So kannst Du unendlich viele Plugins in deiner DAW nutzen

mehrere plugins in daw nutzen
Nach drei Plugins ist Feierabend in deinem Projekt? Woran das liegen könnte und wie Du das Problem behebst, um künftig beliebig viele Plugins in deiner DAW nutzen zu können, erfährst Du hier.

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

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Tipp: Beliebig viele Plugins in deiner DAW nutzen

Hast Du das auch schon erlebt? Eigentlich bräuchtest Du noch ein oder zwei weitere Plugins bzw. Effekte, um das Instrument so zu gestalten, wie Du es im Ohr hast. Aber leider geht das nicht mehr – Du kannst nämlich nicht beliebig viele Plugins in deiner DAW nutzen. Es gibt zwei unterschiedliche Momente, an denen Du von deiner DAW in Sachen Plugins limitiert werden kannst: Der erste kommt häufiger vor und wird von der Hardware, also dem Audio Computer verursacht. Der Prozessor ist im Laufe der Musikproduktion irgendwann vollkommen ausgelastet und nicht mehr in der Lage, weitere Plugins zu stemmen. Der zweite Moment hat seine Ursache in der Limitierung der Plugins-Slots in der Musiksoftware. Je nach Sequencer-Programm sind die Slots für VST-Plugins auf 4, 6 oder 8 begrenzt (bei deiner DAW kann das variieren). Und wenn Du alle Plätze mit notwendigen Plugins belegt hast, geht es nicht weiter.

 

Fall 1: Die Hardware macht schlapp


PASSEND DAZU


Jede Spur, die Du in deinem Projekt anlegst und jedes Plugin, das Du in den Kanalzug einfügst, konsumiert etwas von der Power deiner CPU. Die CPU ist der Prozessor deines Audio Computers und heutzutage schon ein echtes Arbeitstier. Obwohl wir inzwischen Prozessoren mit vier, acht und 16 Kernen haben, kommen viele Musikproduzenten immer noch an die Grenzen des Machbaren. Es gibt Plugins, die kaum einen Ausschlag in der Anzeige für die CPU-Last verursachen. Und dann gibt es welche, die die vorhandenen Ressourcen in grossen Happen aufzufressen scheinen (in diese Kategorie fallen oftmals virtuelle Synthesizer und Hall-Effekte).

Und was kannst Du nun machen, wenn der Audio Computer ausgelastet ist?

Es liegt nahe, sich einen neuen und schnelleren Computer zuzulegen. Schneller ist immer besser – aber leider ist das auch ein sehr kostspieliges Unterfangen. Die zweite Methode wäre es, den Buffer und damit die Latenz zu erhöhen. In kleinen Dosen kansnt Du damit auch noch das ein oder andere Plugin hinzufügen. Nur leider wird mit zunehmender Latenz das Arbeiten unangenehmer und schwieriger. Zudem lässt sich die Latenz nicht beliebig erhöhen und irgendwann bist Du auch hier am Limit angekommen.

Der Königsweg wird von vielen aktuellen Sequencern sowie DAWs angeboten und findet sich in einer Funktion namens „Freeze“. Das Wort ist aus dem englischen Sprachschatz entliehen und bedeutet übersetzt soviel wie „einfrieren“. Wenn Du in deiner Musiksoftware eine Spur einfrierst, so wird das Audiosignal zusammen mit allen Plugins und Effekten auf die Festplatte exportiert oder gebounced. Das Ergebnis ist, dass die Spur weiterhin so klingt wie gehabt, der Prozessor aber kaum noch Ressourcen für die Berechnung braucht. Die Software spielt hiernach nämlich nicht mehr das Ursprungssignal, das in Echtzeit berechnet wurde, ab, sondern eine WAV-Datei auf der Festplatte.

Natürlich gibt es auch bei dieser Methode einige Nachteile. Das Einfrieren einer Spur braucht etwas Zeit (in meiner Produktionsumgebung teilweise so lange wie die Spur lang ist), in der Du tatenlos abwarten musst oder dir besser neuen Kaffee holst. Ein weiterer Nachteil ist, dass wenn Du einen der Effekte nach dem Freeze noch verändern oder einen weiteren hinzufügen möchtest, Du den Einfriervorgang aufheben musst. Erst dann kannst Du die Einstellungen verändern, um das Ergebnis schliesslich erneut einzufrieren. Das kostet deutlich mehr Zeit (und Nerven) als die Arbeit in Echtzeit.

So oder so – das Einfrieren von Spuren (Gruppen, Instrumenten, Sends, etc.) lohnt sich. Denn selbst mit einer unterdimensionierten Hardware beim Audio Computer lassen sich immer noch bombastische Produktionen fahren und keiner muss darauf schielen, ob ein Plugin 10% oder 15% des Prozessors beansprucht.

