Musikstudio Software
Essentielle Effekte & Klangerzeuger zum Einstieg
Wer relativ neu im Musikstudio-Aufbau ist, benötigt eine Grundausstattung, was Programme zur Produktion von Musik & Sound angeht. Gemeint sind hier Audio-Plugins (virtuelle Instrumente und Effektgeräte) zur Einbindung in die Sequenzer-Software auf deinem Studio-Computer. Dabei kommt es weniger darauf an, möglichst viel Musikstudio-Software zu versammeln, als vielmehr einen gut sortierten Werkzeugkasten zusammenzustellen. Welche Audio-Programme Du brauchst und was sich mit diesen Studio-Tools für DAW & Co. genau bearbeiten lässt, erfährst Du hier.
Musikstudio-Softare
Audio-Programme zum Bearbeiten & erzeugen von Klängen via DAW & Co.
Was sind Plugins?
Plugins sind zusätzliche Programme zur Musikproduktion mit einer DAW-Software (»Digital Audio Workstation«) bzw. einem Sequenzer wie Ableton Live, FL Studio, Cubase, Logic, Pro Tools, Sonar & Co. Im besten Fall bieten sie mehr Funktionen und/oder feineren Klang als die schon in die Sequenzer-Programme integrierten Audio-Effekte (zum Bearbeiten von Sounds) und enthaltene Software zur Erzeugung von Sound.
Je nachdem, welche Musikstudio-Software Du als Basis nutzt, können Plugins über verschiedene Schnittstellen eingebunden werden. Am weitesten verbreitet ist VST (»Virtual Studio Technology«) von Steinberg, es gibt aber auch AAX (für Pro Tools), AU (»Audio Unit« für Logic + diverse iOS Apps) und mehr.
Wenn die DAW-Software vielleicht als Kombination von Mischpult und Bandmaschine im Studio gesehen werden kann, handelt es sich bei den meisten Plugins um den virtuellen Ersatz für externe Hardware oder gar ganze Ensembles aus Musikern und ihren Instrumenten. So findet sich alles von einfachen Audio-Effekten bis hin zu ganzen Sinfonieorchestern in Form von Software. Es dürfte auch kaum verwundern, dass es durch die Virtualisierung der Audiobearbeitung auch eine Menge Plugin-Effekte gibt, die kein Hardware-Pendant haben und deren Möglichkeiten oft gar nicht per Hardware realisiert werden könnten.
Alles über Audio-Plugins
Essentielle Musikstudio-Software
Das Angebot an kommerziellen Audio Plugins ist gewaltig und kaum überschaubar. Als wäre das nicht genug, kommen noch Myriaden von Free VST Plugins hinzu – gemeint sind kostenlos im Internet verfügbare Programme in mehr oder minder guter Qualität. Die Frage ist nur, welche davon brauche ich überhaupt für eine solide Grundausstattung meines Homerecording-Studios?
Um die Übersicht zu behalten, teilen wir die folgenden Audio-Programme grob in drei Kategorien auf.
An dieser Stelle sollten wir noch erwähnen, dass die großen DAW-Versionen bereits mit einer Vollausstattung an Werkzeugen für deine Musik ausgeliefert werden. Solltest Du einen solchen Sequenzer besitzen, kannst Du hier erfahren, welche Tools wofür gut sind – Du musst nicht zwingend nach Studio-Software von Drittherstellern suchen. Empfehlungen für bestimmte Gattungen findest Du schließlich in den kommenden Artikeln.
Effekte zum Abmischen & für Post Processing
Die meisten Leser werden hier ihre Ohren besonders spitzen. Denn nun folgen die essentiellen Kategorien von Audio-Plugins zum Bearbeiten von Gesangsaufnahmen, aufgezeichnetem Instrumenten-Sound und anderen Audiospuren.
Equalizer
Ein Equalizer umfasst mehrere Filter, mit dem sich bestimmte Bereiche im hörbaren Frequenzspektrum anheben oder absenken lassen. Beispielsweise kannst Du die Präsenz von Vocals bearbeiten oder den störenden Bassanteil in Gitarrenspuren entfernen. Achte darauf, dass ein parametrischer Equalizer zu deinen Werkzeugen zählt – das ist eine besonders flexible Version. Weiterhin findet sich halb-parametrische und grafische Equalizer-Software im Umlauf, Letztere kennst Du vielleicht in Hardware-Form von einem Mischpult.
