Auto Tune Tutorial
Die richtigen Einstellungen für Gesang & Rap
Von Thorsten Sprengel am 17. September 2021
Fünf einfache Schritte im Autotune Tutorial
Wir verraten dir in diesem Autotune Tutorial in fünf einfachen Schritten, wie Du Autotune so einstellst, dass Du wie die großen Rapper und Stars aus dem Radio klingst. Du brauchst dafür keine Vorkenntnisse oder zusätzlichen Programme.
Einsteiger erfahren die genauen Werte und Fortgeschrittene wenig bekannte Hintergründe. Zusätzlich haben wir noch einen Extratipp, den jeder im Hiphop-Business kennen sollte.
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1. Wähle mit „Input Type“ die Tonhöhe der Stimme aus
Als erstes widmen wir uns der Option „Input Type“. In vielen Tutorials wird gerne behauptet, dass es egal sei, was Du hier einstellst, aber das stimmt nicht. Von dieser Einstellung hängt ab, wie gut Autotune überhaupt arbeiten kann und wie gut dein Ergebnis klingen wird.
Wir haben hier vier Einstellungen zur Verfügung: Soprano, Alt/Tenor, Low Male und Instrument. Die letzte Option mit dem Instrument fällt weg, wenn wir Autotune für einen Rapper einstellen wollen. Jede Stimme hat ihren eigenen Tonhöhen-Bereich. Das ist der Bereich, in dem sie hauptsächlich zu hören ist.
Mit der Einstellung „Input Type“ bestimmst Du, in welcher Frequenzlage bzw. in welchem Frequenzband das Autotune-Plugin nach der Stimme suchen soll. Das heißt, es kommt darauf an, in welcher Tonlage oder Tonhöhe sich die Stimme des Rappers befindet.
Wenn Du eine weibliche Rapperin mit einer normal-hohen Stimme aufnimmst, dann wählst Du hier „Soprano“ aus. Handelt es sich um eine Rapperin mit einer relativ tiefen Stimme oder einen männlichen Rapper mit einer hohen Stimme für einen Mann, dann wählst Du „Alt/Tenor“.
Die Einstellung „Low Male“ ist für männliche Rapper, die eine tiefe und bassige Stimme haben.
Der Algorithmus von Autotune analysiert die Stimme nach einem bestimmten Muster innerhalb des Frequenzbereichs, den Du mit „Input Type“ festlegst. Passt dieser nicht zur Stimme, dann erkennt der Algorithmus manche Töne nicht richtig und Autotune kann nicht richtig arbeiten.
2. Lege mit „Key“ und „Scale“ die Tonart deines Beats fest
Vielleicht hast Du schon einmal einen Track gehört, wo der Rapper zwar Autotune auf seiner Stimme hatte, er aber irgendwie nicht gepasst hat? Irgendwie klang alles schief? Oder Du hast schon einmal versucht, auf dem Keyboard ein paar Töne zu spielen und die haben nicht zum Instrumental gepasst?
Das liegt daran, dass in unserer westlichen Musik immer nur acht Töne zur Musik passen. Das ist die sogenannte Tonleiter. Und von diesen acht Tönen passen nicht einmal alle gleich gut.
Auf dem Keyboard findest Du zwölf Töne, von denen in der Regel nur acht auf deinen Beat passen. Im nächsten Schritt beim Autotune einstellen musst Du deshalb jetzt die Tonart deines Beats festlegen. Das sind der Grundton unter „Key“ und die richtige Tonleiter unter „Scale“.
In meinem Fall handelt es sich um D-Moll oder englisch „D Minor“.
Zusatztipp im Autotune Tutorial: Passende Tonart und Tonleiter zu deinem Instrumental herausfinden
Wie kannst Du aber herausfinden, welche Tonart und Tonleiter zu deinem Instrumental passen? Wenn Du Autotune Pro besitzt, kannst Du dafür einfach das mitgelieferte Plugin Auto-Key benutzen. Dieses kostet knapp 50 Euro.
Das ist sicherlich die einfachste Lösung für alle, die Autotune im Original nutzen. Mit diesem Plugin kannst Du die gefundenen Einstellungen direkt aus dem Plugin an alle Instanzen von Autotune schicken. Du stellst Autotune also auf Entfernung ein.
Wenn dir das zu teuer ist, kannst Du entweder auf das Plugin HoRNet SongKey MK3 für 13 Euro oder das kostenlose Programm „KeyFinder“, das auf Mac & PC funktioniert, ausweichen.