 

Manuelles Einfrieren von Spuren

Was machst Du, wenn deine DAW diese Funktion nicht hat? Die Funktion Freeze ist ein echter Segen – jeder, der sie schon verwendet hat, kennt das. Leider haben nicht alle Musikprogramme diese Funktion onboard mit dabei. Bei den Einsteigerversionen diverser grosser Marken wird diese Funktion sogar ganz bewusst nur in die grossen Profi-Versionen eingebaut, um einen Anreiz zum Kauf der teureren Version zu liefern.

Das Fehlen einer Freeze-Funktion ist aber halb so schlimm, denn Du kannst eine Spur auch manuell „einfrieren“. Zugegebermassen ist die manuelle Variante nicht ganz so sexy und deutlich umständlicher – dafür aber auch in jedem Musikprogramm umsetzbar:

  1. Stelle die Spur, die Du einfrieren möchtest auf „solo“
  2. Schalte alle Effekte auf dem Master-Buss ab
  3. Exportiere die Spur als WAV oder AIFF
  4. Importiere die eben erstellte Datei in eine neue Spur in deiner DAW
  5. Stelle die Ursprungsspur auf stumm und schalte alle Effekt-Plugins und genutzten Instrumente aus
  6. Fertig!

Das war einfach, oder? Genau so funktioniert auch die Funktion „Freeze“ – mit dem Unterschied, dass all diese Schritte mit einem einfachen Klick auf einen Knopf für dich von der Software erledigt werden. Du brauchst die Spur nicht aus deinem Projekt zu löschen. Wenn ich genau darüber nachdenke, dann solltest Du das auf gar keinen Fall tun. Denn oftmals muss im Nachhinein noch das ein oder andere geändert werden und dann kannst Du immer zurückgehen.

In Zukunft werden die Audio Computer noch weiter an Power zulegen und wir werden die alten Tage mit dem Einfrieren von Spuren belächeln. Aber bis dahin ist diese Funktion eine echte Hilfe, um Produktionen ohne Hardwarebegrenzungen durchführen zu können.

 

Fall 2: Die Plugin-Slots reichen nicht aus

Ein in meiner Praxis eher selten auftretender Fall ist der, dass die Inserts für einen Kanalzug nicht ausreichen. Mit acht Inserts, die mir mein Sequencer Cubase anbietet, bin ich zumeist bestens bedient. Allerdings höre ich hin und wieder von anderen Produzenten, dass ihnen diese Slots nicht ausreichen oder ihre Musiksoftware einfach zu wenige anbietet.

In diesen Fällen gibt es einen sehr einfachen Trick, um die Anzahl der Insert-Slots zu erweitern, wenn deine Musiksoftware Gruppen bzw. AUX-Spuren anbietet. Sobald alle Insert-Slots voll sind, erstellt Du eine leere AUX-Spur (Gruppenspur). Jetzt veränderst Du das Routing deines Kanals so, dass der Ausgang nicht direkt auf den Master-Buss geht, sondern in die Gruppenspur geleitet wird. In der Gruppenspur (AUX) hast Du jetzt acht weitere Insert-Slots zur Verfügung, in denen Du das Audiosignal weiter mit Effekt-Plugins belegen kannst. Et Voila!

Die Grundidee lässt sich übrigens noch weiterspinnen. Du könntest die Gruppenspur in eine weitere Gruppenspur routen und dann dort wieder die Insert-Slots verwenden.

Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle noch diverse Plugins genannt, die selbst als VST-Host funktionieren. In diese Plugins kannst Du dann wiederum weitere VST-Plugins einsetzen, so dass Du wiederum weitere Insert-Slots erhältst. Ich sehe durchaus Vorteile darin, bestimmte Effekt-Kombinationen in diese Art von VST-Host-Plugins zu speichern. Diese Kombis kannst Du dann nämlich unabhängig vom Host auch in anderen Musikprogrammen abrufen. Für die einfache Erweiterung der Anzahl von Insert-Slots in der DAW halte ich die Herangehensweise als nicht so sinnvoll. Deine Wahl.

 

Letzte Gedanken zu beliebig viele Plugins verwenden

Jetzt da Du weisst, wie Du im Prinzip deine DAW beliebig erweitern kannst um neue Effekte und unabhängig von der Rechenpower deines Audio Computers steht deinen nächsten Produktionen praktisch nichts mehr im Wege, um so richtig bombastisch zu klingen. Ich habe nur in ganz wenigen Fällen mehr als acht Inserts für einen einzigen Kanal benötigt. Und selbst dann wäre es möglich gewesen, die Anzahl abzuspecken und einige Funktionen in einem einzigen Plugin zu nutzen.

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