Polyphonie einfach erklärt
Das musst Du wissen

Polyphonie FAQ
Polyphonie FAQ: Was Polyphony in der Musik und bei Tasteninstrumenten ist

Thorsten Sprengel Von Thorsten Sprengel am 13. Mai 2024

ANZEIGE

Polyphonie einfach erklärt

Der Begriff Polyphonie kommt vor allem in der Musik vor. Ferner ist er auch bei elektronischen Tasteninstrumenten und in den Sprachwissenschaften anzutreffen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Verwendung von Polyphonie in der Musik und bei elektronischen Tasteninstrumenten.

Lies auch: Noten lesen einfach gemacht

Was ist Polyphonie?

Polyphonie ist die Viel- oder Mehrstimmigkeit. Das Wort Polyphonie setzt sich aus den altgriechischen Wörtern polýs und phōnē zusammen. Polýs heißt auf deutsch viel oder mehr, phōnē ist ins Deutsche übersetzt der Ton, der Laut oder die Stimme.


PASSEND DAZU


Der Ursprung der Polyphonie reicht bis ins Spätmittelalter zurück. Dort wurde diese bereits in Form der Motette in den Gregorianischen Chorälen angewendet.

Stimme, Melodie und Begleitung

Eine Stimme kann entweder eine Melodie oder eine Begleitung sein. Eine Melodie ist in der Regel eine Tonfolge, während die Begleitung aus ausgehaltenen Tönen oder Akkorden (mehrere Töne gleichzeitig) besteht.

Grundsätzlich versteht man unter Polyphonie mehrere Stimmen oder Töne, die gleichzeitig erklingen. Dabei kommt es auf die jeweilige Anwendungsform an, was man jeweils genau darunter versteht.

Polyphonie Kanon
Der Kanon ist eine einfache Form der Polyphonie. Hier setzen die Stimmen zu verschiedenen Zeitpunkten nacheinander mit derselben Melodie ein und erzeugen so einen polyphonen Klang.

Polyphonie in der Musik

Es gibt drei verschiedene Anwendungen des Begriffs Polyphonie in der Musik. Er dient jeweils als Abgrenzung zu den Begriffen Monophonie, Homophonie und Heterophonie.

Was ist der Unterschied zwischen Polyphonie und Monophonie?

Das Gegenteil der Polyphonie ist die Monophonie. Ins deutsche übersetzt heißt das Einstimmigkeit.

Erklingen bei der Polyphonie mehrere Stimmen oder Töne gleichzeitig, erklingt bei der Monophonie genau eine Stimme oder ein Ton.

Wenn Du auf der Gitarre Akkorde spielst, sind diese polyphon. Es erklingen mehrere Töne gleichzeitig.

Spielst Du eine Melodie auf der Gitarre, ist diese monophon. Es erklingt immer nur ein Ton gleichzeitig.

Polyphonie Monophonie
In der Monophonie erklingt immer nur ein Ton zur selben Zeit.

Was ist der Unterschied zwischen Polyphonie und Homophonie?

Auch in der Harmonielehre wird der Begriff Polyphonie verwendet. Hier steht er für das Auftreten mehrerer gleichberechtigter, selbstständiger Stimmen. Es gibt keine Hauptstimme.

Im Gegensatz dazu steht der Begriff Homophonie.

Mehr zu Harmonielehre Klavier

In der Homophonie spielen zusammenklingende Stimmen zum Beispiel rhythmisch komplett gleich. Die Tondauer ist gleich lang. Das nennt man Akkordsatz. Ein homophones Stück kann aber auch aus einer Hauptstimme bestehen, der sich mehrere Begleitstimmen unterordnen. Diese Begleitstimmen spielen Begleit-Töne oder -Akkorde.

Ein besonderer Fall ist der Kanon. Bei einem Kanon spielen oder singen alle Stimmen dasselbe. Dies machen sie aber zeitversetzt und sind somit eigenständig. Aus diesem Grund ist ein Kanon ebenfalls polyphon.

Polyphonie Homophonie
In der Homophonie spielt beispielsweise eine Melodiestimme über einer Begleitstimme, die Akkorde aushält.

Was ist der Kontrapunkt?

Der Kontrapunkt ist eine spezielle Form der Polyphonie in der Harmonielehre. Es ist eine Kompositionstechnik, bei der eine Melodiestimme von einer gleichwertigen Gegenstimme begleitet wird.

Diese Gegenstimme hat in Melodie, Tondauer und Rhythmus einen eigenständigen Verlauf. Dennoch ist sie nach festen musikalischen Regeln aufgebaut, damit ein harmonischer Klang entstehen kann.

Diese Regeln für den Aufbau einer Kontrapunkt-Stimme oder Gegenstimme zu erklären, führt in diesem Artikel zu Polyphonie allerdings zu weit.

Lesetipp: Dreiklänge

Was ist der Unterschied zwischen Polyphonie und Heterophonie?

Eine letzte Abgrenzung ist der Unterschied zwischen Polyphonie und Heterophonie. Hier handelt es sich um den Gegensatz zwischen schriftgebundener und schriftunabhängiger Mehrstimmigkeit.

Bei Polyphonie ist in niedergeschriebenen Noten genau festgehalten, was die einzelnen Stimmen zu spielen oder singen haben.

Im Gegensatz dazu haben die Stimmen in der Heterophonie einen improvisierten Charakter. Die Musiker können die Stimmen frei gestalten.

