bestimmen (meist mit »Threshold« gekennzeichnet, manchmal auch mit »Sensitivity«) – vor einem hinreichend starken Pegelausschlag wird dann ein sogenannter Hitpoint gesetzt (alternative Bezeichnungen: »Marker«, »Transient Marker«), der den Beginn eines Slices kennzeichnet.
Setze die Hitpoints zunächst nur vor den wichtigsten, den Beat bestimmenden Sounds wie Bass Drum und Snare. Wenn Du zu viele Hitpoints setzt, wird jede kleine Hihat, jeder Rimshot und dergleichen in ein eigenes Slice gepackt – das wird schnell unübersichtlich. Zudem ist es fraglich, ob Du bei einer Performance überhaupt so viele Pads im Griff haben kannst.
Manchmal ist es besser, per »Threshold« nur die offensichtlichen Anschläge automatisch erkennen zu lassen und die restlichen von Hand zu setzen. Umgekehrt: Ein paar Hitpoints zu viel erkennen lassen und überschüssige manuell entfernen. Per Time-Stretching kannst Du den Beat langsamer abspielen, um besser die Anschläge zu hören. Zur Überprüfung ermöglichen viele Slicer das Abhören einzelner Slices.
Tipp: Vom Loop zum Song
Nutze deine Archiv-Leichen und bau dir einen ganzen Track aus nur einem Loop. Wie das geht und welche Producer-Technik dahinter steckt, erfährst Du im Video!
Du willst die Slices gezielt während einer Performance abfeuern oder zu ausgefeilten Rhythmen arrangieren? Kein Problem, denn jedes ernstzunehmende Werkzeug bietet die Möglichkeit, alle Slices in einem Rutsch den Pads einer MPC, Maschine & Co. oder den Tasten eines MIDI-Keyboards zuzuweisen; die dahintersteckenden MIDI-Noten werden in Halbtonschritten aufsteigend mit den Slices verknüpft. Das spart eine Menge Zeit und Nerven.
Beim Verknüpfen der Slices mit den Pads deines Controllers solltest Du eine gut spielbare Anordnung wählen: Soll die Bass Drum auf das erste Pad links unten? Die Snare rechts daneben oder besser darüber? Viele Künstler legen sich beispielsweise zwei unterschiedliche Hihat-Samples auf zwei benachbarte Pads, um schnelle Beats komfortabler spielen zu können.
Mit Time-Stretching lässt sich die Abspielgeschwindigkeit (BPM) des Originals an das Tempo deines aktuellen Projekts anpassen, ohne Tonhöhenänderung. Je größer der Abstand, desto mehr Einbußen in der Klangqualität wirst Du hinnehmen müssen – vor allem bei einer Verlangsamung. Durch die Teilung in Slices kannst Du aber gänzlich darauf verzichten und die Noten einfach zur richtigen Zeit triggern.
Ein Merkmal fortgeschrittener Slicing-Tools: separate Effekte für jeden Slice. Filter mit unterschiedlichen Einstellungen von Slice zu Slice sorgen für aufsehenerregende Beats. Ähnlich fesch ist es, die Abspielrichtung eines einzelnen Slices umzukehren; derartige Schalter sind meist mit »Reverse« oder kurz »Rev« beschriftet. Sporadisch eingestreute Bit-Crusher-Effekte sorgen für Überraschungsmomente mit Lo-Fi-Flair.
Audiodateien mit überlappenden Instrumenten können eine Herausforderung darstellen, etwa wenn der lange Ausklang eines Crash-Beckens noch während der darauffolgenden Snare hörbar ist. Abhilfe schafft hier ein Hüllkurvengenerator zur Formung des Lautstärkeverlaufs in einem Slice. Stelle hierfür den Parameter »Decay« oder »Fade Out« relativ niedrig ein, um Slices mit zu langen Ausklangphasen früher verklingen zu lassen.
Die Aufteilung in Slices und die damit einhergehende Trennung in separate MIDI-Noten für jeden Slice ermöglicht es dir, den Rhythmus neu zu quantisieren. Es steht dir offen, deinen auf einer MIDI-Spur neu zusammengesetzten Beat mit einem neuen Feeling über Groove-Quantisierung abzuspielen oder mit mehr Swing bzw. Shuffle auszustatten.
Seit 1994 lassen sich mit dem Programm Propellerhead Recycle sogenannte REX-Dateien (mittlerweile mit der Dateiendung .RX2) erstellen, die neben den Audiodaten auch Hitpoints und/oder MIDI-Zuweisungen für einzelne Slices beinhalten. Viele Programme haben diesen Standard adaptiert und REX-Import/Export integriert. Ähnlich wie bei REX-Dateien umfassen Apple Loops neben den Klängen an sich Hitpoints und zusätzliche Informationen wie Tempo und Tonart.
Wenn Du noch keinen Slicer besitzt und unsere Tipps hier ausprobieren möchtest, kannst Du das kostenlose Plugin CWITEC TX16Wx für Mac und Windows nutzen. Automatisches Slicing mit Empfindlichkeitsregler, umgehende Zuweisung zu MIDI-Noten und damit den Pads oder Tasten deines Controllers, der Export der Slices in separate Audiodateien und mehr sind möglich.
» Hier geht es zum Download
Beat Slicing: Unverzichtbares Producer-Tool?
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