Alles zum Equalizer
Kompressor
In der Musik sollen solche Effekte meist die Pegelspitzen abschwächen, um leise Stellen lauter machen zu können. Der Audio-Kompressor ist also vornehmlich für eine Reduktion des Dynamikumfangs verantwortlich, mit ihm können Aufnahmen »nach vorne geholt« werden und durchsetzungsstärker klingen. Eine besondere Variante ist der Multiband-Kompressor (siehe unten), mit dem Du bestimmte Frequenzbereiche der Musik gleichzeitig mit unterschiedlichen Einstellungen bearbeiten kannst.
Der große Ratgeber: Audio-Kompressor Tutorial
Hall / Reverb
Viele Aufnahmen werden heutzutage in nur sehr kleinen Studio-Räumen geschaffen. Um diesen Spuren dennoch einen anderen Raumeindruck geben und einen Mix durch eine entsprechende Tiefenstaffelung spannend gestalten zu können, braucht es Halleffekte. Du kannst dich hier zwischen algorithmischen Prozessoren und dem sogenannten Faltungshall entscheiden. Beide können sehr gut klingen, wobei sich letztere oftmals besser für realistische räumliche Effekte eignen (was nicht zwingend gut für die Musikproduktion sein muss).
Achtung: Top 5 Fehler beim Verwenden von Hall / Reverb
Echo / Delay
Wenn der Halleffekt zu viel Platz in einem Mix beansprucht, kann ein Delay wahre Wunder wirken. Es kann nicht nur für ein sehr langes Echo wie im Dub eingesetzt werden, mit einem kurzen und leisen Echo lässt sich auch eine Menge Tiefe in Instrumentenspuren oder Vocals bringen. Hier gibt eine Vielzahl von Tools – vom Tape Delay über Ping Pong Delay bis Mod Delay. Jede bringt einen eigenen Geschmack mit. Wichtig für den Anfang ist vor allen Dingen, dass dieses Plugin Audio in Stereo ausgibt.
🎬 Workshop zum Delay in der Musikproduktion
Noise Gate / Expander
Hinter diesen sperrigen Begriffen steckt ein weiterer Dynamikprozessor, also ein Audio-Plugin, das Einfluss auf den Pegelverlauf nimmt. Typischerweise wird ein Noise Gate genutzt, um Stellen mit geringem Pegel (typischerweise Hintergrundrauschen) automatisch stummzuschalten oder um akustisches Übersprechen bei der Abnahme von echten Schlagzeugen zu bereinigen. Sobald ein bestimmter Pegel unterschritten wird, kann das Signal gänzlich eliminiert werden (Noise Gate) oder um einen bestimmten Faktor abgesenkt werden (Expander). Doch auch eine sehr kreative Nutzung ist möglich:
🎬 Workshop: Gated Synth Programming
De-Esser
Alle, die oft Gesangsaufnahmen bearbeiten, kennen das unangenehme Zischeln bei S-Lauten. Gerade wenn ein Equalizer eingesetzt werden soll, um die Stimme präsenter und luftiger zu machen, können Zischlaute sehr störend werden. De-Esser sind Audio-Tools vom Typ Dynamikprozessor, die sich dieses Problems automatisiert annehmen und in keinem Software-Werkzeugkasten fehlen sollte.
🎬 Von A bis Z: Zischlaute entfernen
Klangerzeuger fürs Musikstudio
Sampler, Software zur Sound-Synthese & Co.
Während bei den anderen Kategorien in den meisten Fällen ein gutes Plugin locker ausreicht, kann man von Instrumenten und Klangerzeugern eigentlich nicht zu viele haben. Zumindest ist eine gute Auswahl wichtiger für deinen Sound und deine Musik als unterschiedliche Effekte. Empfehlenswerte Software-Sampler & Co. findest Du in den hier unten verlinkten Artikeln.
Synthesizer
Unter diesem Begriff sind alle Software-Instrumente zusammengefasst, die Töne über eine Klangsynthese erzeugen. Das können virtuell-analoge Modelle sein, die mit subtraktiver Synthese Klänge zaubern oder digitale Varianten mit Frequenzmodulation (FM-Synthese, Physical Modeling oder granularer Synthese. Und natürlich gibt es etliche hybride Programme, die mehrere Syntheseformen vereinen.
Die besten Plugins: Synthesizer Software
Sampler / Sample Player
In der Welt der Hardware gab es Geräte, die in der Lage waren, Audio aufzuzeichnen und dann wiederzugeben: die Sampler. In ihrer virtualisierten Form als Plugin handelt es sich hier aber oft nur noch um Sample Player, die schlicht aufgenommene Instrumente oder sonstige Samples in unterschiedlicher Tonhöhe, Anschlaghärte & Co. abspielen können. Ähnlich wie die Synthesizer kommen diese Instrumenten-Plugins häufig mit Filter, bieten interne Effekte und Möglichkeiten zur Parametermodulation per LFO, Hüllkurve etc. Im Unterschied zu den Synth-Plugins können Sampler und Sample-Player alle möglichen akustischen Instrumente glaubhaft erklingen lassen.
