„SSS“- und Zischlaute entfernen – De-Essing von Vocals
Von Carlos San Segundo
De-Essing: Zischlaute entfernen aus Vocals & Co.
Das beste Mittel gegen überschwängliche Zischlaute in Aufnahmen ist natürlich, sie erst gar nicht aufzunehmen – die Wahl des Mikrofons und des Vorverstärkers ist entscheidend, ebenso die Sprech- bzw. Gesangstechnik (z.B. ganz leicht an der Kapsel vorbei).
Doch hier soll um etwas anderes gehen, nämlich wie Du die Zischlaute in deinen Aufnahmen nachträglich abschwächst. Dabei kannst Du drei Möglichkeiten nutzen. Los geht’s …
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1. De-Esser verwenden
- Automatische Entfernung der Zischlaute in Echtzeit
- Das Vocal verliert insgesamt an Brillanz – nicht nur während der Zischlaute
Einen sogenannten De-Esser zu verwenden, stellt eine superbequeme Mehtode ohne großen Aufwand dar. Im Live-Betrieb ist es ohnehin die einzige Möglichkeit, denn alles passiert in Sekundenbruchteilen und automatisch. Solche Hard- oder Software gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, vom kostenlosen Plugin bis hin zu hochwertigen Spezialisten für 19-Zoll- oder API-500-Racks.
Je nach a) Vocal, b) der Qualität deines De-Essers und c) dessen Einstellungen können die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen. Außerdem wird durch einen De-Esser das gesamte Vocal in seiner Brillanz beeinträchtigt – gute De-Esser erkennen die Stellen der Zischlaute zwar recht zuverlässig, aber stets ist auch an den anderen Stellen zumindest ein subtiler Höhenverlust zu spüren.
2. Kompressor über die Sidechain ansteuern
- Automatische und punktgenaue Abschwächung der Zischlaute in Echtzeit
- Aufbau bzw. Routing etwas umständlich + Equalizer nötig
Hier brauchst Du einen Kompressor mit einem Sidechain-Eingang. Diese Geräte bzw. Plugins firmieren oft einfach unter dem Begriff »Sidechain-Kompressor«.
Dupliziere deine Vocalaufnahme – im Folgenden »Spur I« genannt – auf eine neue Spur – im Folgenden »Spur II«. Letztere muss so eingestellt sein, dass sie in deinem Mix nicht zu hören ist. Jetzt schickst Du das Signal von Spur II in den Sidechain-Eingang des Kompressors, der als Insert-Effekt auf Spur I werkeln soll.
Verstärkte auf Spur II nun mit einem Equalizer die Frequenzen um 7-8 kHz (je nach Sänger unterschiedlich) relativ schmalbandig (mit niedrigem Q-Wert). Diese künstliche Übertreibung ist der Knackpunkt, denn sonst könntest Du auch gleich einen ganz normalen Kompressor nehmen – dank EQ-Boost kann ein Sidechain-Kompressor auf die starken Pegelausschläge der Zischlaute reagieren und das Signal ansonsten unberührt lassen.
3. Automation der Lautstärke
- Punktgenaue Abschwächung der Zischlaute
- Kein Verlust von Brillanz über die gesamte Spur hinweg
- Zeitaufwendig – Du musst jeden Zischlaut einzeln bearbeiten
Diese Methode ist unglamourös und zeitintensiv, führt bei gewissenhafter Ausführung aber zu den besten Ergebnissen – da hier jeder Zischlaut mit der Lautstärken-Automationskurve der entsprechenden Vocal-Spur einzeln und von Hand abgesenkt wird, hast Du die volle Kontrolle.
Einerseits wird der Rest der Spur nicht betroffen wie beim De-Esser, andererseits sind kein EQ, kein Sidechain-Kompressor und keine zusätzliche Spur mitsamt Routing nötig.
Zischlaute entfernen – Video mit weiteren De-Essing-Techniken
Artikel zum Video » De-Esser: Mit diesen 4 Techniken zähmst Du Sibilanten
Fazit zum Thema »Zischlaute entfernen« / Vocal De-Essing
Es gibt eine Vielzahl von De-Essern, sowohl in Hardware als auch in Software, die den Job zuverlässig erledigen können. Sei aber gewarnt – man kann den Effekt sehr schnell übertreiben und bekommt am Ende eine Aufnahme mit einem lispelnden Sänger oder einem insgesamt dumpfer gewordenen Vocal. Nicht so bei der Sidechain-Kompression und der Automatisierung der Lautstärke, doch gerade Letzteres ist recht mühselig.
Wie eingangs erwähnt, solltest Du dir überlegen, ob Du die Vocalspuren nicht doch neu aufnehmen kannst – eventuell mit einem anderen Mikrofon und/oder Preamp.
Aber selbst wenn Du nur ein Mikrofon und einen Vorverstärker am Start hast, lohnt es sich, die Aufnahme zu wiederholen. Bitte den Sänger, bei Zischlauten den Kopf leicht zu drehen, so dass der Schall nicht direkt ins Mikrofon geht, sondern etwas daran vorbei.