Außerdem gibt es noch folgende Webseiten, auf die Du dein Instrumental hochladen kannst und die dir dann die Tonart und Tonleiter verraten:
- https://www.audiokeychain.com/
- https://tunebat.com/Analyzer
- http://www.ibrahimshaath.co.uk/keyfinder/
3. Stelle den „Retune Speed“ auf Werte zwischen 5 und 10
Jetzt wird es Zeit, den ersten echten Parameter bei Autotune einzustellen. Es handelt sich um den „Retune Speed“, den Du oben links am Plugin findest. Dieser Regler ist bei Autotune so ein bisschen wie das Alter – denn hier bestimmst Du am Ende, wie modern Du klingen möchtest.
Der „Retune Speed“ legt fest, wie schnell ein falsch gesungener Ton von Autotune korrigiert werden soll. Also wie schnell aus einem falschen Ton ein richtiger Ton aus der festgelegten Tonleiter werden soll.
Je höher Du den Wert für „Retune Speed“ einstellst, desto länger braucht das Plugin für die Korrektur. Wenn Du den Regler auf 0 stellst, dann klingt das Ergebnis sehr roboterhaft und digital.
Früher wurde im Hiphop sehr schnell getuned. Dabei stand der Regler häufig auf 0. Alte Aufnahmen von Kanye West, T-Pain oder Lil‘ Wayne sind so entstanden. Bei vielen Produktionen aus Homestudios ist das bis heute noch stark zu hören.
Im modernen Hiphop werden eher Werte um die 5 bis 10 verwendet. Wenn Du an den Sound der Nuller-Jahre anknüpfen möchtest, kannst Du den Regler aber auch auf 0 stellen. Bei Sängern passen eher Werte in Richtung 20 oder 30. Das wirkt wesentlich natürlicher und nicht mehr so digital.
4. Stelle „Humanize“ auf 10 bis 15
Als nächstes musst Du dich beim Autotune einstellen dem Regler für „Humanize“ zuwenden. Der Parameter „Humanize“ arbeitet bei gehaltenen Noten, also lang gesungenen Noten mit Sustain. Er versucht das Autotune-Plugin etwas menschlicher klingen lassen.
Wenn Du „Humanize“ auf 0 gestellt lässt und die „Retune Speed“ sehr schnell ist, dann gleicht Autotune den Pitch im gehaltenen Ton ständig aus und es klingt wieder mehr wie ein Roboter. Wenn Du stattdessen „Humanize“ etwas aufdrehst, wird das Ergebnis natürlicher und gefälliger.
Für Rap verwende ich gerne einen Wert von 10 bis 15, wenn es nicht zu digital klingen soll. Bei Gesang würde ich hier aber viel höher gehen und eher 20 bis 50 einstellen, um den Klang natürlicher zu belassen.
An dieser Stelle muss auch ein häufiges Missverständnis ausgeräumt werden. Autotune kann nicht zaubern. Es ist wichtig, dass der Rapper sein Bestes beim Einsingen bzw. Einrappen gibt. Ansonsten wird die Autotune Stimme nicht gut klingen.
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5. Belasse „Flex-Tune“ und „Natural Vibrato“ auf 0
Zum Abschluss im Autotune Tutorial geht es noch um die beiden sichtbaren Regler „Flex-Tune“ und „Natural Vibrato“ und wie diese bei Rap eingestellt sein sollten.
„Natural Vibrato“ lassen wir einfach auf 0 stehen. Mit diesem Regler kannst Du ein vorhandenes Vibrato in der Stimme verstärken oder verringern. Rapper haben aber meistens kein Vibrato in der Stimme.
Bei „Flex-Tune“ kannst Du Fehlern in der Tonhöhe etwas mehr Raum geben. Das heißt, dass Autotune erst später anfängt zu arbeiten, wenn der Ton mal nicht perfekt passt. Normalerweise kannst Du diesen Regler bei Hiphop auch einfach auf 0 lassen.
Aber wenn Du mal eine Melodie mit vielen Noten hast, bei denen der Rapper immer zwischen unterschiedlichen Noten hin- und herspringen muss, dann kann dieser Regler nützlich werden, um den Fokus auf den Ausdruck zu legen statt auf die perfekte Tonhöhe. Bei Rap ist dies aber eher selten der Fall.
Deine Erfahrungen beim Autotune einstellen
Was sind deine Erfahrungen mit Autotune? Haben wir etwas in unserem Autotune Tutorial vergessen? Schreib uns gerne in die Kommentare.
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