Das sind die besten Software Sampler
Sound Library
Bei dieser Art von Klangerzeuger handelt es sich um eigenständige Sample-Player oder Erweiterungen für populäre Software-Sampler. Sie bauen oft auf etliche Gigabytes an Sounds (Samples). Oftmals finden sich echte Instrumente oder ganze Orchester in einer einzigen Sound Library thematisch zusammengefasst. Die Hersteller liefern häufig eine spezialisierte Software mit, mit denen Du die jeweiligen Instrumenten-Sounds nach Gusto bearbeiten und verschiedene Spieltechniken (Artikulationen) realistisch abspielen können sollst.
Alle Artikel zum Thema Sample Library
Mastering Software
Die in dieser Sektion vorgestellten Effekte sind natürlich auch beim Mischen sehr nützlich und dazu kommt, dass ein Mastering noch wesentlich weiter geht als das reine Lautermachen einer Summe. Im Artikel »Audio-Editor« findest Du Empfehlungen für Mastering Software.
Limiter
Audio-Software dieser Art arbeitet analog zu einem Kompressor – sie dient zum Bearbeiten der Dynamik im Sound. Ab dem Erreichen des eingestellten Schwellenwerts unter 0 dBFS. Hier wird der Pegel so stark abgeschwächt, dass ein Überschreiten dieses Werts mehr oder minder zuverlässig verhindert wird. Besonders schnelle Geräte, die in unter einer Mikrosekunde reagieren, werden Brickwall-Limiter genannt und kommen insbesondere In der Broadcast-Technik zum Einsatz.
Knowhow zum Thema: Clipping
Multiband-Kompressor
Dieser Effektprozessor arbeitet analog zu einem normalen Kompressor, der einbandig ist – nur eben mit mehr als nur einem Band. Jedes einzelne Band in einem Multiband-Kompressor kann einen eigenen Frequenzbereich bearbeiten – wirkt also nur auf einen Teil des Audiosignals. Damit lassen sich beispielsweise tiefe Frequenzen (Bass) der Musik in den Griff bekommen, ohne dabei ein Pumpen in den Höhen zu erzeugen.
Multiband-Kompression: Der Multiband-Kompressor erklärt
Stereo Enhancer
In den letzten Jahren werden fertige Tracks immer breiter im Stereopanorama verteilt. Das geschieht zwar bereits beim Mixing, doch auch auf eine fertige Summe kann mithilfe von Plugins wie einem Stereo Enhancer die Breite noch nachträglich verändert werden. Diese Werkzeuge arbeiten in den meisten Fällen mit Phasenverschiebung, so dass eine Nutzung mit Vorsicht zu genießen ist.
Auch interessant: Modulationseffekte zur Stereoverbreiterung
Metering
Bevor die Summe deiner Songs in eine Stereodatei gewandelt wird, solltest Du sichergehen, dass keine Informationen verloren gehen – beispielsweise durch unkontrollierte Übersteuerungen. Und genau hier helfen Metering-Tools: sie erlauben dir zu überprüfen, ob das Signal übersteuert an die Wandler oder zum Export geschickt wird.
Metering
Fazit zur essentiellen Musikstudio-Software
Die vorgestellte Audio-Software zum Bearbeiten deiner Musik deckt den Löwenanteil dessen ab, was Du an Werkzeugen im frisch eingerichteten Musikstudio brauchen wirst.
Audio-Effekte und Instrumente in Form von Software für die DAW sind fast durchweg günstiger als Hardware. Sie müssen nicht gewartet werden. Außerdem lassen ihre Einstellungen fast immer automatisieren und bequem per Sequenzer-Projekt speichern/laden. Was die Grundausstattung fürs Musikstudio betrifft, kannst Du heute also auf viele teure, klobige, unpraktische, anfällige, platzraubende und stromfressende Geräte verzichten. Schöne neue Welt der Musikproduktion!
Dennoch: Ein Studio voller echter Geräte hat seinen ganz eigenen Reiz – anders als schnöde Programme machen sie die Musik mit der Haptik ihrer Bedienelemente sinnlich erfahrbar. Außerdem haben gute Klangerzeuger und Geräte für Effekte einen nicht zu verachtenden Wiederverkaufswert.