Top 5 Fehler beim Verwenden von Hall / Reverb bei der Abmischung
Von Carlos San Segundo
Die größten Fehler beim Hall / Reverb im Mixdown
Wenn ich in Produktionen aus dem Amateur-Bereich höre, fällt mir häufig auf, dass es gerade beim Einsatz von Hall / Reverb einige Fettnäpfchen gibt. Damit dir das nicht passiert, haben wir eine Liste der fünf häufigsten Fehler bei der Verwendung von Hall beim Abmischen zusammengestellt.
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1 Zu viel Hall
Je länger Du an einem Mixdown arbeitest und je tiefer Du dich in alle Details hineingehört hast, desto schwieriger fällt es, den Überblick zu behalten. Und da kann es schnell passieren, dass man den Hall-Effekt übertreibt und sich das Ergebnis plötzlich nach einer Aufnahme aus den Achtzigern oder nach Rex Gildo anhört.
Um diesem Effekt entgegen zu wirken, empfiehlt es sich, immer wieder andere (kommerziell produzierte) Musik im A/B-Vergleich zu hören. Hier kannst Du auf deren Einsatz und Dosierung des Hall-Effekts achten. Auch helfen kurze, dafür aber regelmäßige Pausen, um die Ohren immer frisch zu halten.
2 Der falsche Hall
Menschen sind an den Klang von Hall gewöhnt, in jeder Situation nehmen wir ihn als Rauminformation wahr. Beim Musik produzieren wird Hall eingesetzt, um die Musikinstrumente in der Tiefe eines Mixes zu positionieren und/oder ihnen einen gemeinsamen Raumeindruck zu verschaffen.
Da wir Menschen, wie oben erwähnt, jeden Tag den unterschiedlichsten Rauminformationen und damit Hall-Effekten ausgesetzt sind, bekommen wir im Laufe unseres Lebens eine sehr gute Vorstellung davon, wie wir Klang- oder Geräuschquellen gut orten können.
Das führt dazu, dass ein falsch eingesetzter Hall selbst von Laien und Musikkonsumenten als störend oder irritierend entlarvt wird. Beispiel: Es ergibt für die meisten Menschen wenig Sinn, ein Kammerorchester in einem virtuellen Bad zu hören. Es würde einfach nicht natürlich klingen.
Auf der anderen Seite ist natürlich jedem freigestellt, genau die als kreativen Effekt einzusetzen. Nichtsdestoweniger: Ein solcher Einsatz von Hall würde von den meisten Hörern „falsch“ empfunden werden.
3 Hall auf den falschen Sounds
Beim Mischen von Songs verwendet man Hall gerne dazu, um Sounds in verschiedene Tiefen-Ebenen einzuteilen (Tiefenstaffelung) und damit deren Präsenz im Mix zu gewichten. Sounds mit viel Hall und langen Pre-Delay-Zeiten wirken für den Zuhörer weiter weg, tiefer im Mix drinnen. Im Gegensatz dazu wirken Instrumente mit wenig Hall und kurzen Pre-Delay Zeiten näher am Zuhörer.
Beim Verteilen der Hallanteile lohnt sich, die Band auf einer virtuellen Bühne zu visualisieren und sich bereits im Vorfeld des Abmischens Gedanken über die zu verwendenden Hall-Effekte zu machen.
In der Regel befindet sich ein Sänger vor der Band auf der Bühne und sollte deswegen auch im Mix relativ weit vorne stehen. Dahinter befindet sich der Bass und dann das Schlagzeug. Musikinstrumente, die bereits von Haus aus viel Hall haben (Pads zum Beispiel) benötigen oftmals keinen weiteren Hall bei der Abmischung.
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4 Hall auf tieffrequenten Instrumenten
Reverb auf tieffrequenten Instrumenten wie Kick Drums oder Bass kann zu einer unnötigen Dichte von Audioinformationen im unteren Bereich des Frequenzspektrums. Das Ergebnis ist ein breiartiges Einerlei, das nicht mehr sauber definiert und dadurch klingt, als hätte der Mix keinen Druck. Anders gesprochen: Es gibt nur selten Bedarf, jedwede Hall-Effekte auf diese Spuren zu legen.
Außerdem wird durch das Hinzufügen von Energie im unteren Frequenzbereich der Headroom für die anderen Instrumente verringert. Du kannst dir das wie einen Eimer vorstellen, in den Du bereits unten viel blaues Wasser reinkippst für Bass und Kick Drum. Je mehr Hall Du hinzu gibst, desto voller wird der Eimer und dann ist nicht genügend Platz für das rote Wasser, also die anderen Spuren. Ein weiterer Nebeneffekt ist eine geringere Lautheit des Songs.
Es ist in vielen Musikrichtungen nicht ungewöhnlich gar keinen Hall auf Kick oder Bass zu geben.
5 Schlecht klingender Hall
Da Hall ein akustisches Phänomen unserer Umwelt nachbildet, das der Mensch schon aus Überlebensgründen seit frühester Kindheit gelernt hat richtig zu interpretieren, werden schlechte Hall-Effektgeräte schnell als solche erkannt und als billig empfunden.
Eine einfache Regel ist hier: je schlechter der Hallalgorithmus, desto weniger Hall verwendet man im Mix. Der Umkehrschluss ist deswegen übrigens nicht gleich automatisch richtig ;)
Video
🎬 Hall abmischen
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