Polyphonie
Polyphonie wird zum Beispiel bei Digitalpianos benötigt, um den Klang akustischer Klaviere nachzubilden. | Bild: Casio PX-S7000

Polyphonie bei elektronischen Tasteninstrumenten

Bei elektronischen Tasteninstrumenten – vor allem E-Pianos und Synthesizern, aber auch seltener Keyboards – wirst Du auch auf den Begriff Polyphonie stoßen. In diesem Zusammenhang steht der Begriff aber nicht für mehrere Stimmen im klassischen Sinne, sondern für mehrere Töne bzw. Noten, die gleichzeitig erklingen.

Das hat folgenden Hintergrund: Diese elektronischen Tasteninstrumente bilden den Klang von akustischen Instrumenten nach. Dafür werden Samples/Töne/Stimmen verwendet.

Lies auch: Erstes Digitalpiano kaufen

Wie setzt sich die Polyphonie bei elektronischen Tasteninstrumenten zusammen?

In der Regel ist ein elektronischer Klavierklang in Stereo. Er kommt aus zwei Lautsprechern gleichzeitig. Damit das funktioniert, benötigst Du bereits zwei Samples.

Der Klang eines akustischen Instruments besteht darüber hinaus in der Regel aus vielen einzelnen Klangdetails, die das Spiel erst authentisch machen.

Beim Klavierklang können diese Klangdetails beispielsweise das Abheben und Aufsetzen der Dämpfer oder das Zurückfallen der Hämmer sein.

Jedes dieser Details benötigt ein eigenes Sample.

Polyphonie
Wenn Du zu zweit gleichzeitig an einem Digitalpiano spielen möchtest, benötigst Du viele Stimmen gleichzeitig. | Bild: Yamaha CSP-295

Eine 128-stimmige Polyphonie ist nicht ungewöhnlich für ein Digitalpiano. Auf den ersten Blick klingt das viel. Wenn Du jetzt zum Beispiel zwei Klänge überlagern möchtest, benötigst Du hier für zwei Stereo-Sounds bereits vier Stimmen.

Spielst Du in dieser Konfiguration einen vierstimmigen Akkord, benötigst Du bereits 16 Stimmen.

Legst Du auf den Akkord nun Effekte und lässt beispielsweise vorhergehende Akkorde durch das Halten des Pedals weiterklingen, kannst Du die vorhandenen 128 Stimmen schnell ausschöpfen.

Ist dieser Punkt erreicht, werden die zuerst erklungenen Stimmen automatisch abgeschnitten. Um dies zu vermeiden, sollte die vorhandene Polyphonie möglichst hoch sein.

Funktionen mit einem besonders hohen Polyphonie-Verbrauch sind beispielsweise:

  • Spielen mit Haltepedal oder Halbpedal
  • Resonanzen
  • Layer-Funktion
  • Dual-Modus
  • Stereo-Sampling

Wie viel Polyphonie brauchst Du?

Das ist abhängig von der Verwendung der elektronischen Tasteninstrumente.

Möchtest Du es nur für einen authentischen Klavierklang verwenden, reicht dir ein Instrument mit einer geringeren Polyphonie.

Polyphonie
Auch Synthesizer können polyphon sein. | Bild: Arturia PolyBrute

Möchtest Du viele Effekte und Klänge gleichzeitig einsetzen, sollte die Polyphonie dementsprechend höher sein. Instrumente in den höheren Preisklassen haben als Standard beispielsweise eine Polyphonie von 256 Stimmen.

Lesetipp: Digitalpiano Klang

FAQ

Wie erkennt man Polyphonie?

Polyphonie erkennt man daran, dass die vorhandenen Stimmen selbstberechtigt sind und jeweils selbstständig und unabhängig voneinander verlaufen. Es gibt keine Hauptstimme.

Was ist das Gegenteil von Polyphonie?

Das genaue Gegenteil von Polyphonie ist die Monophonie. Hier erklingt nur ein Ton gleichzeitig. In der Harmonielehre ist das Gegenteil der Polyphonie die Homophonie. Dort spielen mehrere Stimmen in einem Akkordsatz denselben Rhythmus oder eine Melodiestimme wird von einer oder mehreren Begleitstimme begleitet.

Was ist maximale Polyphonie?

Unter maximaler Polyphonie versteht man bei elektronischen Tasteninstrumenten die maximale Anzahl an Stimmen, die gleichzeitig erklingen kann. Hat ein Instrument eine maximale Polyphonie von 128, können 128 Stimmen gleichzeitig erklingen.

Wann entstand die Polyphonie?

Die Polyphonie als musikalischer Fachbegriff erscheint erstmals im Spätmittelalter um 1300. Die Ursprünge der Polyphonie reichen allerdings bis ins 9. Jahrhundert zurück.

Wer hat die Polyphonie erfunden?

Es gibt nicht den einen Erfinder der Polyphonie. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, bei dem sich die Polyphonie langsam entwickelt hat.

Ist ein Kanon Polyphonie?

Ja, ein Kanon ist eine bestimmte Form des polyphonen Satzes und kann niemals einstimmig sein.

Was sind Kompositionstechniken und Formen, die auf Polyphonie basieren?

Beliebte Kompositionstechniken und Formen, die auf Polyphonie basieren, sind zum Beispiel Kontrapunkt, Kanon, Motette und Fuge.

Polyphonie sorgt für einen vollen Klang

Polyphonie sorgt sowohl allgemein in der Musik als auch bei elektronischen Tasteninstrumenten für einen vollen Klang. In der Musik wird dies durch die vielen Stimmen erzeugt, die gleichzeitig erklingen. Bei den Tasteninstrumenten sind es mehrere Stimmen, die gleichzeitig erklingen.

Konnten wir dir den Begriff Polyphonie näher bringen? Legst Du bei Tasteninstrumenten wert auf eine hohe Polyphonie? Schreib es uns gerne in die Kommentare!

ANZEIGE

EMPFEHLUNGEN